FolkWorld #44 03/2011
© Wikipedia, die freie Enzyklopädie

Magic Instrument: Harfe

Bard & Harper from John Derricke's Images of Ireland (1581)

TFF Rudolstadt
30. Juni-03. Juli 2011

SCHWEIZ
RUTH 2011

TFF.Rudolstadt 2010
TFF.Rudolstadt 2009
TFF.Rudolstadt 2008
TFF.Rudolstadt 91-07

www.tff-rudolstadt.de

Das TFF Rudolstadt, Deutschlands größtes Folk-, Roots- und Weltmusik-Festival, geht Anfang Juli 2011 zum 21. Mal über die Bühne. Neben Musikern aus aller Welt gibt es den Länderschwerpunkt Schweiz, den Tanz des Jahres Walzer, sowie die Konzerte rund um das magische Instrument - die Harfe.

Die Harfe gehört zu den Chordophonen, genauer zu den Zupfinstrumenten. Sie ist eines der ältesten Musikinstrumente der Menschheit und kam bereits um etwa 3000 v. Chr. in Mesopotamien und Ägypten vor.

Unter den drei Grundtypen der Zupfinstrumente (Harfen, Zithern und Lauten) ist die Harfe charakterisiert als ein Instrument, bei dem die Saiten senkrecht (Winkelharfe) oder abgeschrägt an der Resonanzdecke ziehen. Die Konzertharfe als größte Vertreterin ihrer Art ist mit etwa 180 cm Höhe und bis zu 40 kg Gewicht eines der größten und schwersten Orchesterinstrumente.

Aufbau und Technik

Die Harfensäule bildet quasi das Rückgrat des Instrumentes. Oben befindet sich der Kopf, der kunstvoll verziert sein kann, unten befindet sich der Fuß. Vom Kopf aus führt der Hals zum Knie, das die Verbindung zum schräg nach unten verlaufenden Korpus, dem Resonanzkörper, der wiederum im Fuß endet, darstellt.

Die obere Fläche des Resonanzkörpers bildet die Resonanzdecke, auf der sich die Aufhängeleiste für die Saiten befindet. Die Stimmwirbel der Harfe befinden sich im Hals, je nach Typ der Harfe auch eine Mechanik. Diese ist bei Pedalharfen über Pedalstangen, die entweder in der Säule oder im Korpus verlaufen, mit den Pedalen im Fuß verbunden.

Bei den einfachsten Harfen ist jede Saite für nur einen Ton zuständig. Bei der Hakenharfe kann man jede Saite mittels eines Hakens, häufig auch Halbtonklappe genannt, je nach Bedarf um eben einen Halbton höherstimmen. Bei der Pedalharfe kann man durch das Betätigen eines Pedals alle gleichnamigen Töne des Instrumentes um einen Halbton erhöhen, bei der Doppelpedalharfe um einen weiteren Halbton.

Die Bezeichnung „Konzertharfe“ meint immer eine Doppelpedalharfe (Grundstimmung Ces-Dur), mit der in allen Tonarten gespielt werden kann, die im alpenländischen Raum gebräuchliche Bezeichnung „Volksharfe“ bzw. „Tiroler Volksharfe“ meint eine Einfachpedalharfe (Grundstimmung Es-Dur), mit der in Tonarten bis zu drei Be und vier Kreuze, einschließlich C-Dur gespielt werden kann.

Harfentypen

Diatonisch gestimmte Harfen

Einfachpedalharfe

Tom Daun

Tom Daun @ FolkWorld:
FW#39

youtube.com | www.tomdaun.de

Im 18. Jahrhundert werden zur Einstellung der Tonarten Pedalharfen konstruiert, die noch heute in Gebrauch sind. Bei der Pedalharfe wird die Saitenverkürzung durch eine aufwändige Mechanik (bis zu 2500 Bauteile) mittels Fußpedalen, also auch während des Spielens, erreicht.

Ursprünglich war eine Pedalanordnung im Gebrauch, welche die Möglichkeit bot, den Ton einer Saite um einen Halbton höher zu stimmen. Entsprechend dem Aufwand beim Bau der Harfen waren es wenige, häufig fünf, später sieben Pedale. Die ursprünglich von Hand zu drehenden Haken wurden später mittels Zug-Seilen mit einem Pedal am unteren Teil des Resonanzkörpers der Harfe verbunden, um durch Treten dieses Pedals den Halbton zu erzeugen.

Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts waren „Zugkrückenmechaniken“ weit verbreitet: Dieses waren mechanisierte Haken, welche die Saiten auf einen am Hals angebrachten Steg quer zur Saitenebene drückten. (Konstruktion Fa. Naderman Paris). Seltener war eine Mechanik mit mehreren drehbaren Haken. (Fa. Cosineau Paris).

Ende des 18. Jahrhunderts wurde die bei den heutigen Konzertharfen gebräuchliche Gabelscheibenmechanik entwickelt (Fa. Nadermann Paris und Fa. Erard London). Funktion: Eine drehbare Scheibe, deren Achse quer zum Hals angeordnet ist, war mit zwei kleinen Stiften versehen, zwischen denen die Saite verläuft. Tritt man das Pedal, so dreht sich die Scheibe, und die zwei Stifte drücken die Saite so ab, dass sie verkürzt einen Halbton höher klingt.

Die von den Pedalen betätigten Zugstangen wurden ausschließlich durch die Säule mit einer Umlenkung im Kopf der Verbindung zwischen Säule und Hals geführt. Exotische Konstruktionen wie die Umstimmung der Saiten durch Dehnen mit drehbaren Wirbeln der Fa. Cosineau zur Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert konnten sich nicht durchsetzen. Die Einfach-Pedalharfen erreichen im Gegensatz zur Hakenharfe eine maßgebliche Erweiterung der innerhalb eines Musikstückes erreichbaren Tonarten.

Eine besondere Art der Einfachpedalharfe ist die im späten 19. Jahrhundert auftretende „Tiroler Volksharfe“ oder „Tiroler Liederharfe“, eine „Harfe“, die das erforderliche Umstimmen für den typischen Tonartenwechsel der Alpenländischen Volksmusik einfach durch Treten der Pedale ermöglicht. Sie wird mit nicht betätigten Pedalen in Es-Dur gestimmt und erreicht damit die Tonarten Es bis E-Dur.

Vermutlich handelt es sich wegen der gebogenen Decke um eine Weiterentwicklung der „böhmischen Harfe“. Die Namensgebung leitet sich aus dem Verbreitungsgebiet des heutigen Tirol und Südtirol ab. Es handelt sich dabei um eine recht einfache Konstruktion. Die statischen Teile des Halses inklusive der Lager für die Umstimmvorrichtungen sind in Holz ausgeführt. Die Anordnung der Pedale war je nach Instrumentenmacher verschieden.

August Söchting, Salzgitter 1949

"Musieke, wei willt
musieke maken!"

Die Instrumente des Harfenbauers Franz Bradl aus Brixlegg verhalfen der noch heute gültigen Konstruktion zum Durchbruch. Beteiligt war maßgeblich die Volksharfenspielerin Berta Höller aus Vöcklabruck in Oberösterreich (Sinngemäßes Zitat: Da habe ich den Holzköpfen erst einmal klar machen müssen, dass die Pedale wie bei der Konzertharfe angeordnet werden müssen, damit sich die Harfe durchsetzt).

Die von Franz Bradl nun nicht mehr verwendeten Drahthaken wurden noch lange vom Harfenbauer Kammel (Schneizlreuth, Oberbayern) weiterverwendet. Die von den bekannten Volksharfenbauern (Mürnseer, Kitzbühel, Petuschnigg, Lienz, Kröll, Zangerle, beide Tirol und Fischer, Traunstein in Oberbayern) noch gebauten Instrumente sind mit Gabelscheibenmechaniken ausgerüstet. Das Konstruktionsmerkmal mit den Zugstangen im Resonanzboden und Umlenkung im Knie hat sich bei den Volksharfen erhalten. Diese Harfen zeichnen sich durch einen klaren Klang und ein kräftiges Knie aus.

Die Doppelpedalharfe ist die heute gebräuchliche Konzertharfe. Sie hat meistens 47 Saiten (die diatonisch gestimmt sind) und umfasst einen Umfang von sechseinhalb Oktaven. Sie erreichen eine Höhe von bis 1,90 Meter. Die Saitenspannung erhöht sich mit der Weiterentwicklung der Konzertharfe noch bedeutend und erfordert von den Harfenisten ausgeprägtes Training zur Kraftbildung, dem Hornhautaufbau und spezielle Techniken zur Entspannung der Hand (nach unten zeigende Finger zupfen die Saiten und werden zum Entspannen der Hand in die Handfläche artikuliert). Durch die Entwicklung der Doppelpedalharfe wurden die Spielmöglichkeiten stark erweitert, zum Beispiel das Spielen eines Glissando über einen verminderten Septakkord.

Am 2. Mai 1810 erhielt Sébastien Érard das Patent für eine Harfe mit doppelter Auflösung und Drehscheibenmechanik. Jedes der sieben Pedale konnte jetzt nicht nur um eine Stufe, sondern um zwei Stufen getreten werden. Hierdurch wurde die Erhöhung um zwei Halbtöne (ein Ganzton) möglich. Die Erfindung wird fast unverändert von den Konzertharfenbauern noch heute verwendet. 3500 verkaufte Exemplare führten zur Standardisierung der Harfe, die mit 46 oder 47 Saiten bespannt ist.

In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts brachten Konzertharfenfirmen Modelle mit verbreiterten Resonanzdecken im Bassbereich auf den Markt. Die Decke erscheint in der Vorderansicht in der Birnenform. Mit der Doppelpedalharfe zog das Instrument im 19. Jahrhundert, nach der Arpa Tripla (Arpa Doppia) des 17. Jahrhundert, wieder als festes Instrument in das „Klassische Orchester“ ein.

SonDeSeu

SonDeSeu @ FolkWorld: FW#35, #42

www.myspace.com | www.youtube.com

www.sondeseu.org

Die Doppelpedalharfe hat in der Regel sieben Pedale, eines für jeden Stammton. Die Pedale sind durch Metallstangen in der Säule der Harfe mit einem Mechanismus verbunden, der es erlaubt während des Spielens die Länge des virbrierenden Teils der Saiten zu verändern, was die Stimmungen der Saiten verändert. Jedes Pedal hat drei Positionen, in der Anfangsposition haben alle Töne ein -Vorzeichen. Jeder Ton lässt sich nun zweimal um einen Halbtonschritt erhöhen.

Hakenharfe

Eine Hakenharfe ist ein nach ihren Umstimmvorrichtungen bezeichneter Harfentyp.

Die Harfe ist traditionell ein diatonisches Instrument, das auf eine Tonart eingestimmt ist. Vermutlich mit der Verbreitung der temperierten Stimmung und um schnell die Tonart wechseln zu können, wurden ab dem 18. Jahrhundert unterhalb der Stimmwirbel Haken angebracht, mit denen die einzelnen Saiten so verkürzt und um jeweils einen Halbton erhöht werden konnten. Am oberen Ende der Saite ist ein Haken oder Hebel angebracht, der mit der Hand betätigt werden kann und die Saite verkürzt. So kann die Saite um einen halben Ton erhöht werden. Es müssen nicht alle Saiten mit Haken versehen sein. Meistens wird die Tonart vor jedem Stück eingestellt. Es ist jedoch auch möglich, während des Spiels üblicherweise mit der linken Hand die Umstimmer zu bedienen.

Der Terminus Hakenharfe sagt nichts über die regionale Herkunft des Instrumentes aus. Hakenharfen sind (nach nicht genau definierter Quelle, hier ist Vorsicht geboten!) seit dem 17. Jahrhundert bekannt und waren in der Kunstmusik noch neben den Pedalharfen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein verbreitet. Am bekanntesten sind jedoch jene Instrumente, die häufig von böhmischen und thüringischen Wandermusikern bis in die 50er Jahre hinein gespielt wurden. Diese werden darum als Böhmische Hakenharfen bezeichnet und sind heute wieder in Franken und Süddeutschland beliebt. Außerdem sind viele der so genannten irischen oder keltischen Harfen Hakenharfen. Bei heute üblichen Hakenharfen sind die ursprünglichen einfachen Haken durch Halbtonklappen (im Englischen „Levers“) ersetzt, der Name ist jedoch geblieben.

Die heute gebräuchlichen Typen sind die Keltische Harfe und die Böhmische Harfe.

Böhmische Harfe

Die böhmische Harfe ist eine mitteleuropäische Variante des „kontinentalen“ Harfentyps mit gerader Stange und eingezapftem Hals. Bekanntgeworden ist sie als das Instrument böhmischer Wandermusikanten, die im 19. Jahrhundert durch Europa und Asien zogen, zum Teil in organisierten Musikantenkapellen. Dementsprechend war sie sehr leicht gebaut, um als "Wanderinstrument" über weite Strecken getragen werden zu können -- verglichen mit dem eher schweren, robusten Bau anderer europäischer Harfen, die vielmehr als stationäres "Hofinstrument" Verwendung fanden.

Merit Zloch

Merit Zloch @ FolkWorld:
FW#26, #28, #29, #32, #36, #36

www.myspace.com | www.youtube.com

www.meritzloch.net

Die böhmische Harfe war Zeit ihrer Geschichte ein „einfaches“ Instrument, das von Schreinern gebaut wurde. Als Baumaterial ist für Hals und Stange meistens Fichte, für die Decke ausschließlich Fichte zur Anwendung gekommen. Bei den älteren Exemplaren ist die Resonanzdecke längs gemasert, später in Fischgrät oder schräg gemasert (ein äußerst seltenes Konstruktionsmerkmal). Es sind auch vereinzelt Exemplare mit quer gemaserten Decken erhalten. Das Saitenmaterial bestand aus Naturdarm. Moderne Nachbauten verwenden Nylon oder Saiten aus Polyvinylidenfluorid (sog. "Carbonsaiten").

Einige der erhaltenen historischen Museumsexemplare aus dem 19. Jahrhundert haben an einigen Saiten Metallhaken. Diese hatten die Funktion, durch Druck auf die Saite deren Frequenz um einen Halbton zu erhöhen. Dies war der Vorläufer der späteren Halbtonmechanik, wie sie heute in den unterschiedlichsten Arten auf modernen Harfen zu finden ist.

In Böhmen selbst ist die böhmische Harfe im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts ausgestorben. In zahlreichen böhmischen Museen können aber noch historische Exemplare besichtigt werden (Musikmuseum in Prag; Kreismuseum in Sokolov; Museum stredniho Pootavi in Strakonice; Heimatkundliches Museum in Boží Dar (Gottesgab); Böhmerwaldmuseum in Kašperské Hory (Bergreichenstein)). Seit etwa 2002 werden von vereinzelten Instrumentenbauern in Prag, Pilsen und Příbram diese Harfen anhand von Museumsexemplaren oder Exemplaren aus Privatsammlungen wieder rekonstruiert.

Über die Geschichte der deutschsprachigen böhmischen Harfnerinnen forscht in Deutschland Nancy Thym (Archiv und Museum für Harfengeschichte, Freising), in deren Konzertprogramm auch die Schicksale einzelner Harfenmädchen wie der Hildesheimer Nachtigall oder der Berliner Harfenjule sowie der Pressnitzer Harfenspielerinnen eingearbeitet sind.

Bei den heute gespielten Instrumenten, die in Deutschland vielfach als "böhmische Harfe" bezeichnet werden (siehe Bild), handelt es sich meist um modifizierte Harfen böhmischen Bautyps, wie sie von der Firma Klangwerkstatt Markt Wald produziert werden. Diese sind von Christoph Löcherbach auf der Basis der historischen böhmischen Harfen entwickelt worden, sind jedoch etwas kleiner und kompakter, besitzen Schallöcher auf der Hinterseite des Korpus (ein Merkmal, das die historischen böhmischen Harfen nicht hatten) und moderne Halbtonklappen. Das geringe Gewicht der Harfe und die kompakten Abmessungen, aber auch die Perfektion der Entwicklung durch den Instrumentenmacher Andre Schubert bei der Möglichkeit, das Instrument äußerst preisgünstig in Baukursen unter Anleitung selbst zusammenzubauen, machten die Harfe zu einer der meistverkauften in Deutschland.

Keltische Harfe

Gráinne Hambly & William Jackson

Gráinne Hambly & William Jackson
@ FolkWorld:
FW#40, #41 #42

myspace.com | myspace.com | youtube.com

www.grainne.harp.net, www.wjharp.com

Als keltische Harfen (auch gälische Harfen) werden eine Gruppe von Harfeninstrumenten bezeichnet, die vor Allem durch die typische, runde Form der Säule auffallen. Die Form des Corpus variiert von der einfachen Kastenform zu Formen mit abgerundetem Rücken. Die Stimmung ist diatonisch, zumeist durch Halbtonklappen in der Tonart variierbar, weshalb das Instrument oft etwas abschätzig als „Hakenharfe“ bezeichnet wird. Harfen in dieser Bauform sind aus Irland, der Bretagne und Schottland bekannt und eng mit der keltischen Tradition verwoben.

Die moderne „keltische“ (irische und schottische) Harfe ist ein Nachfolger des historischen Saiteninstruments. Sie ist ca. 0,7 bis 1,6 m hoch und hat in der konzertanten Form ca. 34 diatonisch gestimmte Nylon-, Carbon- oder Darmsaiten. Das bedeutet im Gegensatz zur Konzertharfe einen geringeren Tonumfang im Bassbereich. Sogenannte Schoßharfen erzeugen aber auch schon mit 26 Saiten einen umfassenden Klang. Das Saitenmaterial ist identisch der Konzertharfen, die Spannung ist etwas geringer und der Abstand etwas kleiner. Der Resonanzboden ist gerade, der Saitenstellwinkel zum Resonanzkörper ist ebenfalls identisch mit dem der großen Harfen.

Als Baumaterial sind für die tragenden Teile Kirsche, Ahorn, Nußholz, selten Birnenholz und Eiche bekannt. Die Resonanzdecke ist in der Regel Fichte (quergemasert), selten auch mit Furnier überzogen.

Die Spieltechniken der meisten InstrumentalistInnen unterscheidet sich nur marginal von denen der Konzertharfe, seltener wird das Instrument auch mit Fingernägeln gespielt, wie z.B. von Laoise Kelly. In Irland wird diese Harfe auf Grund der „Neuerung“, Darm-, Carbon- oder Nylonsaiten an Stelle von Bronze oder anderem Metall zu verwenden, als Neo-Irish harp bezeichnet.

Die Instrumente haben sich mittlerweile über die gesamte nördliche Hemisphäre verbreitet. Während international sehr viel individuelle Hersteller selbst entworfene Einzelstücke fertigen, wird diese Harfenart auch in großer Stückzahl in Fabriken in Japan, Italien, Frankreich und in den USA gefertigt und auch als Billigprodukt in Pakistan.

Alan Stivell

Alan Stivell @ FolkWorld:
FW#6, #18, #34, #41

www.myspace.com | www.youtube.com

www.alan-stivell.com

In Deutschland wird mit Cláirseach (irisch) bzw. Clàrsach (schottisch-gäl.) oder seltener Gaelic harp eine mit Bronzesaiten bespannte Harfe, oft ohne Stimmklappen, bezeichnet. Die Clairseach hat eine lange und reiche Geschichte. Sie wurde in Irland, den schottischen Highlands und Inseln über 1000 Jahre, bis ins späte 19. Jahrhundert gespielt. Mit der bronzebespannten Harfe versuchten die Einwohner die alte Tradition am Leben zu erhalten.

Die frühe Geschichte der keltischen Harfe in Europa ist noch nicht umgehend erforscht. Drei der vier ältesten authentischen Harfen sind Cláirseach auf den britischen Inseln, eine in Irland und zwei in Schottland. Der Ursprung dieser drei Harfen wird ungefähr ins 15. Jahrhundert datiert und es wird angenommen, dass sie in Argyll in Südwest-Schottland gefertigt worden sind.

Die charakteristischen Eigenschaften der historischen Cláirseach-Harfe sind ihre Saiten aus Bronze. Diese werden über einen massiven Resonanzkörper gespannt, der normalerweise aus einem einzigen Stück Weidenholz gefertigt ist. Daran befestigt ist eine verstärkte gekrümmte Säule, deren Hals mit Schnitzereien verziert und von breiten Messingbändern flankiert ist. Gewöhnlich wurde sie mit den Fingernägeln gespielt, was einen hervorragend klingelnden Ton ergab.

Drei dieser mittelalterlichen Harfen befinden sich in der Bibliothek des Trinity College in Dublin, oft romantisch als Harfe von Brian Boru bezeichnet, sowie die Königin-Mary-Harfe und die Lamont-Harfe im Schottischen Nationalmuseum in Edinburgh. Anhand der künstlerischen Gestaltung der Instrumente ist davon auszugehen, dass alle drei wahrscheinlich in den westlichen Highlands gefertigt wurden. Es gab in früherer Zeit reichlich Gelegenheiten, die Harfe des Trinity College von Schottland nach Irland über das Meer zu schaffen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auch sie schottischen Ursprungs ist. Es gibt noch mindestens 15 weitere frühe keltische Harfen, die aus nachmittelalterlichen Zeiten bis ca. 1800 stammen. Obwohl sich die meisten in Irland befinden und für gewöhnlich angenommen wird, diese seien irischen Ursprungs, ist bei vielen die Herkunft nicht gesichert, sie könnten ebenso aus Schottland stammen.

Meistens werden sie auch heute noch mit den Fingernägeln gespielt. Die irischen Harfner waren keinesfalls untergeordnete Begleiter sondern Virtuosen, außerordentlich gepriesen mit schneller Geläufigkeit und komplizierten Modulationen. Das Abschneiden der Fingernägel galt als „Höchststrafe“ für einen Barden.

Irish Euro
The harp that once thro' Tara's halls
The soul of music shed,
Now hangs as mute on Tara's walls
As if that soul were fled...
Thomas Moore [FW#37]

Metallbesaitete Harfen gibt es heute wieder häufiger, oft als Nachbauten historischer Instrumente wie der Queen Mary Harp oder der Sirr. In der weiteren Entwicklung des Instrumentenbaus spielten sie bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts keine maßgebliche Rolle, bis Alan Stivell und Myrdhin in der Bretagne, Mary MacMaster in Schottland oder Rüdiger Oppermann in Deutschland das Instrument wieder populär machten. Heute bieten Harfenbauer auch in Deutschland wieder recht umfangreiche Modellreihen metallbesaiteter Harfen an.

Ihr obertonreicher, diatonischer Klang kommt gegenwärtig wieder stärker in Mode; sie hat ihren Platz noch immer als Nationalinstrument von Schottland und Irland.

Neben der diatonisch gestimmten Cláirseach entwickelte sich auch eine chromatisch gestimmte Variante des Instruments. Vermutlich über den Umweg der italienischen Harfe nach Wales verbreitet sich in Irland eine Tripelharfe mit Metallsaiten mit nur 7 getripelten Harfen (Cloyne harp im Nationalmuseum Dublin, Außenstelle Collins Baraks). Erwähnenswert ist hier das Saitenmaterial: im Diskant Bronze, und im Bass Silber oder Gold. (Durch Walzen wird das Metall verdichtet und erhält zusätzliche Zugspannung.)

Die Keltische Harfe war als Symbol auf den irischen Pfundmünzen abgebildet. Heute findet sie sich auf den irischen Euromünzen. Außerdem befindet sie sich im Wappen der Republik Irland.

Lateinamerikanische Harfen

Die in Spanien weit verbreitete Harfe wurde im 16. Jahrhundert durch die Spanier in Lateinamerika eingeführt – sie war damals in Europa ein Modeinstrument. Das Instrument verlor im Laufe ihrer Entwicklung die pentatonische Saitenreihe und ist heute ein diatonisches Instrument ohne Umstimmvorrichtungen und mit Nylonsaiten bespannt. Die Harfe ist heute in Südamerika weit verbreitet und Harfenmusik ist Teil der Folklore in verschiedenen Ländern Lateinamerikas.

Gwenan Gibbard

Gwenan Gibbard @ FolkWorld:
FW#34, #39

www.myspace.com | www.youtube.com

www.gwenangibbard.com

Besondere Beliebtheit genießt dieses Instrument in Paraguay und in Venezuela. Die typische Paraguay-Harfe hat 36 Saiten und ist etwa 150 cm hoch, der Abstand zwischen den Saiten beträgt etwa einen Zentimeter. Die Schallöffnungen befinden sich auf der Rückseite des Instrumentes. Die Venezolanische Harfe Arpa llanera ist größer, durchschnittlich etwa 160 cm, hat 32 Saiten, die Seitenabstände betragen 1,4 cm und die Schallöffnungen befinden sich auf der Vorderseite des Instrumentes, auf dem Resonanzboden. Die Arpa llanera wird ebenso in Kolumbien gespielt. Die in den Anden, den Bergen Südamerikas, verbreitete Harfe besitzt einen sehr breiten Resonanzkörper und hat 34 Saiten. Die Peruanische Harfe ist besonders populär in der Region Ayacucho. In Chile, Ecuador und Bolivien ist die Harfe nicht unbekannt, verliert aber mehr und mehr an Bedeutung. In Mexiko ist die Harfe im Bundesstaat Veracruz populär, sie wird dort aber mehr zur Begleitung und nicht als Soloinstrument benutzt. Das berühmte Lied „La Bamba“ ist ursprünglich ein Harfenlied.

Entsprechend der weiten Verbreitung dieses Instruments in Südamerika gibt es viele Musikstile, die mit der Harfe gespielt werden können (z.B. der Joropo). Venezolanisch-kolumbianische Harfenmusik ist sehr rhythmisch und vom heißen Klima der tropischen Tiefebenen beeinflusst. Traditionell wird dazu auch gesungen (zum Teil Sprechgesang) und die Harfe wird vom Cuatro, der Maracas (Rumbakugel) und von einem Bass begleitet. Paraguayische Harfenmusik ist sehr melodiös und melancholisch. Sie wird mit Gitarre, Requinto (Kleine Gitarre) und manchmal mit Akkordeon begleitet. Andenmusik fußt auf der Pentatonik der Inkas, ist oft schwermütig und wird von Europäern mit ihrem ständigen Wechsel von Moll- zu Dur-Klängen als leicht traurig empfunden.

Südamerikanische Harfen werden mit den Fingernägeln gezupft.

Chromatisch gestimmte Harfen

Im 15. oder 16. Jahrhundert entstanden in Spanien und Italien chromatische Harfen. Es sind heute folgende Typen der chromatischen Harfe bekannt:

Walisische Tripelharfe

Holger Schäfer

Holger Schäfer @ FolkWorld:
FW#37, #40, #42

www.youtube.com | www.harfe-und-sang.de

Sie hat sich in Wales bis heute erhalten. Das nahezu zwei Meter große Instrument ist chromatisch gestimmt, das heißt, für jeden Ganz- und Halbton gibt es eine eigene Saite, angeordnet in drei Ebenen. Die beiden äußeren Ebenen sind jeweils diatonisch gestimmt, entsprechend den weissen Tasten beim Klavier, die Ebene dazwischen entspricht den schwarzen Tasten und ergänzt die beiden äußeren – gleich gestimmten – Ebenen um die fehlenden Halbtöne zur Chromatik. Demzufolge braucht die Tripelharfe keine Pedale. Sie ist mit bis zu 99 Saiten bespannt. Georg Friedrich Händel schrieb für die walisische Tripelharfe sein Konzert für Harfe und Orchester. In Wales haben sich auch verschiedene Sammlungen von Harfenstücken erhalten. Heute wird auf dem Instrument nahezu ausschließlich walisische Folklore gespielt, der bekannteste Vertreter ist Robin Huw Bowen.

Moderne Sonderfälle

Die Experimentierkunst im Harfenbau ist nicht erloschen, so waren am Harfenkongress in Prag moderne Formen der Pleyelharfe und kleinere chromatische Harfen mit zwölf Saiten in einer Reihe zu sehen. Diese Modelle waren in der Renaissance und Barock im kleinerem Umfang bereits vorhanden ohne jemals weitere Verbreitung zu finden.

Um 1900 hatte die chromatische Harfe eine kurze Wiederbelebung. Aufgrund der immer chromatischer werdenden Kunstmusik hielten manche die diatonische Pedalharfe für unbefriedigend bzw. nicht geeignet fur die moderne Musik. Der bekannteste Komponist der für dieses Instrument komponiert hat war Claude Debussy.

Ausgehend von einer im 19. Jahrhundert bereits vorhandenen Konstruktion einer chromatischen Harfe unternahm der Harfenist Christoph Pampuch Ende des 20. Jahrhunderts einen neuen Anlauf. Auf Basis der böhmischen Harfe entwickelte er ein doppelreihig überkreuztes, dazu handliches Modell, das mit eigener Spieltechnik und ohne fehleranfällige Mechanik das gesamte chromatische Spektrum bietet. Das Besondere ist die Stimmung des Instruments, dabei werden die Saiten einer Saitenreihe immer in großen Sekunden (analog dem Salzburger Hackbrett) gestimmt, also in 2 parallelen Ganztonleitern. Damit gehört diese Harfe zu den 6-plus-6-Instrumenten. Der Musiker oder Musikerin greift für einen Dreiklang zwei Saiten aus einer Ebene und eine Saite aus der zweiten Ebene.

Geschichte

Die Harfe ist weltweit sehr verbreitet. Früheste überkommene dokumentierte Referenzen gibt es aus der Zeit 4000 v. Chr. in Ägypten und 3000 v. Chr. in Mesopotamien. Die ersten Abbildungen von Harfen erscheinen in Mesopotamien und Ägypten etwa 2400 v. Chr. Aus der Kykladenkultur haben sich zehn Marmorstatuetten mit sitzenden Harfenspielern erhalten, die von ca. 2600 bis 2200 v. Chr. entstanden sind.

Harfentreffen Mosenberg

"25 Jahre Harfentreffen auf dem Mosenberg"

Archäologen aus Innsbruck haben eine 2000 Jahre alte, geschnitzte Winkelharfe rekonstruiert. Der aus Hirschgeweih geschnitzte Arm der Harfe ist reich verziert und trägt eine rhätische Inschrift. Im nördlichen Europa (im Gegensatz zum Mittelmeerraum, Medialib) erscheinen die ersten Abbildungen von Harfen in Irland um etwa 800 n. Chr. Diese Harfen bilden mit ihren Charakteristika (geschwungener Hals, abgeschrägte Saitenanordnung) den Grundtypus aller heute weltweit gebräuchlichen Harfen.

Vier der ältesten Harfen haben sich in Europa erhalten. Es sind dies drei keltische Harfen aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Bei der nach dem legendären irischen Hochkönig Brian Boru benannten Harfe mit einem aus einem einzigen Stamm gebeitelten Korpus kam als Resonanzholz Weidenholz zum Einsatz. Diese Harfe kann in der Bibliothek des Trinity College in Dublin besichtigt werden. Die Brian-Boru-Harfe ist im Wappen der Republik Irland sowie auf der Flagge der irischen Provinz Leinster zu sehen, auch ist sie auf den irischen Euromünzen abgebildet, und war davor lange auf allen Münzen des irischen Pfundes zu sehen. Zwei sehr ähnliche Exemplare, die Queen Mary Harp und die Lamont Harp befinden sich im Museum of Scotland in Edinburgh. Eine vierte Harfe, die sogenannte „Wolkenstein-Harfe“ oder „Eisenach-Harfe“ vom Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts, kann man heute auf der Wartburg in Eisenach besichtigen.

In Mitteleuropa tritt die Harfe als einfache Schoßharfe auf (oft auch als Bogenharfe). Schnarrer waren weit verbreitet, das Instrument klingt dadurch kräftiger. Der schnarrende Klang deutet auf die Verwendung als Begleit- und Rhythmusinstrument hin. Die Pedalharfe mit am Harfenfuß angebrachten Pedalen wurde 1720 von Jacob Hochbrucker erfunden.

Die Bilder zeigen Details einer "Gotischen" Harfe frei nach der Harfe MI59 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg

Harfen in der Mythologie

Die Harfe ist unter dem Namen Kinnor das Instrument des hebräischen Königs David, der mit ihr die bösen Geister seines Vorgängers Saul austreibt. Auch in verschiedenen nordischen Sagen taucht sie auf, so in der Wälsungen-Sage oder dem Beowulf.

Vorformen der Harfe


Ausgewählte Harfen-Diskographie:
Carolan - The Life, Times and Music of an Irish Harper Irish Harp and Song Book - Traditional Harp Tutor Mostly Scottish Harp Vol. 1 - Scottish, Irish, Manx and Original Tunes Arranged for Celtic Harp

Cormac De Barra "Tarraing Téad - Pulling Strings", Nadia Birkenstock "Strange New Land", Robin Huw Bowen "The Road to Aberystwyth", Moya Brennan "Signature", Máire Ní Chathasaigh "FireWire", Stefano Corsi "Trails for Celtic Harp", Patricia Daly "The Rolling Wave", Katrien Delavier "Harpes D'Irlande - Irish Harps", Gwenan Gibbard "Y Gwenith Gwynnaf", Phamie Gow "Dancing Hands", Rachel Hair "Hubcaps & Potholes" / "The Lucky Smile", Gráinne Hambly & William Jackson: Music from Ireland & Scotland, Janet Harbison & Belfast Harp Orchestra, Corrina Hewat "My Favourite Place", Delyth Jenkins "Aros", Gwenaël Kerleo "Yelen", Ralf Kleemann "Hugs & Kisses", Catriona McKay "White Nights", Loreena McKennitt "A Mummers' Dance through Ireland", Norland Wind "From Shore to Shore", Rüdiger Oppermann "Same same - but different" , Anne Postic "An Delenn Vev", Tim Rohrmann "Schattenlicht", Savourna Stevenson "Touch Me Like The Sun", Alan Stivell "Emerald", William Taylor "Two Worlds of the Welsh Harp" / "Graysteil", Merit Zloch "Urban Legends"

The Granard Harp Festival - Excerpts from `The Memoirs of Arthur O'Neill' (1810)

Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie [de.wikipedia.org/wiki/Harfe, de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmische_Harfe, de.wikipedia.org/wiki/Keltische_Harfe, de.wikipedia.org/wiki/Walisische_Tripelharfe]. Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.

Stand: Februar 2011.

Photo Credits: (1) Bard & Harper from John Derricke's 'Images of Ireland' (1581), (3) Klesmermusikant August Söchting (1949), (5) www.meritzloch.net @ Wackelstein Festival 2009, (8) Irish Euro Coin, (10) Holger Schäfer (unknown); (2) Tom Daun (by folkBALTICA); (4) SonDeSeu, (9) Gwenan Gibbard, (12) O'Sullivan, Carolan - The Life, Times and Music of an Irish Harper, (13) Daly, Irish Harp and Song Book - Traditional Harp Tutor, (14) Hair, Mostly Scottish Harp Vol. 1 - Scottish, Irish, Manx and Original Tunes Arranged for Celtic Harp (from website); (6) Grainne Hambly & William Jackson; (by Wolfgang Vogt/Music Contact); (7) Alan Stivell (by Bardentreffen); (11) Harfentreffen Mosenberg 2004 (by Josef Straka); (15) Wikipedia Logo (by Wikipedia).


FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld