Cara Chris While & Julie Matthews Eric Bibb Greg Russell & Ciaran Algar Jamie Smith’s Mabon Jimmy Aldridge & Sid Goldsmith John Kirkpatrick Jon Boden Le Vent Du Nord Loudon Wainwright III Na-Mara Oysterband Sam Kelly and the Lost Boys Sarah Jarosz Seth Lakeman Skipinnish The Unthanks The Young’uns ...
Shrewsbury Folk Festival - ein Name, den man auf jeden Fall schon gehört hat, wenn man sich ein bißchen über die englische Szene auf dem Laufenden hält. Shrewsbury liegt in Shropshire, und das erste Shrewsbury Folk Festival fand 2006 statt, in direkter Nachfolge des Bridgnorth Festivals (1997-2006).
Wie so oft geht alles zurück auf einen kreativen Geist, in diesem Falle Alan Surtees, der mit seiner Frau Sandra gemeinsam das Festival aus der Taufe hob und es von einem kleinen, lokalen Event zu einem der besten Folk Festivals ganz Englands hochpäppelte.
2017 war ein sehr trauriges Jahr für Shrewsbury, denn nach kurzer und heftiger Krankheit verstarb Alan Surtees am 30.6.2017 - nur 8 Wochen vor dem Festival. Kaum vorstellbar, was das Team um seine Witwe bewältigen und verarbeiten musste - aber Shrewsbury 2017 war eine große Feier eines außergewöhnlichen Mannes, der über 20 Jahre seines Lebens in die Förderung von Folkmusik, von Jugendmusikprojekten und von aufstrebenden Bands investiert hat und es schaffte, seinen Traum zu verwirklichen und alles was Rang und Namen hat zwischen England, Irland, Schottland und den USA auf sein „kleines" Festival einzuladen.
Aber noch einmal zurück: wir, also CARA, bekamen 2017 im Januar eine E-Mail von Alan Surtees, der uns auf das Shrewsbury Folk Festival einlud - in vorhergegangenen Jahren hatten wir immer mal wieder eine CD verschickt oder uns per E-Mail beworben, aber so richtig angebissen hatte das Festival nicht - dachten wir. Nun also im Januar eine knappe Mail, in der gefragt wurde, ob wir bereit seien, am Samstag den 26.8.2017 als Headliner der Main Stage 2 aufzutreten. Das kam unerwartet!
Nach kurzer Hektik (Januar ist für Sommerbuchungen recht kurzfristig, es mussten geplante Urlaube verschoben werden, Geburtstagsfeierlichkeiten umgeplant usw.) hatten wir den Termin freigeschaufelt und konnten zusagen. Die Vorfreude war groß, vor allem, nachdem wir auf unserer ersten England-Tournee im Juni 2017 wunderbare Erfahrungen mit Land und Leuten sammeln konnten und feststellten, dass unsere Musik in England wirklich gut ankommt.
Am 25.8. war es dann endlich so weit und der deutsche Teil der Band reiste erst einmal nach Frankfurt und von dort weiter nach Birmingham, wo uns Bryan - unser Shuttle-Fahrer für das Wochenende, am Flughafen einsammelte. Kim reiste derweil mit mehreren Familienangehörigen per Bahn von Edinburgh nach Shrewsbury - ihr Geburtstag ist am 27.8. und die Familie entschloss sich kurzerhand, den Geburtstag dann eben auf einem Folk-Festival zu feiern - eine hervorragende Idee, denn das Festival kann man wirklich nicht anders beschreiben als „family friendly“.
Nach kurzem Stopp im Hotel ließen wir uns direkt aufs Festivalgelände fahren - welches groß und trotzdem gemütlich ist. Es gibt 2 Hauptbühnen in großen Zelten, eine mittlere Bühne in einem mittelgroßen Zirkuszelt, ein Tanzzelt und viele kleinere Bühnen. Die üblichen Food-Trucks dürfen nicht fehlen, dabei fiel mir besonders auf wie viel Auswahl man als Vegetarier und sogar als Veganer hat - toll! Dann natürlich „Bierzelte“ - auch eine Augenweide, denn die lokalen Ales und Ciders kommen aus kultigen Holzfässern, die alle an der Zeltwand aufgestapelt sind. Allerdings ungekühlt - Asterix’ legendäre lauwarme Cervisia lässt grüßen. Aber es gibt natürlich auch gezapftes, kühles Bier (z.B. Warsteiner :) und alles mögliche andere. Daneben dann noch Kunsthandwerker, Kinderspielplatz, Kinderbetreuung, und eine riesige Fläche Campingplatz, die zum Teil in direkter Nachbarschaft der Bühnen liegt, und auf denen man sein Zelt direkt neben dem geparkten Auto aufstellen kann. Hierbei und bei der Konstruktion der Bühnen-Zelte merkt man dann doch die Erfahrung mit englischem Wetter!
Doch dieses Jahr lachte die Sonne das ganze Wochenende und die Gummistiefel blieben in den Autos!
Wir checkten an der Artist Reception ein, verspeisten im gemütlich eingerichteten Backstage-Bereich ein Curry (auch hier: eines vegetarisch und eines mit Hühnchen) und stießen auf das vor uns liegende Wochenende an.
An diesem Abend spielte auf der Hauptbühne 1 Sarah Jarosz aus den USA - eine Musikerin, die wir sehr mögen und von der ich alle Solo-Alben besitze. Also machten wir uns auf, um das Konzert ‚von vorne‘ anzuschauen. Im Backstage hängen überall Monitore, auf denen man die Konzerte „im Fernsehen“ ansehen kann, denn beide Hauptbühnen verfügen über eine Filmcrew, die mit einem beeindruckenden Arsenal an Kameras das Geschehen auf der Bühne auf Videoleinwände an der Seite überträgt und gleichzeitig über das Internet streamt. Das Konzert war perfekt. Toller Sound, absolut entspannte Performance, wunderschöne Musik.
Danach waren wir erst einmal „satt“ - es war ja auch ein langer Tag.
Der Samstag brachte mehr Sonne, und bei einem kurzen Stadtbummel sahen wir mindestens 6 verschiedene kostümierte Morris-Dance Gruppen, die überall spontane Tanzeinlagen machten. Gleichzeitig fanden in Shrewsbury auch noch das Fake-Festival (die Antwort auf das Folk-Festival, es spielen nur Coverbands, die Musik von Oasis, U2 usw) und die Steam-Ralley statt. Entsprechend viel Leben war auf den Straßen - eine schöne Atmosphäre.
Überhaupt: überall freundliche, höfliche Menschen! Am Nachmittag stand unser Soundcheck auf dem Programm, knapp getaktet und nicht ganz stressfrei, aber am Ende funktionierte alles und wir konnten beruhigt unsere Essensmärkchen einlösen gehen. Die Zeit zwischen Essen und Auftritt verging wie im Flug - das einzige Konzert, was ich richtig mitbekommen habe, war das der Fitzgeralds aus Kanada, die auf ‚unserer’ Bühne direkt vor uns dran waren - das konnte man im Backstage am Monitor verfolgen. Tolle Band, richtig gute Stimmung.
Und dann war es auch schon soweit, 22 Uhr, unser großer Auftritt als erste deutsch-schottische Band beim Shrewsbury Folk Festival! Kurz dauerte es, bis alle Sound-Einstellungen so waren, wie wir sie brauchten - und ab dann feierten wir mit dem Publikum eine ausgelassene Party. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht - wirklich eine einmalige Atmosphäre und ein super Publikum. Diese Möglichkeit verdanken wir, wie so viele andere Bands in den letzten 20 Jahren, Alan Surtees, der einer der wenigen Veranstalter war, die in allererster Linie auf die Musik hören, und nicht nach dem Pass oder nach sonstigen Marketing-relevanten Kriterien urteilen. Wie schade, dass wir ihn nicht mehr kennenlernen durften.
Während wir dann nach dem Konzert noch CDs signierten, brach schon Kims Geburtstag an, in den wir dann gemeinsam mit der Filmcrew hineinfeierten.
Sonntags mussten wir leider schon wieder abreisen - das würde ich beim nächsten Mal definitiv anders machen, denn das Festival geht noch den ganzen Sonntag und Montag (ein sogenannter Bank Holiday, also Feiertag, in England) bis zum Abend, es spielen überall hervorragende Bands und für jeden Geschmack ist garantiert etwas dabei.
Sollte also der oder die eine oder andere Leser/in sowieso über einen England-Urlaub nachdenken, oder über den Besuch eines englischen Folk-Festivals, dann sei hiermit das letzte August-Wochenende wärmstens empfohlen, an dem man in Shrewsbury, 80 km westlich von Birmingham ein viertägiges Festival für die ganze Familie erleben kann.
Photo Credits:
(1) Shrewsbury Folk Festival Logo,
(3) Sarah Jarosz
(4) The Fitzgeralds
(by Shrewsbury Folk Festival);
(2) Cara
(unknown/website).
