FolkWorld #67 11/2018
© Wikipedia, die freie Enzyklopädie

Chanukka: Shimmering Lights

Der amerikanische Geiger Yale Strom präsentiert eine Sammlung traditioneller und neuer Musik für das jüdische Lichterfest.

Chanukka (hebräisch חֲנֻכָּה / חנוכה ‚Weihung, Einweihung‘ [xanʊˈkaː]; Schreibweisen: Chanukkah, Hanukkah) oder Lichterfest ist ein acht Tage dauerndes, jährlich gefeiertes jüdisches Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels (des Serubbabelischen Tempels) in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. Es beginnt am 25. Tag des Monats Kislew (November/Dezember).

Geschichte

Shimmering Lights: Hanukkah Music
Schon seit Beginn der 1980er-Jahre betreibt der US-Amerikanische Geiger, Komponist und Ethno- musikologe Yale Strom Feldforschung in Ost- europa und auf dem Balkan. Dies lieferte ein bewehrtes Fundament für sein Klezmer-Ensemble Hot Pstromi. Zudem tat er sich als Komponist neuer jüdischer Musik hervor, die Klezmer mit Balkan-Klängen und religiöse Improvisationen mit Jazz-Rhythmen kreuzt. "Shimmering Lights" (Glimmernde Lichter) ist eine exzellente Sammlung alter und neuer Lieder und Instrumentalstücke, die das jüdische Lichterfest (Chanukka) begleiten. Dies wird bei verschiedenen jüdischen Gemeinden (jiddisch, sephardisch, hebräisch) unterschiedlich gefeiert, und entsprechend abwechslungsreich ist Stroms musikalisches Potpourri. Davon abgesehen ist sich Yale Strom nicht zu schade, musikalische Einflüsse aus aller Welt aufzunehmen. Seine Mitmusiker – ein Streichquartet plus Gesang, akustische und elektrische Gitarre sowie die arabische Kurzhalslaute Ud – haben nicht nur Erfahrung mit Klezmermusik, sondern auch Klassik, Jazz und Bluegrass. Das prall gefüllte Paket wird abschließend geschnürt durch ein ausführliches Booklet mit den Liedtexten in Jiddisch und Englisch.
Yale Strom's Broken Consort:
Yale Strom (Geige)
Jeff Pekarek (Bass)
Elizabeth Schwartz (Gesang)
Fred Benedetti (Gitarre)
Sara Caswell (Geige)
Alex Greenbaum (Cello)
Amos Hoffman (Oud, E-Gitarre)
David Wallace (Viola)
Yale Strom's Broken Consort "Shimmering Lights - Hanukkah Music", ARC Music, 2018

Yale Strom

Artist Video Yale Strom @ FROG

www.yalestrom.com

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden Judäas gegen hellenisierte Juden und makedonische Seleukiden, wie er im Ersten Buch der Makkabäer, bei Flavius Josephus und im Talmud überliefert ist. Die Makkabäer beendeten die Herrschaft des Seleukidenreiches über Judäa und führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein. Sie beseitigten den zuvor im jüdischen Tempel aufgestellten Zeus-Altar, den hellenisierte Juden, die JHWH mit Zeus gleichgesetzt und auf griechische Art verehrt hatten, errichtet hatten.

Die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, sollte niemals erlöschen. Nach der späteren Überlieferung war aufgrund der Kämpfe mit den Seleukiden nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden. Dieses Öl reichte für gerade mal einen Tag. Für die Herstellung neuen geweihten Öls werden acht Tage benötigt. Durch ein Wunder habe das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die acht Lichter des 8- bzw. 9-armigen Leuchters Chanukkia. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen.

Der Leuchter hat oft neun Arme oder Lichterhalter, das neunte Licht ist der Diener (hebräisch). Nur mit diesem dürfen die anderen angezündet werden, nachdem die notwendigen Segen (hebräisch) gesprochen wurden. Als Lichter werden Kerzen oder Öllämpchen benutzt. Oft wird Olivenöl verwendet, wie bei der Menora im ehemaligen Tempel.

Nach der „Entweihung“ des Zweiten Tempels durch den Zeuskult wurde das Chanukkawunder zur Erinnerung an die Wiedereinweihung gefeiert (1 Makk 4,36–59 EU; 2 Makk 10,5–8 EU (Septuaginta)) (eine Zeitangabe im Neuen Testament (Joh 10,22 EU) datiert nach dem Fest der Tempelweihe), bis im Jahre 3830 jüdischer Zeitrechnung (70 n. Chr.) der Tempel durch die Römer endgültig zerstört wurde. Chanukka wird in Familien und Gemeinden gefeiert.

Chanukka-Bräuche

Chanukka ist primär ein häusliches Fest. An den Chanukka-Abenden versammeln sich die Familien mit Freunden zu ausgelassenen Festen. Gemeindefeiern sind üblich, die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten. Gegessen werden vor allem in Öl gebackene Speisen wie Sufganiyah (Krapfen) oder Latkes (Kartoffelpuffer) und weitere Spezialitäten der jüdischen Küche. Nach dem Anzünden der Lichter werden Maos Zur und weitere Chanukkalieder gesungen. Ursprünglich wurden die Lichter nur in den Häusern angezündet, später in den Synagogen und öffentlich auf Plätzen. Literarische Erwähnung findet das Fest unter anderem bei Heinrich Heine. In seiner Denkschrift für Ludwig Börne schildert Heine einen Spaziergang der beiden Schriftsteller jüdischer Herkunft durch die winterliche Frankfurter Judengasse.

Die Chanukkia wird unmittelbar nach Einbruch der Dunkelheit angezündet. Dabei werden Gebete gesprochen, Lieder gesungen und die Chanukka-Geschichte erzählt. Beliebt ist das Spiel mit dem Dreidel, einem Kreisel, auf dessen Seiten vier hebräische Schriftzeichen (Nun Gimel He Schin) stehen. Die Schriftzeichen stehen für die Initialen des hebräischen Satzes Nes Gadol Haja Scham ‚Ein großes Wunder geschah dort‘. In Israel steht auf den Dreideln der Satz: Nes Gadol Haja Po ‚Ein großes Wunder geschah hier‘. Für den Zweck des Spiels werden die Buchstaben als Abkürzungen der jiddischen Worte (deutsch nichts, ganz, halb und stellen) ausgelegt.

Während der Chanukkatage erhalten Kinder Münzen und werden ermutigt, einen Teil des Geldes für wohltätige Zwecke zu spenden (Zedaka). Der bei einigen beliebte Brauch, zu Chanukka Gänsebraten zuzubereiten, wird mit dem anfallenden Fett begründet, das in Leuchtern verbrannt wird. Ein Spiel, das früher zum festen Bestandteil der Chanukka-Abende zählte, ist Glocke und Hammer.

Die Reihenfolge, in der die Kerzen angezündet werden

Für die Anzahl der Kerzen gibt es unterschiedliche Traditionen. Durchgesetzt hat sich die Schule Hillels: am ersten Abend ein Licht und an jedem weiteren Abend ein Licht mehr, so dass am achten Abend insgesamt acht Lichter angezündet werden. Zu diesem Zweck wird ein Chanukkaleuchter mit acht Flammen verwendet. Die Kerzen werden sobald am Himmel die ersten Sterne zu sehen sind sofort nach dem Abendgebet angezündet. Solange die Lichter brennen, ruht jede Arbeit. Die Lichter müssen mindestens eine halbe Stunde lang brennen.

Der Chanukkaleuchter muss so aufgestellt werden, dass er der Öffentlichkeit ins Auge fällt, denn hinter diesem Gebot steht die Absicht, das Wunder publik zu machen. Die dabei verwendeten Lichter dürfen keinem anderen Zweck dienen. Von ihnen darf kein Nutzen entstehen und sie sind nur anzuschauen. Daher ist es üblich geworden, sich mit Spielen zu beschäftigen, während die Lichter brennen. Aus diesem Grund wird der Leuchter an ein Fenster gestellt oder, besonders in Israel, links vom Hauseingang. Hier stünde er der Mesusa gegenüber, die rechts angebracht ist. In der Synagoge werden täglich Chanukkalichter angezündet. Die Lichter im Chanukkaleuchter werden mit einem weiteren Licht, dem Schamasch (Diener) angezündet.

Chanukkaleuchter

Es existieren verschiedene Traditionen, wie der Chanukkaleuchter angezündet wird: Ursprünglich wurde nur eine Kerze je Tag angezündet, was ausreicht, um die für Chanukka vorgesehene gute Tat zu erfüllen. Seit dem 13. Jahrhundert haben sich unterschiedliche Traditionen entwickelt, die das Anzünden von acht Kerzen des Chanukkaleuchters vorsehen.

  1. Im 13. Jahrhundert überlieferte Rabbi Meir von Rothenburg die Tradition, den Chanukkaleuchter von links nach rechts anzuzünden. Dies ist der aschkenasische Minhag (Brauch), der in West- und Süddeutschland eingehalten wurde und später vom Gaon von Wilna für die litauischen Juden übernommen wurde.
  2. Zwei weitere Traditionen entwickelten sich im 14. Jahrhundert: Rabbi Isserlein berichtete von einer Tradition in Österreich, nach dem die Chanukkalichter von rechts nach links angezündet werden. Diese Tradition wurde in Polen und großen Teilen Osteuropas so gepflegt und wird als Minhag Austrich oder Minhag Polin bezeichnet.
  3. Eine dritte Tradition wurde von Rabbi Joseph ben Solomon Colon überliefert: Die Chanukkakerzen werden von rechts nach links aufgestellt und an jedem Tag von der am weitesten links stehenden Kerze beginnend angezündet. Diese in Frankreich und einigen italienischen Gemeinden gepflegte Tradition entwickelte sich zur vor allem in Osteuropa vorherrschenden Tradition des Chanukkakerzenanzündens. Sie wurde vom chassidischen Judentum (Minhag Ari) und einigen sephardischen Gemeinden übernommen.

Am ersten Chanukkatag wird die erste Kerze angezündet. Dabei werden drei Segenssprüche gesagt

  1. Baruch atah Adonaj, Elohejnu Melech HaOlam, ascher kideschanu bemitzwotaw we’tziwanu lehadlik ner schel’chanukkah. [Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der du uns geheiligt durch deine Gebote und uns geboten, das Chanukkahlicht anzuzünden.]
  2. Baruch atah Adonaj, Elohejnu Melech HaOlam, sche’asah nissim La’wotejnu bajamim hahem basman haseh. [Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der Du Wunder erwiesen unseren Vorfahren in jenen Tagen zu dieser Zeit.]
  3. Baruch atah Adonaj, Elohejnu Melech HaOlam, schehechijanu, wekijemanu wehigianu la’seman haseh. [Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der Du uns hast Leben und Erhaltung gegeben und uns hast diese Zeit erreichen lassen.]

An den weiteren Tagen werden vor dem Kerzenanzünden nur die ersten zwei Gebete gesprochen. Am Freitagabend werden die Lichter für Chanukka im Hellen, also vor den Sabbatlichtern angezündet. Nach dem Anzünden der Lichter rezitieren die sephardischen Juden Psalm 30, während die aschkenasischen Juden das Lied Maos Zur singen, Oh mächtiger Fels.

Termine des Chanukkafestes

Der erste Tag ist immer der 25. Kislew, die eigentliche Feier beginnt jedoch stets bereits mit dem Sonnenuntergang am Vorabend (da der Tag von da gezählt wird). Das Ende variiert zwischen dem 2. und 3. Tevet, da Kislew einer der zwei Schaltmonate im jüdischen Kalender ist. Demfolgend variiert das Datum dieses Tages nach dem gregorianischen Kalender, da der jüdische Kalender immer nach dem Mond neu berechnet wird.



From Wikipedia, the free encyclopedia [de.wikipedia.org/wiki/Chanukka]. Wikipedia® is a registered trademark of the Wikimedia Foundation, Inc., a non-profit organization.

Text is available under the Creative Commons Attribution-ShareAlike License.

Date: Oktober 2018.


Photo Credits: (1)-(2) Yale Strom, (3) Chanukka-Leuchter (unknown/website).


FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Kidz Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld About Contact Privacy Policy


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld