Jürgen B. Wolff (* 15.10.1953, Plauen).
Der Musiker und Grafiker und selbsternannte "Brachialromantiker" war mit der 1976 von ihm mitgegründeten Gruppe Folkländer einer der Mitgründer der Folkszene der DDR. Seit den späten 1980ern tritt er zusammen mit Dieter Beckert als Duo Sonnenschirm auf.
Nach der Wende war er an der Neuausrichtung des Rudolstadt-Festivals
beteiligt. Dabei war er insbesondere als Chefgrafiker an einer neuen Darstellung und Präsentation beteiligt.
www.jbwolff.de
Rolly Brings (* 19.07.1943, Köln).
Der Kölner Liedermacher und Aktivist Rolly Brings ist einer der einflussreichsten Musiker und Texter in der kölschen Sprache.
Als aktiver Gewerkschafter befassen sich die seit 1986 von Rolly Brings veröffentlichten Platten mit politischen Themen, Menschen aus dem Arbeitermilieu und historischen Ereignissen, wie etwa der Märzrevolution.
Für sein Eintreten gegen Rassismus wurde er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet,
dem Giesberts-Lewin-Preis der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit,
sowie dem Karl-Küpper-Preis.
www.rollybrings.de
Tom Schroeder (*12. Juli 1938, Grünberg, Schlesien). In mehr als 3.000 Hörfunksendungen stellte Tom Schroeder Folk und Blues, aber auch Kabarett, Rockmusik und Rockjazz vor. Gemeinsam mit Martin Degenhardt und Reinhard Hippen bildete der Musikjournalist zwischen 1966 und 1970 die Redaktion der Zeitschrift Song. 1968 war Tom Schroeder Mitveranstalter der Internationalen Essener Song-Tage und 1969 (sowie wieder in den 1990er Jahren) des Burg-Waldeck-Festivals. Seit 1975 gehört er zu den Organisatoren des Open Ohr Festivals und seit 1981 zu den Organisatoren des Lahnsteiner Bluesfestivals. Er gehörte zur Jury des Deutschen Kleinkunstpreises und ist immer noch Juror des Preis der deutschen Schallplattenkritik. Tom Schroeder wurde 2004 mit dem Blues-Louis des SWR ausgezeichnet; 2005 erhielt er die Peter-Cornelius-Plakette für seine Verdienste um die Entwicklung der Kleinkunst und des Musiklebens in Rheinland-Pfalz.
Peter Havlicek (*17. April 1963, Wien). Der Kontra- und Jazz-Gitarrist widmet sich der Erneuerung der Wiener Musik sowie neuen Musikformen zwischen Klassik und Jazz. 1994 war er Mitbegründer der Neuen Wiener Concert Schrammeln. Weitere Kooperationen: Schrammel und die Jazz, Tini Kainrath, Karl Hodina.
Erich Schmeckenbecher (*31. März 1953, Stuttgart). Der Sänger und Liedermacher wurde ab 1974 zusammen mit Thomas Friz als das erfolgreiche Folk- und Volkslied-Duo Zupfgeigenhansel bekannt. Bis 1985 veröffentlichten Zupfgeigenhansel neun Langspielplatten und verkauften über eine Million Tonträger. Die Idee, Volks- und Rockmusik zu verbinden, führte 1992 zur Gründung des kurzlebigen Band-Projekts Erich und das Polk (später: Hiss). 2001 veröffentlichte er die erste Solo-CD. Neben eigenen Liedern vertonte Schmeckenbecher Gedichte wie Theodor Kramer (Andre, die das Land so sehr nicht liebten). Seine Volksliedtextvertonungen (Ein stolzes Schiff, Fordre niemand mein Schicksal zu hören) sind heute Standards. Zu seinem 70. Geburtstag veröffentlichte das Branchen-Magazin MUSIKWOCHE ein 8-seitiges Feature.
Marta Kubišová (*1. November 1942, Böhmisch Budweis (heute České Budějovice)).
Das Lied „Modlitba pro Martu“ („Ein Gebet für Marta“) der tschechischen Sängerin wurde zum Symbol des Widerstandes in der Zeit nach dem am 21. August 1968 erfolgten Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR zur Niederschlagung des Prager Frühlings.
Im Jahr 1970 wurde Marta Kubišová beschuldigt, pornografische Aufnahmen gemacht zu haben. Dies diente als Vorwand, um sie aus dem öffentlichen Leben zu verbannen.
Erst im Zuge der Samtenen Revolution 1989 rehabilitiert, ist sie heute fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Tschechien.
1999 wurde der Asteroid (6700) Kubišová nach ihr benannt.
www.kubisova.cz
Frank Hocker (1956-2023). Der Gitarrist und Sänger stieg 1981 als zweiter Gitarrist (neben Gert Beracz) bei der Kölner Anarcho-Rock-Band Schroeder Roadshow ein. Er begleitete deren Sänger Gerd Köster, der als The Piano Has Been Drinking Lieder von Tom Waits auf Kölsch interpretierte. Ab 1996 wurde Frank Hocker auf den Köster-Platten auch gemeinsam auf dem Cover genannt. Er spielte sowohl beim Anti-WAAhnsinns-Festival 1986 gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf als auch bei der Kölner Musikkampagne gegen rechte Gewalt „Arsch huh, Zäng ussenander“. Frank Hocker starb im Oktober 2023 plötzlich im Alter von 67 Jahren.
Peter Horton (1941-2023).
Mit seinen Erfolgssendereihen „Café in Takt“ und „Hortons Kleine Nachtmusik“ schrieb der Gitarrist ein Stück deutscher Fernsehgeschichte.
Er schrieb an die 600 Musikwerke und Chansons und veröffentlichte etwa 60 Platten/CDs und 11 Bücher. Sein ganzheitliches Unterhaltungskonzept nannte er „Philotainment“.
Peter Horton, der mehrere Jahre an Parkinson litt, starb im September 2023 kurz nach seinem 82. Geburtstag.
www.peter-horton.de
Thomas Friz (1950-2023). Von 1974 bis 1986 musizierte Thomas Friz mit Erich Schmeckenbecher als erfolgreiches Duo unter dem Namen Zupfgeigenhansel. Die neun Langspielplatten der beiden hatten eine Auflage von über einer Million. 1978 erschien ihr Buch Es wollt ein Bauer früh aufstehn mit 222 Volksliedern, darunter viele sozialkritische aus der Sammlung von Wolfgang Steinitz. Anschließend war er mit jiddischen und deutschen Volksliederprogrammen solo aktiv. Zu seinen Vertonungen gehören u.a. Texte von Theodor Kramer, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Kurt Tucholsky. 1994 war er von rechtsradikalen Skinheads so brutal zusammengeschlagen worden, dass er erst mühsam wieder lernen musste, die Hand so zu bewegen, um Gitarre spielen zu können. Zum 50-jährigen Bandjubiläum von Zupfgeigenhansel im Jahr 2022 arbeitete er wieder mit Erich Schmeckenbecher zusammen und veröffentlichte die 3-CD-Box "Miteinander: 50 Jahre - 70 Lieder", eine Retrospektive mit teils unveröffentlichten Aufnahmen. Am 29. August 2023 verstarb Thomas Friz nach einem Herzinfarkt im Alter von 73 Jahren in Göppingen.
Andrea Pancur (1969-2023). Die Familie der Musikerin und Schauspielerin war zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Slowenien nach München gekommen, so dass Andrea Pancur sich aus diesen Wurzeln heraus zur fast untergegangenen osteuropäischen Klezmertradition hingezogen fühlte. 1994 gründete sie mit fünf anderen die Klezmergruppe Massel-Tov. Ab 2003 war sie die Sängerin des Weltmusikquartetts Bappa E Zittu. 2008 wandte sich eigenen Projekten zu: Bei Alpen Klezmer widmete sie sich gemeinsam mit dem lettischen Multiinstrumentalisten Ilya Shneyveys dem Ansatz, alpenländische und jiddische Musiktraditionen zu vereinen. Dafür erhielt sie 2014 in Rudolstadt den Weltmusikpreis Ruth. Mitte August ist die umtriebige Musikerin völlig überraschend mit nur 54 Jahren gestorben.
Erkin Koray (1941-2023).
Der im Istanbuler Stadtteil Kadıköy geborene Erkin Koray
gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Anadolu Rock, der in den 1960er Jahren entstandenen türkischen Rockmusik.
Koray äußerte sich zu seiner Karriere in dem Film "Crossing The Bridge – The Sound of Istanbul" von Fatih Akın.
Ihm seien immer wieder Hindernisse in den Weg gelegt worden, weil das von ihm bevorzugte Genre der Rockmusik in der Türkei kaum populär war.
So veröffentlichte er in den 1970er/80er Jahren zum Teil bei Plattenfirmen in Deutschland, die Musik von Künstlern mit Migrationshintergrund produzierten.
Die letzten Jahre verbrachte er in Kanada. Am 7. August 2023 starb Erkin Koray im Krankenhaus von Toronto im Alter von 82 Jahren.
„Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, schrieb das Veranstaltungsteam in der diesjährigen Ankündigung von FOLKLORUM, den Turisedischen Festspielen. Das beliebte Festival in der „Geheimen Welt von Turisede“ (ehemals Kulturinsel Einsiedel) in Neißeaue, Sachsen, geht mit seiner 30. Ausgabe vom 1. bis 3. September 2023 in die letzte Runde.
Dankbar seien sie, sagen die Veranstalterinnen und Veranstalter um Doreen Stopporka und Jürgen Bergmann, für die treuen Fans und die unzähligen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die FOLKLORUM dreißig Jahre lang möglich gemacht haben und sie auch 2023 wieder unterstützen. Das Festival habe ihnen viele glückliche und schöne Erlebnisse beschert, jedoch mache die Inflation, das alljährliche Bangen um ausreichende Besuchszahlen und der große organisatorische Aufwand, der ein Privatleben für mindestens einen Monat fast unmöglich mache, auch vor ihnen nicht halt – der ehemalige Enthusiasmus wurde immer mehr zu einem Kampf gegen Windmühlen.
Das hielt das Team jedoch nicht davon ab, es in diesem Jahr nochmal so richtig krachen zu lassen. Die Besucherinnen und Besucher durften sich auf ein anspruchsvolles Programm mit unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstlern freuen, die teils bereits in den vergangenen Jahren für große Begeisterung sorgten – zu nennen ist hier beispielsweise die Folk-Punk-Band MUTABOR aus Berlin. Aber auch neue Gesichter fanden sich auf den Bühnen. Unter anderem konnte diesmal die finnische Kultband Eläkeläiset gewonnen werden.
Gibt es noch eine Chance für das Folklorum?
Gründer Jürgen Bergmann erklärt, warum 2023 das letzte Folklorum gewesen sein soll.
Doch Bergmann macht auch Hoffnung: Möglicherweise gibt es in zwei Jahren ein neues Format.
(MDR Kultur)
Günter Gall: Irgendwann ist es auch mal gut!
Der Folk- und Bänkelsänger, Liedermacher, Komödiant, Rezitator, Liedersammler und Buchautor Günter Gall geht nach mehr als fünfzig Jahren in den Ruhestand. Nicht nur seine Lieder in niederrheinischer Mundart werden fehlen, auch seine literarischen Programme mit Liedern zu Texten von Mascha Kaléko, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Fritz Graßhoff, Wolfgang Amadeus Mozart, Erich-Maria Remarque und des schwedischen Rokokodichters und Spielmanns Carl Michael Bellman.
Mit 77 Jahren gehe die Kraft aus, schreibt er, „die Motivation, die Konzentration. Und sowieso: Irgendwann ist es auch mal gut! Danke für alles, love, peace, freedom and music, oder, wie Jimi Hendrix sagte: ‚If you want to change the world, it can only be done by music.‘“
„Ein Tierfilmgucker in der Glotze oder Kreuzworträtsellöser“ will er aber nicht werden. Mithilfe unter anderem des Musikers und Multiinstrumentalisten Jörg Fröse plant er, seine rund dreihundert eigenen Lieder in Buchform zusammenzufassen.
25 Jahre folker – song, folk & world
Ein Kind der deutschen Einheit – und zwar eines mit Bedacht und viel gutem Willen. So entstand 1998 das Musikmagazin folker aus dem ostdeutschen Vorläufer Folksblatt und dem westdeutschen Gegenstück Folk-Michel. Im Laufe des Vierteljahrhunderts hat das Magazin die enorme Bandbreite seines Genres umfassend abgedeckt: Folk von Celtic über Balkan und Skandinavien bis hin zu Bluegrass, traditioneller Volksmusik, anspruchsvollem deutschsprachigem Lied und Weltmusik im Sinne von Musik aus aller Welt.
Über diese ebenso abwechslungsreiche wie unterhaltsame Mischung wurde im Zweimonatsrhythmus berichtet, bis das Coronavirus die Arbeit der Redaktion Ende 2020 jäh unterbrach. Mithilfe des engagierten Verlags fortes medien gelang es jedoch, das Blatt als Vierteljahreszeitschrift wieder flottzumachen. Ebenso wurde die inhaltliche Präsentation modernisiert und glänzt seitdem mit Schwerpunktthemen wie „Digitalisierung in der Musik“, oder „Frauen – Stimmen – Gleichberechtigung“ sowie zu Musik aus Deutschland, den USA, Irland oder vom Balkan.
Ebenfalls wurde die Webpräsenz mit dem neuen Portal www.folker.world deutlich ausgebaut, das einerseits die Printinhalte widerspiegelt, andererseits mit deutlichem inhaltlichem Mehrwert aufwarten kann.
Wie viele Magazine, die sich abseits des Mainstreams verorten, ist das ganze Projekt finanziell auf Kante genäht und auf (zusätzliche) Abos angewiesen. Um der schwierigen Situation im Angesicht von Preissteigerungen auf dem Papiermarkt und im Energiebereich zu begegnen, soll derzeit mithilfe eines Crowdfundingssichergestellt werden, dass der folker auch zukünftig kompetenten, unabhängigen und vertrauenswürdigen Musikjournalismus innerhalb des abgedeckten Spektrums sowohl als Printmedium als auch auf seinen digitalen Plattformen anbieten und neuen Nutzer:innenschichten erschließen kann.
All das hat Verlag und Redaktion jedoch nicht davon abgehalten, das silberne Jubiläum ausgiebig zu
feiern, zum Beispiel auf dem Rudolstadt-Festival und dem Nürnberger Bardentreffen oder mit einer
Retrospektive anhand Interviews mit bisherigen Chefredakteur:innen im Heft selbst. 25 Künstlerinnen
und Künstler der Szene haben dem Magazin zudem per Videogruß zum Jubiläum gratuliert.
Zum Anlass unseres runden Jahrestages haben wir insgesamt 25 Künstler und Künstlerinnen gebeten, Ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Die Resonanz war überwältigend, und die beeindruckenden, charmanten, wohlwollenden, berührenden und sympathischen Ergebnisse veröffentlichen wir nach und nach im Laufe des Jubiläumsjahres auf www.folker.world
sowie auf unserem eigens dafür eingerichteten folker-Youtube-Kanal.
https://www.youtube.com/playlist?list=PLnpX9Oe6JpVxZuCZrDYRZbPCM_yhQe-Ky
Liebe folker-Freundinnen und -Freunde, oft kommt es ja nicht vor, dass unser kleines, aber feines Magazin in den öffentlich-rechtlichen Medien stattfindet, aber zum 25-Jährigen in diesem Jahr hat SWR2 zum Interview gebeten. Ausstrahlung in der Sendung „Tandem“ war am 12.9.2023 um 19.05 Uhr, eine ganze Stunde lang mit eingestreuter Folk- und Weltmusik. Moderator Bernd Lechler stellte kundige Fragen und ließ mit unserem Herausgeber Mike Kamp die Geschichte des folker und seiner Vorläufer Revue passieren. Natürlich ging es auch um die aktuelle Situation des Magazins, dessen Fortbestehen angesichts der heutigen Widrigkeiten für Printmedien und die Herausforderungen für die Musikszene im Allgemeinen. Das alles gibt es auch zum Nachzuhören in der SWR-Mediathek sowie in der ARD-Audiothek. Viel Spaß beim Hören.
Die Künstlerin und Aktivistin Peggy Luck (Profolk, DeutschFolk-Initiative, Waldzitherpunk) hat gemeinsam mit anderen in Leipzig ein neues Netzwerk ins Leben gerufen. Folk for Future knüpft an Fridays for Future an und will musikalisch auf die politisch dringliche Frage der Klimakrise, aber auch die Tatsache aufmerksam machen, dass vor allem Menschen, die weniger Anteil an den Ursachen haben, für die Privilegien des Westens und Nordens bezahlen.
Musikschaffende stehen in der Öffentlichkeit und erreichen dadurch berufsbedingt mehr Menschen. Dies will man sich zunutze machen, „für mehr Gesang, Tanz, Spiel, Schönheit und Lebensfreude auf Veranstaltungen rund um Klima und Nachhaltigkeit. Kleben ist gut – tanzen ist besser!“ Ideen, wie das konkret aussehen könnte, gibt es einige – Kreistänze auf Klimademos, musikalische Flashmobs, Blockaden vor Ort mit oder ohne Profis, Konferenzen zum Austausch und Dialog …
Die erste Aktion fand am 4. August 2023 in Leipzig statt, ein erstes Onlinetreffen am 5. August. Ende August gründete sich auch ein Berliner Ableger unter der Federführung von Magdalena Kriss vom Duo Tante Friedl. Wer dabei sein möchte oder weitere Ideen hat, kontaktiere: folkforfuture@gmx.de.
Konstantin Wecker ist mit „Utopia 2.0“ erneut auf Tournee
Mit „Utopia 2.0 – Wir werden weiter träumen“ knüpft der Liedermacher Konstantin Wecker 2023 an sein umjubeltes Programm Utopia an. Sein Traum von einem herrschaftsfreien Leben ist noch nicht zu Ende. Weshalb auch? Für Konstantin Wecker ist er die Wirklichkeit. Aus diesem Grund wird der Sänger und Komponist sein Programm Utopia auf einer Tournee im Herbst 2023 in der Version 2.0 neu aufleben lassen.
Der Titel verrät es schon. Bei den aktuellen Konzerten handelt es sich beileibe um keine reine Fortsetzung, sondern um eine konsequente Weiterentwicklung des Programms aus dem Jahr 2021 – mit noch nie gehörten Arrangements und aktuellen Gedichten und Gedanken. Begleitet wird er auf seiner Reise nach Utopia von dem Pianisten Jo Barnikel, der Cellistin Fany Kammerlander, dem Klarinettisten und Saxophonisten Norbert Nagel sowie dem Perkussionisten Jürgen Spitschka. Konstantin Wecker: „Wir spielen auch viele Stücke, die dem Publikum bekannt sind, jedoch in anderer Gestalt.“
Was geblieben ist, ist die Sehnsucht des poetischen Träumers nach grenzenlosem Frieden und Freiheit. Denn der Neofaschismus und die Remilitarisierung sind für den Pazifisten Wecker furchtbare Zeichen der Zeit. Und dennoch. Konstantin Wecker: „All diese Dinge ermutigen mich noch mehr, meine Ideen auf der Bühne unter die Menschen zu bringen. Denn die Aufgabe der Kunst ist es, Utopien im Herzen zu bewahren und sie mit anderen Menschen zu teilen.“
Ungebrochen sind auch seine unbändige Lust und Kraft, den Menschen Mut zu machen, ihre Ohnmacht zu übertrumpfen und zu sich selbst zu stehen. Schon allein deshalb ist Utopia 2.0 Konstantin Wecker pur und ein unbedingtes Muss für all diejenigen, die das Vorgänger-Programm coronabedingt nicht sehen konnten sowie für all diejenigen, die durch Utopia inspiriert wurden, diesen Traum noch einmal ganz intensiv zu erleben. Gemeinsam mit Konstantin Wecker. Und in der Wirklichkeit.
Suli Puschban und Konstantin Wecker veröffentlichen gemeinsame Single
Konstantin Wecker und Suli Puschban haben schon weite Kreise gezogen am Himmel der singenden Songwriter und oft Menschen mit ihren Worten Ermutigung und Trost gespendet. Sie haben sich, ganz passend bei der "Unteilbar-Demonstration" in Berlin kennengelernt, wo Suli mit fünfzig Kindern ihre Hymne "Wir stehen auf" sang und Konstantin sein wunderbares Lied "Sag Nein!". Daraus entstand die Zusammenarbeit zu "Die Eule und der Rabe", einem gemeinsamen Lied, für das Suli Puschban einen poetischen Text geschrieben hat, das Konstantin Wecker vertonte und beide miteinander eingesungen haben. Eine Ballade, die ein Gespräch zwischen einer weisen Eule und einem klugen Raben widergibt, die nicht aufhören wollen, an das Gute im Menschen und den Segen des Miteinander zu glauben.
Suli Puschban – "Die Eule und der Rabe" Single-VÖ: 08. September 2023
JOAN BAEZ I Am A Noise („Ich gebe keine Ruhe“) ist ein außergewöhnliches Porträt der legendären Folksängerin und Aktivistin Joan Baez. Der Dokumentarfilm, weder ein konventionelles Biopic, noch ein traditioneller Konzertfilm, begleitet Joan auf ihrer letzten Tour und taucht ein in ihr beeindruckendes Archiv aus Privatvideos, Tagebüchern, Kunstwerken, Therapie- und Musikaufnahmen. Im Laufe des Films zieht Baez schonungslos Bilanz und enthüllt auf bemerkenswerte Weise ihr Leben auf und abseits der Bühne: von ihren lebenslangen emotionalen Problemen, über ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King, bis hin zu der schmerzlichen Beziehung mit dem jungen Bob Dylan. Als radikaler Blick auf eine lebende Legende wird dieser Film zu einer intimen Erkundungsreise einer ikonischen Künstlerin, die noch nie zuvor so viel über ihr Leben enthüllte.
JOAN BAEZ I Am A Noise ist weder konventionelles Biopic noch traditioneller Konzertfilm. Mehrere Jahre folgten die Regisseurinnen Karen O’Connor, Miri Navasky und Maeve O’Boyle der ikonischen Künstlerin. Im Laufe des Films zieht Baez schonungslos Bilanz und enthüllt auf bemerkenswert intime Weise ihr Leben auf und abseits der Bühne. So entstand eine immersive Dokumentation, die fließend durch die Zeit gleitet, die legendäre Musikerin auf ihrer letzten Tour begleitet und auf bis heute nie gesehene Archivaufnahmen zurückgreift: Aus Home-Movies, Tagebucheinträgen, Kunst, Therapie-Bändern und anderen Audio-Aufnahmen formt sich das Bild einer einzigartigen Frau, die nur mit einer Gitarre bewaffnet und ihrer unverwechselbaren, glasklaren Stimme, Musik- und Weltgeschichte geschrieben hat.
JOAN BAEZ I Am A Noise: Ab 28.12.23 im Kino! Alle Infos: www.joanbaez-film.com
Deutschfolk: Neue DeFI-Website online
Spätestens seit dem Rudolstadt-Festival 2022 mit seiner Podiumsdiskussion zu „Deutschfolk 2.0“ wissen wir: Sie macht sich mehr und mehr bemerkbar, die dritte Deutschfolkwelle! Organisatorisch vernetzt ist die Szene in der DeutschFolk-Initiative, kurz DeFI, die sich 2021 unter dem Dach des Verbandes Profolk gegründet hat und seither stetig wächst. In diesem Jahr veranstaltet die Initiative bereits das dritte Deutschfolkfestival, diesmal als Gast des Windros-Festivals in Schwerin.
Rechtzeitig vor dem Rudolstadt-Festival in diesem Jahr präsentiert die DeFI nun auch die nach monatelanger Detailarbeit fertiggestellte neue Website, die sich als wahres digitales Zuhause für alle Deutschfolk-Interessierten gestaltet. Neben Wissenswertem zum Genre im Allgemeinen bietet sie aktuelle News, stellt Künstlerinnen und Künstler sowie Bands vor und kürt regelmäßig eine von ihnen zur „Band des Monats“.
Alle, die selbst musikalisch aktiv sind oder werden wollen, erhalten unter der Rubrik „Selbst Folken“ kostenfreie Starterkits zu den bekanntesten Liedern und Tanzstücken und können auf ein vielseitiges Notenarchiv zugreifen. Eine Übersichtskarte – zu deren Ergänzung und Erweiterung aufgerufen wird – bietet einen Überblick darüber, wo überall in Deutschland Künstlerinnen und Künstler, Festivals, Veranstaltungsorte, Lehr- und Lernanstalten, Sessions, Workshops oder sonstige Multiplikatoren Deutschfolk auf die ein oder andere Weise spielen, thematisieren oder fördern.
Preis der deutschen Schallplattenkritik
Bestenliste 3-2023
Weltmusik: Samuel Blaser: Routes. enja & yellowbird 7835 (Edel)
Ein Brückenschlag über Raum und Zeit: Der Schweizer Posaunist Samuel Blaser ehrt seinen jamaikanischen Vorgänger Don Drummond (1934-1969), einen Pionier des Ska mit starkem Jazz-Appeal, dessen Leben so tragisch endete. Eine profilierte internationale Besetzung (Soweto Kinch, Michael Blake, Ira Coleman, Dion Person u.a.), ein Latin-Touch durch Pianist/Organist Alex Wilson, ein Posaunenchor im Stück »Green Island« und ein Gastauftritt des inzwischen verstorbenen, exaltierten Reggae-Musikers Lee »Scratch« Perry sorgen für die swingenden Höhepunkte des stilistisch bunten, auch musikalisch farbenfrohen Albums. Für die Jury: Johann Kneihs
Traditionelle Ethnische Musik: Driss El Maloumi: Aswat. Contre-Jour cj038 (Broken Silence)
Die orientalische Laute Oud gilt in der arabischen Welt als Königin der Instrumente; ihr zarter Klang betört die Sinne und lässt die Zeit stillstehen. Der marokkanische Meister Driss El Maloumi legt mit »Aswat« ein poetisches Album vor: musikalische Miniaturen, in denen das Flüstern der Bäume, das leise Rauschen des Regens, die Rufe und Geräusche in den Straßen von Agadir hörbar werden. In seiner Heimatstadt an der Atlantikküste leitet Maloumi das Konservatorium. Seine Konzertreisen führen ihn in die ganze Welt, wo er mit herausragenden Interpretinnen und Interpreten verschiedenster Genres musiziert. Für die Jury: Tom Daun
Liedermacher: Jan Degenhardt: Inshallah. Sturm & Klang Musikverlag S+K 076 (Alive)
Flucht und Migration sind zentrale Themen der vierten CD von Jan Degenhardt – und im Titelstück »Inshallah« wählt er eine besondere Perspektive: ein Mensch aus dem Irak erzählt von der Solidarität, die schnell verschwand. Als sie – oder er – protestierte gegen die Mächtigen, waren noch alle dabei; dann aber fielen die Menschenrechte vom Himmel (in Form amerikanischer Bomben) und wurden zugleich zerstört – im Folter-Gefängnis von Abu Ghraib. »Wo warst Du da?«, fragt das Lied. Und jetzt, wo Islamisten das Erbe des Widerstands missbrauchen – wo sind wir jetzt? Melancholisch erzählt Jan Degenhardt vom Verlust der Menschlichkeit. Für die Jury: Michael Laages
Folk und Singer/Songwriter: the Young’uns: tiny notes. Hudson Records HUD036 (Rough Trade)
The Young’uns sind ein vorwiegend a cappella singendes Trio aus dem Nordosten Englands. Auf diesem Album unterstützen Arrangements mit Piano und Streichern die bestens aufeinander eingestellten Stimmen. Sean Cooney, David Eagle und Michael Hughes widmen ihre Lieder Heldinnen und Helden »von nebenan«. Mit der Nutzung überlieferter musikalischer Formen erzielen sie eine starke emotionale Wirkung und sind dennoch aktuell. Ohne Politik direkt zu erwähnen, geben sie ein starkes Statement für Humanität und das Überwinden von Spaltungen ab. Für die Jury: Almut Kückelhaus
Rock: Bob Dylan: Shadow Kingdom. Sony Music 19658767492
Bob Dylans Soundtrack aus der Corona-Zeit wirkt wie die Live-Aufnahme eines Privatkonzerts, ist aber die von der Filmemacherin Alma Har’el durchkomponierte Illusion eines solchen. In der schummrigen Schwarzweißwelt eines Nachtclubs, unterstützt von schutzmaskierten Schauspielern, führt Dylan durch einen Reigen seiner zeitlosen Songs – von »It’s All Over Now, Baby Blue« bis zu »What Was It You Wanted«. Stimmlich trifft er jede blue note, minimale Arrangements sorgen zusätzlich für Soul. Nie klang »Forever Young« inniger als in dieser Performance, die auch ohne Bilder ihre Wirkung entfaltet. Für die Jury: Fritz W. Haver
Blues: Eric Bibb: Ridin’. Dixie Frog DFGCD 8840 (Indigo)
Eric Bibb ist gleich beim ersten Ton identifizierbar. Diese Stimme und die Farbe seiner Musik sind unverkennbar. Nach »America« (2021) legt er mit »Ridin’« gleichermaßen überzeugend nach. Wie immer offenbart er seine Haltung gegenüber dem, was um ihn herum im Kleinen wie im Großen geschieht. Seine Texte sind die eines politisch denkenden Menschen und gleichermaßen durchdrungen von Spiritualität auf der Basis einer positiven und optimistischen Weltsicht. Seine Kritik bedient sich der Sprache der Liebe. Mit diesem Album wird er seinem Ruf als »The Boss« des Blues mehr als gerecht. Für die Jury: Karl Leitner
Bestenliste 2-2023
Weltmusik: Lucas Santtana: O Paraíso. No Format NOF.#56 (Indigo)
Weil die Welt immer lauter wird, wird Lucas Santtana immer leiser. Leiser meint dabei nicht stiller, denn in seinen Liedern singt der Songwriter aus São Paulo Klartext. Er hinterfragt das Streben nach grösser, schneller, reicher, indem er dessen Kehrseite beleuchtet: die Zerstörung unseres Planeten, der ja ein Paradies sein könnte. Musikalisch tut er dies mit Bossa Nova Melodien mit Folktronica-Verzierungen und schmunzelnden Assoziationen. Trotz der melancholischen Grundstimmung blitzt immer wieder die Hoffnung auf, dass wir gemeinsam vielleicht doch noch die Wende zum Besseren schaffen. Für die Jury: Jodok W. Kobelt
Traditionelle Ethnische Musik: Petros Klampanis: Tora Collective. Enja & Yellowbird Records enja 9822 2 (Edel)
Der aus Athen stammende Bassist Petros Klampanis versammelt Klänge von Mazedonien über die Ägäis bis Konstantinopel und Smyrna und formt aus diesen Traditionen eine lebendige Jazzsprache voller lokal geprägter Färbungen. Dass das gelingt, liegt auch an einer großartigen Band, in der die waidwunde Stimme der Sängerin Areti Ketime, Thomas Konstantinou an der Oud und Giorgos Kotsinis’ schmerzlich vibrierende Klarinette herausragen. Dabei kann es sehr melancholisch werden, aber auch tänzerisch, hin und wieder tritt die Freiheit des Jazz ganz in den Vordergrund. Ein Album von großartig atmender Dynamik und leuchtender Transparenz. Für die Jury: Stefan Franzen
Liedermacher: Danny Dziuk: Unterm Radar. Buschfunk 05002
Ziemlich »Unterm Radar« bringt Danny Dziuk seit Jahrzehnten seine Tonträger heraus. Seine Zusammenarbeit mit Stoppok oder Annett Louisan machte ihn zu einem der anerkanntesten Songwriter. Singt er seine Lieder selbst, gewinnen sie in ihrer lakonischen und dann wieder engagierten Art eine einzigartige Kraft. Musikalisch abwechslungsreich, von der Klavierballade bis zum Popsong, singt er von unsäglichen Trollen im Internet, echter Freundschaft, Identitären und anderen Quertreibern. »Unterm Radar ist eigentlich alles gut, solang eina liebt, was er tut.« Für die Jury: Hans Reul
Folk und Singer/Songwriter: The Jeremiahs: Misery Hill and other Stories. Digital, Eigenproduktion CD003 (Direktvertrieb)
The Jeremiahs spielen hier zu 90 Prozent eigenes Material. Trotzdem knüpft ihr drittes Album mit seiner Aufrichtigkeit und Emotionalität eng an die irische Tradition an. Angelpunkt von »Misery Hill« ist das Erzählen von Geschichten, wobei die Songs Ereignisse der Vergangenheit ebenso wie persönliche Erlebnisse aufgreifen. Sowohl gesanglich als auch instrumental ist das auf akustischen Instrumenten spielende Quartett sehr stark besetzt und überzeugt auch mit den Arrangements, die Einflüsse aus Jazz und Klassik aufnehmen. Für die Jury: Almut Kückelhaus
Blues: Richard Bargel: Dead Slow Stampede. Clementine Music CM-No.001 (Timezone)
Wenn jemand wie der Kölner Musiker Richard Bargel 50 Jahre Bühnenerfahrung auf dem Buckel hat, weiß man genau, wo man steht. Dennoch ist es gerade die Verbindung aus – Verzeihung! – älterem Künstler und jungem Produzenten und Multiinstrumentalisten Fabio Nettekoven und dessen Label Clementine Music, die dieses Album zu etwas Besonderem macht: Gut produzierte, frische Musikalität, deren entspannt groovende Song-Texturen mit u.a. Pedal Steel Guitar, Mellotron oder Wurlitzer E-Piano die Songs und Sounds neu und nachhaltig tief im Americana-Blues-Kosmos verankern. Für die Jury: Tim Schauen
Der Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK) gibt die Jahrespreise 2023 bekannt. 96 Titel waren von der Gesamtjury vorgeschlagen worden und schafften es auf die Longlist, 10 wählte der Jahresausschuss für einen Preis aus. Die zehn Jahrespreise 2023 gehen u.a. an:
Souad Massi: Sequana
Eine algerisch-französische Sängerin mit fantastischer Stimme und großer Musikalität ist die 1972 geborene Souad Massi. Ihr neues Album zeugt von einer starken Persönlichkeit, die sich nicht einengen lässt. Stilistisch vielfältig, irgendwo zwischen Nordafrika, bis zur Sahelzone, Südwesteuropa und Südamerika, mit einer Prise Rockmusik und amerikanischem Folk kommen die elf Songs daher. Diese Mischung ist unwiderstehlich und absolut befreiend. Souad Massi nimmt die Zuhörenden auf ihre Reise mit und stellt dabei relevante Fragen der Zeit. Die Texte in arabischer und französischer Sprache sind während der Pandemie entstanden und beschäftigen sich mit fundamentalen Problemen und Ängsten. Die kommen unmittelbar rüber, man kann sich dem nicht entziehen. Aber gleichzeitig erzeugen ohrwurmige Melodien eine Vertrauen schaffende Atmosphäre, die keinen allein lässt. »Sequana« ist ein intelligentes Album voller Feinheiten und grandioser Musik. Für den Jahresausschuss: Sabrina Palm
Faravaz: Hoffnung auf Veränderung in ihrem Land
Die Exil-Iranerin Faravaz ist eine außergewöhnliche Sängerin, Songwriterin und Musikerin, die für ihre kraftvolle Stimme, ihren vielseitigen Musikstil und ihre unerschütterliche Leidenschaft für Gesang und Musik bekannt ist.
Die aus dem Iran stammende und aufgrund ihrer im Iran drohenden Verhaftung derzeit in Deutschland lebende Faravaz präsentiert ihr außergewöhnliches Talent in drei Sprachen: Englisch, Deutsch und Farsi (Persisch). Ihr Repertoire umfasst Indie-Pop mit iranischen Elementen und zeugt von ihrer umfassenden Kenntnis der Folk- und Weltmusikstile. Es sind jedoch ihre tiefgreifenden Lebenserfahrungen und ihr unermüdlicher Drang nach Veränderung, die sie zu der außergewöhnlichen Künstlerin gemacht haben, die sie heute ist.
"Mullah", ist ein sehr aufrüttelnder und polarisierender Song und zugleich die erste Single aus ihrer am 20. Oktober erscheinenden EP "WLF". Inspiriert von der "Woman Life Freedom"-Bewegung im Iran, ist die die mit Spannung erwartete Veröffentlichung eine kraftvolle Ode an die Stärke und Wehrhaftigkeit von Frauen, die sich gegen die erdrückenden Ketten der Unterdrückung erhoben haben.
Mit "Mullah" veröffentlicht Faravaz einen kämpferischen und provokativen Song, der in erster Linie politisch geprägt ist. Ihre explosive Rap-Pop-Mischung ist ein kraftvolles Statement gegen das unterdrückerische Regime im Iran und ermutigt Frauen, sich aufzulehnen und sich der Revolution anzuschließen. Mit ihrem mutigen Text und ihrer Energie fordert Faravaz den Status quo heraus und verlangt die Freiheit, die Frauen verdienen.
Ein Zeichen setzen für den Frieden - Aufruf zum gemeinsamen offenen Singen
Ein guter Monat ist seit dem Angriff der Hamas auf Israel vergangen. Er entfachte eine unvorstellbare Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, gleichzeitig flammt der Antisemitismus in Deutschland und weltweit wieder auf. Zudem gehen auch die grausamen Kämpfe in der Ukraine weiter. Der Deutsche Musikrat, der Bundesmusikverband Chor & Orchester, der Deutsche Chorverband und die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ rufen deshalb dazu auf, ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Bundesweit laden sie alle Menschen ein, sich religions- und kulturenübergreifend zu treffen, um Friedenslieder zu singen – auf Marktplätzen, vor Gemeindezentren und Kulturinstitutionen oder an anderen Orten im öffentlichen Raum.
Die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ stellt für diese Aktion ein Paket von sechs Hoffnungs- und Friedensliedern in verschiedenen Sprachen inklusive Noten, Playbacks und Übestimmen zur Verfügung. Chöre, Musikvereine, Bands, Kirchengemeinden und alle weiteren Interessierten können diese unter www.3oktober.org/friedenslieder kostenfrei downloaden.
Clementi-Brief: Gedanken, Tipps und Liebhabereien, Sinn und Unsinn
Liebe Freunde! Es ist schwer, sich in diesen Tagen des Krieges zu äußern. Es ist traurig zu sehen, dass es Anfeindungen, ja Morde gibt, die sich daran orientieren, zu welchem Volk oder welcher Religion ein Mensch gehört. Wir alle sind aus einem Stoff gemacht. Ich glaube, es ist schon im Ansatz falsch zu denken, man müsse sich auf eine Seite stellen, man könne nur für oder gegen ein Volk sein. Das ist die Sprache des Krieges. Im Zweifel muss man für den Schwächeren einstehen. Das Problem ist nur, dass in einer Welt, die auf Machtpolitik und Waffen setzt, die Schwäche oft schnell die Seite wechselt. Der geknechtete Palästinenser kann zum gewalttätigen Hamas-Kämpfer werden, der verfolgte Jude kann ein landraubender Unterdrücker werden, der betrogene Russe wird zum aggressiven Wolf und das verletzte Schaf lässt sich Wolfszähne wachsen. Vielleicht ist heute nichts wahrer als Gandhis Spruch:
"Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten."
Es ist unglaublich schwer einzuschätzen, wann es an der Zeit ist, sich mit aller Macht für jemanden einzusetzen und man kann nie schnell genug einen Schritt zurück machen, um auch den Blick für die andere Seite nicht zu verlieren. Hier kommt das Lied des Monats. Ich habe es vor einigen Jahren geschrieben, nachdem ich über ein beeindruckendes Interview zweier scheinbar unversöhnlicher Menschen gelesen habe.
Ich bin nicht nur ein leidenschaftlicher Theater-Fan, ich bin auch ein großer Albert Einstein-Bewunderer. Wie so oft kann ich auch über das folgende seiner Zitate lange meditieren, nicht nur in Bezug auf unser Theaterstück, sondern auch bezogen auf die kriegerischen Konflikte mit denen wir uns gerade konfrontiert sehen. Lest den Einstein des Monats:
"Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen." (Albert Einstein)
Fragen des Monats:
Bedeutet das, dass man mit aller Macht verhindern soll, dass sich das Böse entfaltet? Gibt es etwas eindeutig böses überhaupt? Beansprucht nicht jede kriegerische Seite für sich das Recht und die Pflicht "das Böse" zu bekämpfen. Kann man gegen Böses mit Waffen kämpfen? Wird etwas, das mit aller Macht das Böse bekämpft, nicht selbst zu etwas bösem? Und wenn ja, wie sollte man das Böse sonst an seiner Entfaltung hindern? Oder meint der große Einstein das Böse in uns selbst? Meint er, die Welt wird bedroht von den Menschen, die das Böse in sich zulassen?
Hoffnung des Monats: Es ist nicht einfach in diesem Nahostkonflikt einen Hoffnungsschimmer zu erblicken, aber man sagte mir, dass 73% der Palästinenser nicht zur Hamas stehen und sich eine 2-Staaten-Lösung wünschen. Gleichzeitig gingen viele Tausend Menschen in Israel in den letzten Monaten gegen ihre repressive und extreme Regierung auf die Straße. Es gibt also unzählige Menschen auf die man hoffen darf.
Weil es aber so schwer ist zu diesem furchtbaren Konflikt erhellende Dinge zu sagen, möchte ich am Ende noch einmal weise Menschen sprechen lassen. Gandhi sagte: "Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten zu verlieren."
Und Desmond Tutu, der wußte, dass jeder Mensch gottähnlich und gut ist und doch immer auch das Böse in sich trägt, der imstande war gleichzeitig die Gräueltaten des Apartheidsystems und schlimme Verbrechen schwarzer Freiheitskämpfer zu benennen und der dann den Weg der Versöhnung fand, sagte 2002 in einem Vortrag, zu dem er von einer palästinensisch-christlichen Gruppierung, eingeladen worden war, um über den Israel-Palästinenser-Konflikt zu sprechen Folgendes:
Die Hamas täte gut daran, auf ihn zu hören. Nethanjahu täte gut daran, auf ihn zu hören. Lebt trotz allem fröhlich!
Euer Georg
P.S.: Freude des Monats:
Das neue Album ist schon da! Früher als gedacht. Und es ist nicht einfach nur eine CD. Die Scheibe steckt in einem richtigen Buch und ich könnte weinen, so schön ist es geworden.
Hier gleich bestellen!
Am 29. September sendete RAI Südtirol eine 40-Minuten-Reportage über uns und unsere Arbeit an der CD.
Hier könnt Ihr einen Trailer sehen!
Und hier falls Ihr es versäumt habt:
Hier könnt Ihr das Video zum ersten Lied auf dem neuen Clempanei-Album sehen:
Wenn Ihr auch in die anderen Lieder reinhören wollt,
klickt hier!
P.P.S.: Politischer Gedanke des Monats (September)
Es gibt so eine Tendenz, besonders wenn Politiker des sogenannten äußeren rechten Spektrums an die Macht kommen, zu glauben, es wird schon nicht so schlimm kommen. Die meisten Menschen wollen (oder muss man sagen, wollten bis heute?) von Politikern der Mitte regiert werden. Wenn sie solche von rechts außen wählen, denken sie oft, die reden zwar extrem, aber die meinen das nicht wirklich so. Ich mache immer mehr die Erfahrung, Politiker meinen genau das, was sie sagen und man darf sich nicht wundern, wenn sie dann auch genau das tun. Niemand, der herzlos wählt, darf sich wundern, dass er eines Tages in einer herzlosen Welt aufwacht.
Zitat des Monats (Juli):
P.S.: Spotify ändert Abrechnungsmodell
Von 2024 an müssen Tracks auf Spotify, wie Music Business Worldwide (www.musicbusinessworldwide.com) verkündet, innerhalb eines Jahres 1.000-mal gestreamt werden, ehe Geld von dem Streamingriesen an die Rechteinhabenden fließen soll. Weiter heißt es, dass schätzungsweise zwei Drittel der Tracks auf Spotify diesen Schwellenwert nicht überschreiten (Musikwoche 46/2023). Und vermutlich 99% der von FolkWorld vorgestellten KünstlerInnen.
Birte Wiemann, Vorstandsvorsitzende des Verbands unabhängiger Musikunternehmer*innen (vut) findet deutliche Worte: „Sollte Spotify diese Pläne tatsächlich so umsetzen wollen, wäre das schockierend. Seit wann darf der Lizenznehmende entscheiden, ob er die vertraglich vereinbarte Bezahlung leisten will oder nicht? Zudem gibt es ein gesetzliches Recht auf angemessene Vergütung für jede wirtschaftliche Musiknutzung. Wenn Spotify diese nun vorenthalten will, ist das für uns nicht hinnehmbar. Das gilt umso mehr, da Spotify die betroffenen Tracks weiter anbieten will und der Schwellenwert willkürlich gewählt zu sein scheint.“ (www.vut.de)
Deshalb befürwortet auch FolkWorld die Petition von Pro Musik, des Verbands freier Musikschaffender, gegen die geplanten Änderungen in der Vergütung bei Spotify. Mitunterzeichnende sind Christina Lux, Stoppok, Felix Meyer, Gregor Meyle und viele andere mehr.
Bitte zeigt euch solidarisch und unterschreibt!
Hier geht es zur Petition!