FolkWorld #78 07/2022

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Happy Birthday


Konstantin Wecker & Hannes Wader

Konstantin Wecker @ FROG

www.wecker.de

Konstantin Wecker @ FROG

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Hans Eckard „Hannes“ Wader (*23. Juni 1942, Gadderbaum, Bielefeld). Hannes Wader feiert seinen 80. Geburtstag und zeitgleich wird sein neues Studioalbum "Noch hier – was ich noch singen wollte" bei Stockfisch veröffentlicht. WDR 5 hat Hannes Wader ein einstündiges Porträt "So vergeht Jahr um Jahr - Hannes Wader zum 80. Geburtstag" gewidmet. In einem gemeinsamen Video mit Reinhard Mey sieht man Wader das Stück "Les temps des cerises" einspielen. Öffentlich kommentieren wird er all dies nicht, wie dem Presseinfo zu entnehmen ist:

Im Dezember 2020 ist die Live-Aufnahme Poetenweg erschienen. Mit diesem Auftritt vier Jahre nach seinem Abschied vom Tourneeleben hat Hannes Wader ein Versprechen eingelöst, das er anlässlich der Einweihung eines Gedenksteins in der Nähe des „Poetenwegs" in seiner Heimatgemeinde Hoberge gegeben hatte: Das Versprechen, diese Ehrung mit den Initiatoren nachzufeiern. Als Dank für alle, die sich für die Aufstellung des Findlings mit der Inschrift „Hannes Wader Aue" stark gemacht und sie durchgesetzt haben. Diese Aktivitäten sowie das neue Album lösten nach längerer Pause ein großes Medieninteresse aus. Person des öffentlichen Lebens ist Hannes Wader lange gewesen, jetzt möchte er sich aus der Öffentlichkeit und dem medialen Interesse zurückziehen und bittet um Verständnis, dass den vielen Anfragen nach Gesprächen und Interviews nicht entsprochen werden kann. Über sein Leben, seine Lieder und sein künstlerisches Schaffen hat sich Hannes Wader in der Vergangenheit immer wieder geäußert. Vor allem aber hat er darüber in seinem bei Penguin erschienenen Buch "Trotz alledem" ausführlich und entlang seiner wichtigsten Lieder alles gesagt. Was jetzt noch zu sagen und zu singen ist, drückt er mit seinen Liedern aus.

Eine Ehrung der besonderen Art hat sich Marc Liese aus Hannover ausgedacht:

„In seinem Lied ‚Rosen im Dezember‘ singt Hannes Wader: ‚Ja, auch so manches alte Lied / gehört zu meinem Leben. / Half mir, wenn ich gefallen war, / mich wieder zu erheben.‘ Könnte man schöner ausdrücken, was ein Lied bewirken kann?“, fragt Liese. „ Am 23. Juni 2022 wird Hannes achtzig Jahre alt. Ich habe mir vorgenommen, bis zu seinem Geburtstag unter dem Motto ‚Liese liest ...‘ all seine Liedtexte aus seiner Feder als Gedichte einzulesen und nach und nach bei Youtube einzustellen; als Verneigung vor der dichterischen Kraft seines Werkes und als Ausdruck meiner Dankbarkeit für all die Lieder, die mich seit vielen Jahren begleiten, ermutigt, aufgebaut und getröstet haben.“ Hört man die bereits verfügbaren Rezitationen, zeigt sich, dass die Liedlyrik, wunderbar vorgetragen, auch ohne Musik erstaunlich gut funktioniert: Youtube-Kanal „Rosen im Dezember“.

Eine andere Art der Hommage präsentiert die Initiative „Liederzeit – Zeit für Lieder“ im niedersächsischen Delligsen:

Sie plant für den 2. Juli ein Konzert unter dem Motto „Dass wir so lang leben dürfen ...“ zu Ehren des Liedermachers im Delligser Festsaal und hat dazu Künstler eingeladen, die Wader und seine Lieder ebenso verehren und bewundern wie die Macher der Liederzeit selbst. Einer davon ist der Liedermacher und Fingerstylegitarrist Björn Nonnweiler, der seit 2009 mit seinen eigenen Liedern unterwegs ist. Für die Hommage hat er Lieder Waders ausgewählt, die zu seinem Stil passen, aussagekräftig sind und die er besonders gern mag. Außer ihm tritt das ostfriesische Otto Groote Ensemble auf. Die drei Musiker haben einen eigenen Ausdruck gefunden, der das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton in ihren Bann zieht. Sie werden auch Lieder von Waders Album "Plattdeutsche Lieder" aus dem Jahr 1974 im Programm haben. Moderiert wird der Abend von dem Dichter, Erzpoeten, Schriftsteller, Satiriker, Kabarettisten und Lyriker Manfred Hausin, auch „die Stimme Niedersachsens“ genannt, der mit speziellen Anekdoten und Kurzgeschichten aus persönlichen Begegnungen mit Hannes Wader durch den Konzertabend leitet.

Konstantin Alexander Wecker (*1. Juni 1947, München). Konstantin Wecker ist seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Stimmen im Land und auch mit 75 immer noch ein Ereignis auf der Bühne. Zu seinem Jubiläum am 01. Juni schenkt ihm der Bayerische Rundfunk mit "Die Fenster offen, um zu fliegen. Konstantin Wecker - ein Leben" eine großartige Dokumentation, die sein facettenreiches Leben von den Anfängen seiner Karriere, über seine größten Erfolge bis hin zu seinem aktuellen Leben beleuchtet. Zu Wort kommen Weggefährten wie sein lebenslanger Freund Günther Bauch, Jo Barnikel (langjähriger Pianist und Arrangeur), Hildi Hadlich (Cellistin beim Team Musikon, Weckers legendärer Band von 1974–84), aber auch Max Uthoff, Reinhard Mey und Senta Berger.

Lothar 'Black' Lechleiter

Karibuni @ FROG

www.karibuni-online.de

Lothar 'Black' Lechleiter

Der Black @ FROG

www.der-black.de

Zum 75. wollte die Liedermacherlegende mit der Premiere seines „Sturm & Klang Festivals“ im altehrwürdigen Circus Krone in München sich selbst und seinen Fans ein opulentes Geburtstagsgeschenk machen und Musikerinnen und Musiker präsentieren, die bei seiner gleichnamigen Plattenfirma unter Vertrag stehen. Auf "Sturm & Klang" veröffentlicht der gebürtige Münchener Musik aus den Genres Liedermaching, Singer-Songwriter, Weltmusik und Folk-Pop. Der Sänger und Komponist hat in all den Jahren seiner über 50-jährigen Erfolgskarriere nie diejenigen aus den Augen verloren, die dabei sind, sich ihr eigenes Publikum zu erobern. „Mein Herz schlägt für alle Künstlerinnen und Künstler, die auf ihre Weise etwas zu sagen und die sich wie ich den Traum von einer gerechten Welt bewahrt haben, streitbar, poetisch, verträumt und klug“, so Konstantin Wecker.

Leider wird daraus vorerst nichts, da eine Erkrankung den Musiker zum Verschieben aller anstehenden Konzerte zwang; die Veranstaltung soll nachgeholt werden. Nicht verschoben wird die Jubiläumstour im Herbst 2022 "Ich singe, weil ich ein Lied hab'". Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich auf eine Rückblende mit seinen fantastischen Musikern und voller Liebe und Leidenschaft freuen, bei der der bekennende Pazifist und Lebensgenießer neue Lieder, Gedichte und Gedanken ebenso präsentieren wird wie seine beliebten Klassiker.

Genug ist dem Musiker auch nach fünf Jahrzehnten auf der Bühne noch lange nicht genug. Am 3. Juli feierte der Münchener Liedermacher auf der Klosterwiese im Angesicht des wunderschönen Kloster Banz knapp vier Stunden lang mit 3.100 Freunden und Fans. Unter dem Motto „Ein Abend mit Freunden“, fanden sich dort sowohl langjährige Weggefährten als auch junge Sterne am Liedermacherhimmel ein. Untermalt wurde das Jubiläumskonzert von der Bayerischen Philharmonie unter Leitung von Mark Mast.

Lothar 'Black' Lechleiter (*13. Mai 1942, Ebenrode/Nesterow, Ostpreußen) Der 'Black' sang seit 1957 mit den Neussern (später: Die Pontocs) südamerikanische und afrikanische Musik und Madrigale in vierstimmigen Sätzen. 1961 bis 1962 verbrachte er zusammen mit der Gruppe „Spielschar Burg Waldeck“ theaterspielend und singend in Südamerika. Zurück in Deutschland lernte er Wolfgang 'Schobert' Schulz kennen. Zu Pfingsten 1966 traten sie auf der Burg Waldeck erstmals als Schobert & Black auf. Sie waren bis 1985 ein erfolgreiches Gesangsduo in der Liedermacherszene. Lechleiter machte eine längere künstlerische Pause; 2008 kehrte er als 'Der Black' auf die Bühne zurück: Er sei sich darüber im Klaren, dass er mit seiner Gesellschaftskritik diese Gesellschaft nicht verändern könne, aber er möchte sich nicht nachsagen lassen, dass er nicht bemerkt habe, wie mit den sogenannten 'kleinen Leuten' umgesprungen werde. Und für die schreie er auf... 2017 erhielt er den Preis "Satirischer Seniorenstift" des Deutsche Kabarettarchivs.

Pit Budde (*14. März 1952, Lünen). Aufgewachsen im Ruhrgebiet spielte Pit Budde während des Folk-Revivals in der Gruppe Barleycorn, dem Gitarren-Duo Ragged Strings, dann in der Folk-Rock-Band Manderley. 1979 war er Gründungsmitglied der politischen Rockgruppe Cochise, die bis 1988 durch Deutschland tourte. Ein Höhepunkt war der Auftritt bei der Friedensdemonstration vor 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten 1981. Ab Anfang der 1990er arbeitete er mit Musikern aus der Migrantenszene, gründete die World-Beat-Band Radio Ethiopia, produzierte CDs mit ethnischen Musiken aus Afrika und Weltmusik-Radiosendungen. 1997 gründete Pit Budde gemeinsam mit der äthiopisch-syrischen Musikerin Josephine Kronfli die Gruppe Karibuni, die das Genre „Weltmusik für Kinder“ in Deutschland bekannt machte.



Rest in Peace


Roman Bunka


www.romanbunka.de

Roman Bunka (*2.12.1951 Frankfurt/Main, †12.06.2022 München). Roman Bunka war ein deutscher Oud-Spieler, Gitarrist und Pionier der Weltmusik-Szene. In den 1970er Jahren spielte er mit Embryo, Mal Waldron, Charlie Mariano, Missus Beastly, Aera und Trilok Gurtu. In den 1980er Jahren veröffentlichte er sein erstes Soloalbum "Dein Kopf ist ein schlafendes Auto", das als Avantgarde-Rock mit orientalischen Melodien bezeichnet wurde. In den 1990er Jahren begann er Filmmusik zu komponieren. Danach spielte er u.a. zum Jahresanfang 2000 vor den Pyramiden von Gizeh, aber auch mit Abdu Dagir, den Dissidenten und Fathy Salama zusammen. 2010 spielte er mit Ich + Ich und den ägyptischen Popstar Mohamed Mounir den Song "Yasmine" ein und war beim Bundesvision Songcontest dabei. Gerade noch mit der Münchner Weltmusikgruppe Jisr für Konzerte mit dem Goethe-Institut in Asien unterwegs, starb Roman Bunka 71-jährig am 12. Juni 2022 in München an Leberkrebs.

Frank Baier

Frank Baier @ FROG

www.frank-baier.de

Willi Resetarits

Willi Resetarits @ FROG

www.williresetarits.at

Annette Degenhardt (*06.06.1965 Mainz, †08.05.2022). Anfang Mai verstarb die Tochter von Martin und Gertrude Degenhardt sowie Nichte des Liedermachers Franz Josef Degenhardt nach langer Krankheit. Annette Degenhardt studierte von 1985 bis 1990 klassische Gitarre an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. 1986 veröffentlichte sie das erste von insgesamt elf Alben. Ihre Kompositionen lassen die Auseinandersetzung mit Barockmusik, Musette, der Volksmusik Südamerikas erkennen. Auf der Tenorblockflöte interpretierte sie irische Tänze und Weisen. Ein größerer Bekanntheitsgrad blieb ihr wegen ihres "unspektakulären musikalischen Handwerks ohne jegliche Effekthascherei" (F. Balz) verwehrt.

Willi Resetarits (*21.12.1948 Stinatz, Burgenland, Österreich; †24.04.2022 Wien, Österreich). Der Burgenlandkroate kam nach eigener Aussage 1952 nach Wien, wo er erst im Alter von dreieinhalb Jahren begann, Deutsch zu sprechen. Bereits während seiner Schulzeit sang Willi Resetarits in diversen Bands. 1969 wurde Resetarits Mitglied der Politrockband Schmetterlinge. Ab Mitte der 1980er Jahre verkörperte er mit großem Erfolg die Figur des von Günter Brödl erfundenen Kurt Ostbahn. Ostbahn-Kurti & die Chefpartie nahm mehrere Alben mit ins Wienerische übersetzten Rock- und Blues-Stücken auf. 2003 schickte Resetarits sein Alter Ego „in die Pension“. Er war bis zuletzt in musikalischen Projekten tätig: die Stubnblues benannte Mischung aus Rhythm’ n’ Blues und Wienerliedern; Songs von George Gershwin zusammen mit Tini Kainrath und dem Streichquartett StringFizz; die Viererbande Molden, Resetarits, Soyka und Wirth. Resetarits war Mitbegründer der Organisationen Asyl in Not, SOS Mitmensch und des Integrationshaus Wien. Seine Autobiografie 2018 trug den Titel "Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot"; er verunglückte aber leider am 24. April 2022 im Alter von 73 Jahren tödlich bei einem Sturz auf der Treppe in seinem Haus.

Frank Baier (*12.02.1943 bei Braunschweig; †09.04.2022 Duisburg). Der Liedermacher lebte ab 1949 im Ruhrgebiet. Ende der 1950er-Jahre stieg er über die Beschäftigung mit Spirituals und Blues in die rege Essener Skiffle-Szene ein. Die Burg Waldeck Festivals, die Essener Songtage und die Ostermarsch-Auftritte von Fasia Jansen waren für ihn Schlüsselerlebnisse. Baier begann gesellschaftskritische Lieder mit deutschen Texten zu schreiben. Anfang der 1970er gründete er die Gruppe Kattong, die sich auf zahlreichen Konzerten in Justizvollzugsanstalten und Fürsorgeheimen profilierte und mehrfach im Vorprogramm von Ton Steine Scherben spielte. Mitte der 1970er Jahre begann Frank Baier seine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Bergarbeiter-Bewegung, der er die Bezeichnung „Mister Ruhrgebiet“ verdankt. Am 9. April starb Frank Baier plötzlich und unerwartet im Alter von 79 Jahren in seinem Zechenhäuschen in der Rheinpreußen-Siedlung.


  Preis der deutschen Schallplattenkritik


Preis der deutschen Schallplattenkritik

www.schallplattenkritik.de

Auf rund hundert Seiten berichtet unsere neue PdSK-Broschüre AUSGEZEICHNET! über gute Musik aus allen Genres: Vorgestellt werden die Bestentitel des „Preises der deutschen Schallplattenkritik“ aus den Quartalen 2021 sowie alle aktuellen Jahres- und Ehrenpreisträger 2021/22. Zu jedem Musiktitel veröffentlichen wir die Begründung der Juroren.

Eine pdf-Version steht jetzt zum Download bereit: https://www.schallplattenkritik.de/media/pdsk-ausgezeichnet-2022.pdf

Bestenliste 2-2022

Folk und Singer/Songwriter:
The Longest Johns: Smoke & Oakum. CD/LP, Decca 3876697 (Universal)

Vor zwölf Jahren endeckten vier junge Engländer auf einer Grillparty ihre Vorliebe für Sea Shanties – und The Longest Johns waren geboren. Der 2021-Hit »The Wellerman« von Nathan Evans lässt grüßen, den hatte jener auf einer CD der Longest Johns gehört. Auf ihrem aktuellen Album mixen sie clever die kernigen a cappella-Songs der Sieben Weltmeere mit Liedern, die mit meist eigener Instrumentalbegleitung und sauberen Harmonien versehen sind. Das ist mitreißend und hat durchgehend einen sehr hohen Mitsingfaktor. Können wir in Zeiten wie diesen zwischendurch gut gebrauchen. Für die Jury: Mike Kamp

Billie Holiday

Artist Video www.billie-
derfilm.de

Liedermacher:
Tobi Thiele & Die Kundschafter des Liedes: Es brennt. RedHeadMusic 4270000038143 (Direktvertrieb)

Tobi Thieles drittes Album ist die Quintessenz einer bemerkenswerten Entwicklung. Die Jury der Liederbestenliste zeichnete ihn bereits 2017 mit einem Förderpreis aus. Weitere Preise folgten auf dem Fuß. Mit seiner Band, den »Kundschaftern des Liedes«, bringt er handgemachte Musik auf die Scheibe, kompositorisch wunderbar vielseitig. Die Texte sind sämtlich auf den Punkt geschrieben. Der Titelsong »Es brennt« klagt die Umweltzerstörung und unseren Umgang mit dem Klimawandel an. In »So klein« gibt es ebenso klug wie poetisch formulierte Kapitalismuskritik – ja, das ist möglich! Jedes der dreizehn Lieder ist ein in sich geschlossenes Kapitel einer umfassenden Geschichte. Für die Jury: Hans Reul

Weltmusik:
Jun Miyake: Whispered Garden. CD/2LPs, yellowbird yeb-7818 2 (Edel)

The Longest Johns

Artist Video The Longest Johns @ FROG

www.thelongestjohns.com

Kaum ein Musiker entführt so tief in fantastische Welten wie der japanische Trompeter Jun Miyake, der nicht zufällig auch für Pina Bausch und ihr Tanztheater komponiert hat. Daran schließt sein neues Album an. Wieder scheint die Zeit stillzustehen, während ein bewährter internationaler Cast an Stimmen Geschichten erzählt, darunter Lisa Papineau, Bruno Capinan, Arthur H sowie, neu zu entdecken: Bron Tieman; jeder in der je eigenen Sprache, im Wechselspiel mit effektvoll eingesetzten Instrumenten und subtilen Geräuschen und Sounds. Eine bezaubernde Stunde im »verbotenen Garten« – nach den Worten des Komponisten – zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit. Für die Jury: Johann Kneihs

Musikfilm:
Billie. Legende des Jazz. Regie: James Erskine. Billie Holiday, Tony Bennett, Sylvia Syms, Charles Mingus, Count Basie. DVD, Prokino 208 750 (EuroVideo Bildprogramm)

Billie Holiday ist eine »Legende«. Ihre stimmliche Kraft, Ausdrucksfähigkeit und Suggestivität als Jazzsängerin war außerordentlich, ihr Leben bewegt. Es gab darin viel Alkohol, auch Drogen, Vergewaltigung und Affären. James Erskine versucht, Licht in dieses Halbdunkel zu bringen. Dabei verwendet er spannendes Interview-Material der Journalistin Linda Lipnack Kuehl, die in den siebziger Jahren Gespräche mit der Sängerin geführt hatte, ergänzt durch O-Töne von Insidern, die er filmisch reizvoll in Szene setzt, mit hinreißendem Doku-Material. Ein eindrucksvoller Film über das Leben und Leiden der Jazz-Ikone und nicht zuletzt ihren politisch damals skandalösen Song »Strange Fruit«. Für die Jury: Helge Grünewald

Blues:
John Mayall: The Sun Is Shining Down. CD/LP, Forty Below Records FBR 026 (Bertus)

Manche sprechen schon vom »Schwanengesang«. Und wirklich, beim Hören dieses Albums beschleicht einen ein wehmütiges Gefühl. Der britische Blues-Pionier John Mayall ist achtundachzig, kürzlich hatte er seinen Abschied vom Tourleben verkündet. Dann veröffentlichte er diese wunderbaren Songs. Diese Platte vereint alle Qualitäten, für die Mayall von seinen Fans seit Jahrzehnten geliebt wird. Er mischt stilsicher eigene und fremde Kompositionen, überrascht mit feinen Arrangements, fährt exzellente Gitarristen auf. Scarlet Rivera spielt eine betörende Violine, und man wünscht sich, dass diese Musik niemals endet. Für die Jury: Michael Rauhut


  Informationen zum Musikleben auf einen Klick

www.miz.org

Unter dem Slogan "Das Wissen zum Musikleben" präsentiert das Deutsche Musikinformationszentrum (miz), eine Einrichtung des Deutschen Musikrates, sein grundlegend neu gestaltetes Informationsportal www.miz.org. Damit beginnt für das miz und seine User eine neue Ära: Schnell und übersichtlich lassen sich Angaben zu über 10.000 Musikinstitutionen, statistische Daten, interaktive Karten, Beiträge und vertiefende Analysen zum Musikleben recherchieren. Thematisch deckt das miz alle zentralen Bereiche ab - von der musikalischen Bildung und Ausbildung über das Amateurmusizieren und die professionelle Musikausübung bis zur Musikwirtschaft.

Wie viele Menschen musizieren in ihrer Freizeit? Wie viele Frauen bekleiden Führungspositionen in Berufsorchestern? Wo kann ich was studieren? Antworten auf diese und andere Fragen bietet das miz unter www.miz.org. Eine neue Suchfunktion, die innerhalb weniger Sekunden Treffer zu den unterschiedlichsten Themen liefert, macht den reichen Informationsschatz des miz noch schneller greifbar. Über zwei Jahre hat die bundesweite Anlaufstelle zum Musikleben an der Neuausrichtung der Webseite gearbeitet und akribisch ihren über Jahrzehnte gewachsenen Datenbestand systematisch neu aufbereitet und verschlagwortet. Unterstützt wurde das Projekt mit einer großzügigen Sonderförderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) sowie dem Musikverlag Hal Leonard Europe.

"Die neue Webseite ist ein Schaufenster unseres reichen Musiklebens in Deutschland. Sie bietet nicht nur Kulturpolitik, Musikpraxis und Medien eine zuverlässige Quelle, sondern lädt alle Musikinteressierten zum Recherchieren und Surfen ein. Ich freue mich, dass das miz mit diesem zukunftsweisenden Relaunch sein Serviceangebot für die User deutlich erweitert hat und die Vielfalt des Musiklebens noch sichtbarer macht", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Musikrates, Stefan Piendl.

Mit der neuen Webpräsenz setzt das miz auch inhaltlich neue Schwerpunkte. Tutorials zur Musikrecherche und zum Urheberrecht unterstützen Informationssuchende bei konkreten Fragestellungen in der musikalischen Praxis. Kalendarien zu Fortbildungen, Tagungen und ausgeschriebenen Fördermaßnahmen bündeln deutschlandweit Angebote.



Memory Lane


The Sands Family

Artist Video Ben Sands @ FROG

www.bensands.com

  Ben Sands sagt: Hallo ... wieder einmal!

Ich hoffe, ihr seid alle so zufrieden und gesund und bereit für den Sommer wie ich es bin! Die kürzlich erfolgte Sands Family Tour durch Deutschland war für uns in vielerlei Hinsicht eine bereichernde Erfahrung und wir hoffen, das war sie auch für alle, die zu den 10 Konzerten gekommen sind. Dies hat uns wieder einmal vor Augen geführt, dass wir unsere Musik schreiben und aufführen, weil es das ist, war wir gerne machen – und es ist wirklich toll, wenn das Publikum uns zeigt, dass es ihm auch gefällt!

Die Tour wurde schon vor einiger Zeit geplant, musste aber wegen Corona über zwei Jahre lang verschoben werden. Während dieser langen Wartephase sah es zeitweilig so aus, als ob dies die letzte Sands Family Tour sein könnte. Aber der Empfang, den uns das Publikum beschert hat und die Freude, die uns dies bereitet hat, haben dazu geführt, dass wir darüber noch einmal nachdenken werden. Mal schauen, was die Zukunft so bringt.

Past gut auf euch auf und bleibt gesund!

Alles Gute für heute, Ben Sands
(Übertragung aus dem Englischen: Monika Nicolas-Schmitz)

  Das Afro-Pfingsten Festival sagt: Danke!

Afro-Pfingsten Winterthur

Artist Video Afro Pfingsten @ FROG

www.afro-pfingsten.ch

Vom 1. bis 6. Juni fanden die diesjährigen Afro-Pfingsten nach langer Pandemiepause wieder statt und die Stadt Winterthur verwandelte sich in eine interkulturelle Begegnungszone. Das vielseitige Programm mit Konzerten, Märkten, Workshops, Podiumsdiskussionen, Kunstausstellungen, einem Family Day und vielem mehr fand bei rund 80'000 Besucher*innen Anklang. Dafür möchten wir uns vom Verein Afro-Pfingsten herzlich bei allen Beteiligten bedanken – es war wunderschön!

Ein herzliches Dankeschön an die Stadt Winterthur und alle Anwohnenden, die diesem Festival ein Zuhause geben. Ein herzliches Dankeschön an das Salzhaus und die Liebestrasse, die aufgrund des kurzfristigen Umzuges ihre Türen für uns öffneten. Ein herzliches Dankeschön an alle Sponsor*innen, Gönner*innen, Freund*innen und Mitglieder des Fördervereins, die das Afro-Pfingsten unterstützen. Ein herzliches Dankeschön an alle Besucher*innen, die während der Pfingsttage die Vielfalt der Afro-Kulturen zelebrierten. Und last but not least ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeitenden, den Vorstand und an alle freiwilligen Helfer*innen für den unermüdlichen Einsatz voller Herzblut, damit dieses Festival überhaupt realisiert werden konnte.

Das Afro-Pfingsten Team verabschiedet sich somit in eine kleine Sommerpause. Wir hören uns bestimmt bald wieder! Bis nächstes Jahr! Wir freuen uns!



Coming Soon

  Shalom-Musik.Koeln

1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

www.shalom-musik.koeln

Vom 4. bis 11. August 2022 steht jüdische Musik im Mittelpunkt. Aber was ist eigentlich jüdische Musik, was macht sie aus? Dieser Frage nähert sich das Festival, um immer neue Antworten zu finden und dabei Brückenschläge von Tradition zu Moderne, von Klassik hin zu urbanen DJ-Sounds zu schaffen.

Der Kulturverein „Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.“ und die Synagogen-Gemeinde Köln als Kooperationspartner ermöglichen mit vielen jüdischen und nichtjüdischen Beteiligten spannende Begegnungen mit jüdischen Musikstilen an ausgewählten Orten in ganz Köln. Die Festivalwoche lockt mit vielfältigen Programmen, größtenteils bei freiem Eintritt. Ursprung der Initiative ist der Erfolg des bundesweiten Festjahres 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben“, wobei Köln aufgrund seiner historischen Bedeutung mit der ersten nachgewiesenen jüdischen Gemeinde im Jahr 321 eine besondere Rolle zukommt.

Höhepunkte gibt es auf dem klassischen Sektor im Eröffnungskonzert mit ukrainisch- und russischstämmigen Musikern um die Pianistin Elena Bashkirova sowie im Jazz mit dem weltberühmten Avishai Cohen Quartet. Weitere international bekannte Mitwirkende sind der Bariton Dietrich Henschel, die Sängerin Sharon Brauner, die Mittelalter-Expertinnen Maria Jonas und Corina Marti, der Kölner Opernstar Dalia Schaechter, Straßentheatermagier Adrian Schvarzstein und viele mehr. 2022 stellt Shalom-Musik.Koeln das Thema „Zuversicht“ in den Mittelpunkt. Das Motto der ersten Ausgabe umspannt jüdische Motive der Trauer und der Freude. Zuversicht angesichts des Leidens war immer wieder Thema jüdischer Musikkultur. Dem spürt das Programm nach.

Mehr als nur Klezmer? Shalom-Musik.Koeln 2022 – ein neues Festival das jüdische Musik vom Mittelalter bis Moderne in den Mittelpunkt stellt. Doch was ist eigentlich jüdische Musik? Was macht sie aus? Diese Fragen diskutierten am Mittwoch, dem 1. Juni 2022 in der Synagoge Köln Prof. Dr. Jascha Nemtsov, Pianist und Musikwissenschaftler; Dr. Inna Goudz seit 2020 Geschäftsführerin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, Thomas Höft, Autor, Dramaturg und Teil der künstlerischen Leitung von Shalom-Musik.Koeln sowie Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorstandsvorsitzender Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. Die Diskussion leitete der WDR 3 Moderator Thilo Braun. Nachzulesen ist die Diskussion hier und zu hören am Sonntag, dem 31. Juli 2022 um 18 Uhr im WDR3 Forum.


Bluegrass Jamboree

  Rainer Zellner lässt es ruhiger angehen

www.musiccontact.com
www.bluegrassjamboree.de
www.irishspring.de
www.heimat-pr.de
www.akkordeonale.de

„Rente ja. Ruhestand? Nein!“ Seit 34 Jahren leitet Rainer Zellner die Tübinger Agentur Music-Contact, auf deren Konto über neuntausend Konzerte in diesem Zeitraum gehen, aber die Pandemie habe es ihm gezwungenermaßen leicht gemacht, „das sehr volle Programm der letzten Jahre deutlich abzuspecken. Die gewonnene Zeit hat mich wieder der Mandoline und dem Bluegrass nähergebracht. Selber zu spielen war ja auch vor dem Start der Agentur mein Ding. Momentan tauche ich tiefer in die spezielle Magie von Bill Monroes Spiel ein und werde auch wieder mehr unterrichten.“ Die von ihm ins Leben gerufene und geleitete Festivaltour Bluegrass Jamboree bleibt daher in seinen Händen.

Das Irish Spring Festival wird ab dem kommenden Jahr von der Konzertagentur HeimatPR produziert und organisiert. Laut deren Geschäftsführerin Daniela Wilde und dem neuen Festivalleiter Markus Dehm soll die bekannte und beliebte Festivaltournee jedoch ganz im Sinne des Gründers und langjährigen Organisators weitergeführt werden. HeimatPR sind als Agentur seit Jahren auf irische und keltische Musik spezialisiert und haben bereits für 2023 ein Line-up aus Newcomern und Legenden der Szene zusammengestellt. So werden sich das Duo Eimear Magee & Jordan Lively, Eleanor Shanley & Band sowie Lisa Canny & Band die Festivalbühnen teilen.

HeimatPR übernimmt ab dem kommenden Jahr ebenso das Booking für die Akkordeonale. An der künstlerischen Ausrichtung dieser renommierten internationalen Akkordeonfestivaltour wird sich jedoch nichts ändern, für die wird weiterhin der Musiker Servais Haanen verantwortlich zeichnen. Im Programm für 2023 finden sich hier Jure Tori aus Slowenien, Zabou Guérin und Benjamin Macke aus Frankreich, Aicha Touré aus Gabun, Birgit Bornauw aus Belgien, Julius Oppermann aus Deutschland bzw. den USA sowie Festivalleiter Haanen selbst aus den Niederlanden.



Borsh Division

Music of Ukraine

Ukrainian Artists
@ FROG

Last but not least

Ukraine
  Ukraine 2022: Man darf nicht den Mut verlieren...


Wir sind bestürzt und in großer Sorge über den Krieg gegen die Ukraine. Die ganze Tragweite kann derzeit niemand ermessen, aber das Leid der Menschen geht uns allen nahe. Die russische Invasion ist ein Verbrechen an der souveränen Ukraine, an den Werten der Menschheit, an Freiheit und Frieden in Europa. Wir trauern mit allen, die Verwandte und Freunde verloren haben, denken an jene, die ihre Unabhängigkeit verteidigen und richten unser tiefes Mitgefühl auf die Ukrainerinnen und Ukrainer, Kinder, Frauen und Männer, die in ständiger Angst vor den anrollenden Panzern und dem nächsten Raketenbeschuss leben oder die auf der Flucht sind. Stündlich sterben Menschen, Hunderttausende suchen Schutz, weil Putin die Ukraine für ihren Wunsch nach Demokratie und einer selbstbestimmten Zukunft bestraft. Es erfüllt uns mit Abscheu und Entsetzen. Mit Abscheu sehen wir auch, wie Putin dabei sein eigenes Volk schamlos belügt und in Not bringt. Wir fühlen uns darum auch mit jenen Menschen in Russland solidarisch, die sich dem mutig widersetzen und gegen den Krieg protestieren. Unser Festival steht seit vielen Jahren für Toleranz, Offenheit, kulturellen Austausch und Verständigung. Vor diesem Hintergrund sind wir für das kommende Festival erneut eine Partnerschaft mit der European Broadcasting Union EBU eingegangen. Wie schon 2019 wollten sich darüber auch wieder zwei russische Rundfunkstationen beteiligen. Dazu wird es nicht kommen. Eine Einladung der ursprünglich geplanten beiden Gruppen kam für uns seit Putins Anerkennung eines unabhängigen Donbass nicht mehr in Frage, denn wir wollen staatlichen Institutionen in keinerlei Form ein Forum bieten. Inzwischen haben die russischen Sender ihrerseits die Absicht erklärt, aus der EBU auszutreten. Es sind dunkle Tage, nichts bleibt davon unberührt. Wir hoffen auf Frieden und ein Ende der Gewalt. So schnell wie möglich! —Rudolstadt Festival


Russkaja

Artist Video Russkaja @ FROG

www.russkaja.com

Folk in der Ukraine - Experimentierfreudig, schräg und weiblich: Seit 24. Februar findet ein brutaler, von Wladimir Putin initiierter Angriffskrieg in Europa statt, etwas, was zuvor lange Jahre undenkbar schien. Er forderte bereits viele unschuldige Menschenleben, und auch die Kultur in der Ukraine ist massiv betroffen. Mitte März wurden 90 Prozent des Etats der Ukrainian Cultural Foundation dem Armeebudget zugeschlagen. Kulturschaffende auch aus dem Spektrum des folker haben ihre Instrumente gegen Waffen eingetauscht, um ihr Leben und ihre Heimat zu verteidigen. Unsere Gedanken und unsere Solidarität sind mit den Menschen in der Ukraine und allen auf der Welt, die Leid und Gewalt erfahren. Bereits in Ausgabe 1/2018 des folker fand sich ein Beitrag über „Folk in der Ukraine“, der unter anderem konkreten Bezug auf den russisch-ukrainischen Konflikt nahm, welcher seit 2014 und der Annexion der Krim-Halbinsel durch Russland an Fahrt aufgenommen hatte. Aus gegebenem Anlass und um den Blick auf die vielfältige musikalische Landschaft der Ukraine zu lenken, haben wir diesen Artikel nun in voller Länge hier zugänglich gemacht. —folker

Acoustic Guitar for Peace

Für Spenden und sonstige Unterstützung der Menschen in der Ukraine empfehlen wir folgende Links:
www.ukraineverstehen.de/unterstuetzung-fuer-die-ukraine
www.stezhyna.org.ua


AKUSTIKGITARRE FÜR FRIEDEN

Herausgeber Gerd Kratzat hat angesichts des Krieges in der Ukraine in Windeseile ein Charityprojekt auf die Beine gestellt. Befreundete Autoren und Autorinnen stellten für das Buch Acoustic Guitar for Peace – Instrumentals und Lieder eigene Kompositionen oder Arrangements für Gitarre zur Verfügung, die im allerweitesten Sinne einen Bezug zum Thema haben. Das sind zum Beispiel Bearbeitungen ukrainischer Volkslieder oder gar der ukrainischen Nationalhymne. Zwei sehr unterschiedliche Versionen des Kirchenliedes „O Haupt voll Blut und Wunden“ finden sich neben Songs von Christina Lux, SONiA disappear fear oder Christoph Scheffler. Das meiste ist rein instrumental, und stilistische Vielfalt ist angesichts der großen Zahl an Zutragenden selbstverständlich. 10 Euro aus jedem Verkauf eines Exemplars der bestens editierten Ausgabe gehen an die Hilfsorganisation Bündnis Entwicklung Hilft – Gemeinsam für Menschen in Not e. V. Alle vertretenen Musikerinnen und Musiker verzichten auf ihre Einnahmen.

Bezug: www.acoustic-music-books.de, ISBN 978-3-86947-220-1, 19,90 Euro.


Mariana Sadovska

Artist Video Mariana Sadovska
@ FROG


www.marianasadovska.com

Ein inakzeptabler Wahnsinn - ist das was gerade passiert. Geboren 1974 in Moskau, lebe ich nun seit 1989 in Österreich. Mein komplettes künstlerisches Dasein war bisher geprägt von meiner Herkunft. Ich habe in Europa das schöne, das liebevolle, das lustige und auch das exotische aus Russland in meiner Kunst verbreitet und in meiner Musik wiedergeben. Es wurde erfolgreich und ist am guten Weg der Entwicklung. Seit 17 Jahren steht meine Band „Russkaja“ für tanzbare, energiegeladene, ausgelassene, Party Musik sehr viel in meiner Muttersprache - kokettierend mit Wortbildungen wie „die Russen sind da“, und „Russki Style“ ist die Message eindeutig und klar - „Lasst uns zusammen feiern, singen, tanzen“, wir verbreiten Liebe, Völkerverständigung, Menschlichkeit und stehen für gemeinsames Feiern. Mein Projekt „Russian Gentlemen Club“ steht seit 14 Jahren für eine musikalische Reise durch die Geschichte russischsprachiger Musik, rührende Liebeslieder, seelische Nostalgie meiner Jugend, schönste Melodien und Lieder aus dem russischsprachigem Raum. Doch jetzt, nahm die aktuelle russische Regierung, allen Menschen auf der Welt das wertvollste was wir alle hatten - den Frieden. Die Regierung dieser Grossmacht hat ein Krieg ausgelöst und das trifft bei mir auf entschlossene Ablehnung und heftigen Protest. Ich sage - nein zum Krieg in der Ukraine. Ich verurteile auf schärfste diese kriegerische Handlung und bin in Gedanken bei Menschen, die gerade flüchten müssen, bei Kindern, die gerade Angst haben, bei Freunden und Verwandten meiner Freunde in Ukraine, die gerade zum Militär Dienst einberufen werden um in den sicheren Tod geschickt zu werden. Stoppt den Krieg in der Ukraine. —Georgij Makazaria (Russkaja)


Ukraine

Ukrainische Musikerin Sadovska: Stolz auf alle Ukrainer (MOMA): Die ukrainische Musikerin und Komponistin Mariana Sadovska lebt in Köln. Sie ist in großer Sorge um ihre Familie und Freunde in der Heimat und steht in engem Kontakt mit ihnen. "Ich bin sehr stolz auf alle ukrainischen Männer und Frauen, die gerade mein Land, aber auch uns hier, unsere Freiheit in der ganzen Welt, verteidigen."

Musikerin Sadovska: "Ukrainer verteidigen auch unsere Freiheit" (Vox News): Der Feind Putins ist nicht die Ukraine, sondern sie ist die gesamte freie demokratische zivile Gesellschaft. Die ukrainische Musikerin und Komponistin Mariana Sadovska lebt in Köln. In der Sonderausgabe des ARD Morgenmagazins "MoMa" sagte sie heute, dass sie sehr stolz auf alle ukrainischen Männer und Frauen, die gerade ihr Land teilweise mit bloßen Händen verteidigen würden. "Diese Männer und Frauen, so Sadovska, verteidigen auch unsere Freiheit in der ganzen Welt, verteidigen", fügt die Künstlerin hinzu.

Ukrainische Sängerin in Köln „Ich höre von überall Hilferufe“ (Kölner Stadt-Anzeiger): Die Sängerin und Komponistin Mariana Sadovska lebt in Köln. Sie wurde in Lwiw (Lemberg) in der Ukraine geboren. Seit die ersten Meldungen vom russischen Angriff kamen, steht bei ihr das Telefon nicht mehr still. Sie schildert uns ihre Gefühle – und kann dabei die Tränen kaum zurückhalten.




Die Anti-DicKtators sind eine Kollaboration gleichgesinnter Musiker, die entsetzt darüber sind, was in der Ukraine vor sich geht und die auf ihre eigene, kleine Art helfen wollen, Aufmerksamkeit und Geld für einen Hilfsfond zu generieren.

Die Anti-DicKtators bestehen aus Phil Meadley (The Gaslight Troubadours), Sänger/Songwriter Yuriy Gurzhy (RotFront – Emigrantski Raggamuffin Kollektiv/The Disorientalists), Fiddle Spieler Jon Sevink (Levellers), Bassist Tom Robinson (Tom Robinson Band/BBC Radio 6Music Presenter), and Sängerin Katya Tasheva (RotFront).

Yuriy ist ein Ukrainer, der mit 20 nach Berlin gezogen ist. Er arbeitet als Musiker, DJ, Produzent und gefeierter Autor. Erst kürzlich wurde sein Kriegstagebuch in einer Deutschen Tageszeitung DER TAGESSPIEGEL veröffentlicht.

Jon Sevink

Die Song-Lyrics basieren auf der Geschichte Ukrainischer Soldaten auf Snake Island in den frühen Tagen der Russischen Invasion, die mit “Russian warship, go f**k yourself!” reagierten, als sie vom Russischen Kommandeur aufgefordert wurden, sich zu ergeben. Dieses Zitat ist ein Aufschrei des Widerstandes für Ukrainer geworden und der Slogan wurde sogar auf eine Briefmarke gedruckt, um die Tapferkeit der Soldaten zu würdigen.

Yuriy sagt “Wir sind schockiert und verletzt, wenn wir sehen, was in der Ukraine passiert, wie brutal Russland ganze Städte und Dörfer auslöscht. Die Ukrainer*innen wehren sich und kämpfen wie Superhelden*innen. Selbst wenn es ungerecht ausgeht, wird der Krieg bald vorbei sein und man wird jedes Pfund, jeden Euro und Dollar brauchen, von dem was bis dahin gespendet wurde. Also schließen wir uns den Helfenden an und bitten Euch für die Ukraine Trust Chain zu spenden. Diese Organisation bringt direkte Hilfe in die Ukraine und hilft bei den Evakuierungen in der aktiven Kriegszone vor Ort. Unterstützt uns mit dem Kauf des Songs, der euch in drei Minuten den momentan wichtigsten Satz in Russisch beibringen wird.“

Alle Einnahmen gehen direkt an die Ukraine Trust Chain, ein Netzwerk an Freiwilligen-Teams, die sich vor Ort um Nahrung, medizinische Versorgung und Fahrtmöglichkeiten aus der Ukraine kümmern. Mehr Details: www.ukrainetrustchain.org. Der Song wurde zuerst auf der eigenen Bandcamp Seite anti-dicktators.bandcamp.com veröffentlicht.



Liebes Publikum, in Erwartung des Frühlings und der Wärme stelle ich Euch mein neuestes Album vor: Living is easy, mostly!

Dass das Leben alles andere als easy sein kann, zeigt uns allerdings der erschreckende Krieg in Osteuropa. Als Musiker habe ich immer das Verbindende und Respektierende zwischen den Regionen gesucht. 1992 durfte ich im Rahmen eines Kulturaustausches zum ersten Mal die Ukraine bereisen. Die Menschen waren freundlich, die Lebensverhältnisse äußerst einfach. Aber aufgrund der damals neu gewonnen Freiheit und Eigenständigkeit entwickelte sich ein erfrischender Optimismus.

Ich war 25 und freundete mich in Odessa mit dem gleichaltrigen Saxophon-Kollegen Boris an, der besser als ich spielte, dem es jedoch an allem mangelte, denn mit Jazz war dort nichts zu verdienen. Zum Abschied ließ ich ihm einen Teil meines Instrumenten-Zubehörs.

2008 dann kamen wir mit Quadro Nuevo auf die Krim-Halbinsel. Im unglaublich märchenhaften Khanspalast von Bakschisaray nahmen wir mein Lied Krim auf. Die Komposition beinhaltet alte melodische Motive aus der Süd-Ukraine und kam anschließend auf unser Album Quadro Nuevo: Grand Voyage.

Es ist nicht zu ertragen, dass das Land nun in einer riesigen Katastrophe versinkt. Man darf nicht den Mut verlieren! Ich spiele weiterhin Weltmusik...





Moin, weil sie leider wieder sehr aktuell sind, haben sich meine Mitmusiker zweier Antikriegslieder von mir angenommen und auf YouTube online gestellt. Allerbest, Jan Cornelius


Mit ihrem Remake von Buffalo Springfields Anti-Kriegssong „For What It`s Worth (Stop, Hey What`s That Sound)“ verneigen sich The BossHoss vor dem unglaublichen Mut und der Entschlossenheit der ukrainischen Bevölkerung. Gleichzeitig machen die Berliner Country-Rocker deutlich, dass Gewalt niemals eine Lösung sein kann.

Sämtliche Einnahmen aus den Singleverkäufen werden an die Kinderhilfsorganisation BILD hilft e. V. „Ein Herz für Kinder“ gespendet und kommen der Unterstützung für ukrainische Geflüchtete zugute. „Wir müssen alles tun, um diesen Kindern schnell und konkret zu helfen!“, sagt Sarah Majorczyk, 1. Vorsitzende von „Ein Herz für Kinder“. Der Verein setzt sich in Deutschland und der ganzen Welt für in Not geratene Kinder ein. Seit der Gründung von Verleger Axel Springer 1978 konnten mit über 412 Millionen Euro Spendengeldern bislang mehr als 22.705 Projekte unterstützt und Millionen Kindern geholfen werden.

Schon seit Mitte der 1960er-Jahre zählt Buffalo Springfields Folk-Klassiker „For What It`s Worth (Stop, Hey What`s That Sound)“ zu den großen Anti-Kriegssongs innerhalb der Popkultur. Ursprünglich als Protestlied der amerikanischen Jugend gegen Unterdrückung und die Einschränkung ihrer Bürgerrechte entstanden verleihen The BossHoss der Friedenshymne mit ihrem Remake eine völlig neue Dringlichkeit. Das Berliner Septett verbindet den souligen Spirit des Originals mit knackigen Urban Country-Elementen zu einem modernen Make-Over im typischen The BossHoss-Style!

„Wir sind Sänger“, so Alec Völkel aka Boss Burns. „Wir nutzen unsere Stimmen und unsere Reichweite, um Aufmerksamkeit für das Leid der ukrainischen Bevölkerung zu schaffen. Das, was dort momentan passiert, hätte bis vor wenige Wochen noch niemand für möglich gehalten. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, die Not dieser Menschen, die Opfer eines durch nichts zu rechtfertigenden Angriffskrieg geworden sind, ein kleines bisschen zu lindern.“

„Die Band The BossHoss stand schon immer für die Freiheit in all ihren unterschiedlichsten Formen und Facetten“, ergänzt Sascha Vollmer alias Hoss Power. „Wir Künstler:innen haben die Aufgabe und die Pflicht, unsere Stimme zu erheben, wenn etwas falschläuft in der Welt. Genau das tun wir mit diesem Song.“

Der Track ist HIER zu streamen und zu kaufen.



    Solidarität mit geflüchteten und exilierten Künstler*innen

Der Krieg ist zurück in Europa und mit ihm Leid, Opfer und Flüchtlinge. Dieses neue Drama vor unserer Haustür verpflichtet zur Solidarität und uneingeschränkten Unterstützung gegenüber allen, die darunter leiden. Unter den Opfern und Bedrohten sind auch viele Künstler. Im Fall der Ukraine können Künstler vom „Vorübergehenden Europäischen Schutzstatus“ profitieren, ein außergewöhnliches humanitäres Werkzeug, das erstmals während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien angewandt wurde und seitdem nicht mehr. Es ermöglicht den ukrainischen Künstlern sich für ein verlängerbares Jahr überall in der Europäischen Union aufzuhalten und Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Wohnraum und zu bestimmten Beihilfen (Krankenversicherung, Sozialleistungen, Asylbewerberleistungen, Bildung von Kindern) zu erhalten. Darüber hinaus gibt es in Deutschland zahlreiche öffentliche Förderprogramme, die auf Plattformen wie „Kultur hilft Kultur“ des Kulturrat NRW auch in Ukrainisch zugänglich sind. All diese Möglichkeiten sind ausdrücklich zu begrüssen!

Plattform "Kultur hilft Kultur" des Kulturrates NRW

Warum sollte diese Schutzstatus nicht auf alle Künstler ausgedehnt werden, die vor Kriegen oder Unterdrückung durch totalitäre Regime fliehen und nach Deutschland gekommen sind, egal ob sie aus Afghanistan oder Irak, Syrien, Jemen oder Mali kommen? Warum also nicht die Bedingungen für den Zugang und die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis für geflüchtete Künstler aller Nationalitäten lockern und dadurch die Vielfalt unseres kulturellen Lebens bereichern?

Deutschland muss der Verpflichtung aus der Unterzeichnung des UNESCO-Übereinkommens von 2005 zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen gerecht werden und sollte sich uneingeschränkt dazu verpflichten geflüchtete Künstler unabhängig von ihrem Herkunftsland aufzunehmen.

UNESCO-Übereinkommen über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen

alba Kultur | Klangkosmos NRW



    HILFSANGEBOTE FÜR GEFLOHENE UKRAINISCHE MUSIKERINNEN UND MUSIKER

Um den Betroffenen die Integration ins Kulturleben zu ermöglichen, hat der in Deutschland lebende belarussische Dirigent Vitali Alekseenok eine Welle losgetreten. Neben der privaten Vermittlung von Kontakten über seine Website (www.alekseenok.com) sammeln inzwischen auch der Deutsche und der Bayerische Musikrat sowie ein Zusammenschluss von sechzig Berliner Kulturinstitutionen Hilfsangebote und -gesuche (www.bit.ly/3KYlJTF). Zudem hat das Goethe-Institut ein Notfallprogramm für Überbrückungshilfen aufgelegt (www.bit.ly/3whrEO6). Sonderstipendien bieten die Villa Concordia Bamberg (www.bit.ly/39H1LQ9) sowie das Europäische Musikinstitut Wien (www.bit.ly/3vWIaUO). Darüber hinaus finden ukrainische Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der Onlineinitiative Science for Ukraine Jobs, Praktika und Studienmöglichkeiten auch in der Musikwissenschaft (www.scienceforukraine.eu).


    Clementi-Brief: Gedanken, Tipps und Liebhabereien, Sinn und Unsinn

Georg Clementi

Artist Video Georg Clementi
@ FROG


www.clementi.de
www.zeitlieder.de

Auch im neuen Jahr wird uns nicht langweilig werden. Wir leben ja wirklich in einer herausfordernden Zeit. Wenn es stimmt, dass der Mensch mit seinen Aufgaben wächst, dann werden wir alle bald riesengroß. Vielleicht schaffen wir es, uns darauf zu freuen, anstatt uns zu fürchten.

Gisbert zu Knyphausen

Musikkuriosität des Monats: Diese Nachricht hat mich bewegt: Vögel verdrängen die Stars aus den australischen Musikcharts. Lest hier! Zeitlied des Monats: Es ist schon einige Jahre her, dass ich das "Lied eines Soldaten" geschrieben habe. Es tut heute noch ein wenig mehr weh als damals. Klickt hier! Zum Abschluß gibt es noch mein Lied des Monats: Gisbert Zu Knyphausen hat es geschrieben. Es enthält alle meine guten Wünsche für Euch und soll Euch lächelnd ins neue Jahr tragen: "Und wenn du lachst, geht alles wie von selbst..." Mein Vaterherz singt mit Reinhard Mey "Nein, meine Söhne geb ich nicht!" Dota Kehrs "Grenzen" spricht mir aus dem Herzen. Kommt natürlich auf die Clementi-Brief-Playlist"

Dota Kehr

Gisbert zu Knyphausen@ FROG

www.gisbertzuknyphausen.de

Dota Kehr @ FROG

www.kleingeldprinzessin.de

Zitat(e) des Monats: "Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen" (Isaac Asimov) "Das Schlimme an den Kriegen ist, dass sie mehr böse Menschen schaffen, als sie deren hinweg nehmen." (Emanuel Kant) Oliver hat Brechts Galilei zitiert: "Unglücklich das Land, das keine Helden hat!" "Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat."

Politische Gedanken des Monats: Darauf, dass das Zitat oben auf Putin zutrifft, können sich heute wahrscheinlich viele einigen, aber ich hatte eine aufgeregte Diskussion mit meinem Sohn, die sich um die Frage drehte, ob Selenski nun ein Held ist, oder nicht? Mein Sohn wollte diese Frage mit einem entschiedenen Ja beantwortet haben, mir hingegen fällt die Heldenverehrung schwer. Ich argumentierte, wer sein Volk dazu animiere, in einem Krieg zu kämpfen, der nicht zu gewinnen sei, ist kein Held, sondern jemand der großes Leid verlängert. Mein Sohn meinte, wer sein Land kampflos aufgibt, ist ein Feigling. Was mich an den weisen Spruch des Vaters meines besten Freundes Ossy erinnerte, der sagte: „Liaber fünf Minuten feig, als a Leben long toat.“

Nun höre ich, in manchen Gebieten drängt die ukrainische Armee, die russische wieder zurück und es wird verhandelt. Und die Ukrainer scheinen zu sagen: "Lieber jetzt mutig, als ein Leben unter Putin". Ich muss zugeben, die Vorstellung, dass die Ukrainer es schaffen könnten, zumindest einen Teil ihres Landes vor Putins Armee zu verteidigen, ist schön. Aber ich kann den Gedanken nicht verdrängen, dass immer, wenn von Armeen gesprochen wird, von 20jährigen Buben die Rede ist, die sich gegenseitig zerfetzen. Ich bin mir, wie ihr merkt, meiner Einschätzung Selenski gegenüber sehr unsicher.

Auch, dass nun alle Regierungschefs Europas geloben, kräftig in Heer und Waffen zu investieren (Österreich spricht von 10 Milliarden, Deutschland gar von 100 Milliarden Euro) ist, wenn man das Zitat oben für zutreffend hält, nicht besonders rühmlich. Wie kann es sein, dass wir alle glauben zu wissen, dass z.B. der exzessive Waffenbesitz der amerikanischen Bevölkerung ein Problem darstellt und zu mehr Gewalttaten führt, andererseits aber unsere Staaten aufrüsten und glauben, sie werden dadurch sicherer. Außerdem bleibt es bei aller Aggression Putins eine Tatsache, dass der Klimawandel eine weit größere Bedrohung darstellt. Wie wäre es, wenn wir all dieses Geld in erneuerbare Energieversorgung investieren würden, kein Öl und Gas mehr kaufen würden und das russische Militärbudget damit schwächen statt unseres ausbauen würden?

Wolfgang hat mir folgende Zeilen aus Hermann Hesses Steppenwolf zukommen lassen. Sie werden mein Schriftstellerzitat des Monats: "Ich habe ein paarmal die Meinung geäußert, jedes Volk und sogar jeder einzelne Mensch müsse, statt sich mit verlogenen politischen "Schuldfragen" in Schlummer zu wiegen, bei sich selber nachforschen, wieweit es selbst durch Fehler, Versäumnisse und üble Gewohnheiten mit am Kriege und an allem anderen Weltelend schuldig sei, das sei der einzige Weg, um den nächsten Krieg vielleicht zu vermeiden. Das verzeihen sie mir nicht, denn natürlich sind sie selber vollkommen unschuldig: der Kaiser, die Generäle, die Großindustriellen, die Politiker, die Zeitungen - niemand hat sich das geringste vorzuwerfen, niemand hat irgendeine Schuld! Man könnte meinen, es stehe alles herrlich in der Welt, nur liegen ein Dutzend Millionen totgeschlagener Menschen in der Erde. ... Zwei Drittel von meinen Landsleuten lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahnt, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht, und das Ziel und Ende von dem allen ist wieder der Krieg, ist der nächste, kommende Krieg, der wohl noch scheußlicher sein wird, als dieser war. Alles das ist klar und einfach, jeder Mensch könnte es begreifen, könnte in einer einzigen Stunde des Nachdenkens dasselbe Ergebnis finden. Aber keiner will das, keiner will den nächsten Krieg vermeiden, keiner will sich und seinen Kindern die nächste Millionenschlächterei ersparen, wenn er es nicht billiger haben kann. Eine Stunde nachdenken, eine Weile in sich gehen und sich fragen, wieweit man selber an der Unordnung und Bosheit in der Welt teilhat und mitschuldig ist - sieh, das will niemand! Und so wird es weitergehen, und der nächste Krieg wird von vielen tausend Menschen Tag für Tag mit Eifer vorbereitet. Es hat mich, seit ich es weiß, gelähmt und zur Verzweiflung gebracht, es gibt für mich kein "Vaterland" und keine Ideale mehr, das ist alles ja bloß Dekoration für die Herren, die das nächsten Schlachtfeld vorbereiten. Es hat keinen Sinn, irgend etwas Menschliches zu denken, zu sagen, zu schreiben, es hat keinen Sinn, gute Gedanken in seinem Kopf zu bewegen - auf zwei, drei Menschen, welche das tun, kommen Tag für Tag tausend Zeitungen, Zeitschriften, Reden, öffentliche und geheime Sitzungen, die alle das Gegenteil anstreben und auch erreichen".

Grenzgänger

Artist Video Die Grenzgänger @ FROG

www.folksong.de

Frage des Monats: Ich war gerade mit Ossy und Harald in Weimar aufgetreten, der Abend war lau und wir saßen zusammen mit Julia vor unserem Hotel im Freien. Eintracht Frankfurt hatte gerade den Europapokal gewonnen und die Fans wanderten singend nach hause und da hörte ich mich Fragen stellen, die mich seither nicht mehr loslassen und ich will sie mit euch teilen: Könnte es sein, dass es ein völlig veraltetes Konzept ist, die Welt in Nationalstaaten zu denken? Für die meisten Südtiroler und einen ausgewanderten wie mich im Besonderen, ist die Identifikation mit einem Nationalstaat völlig unbedeutend. Warum ist die Nation für viele Menschen von Bedeutung? Ist sie noch eine zeitgemäße Organisationsform? Zielt nicht jeglicher Nationalismus (außer dass er bei einer Fussballweltmeisterschaft vielleicht Spaß macht) auf die Erhöhung der eigenen Person auf Kosten des Nachbars ab? Ist nicht jeglicher Stolz darauf Österreicher, Deutscher, Italiener, Ukrainer, Russe, Franzose, Ungar, Amerikaner oder sonst irgendetwas zu sein, fragwürdig bis lächerlich. Wie geht es Euch damit?

Spruch des Monats: Ich klicke seit Jahren mehrmals täglich irgendwo "alles akzeptieren" an, aber es wirkt noch nicht.

Lebt trotzdem fröhlich! Euer Georg


    Neues von den Grenzgängern

Wertes Publikum! "Wo bleibt das Positive?" wurde einmal der wunderbare Kollege Erich Kästner gefragt, und er antwortete "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!" Gerade in diesen finsteren Zeiten brauchen wir Beispiele von Solidarität und den Mut zur Utopie, gerade jetzt: Eine Phantasie von Übermorgen. Und als der nächste Krieg begann, da sagten die Frauen, nein ...!

175 Jahre erste Demokratie in Deutschland: Und es gilt weiterhin, die Erinnerung wachzuhalten an gute und kraftvolle Momente in unserer Geschichte: Im nächsten Jahr jährt sich zum 175. mal die Revolution von 1848/49, die auch eine europäische Demokratie-Bewegung war. Wir werden eine ganze Reihe von Konzerten dazu spielen. Mehr dazu steht hier (inkl. Playlist mit 30 Liedern!)

Volkslied 3000: Wir haben einen Kompositionsauftrag für einen Text erhalten, der von "Künstlicher Intelligenz" fabriziert wurde mit Material von www.volksliederarchiv.de. Wir entschieden uns für "Ich bin ein Mensch und keine Maschine", entstanden in Berlin in ferner Zukunft. Das Ergebnis präsentieren wir bei zwei Konzerten in Görlitz und Berlin, mit dabei sind unter anderem Max Prosa und Alin Coen. Noch kann man selbst teilnehmen an dem Projekt Volkslied 3000.

Marina Achenbach, FASIA - Geliebte Rebellin

Fasia Jansen @ FROG

www.fasia-jansen-stiftung-ev.de

Erinnerung an Fasia Jansen: Ende Dezember jährt sich zum 25. mal der Abschied von Fasia Jansen, afrodeutsche Liedermacherin, KZ-Überlebende, unermüdliche Streiterin gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Ihre unglaubliche Geschichte ist mehr als filmreif. Wir werden Ende Dezember bei einem Konzert in Oberhausen an sie erinnern.

Abschied von Frank Baier: Ende April verstarb plötzlich unser lieber Freund und Kollege Frank Baier, Liedermacher und -Sammler und unermüdlicher Streiter in so vielen Kämpfen für eine bessere Welt. Im letzten Jahr hatte ich begonnen, gemeinsam mit ihm seine Webseite neu zu ordnen und zu gestalten. Im nächsten Jahr wollen wir in Duisburg mit einem großen Konzert an ihn erinnern. Mehr auf seiner Webseite.

Label: Das eigene Label "Müller-Lüdenscheidt-Verlag" wird zunehmend auch eine Ort für andere Künstler, die gute Musik machen und das gesellschaftliche Umfeld als Thema ihrer Lieder nicht ausblenden. Im Herbst erscheinen:

Das Netzwerk: Wir sind sehr dankbar und freuen uns über alle Unterstützer*innen, die uns konstant unterstützen, sei es durch den Kauf eines oder mehrerer Alben über unsere Webseite oder durch einen regelmäßigen Beitrag zur Unterstützung unserer Arbeit. Ohne Eure Solidarität sähe es deutlich finsterer aus! Wir machen natürlich weiter!

Herzliche Grüße und bleibt gesund! Michael Zachcial



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