FolkWorld #56 03/2015
© Walkin' Tom

Avantgarde der Volksmusik

Folk on the Silver Screen: "Neue Volxmusik" ist der Terminus Technicus, mit dem im Freistaat Bayern seit einigen Jahren die musikalische Mischung von Tradition und Subkultur bezeichnet wird. Gleich zwei Dokumentarfilme bringen die Protagonisten auf die Leinwand: Der "Bavaria Vista Club" porträtiert exemplarisch die oberbayrische Szene und "Kofelgschroa - Frei. Sein. Wollen." eine der erfolgreichsten Blasmusik-Kapellen.

Bavaria Vista Club

Schorsch Hampel

Artist Video Schorsch Hampel @ FW:
FW#43, #46

Artist Video Williams 'Wetsox' Fährich
@ FW:
FW#42

www.debagasch.de
www.wetsox.de

Am 22. Juni 2014 fand auf der Kreutalm oberhalb des oberbayrischen Kochelsees das Bavaria Vista Club Open Air Festival statt. Bei bestem Wetter musizierten sieben bayerische Bands vor der fantastischen Bergkulisse und zelebrierten jeweils ihre Variante Neuer Volxmusik.

Hoch oben am Berg trafen archaische Rhythmen und Melodien, Blas- und Stubenmusik auf die moderne, weite Welt - Blues, Rock, Reggae und Ska. Max Hadersbeck (Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn)[12] führte durch das Programm und kündigte die Mitwirkenden jeweils mit Gstanzln an.

Bavaria Vista Club

Trailer
Bavaria Vista Club

Regie: Walter Steffen
© 2014 www.bavaria-vista-club.de

Die sieben Formationen und Musiker, so unterschiedlich sie auch im einzelnen sind, haben vieles gemeinsam, und nicht nur den gemeinsamen Dialekt und die traditionelle Musik als Grundlage:

Die Unterbiberger Hofmusik[49] vermischt Volksmusik mit Jazz- und Weltmusik; derzeit gilt ihr Interesse besonders der türkischen Musik.

Zwirbeldirn spielen und singen sich quer durch fast alle Genres - ohne hochgeschnürte Dirndlbalkone und Lederhose.

Zwoastoa wollen den Dialekt mit den Mitteln von Dub, Elektro, HipHop, Reggae und Ska aus den Zwängen der Tracht befreien; bayrische Feel-Good-Musik mit Inhalt!

Williams 'Wetsox' Fährich und Schorsch Hampel spielen seit den 1970er Jahren den boarischen Blues. Zum ersten und wahrscheinlich auch zum letzten Mal gemeinsam.

Die Jodlerin Barbara Lexa verbindet östliche Lebensphilosophie und Klänge mit dem Bayrischen: Jodel-Mantras!

IRXN ist im Altbairischen gleichbedeutend mit Kraft und Energie. Die Band mischt Alpenländisches mit Beats und Harmonien aus dem Balkan, Ska mit Polka-Rhythmen, Keltische Klänge mit mittelalterlichen Weisen, Punk mit rockigem Zwiefachen.

Gemeinsam konnten Wally Warning und Wolfgang Ramadan mit ihrem bayrisch-karibischen Musikprogramm Erfolge feiern: Groovig, gutgelaunt & grantig!

Die Kamera ist das ganze Festival dabei und fängt eine lebendige, alternative Musikszene ein. Die Low-Budget-Doku ist aber kein Konzertfilm, sondern porträtiert auch die Menschen hinter der Musik, ergründet ihre musikalischen Wurzeln und ihren Werdegang, fragt nach Beweggründen und Zielen. Parallel dazu stellt der Volkskundler Andreas Koll die historische Entwicklung der alpenländischen Musikkultur dar.

Der Bavaria Vista Club lässt sich nicht geographisch lokalisieren, sondern versteht sich als ein geistig-musikalischer Raum, der sich über alle (ober)bayrischen Regionen ausdehnt. Eine ganz und gar nicht fiktive Örtlichkeit, die ohne volkstümliche Klischees auskommt.


Zwoastoa

Artist Video Zwoastoa @ FolkWorld:
FW#37, #49

www.zwoastoa.de

Zwirbeldirn

Artist Video Zwirbeldirn @ FolkWorld:
FW#47, #56

www.zwirbeldirn.de

IRXN

Artist Video IRXN @ FolkWorld:
FW#38, #43, #49

www.irxn.net


Kofelgschroa - Frei. Sein. Wollen.

Kofelgschroa - Frei. Sein. Wollen.
Trailer


Regie: Barbara Weber, © 2014
www.kofelgschroa-derfilm.de

Der Arbeitstitel Bavaria Vista Club - Vol. 1: Musikergeschichten aus Oberbayern lässt auf eine geplante Fortsetzung schließen, um auch die Musikszene in weiteren bayrischen Regionen zu erkunden. Bands gibt es noch genug. Der Bavaria Vista Club verzichtete auf die Stars der Volxmusik-Avantgarde. Kein LaBrassBanda,[44] kein Gankino Circus,[56] und auch kein Kofelgschroa!

Kofelgschroa - Frei. Sein. Wollen.

Kofelgschroa

Artist Video Kofelgschroa @ FolkWorld:
FW#48, #55

www.kofelgschroa.by

Vier Burschen aus dem oberbayrischen Oberammergau, die mit Akkordeon (Maxi Pongratz), Helikontuba (Martin von Mücke), Flügelhorn (Michael von Mücke) und Tenorhorn (Matthias Meichelböck) etwas Eigenes aus der traditionellen Volksmusik entwickelt haben.

Ihre Band haben sie nach dem Oberammergauer Hausberg Kofel benannt, die Vier sind aber keine Schreihälse, sondern nachdenkliche und bedächtige junge Leute, die selbst über ihre Fortüne verwundert den Kopf schütteln: Kulturförderpreis der Stadt München, Kulturpreis Bayern ... Und die Erfolgsgeschichte kennt keine Landesgrenzen.

Über sechs Jahre hat Barbara Weber die Blasmusiker mit der Kamera begleitet und dokumentiert die Kreation eines eigenen musikalischen Stils, die ersten Auftritte, die vorübergehende Trennung der Gruppe vor fünf Jahren und das erneute Zusammenkommen bis zum großen Durchbruch.

"Ich musste das einfach einfangen", bekennt Barbara Weber, "diese bayerisch-lakonische Art, einfach nur zu sein. Dinge zu nehmen, wie sie sind." Aber gleichzeitig alles und jeden in Frage zu stellen und mit dem Überkommenen zu experimentieren.

Barbara Weber dokumentiert nicht nur die Bandgeschichte, persönliche Tiefs und musikalische Sternstunden, sie filmt Bandproben und Auftritte von den Oberammergauer Passionsspielen bis zum Berliner Szeneclub und liefert mittels vieler Interviews tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der vier Bandmitglieder.

Frei. Sein. Wollen. ist aber weder Philosophisches Quartett noch Heimatfilm, sondern vor allem eine spannende Musikdokumentation über eine mitreissende Musikformation: "Keine technische Brillanz, sondern eine Spielfreude, die einen packt und tief berührt."



Dank der PR-Agentur ana radica sind wir in der Lage, jeweils zwei "Zaun"-CDs und zwei "Frei. Sein. Wollen."-DVDs zu verlosen.

Verlosung abgeschlossen!



Photo Credits: (1) Bavaria Vista Club, (2) Schorsch Hampel, (3) Zwoastoa, (4) Zwirbeldirn, (5) IRXN, (6) Kofelgschroa - Frei. Sein. Wollen., (7)-(9) Kofelgschroa (unknown/website).


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