FolkWorld Ausgabe 42 07/2010

FolkWorld CD Kritiken

Johnny Hawthorn "Death & Taxes"
Label: Firewood Fred Music; 2008
Der aus Philadelphia stammende Singer/Songwriter Johnny Hawthorn hat in Los Angeles seine Karriere als Blues- und Rockgitarrist gestartet. Für sein zweites Album "Death & Taxes" hat er mit seiner Band acht Originalsongs und eine Coverversion aufgenommen. Er spielt neben der Gitarre noch Bass. Harmonika und Keyboards, dazu kommen weitere zwei Bassisten, ein Schlagzeuger und ein Keyboarder.
Hawthorn spielt und singt den Rock'n'Roll wie beim rasanten Titelsong, brilliert mit atemberaubenden Gitarrensoli wie beim instrumentalen "Bamboozled" oder verneigt sich mit seiner eigenen Version von "In my Time of Dying" sowohl vor dem Blues Crack Blind Willie Johnson, dem Komponisten, wie auch vor Led Zeppelin, die den Song in den 70ern dem jungen Publikum zugänglich machten. Mir gefallen vor allem die bluesigen Songs, sei es der erwähnte Bluesrock Klassiker, die stille Ballade "When I kiss you" oder der großartige akustische "Travelling Roadside Blues". Mit dem wunderschönen Instrumentalstück "St. Stephen's Green" endet eine abwechslungsreiche CD.
Johnny Hawthorne ist ein hervorragender Gitarrist, Sänger und Songwriter. Seine Musik ist ein Leckerbissen für Blues Fans, hört doch mal rein.
www.johnnyhawthorn.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Robert Wachsmann "Sleeping on a Golfgreen"
Label:
IntrAton; 2008
Der Ansbacher Liedermacher Robert Wachsmann spielt seit 1979 seine selbst komponierten Songs solo, oder mit einer seiner verschiedenen Formationen. Sein neues Album " sleeping on a golfgreen" bietet einen Überblick über sein Schaffen. Die 20 Eigenkompositionen und zwei Coverversionen wurden bei sich zu Hause, in verschiedenen Aufnahmestudios oder Live aufgenommen.
Es beginnt mit sechs echten "home made" Titeln, bei denen er von Gerhard Dettlaff am Bass und Alexander Wolfrum an der Gitarre begleitet wird. Dazu kommen Ingrid Fastner-Wachsmanns Gesang und Günther Reiß an der Harmonika. Wachsmann selbst spielt neben den Gitarren Geige und Mandoline. Die Songs gefallen mir gut, leider ist die Aufnahmetechnik jedoch minderwertig, was den Hörgenuss stark beeinträchtigt.
Es folgen sieben Stücke der Gruppe Feelsaitig, die im IntrAton Studio aufgenommen wurden. Hier hören wir neben Wachsmann, Wolfrum und Reiß den verstorbenen Bassisten Hanzie Scharrer, Beatrix van de Bovenkamp und Johannes Ebert an Schlagzeug und Perkussion,, Norbert Römer an den Keyboards und an der klassischen Gitarre sowie Gabi Fischer, die beim schönen Blues "Delta Song" ein Duett mit Wachsmann singt. Diese Songs sind wesentlich rhythmischer und erinnern manchmal an die frühen Songs von David Bowie. Zwei weitere Songs des Trios Waxmann (Wachsmann, Marcus Waloschik und Stefan Kugler) wurden in einem Studio in Nürnberg aufgenommen.
Die restlichen sieben Songs wurden Live aufgenommen, davon vier unplugged. Feelsaitig steuert drei tolle Songs bei, die zwischen1988 und 2000 aufgenommen wurden, darunter das mitreißende "Ship comes rolling". Drei weitere unplugged Aufnahmen von Waxmann (2 Gitarren und 1 Bass) und der CSN&Y Klassiker "Wooden Ships" , den Wachsmann mit der irischen Sängerin Nona Garvey in Fürth vorgetragen hat, ergänzen das Programm.
Wachsmann schreibt großartige Songs und sein Spiel und Gesang sind hörenswert. Leider sind auch die Live Aufnahmen teilweise von mangelhafter Qualität. Ich würde ihn gern mal auf der Bühne erleben.
www.waxman-music.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Heavy Water Experiments "Heavy Water Experiments"
Label: Intrepid Sound Recordings; 2008
Heavy Water Experiments sind der Kalifornier David Melbye (Gesang, Gitarren, Bass, Keyboards) und der aus El Salvador stammende Roberto Salguero (Drums, Perkussion). Für ihr Debütalbum hat das Duo zwölf großartige Tracks aufgenommen.
Schon bei den ersten Tönen wird klar warum sich die beiden Experimente mit schwerem Wasser (D2O) nennen. Der bildhafte Namen beschreibt den außergewöhnlichen Sound perfekt. Die Musik wirkt zähflüssig und dennoch leicht, brutale Gitarrenriffs, markige Bassläufe und rockige Rhythmen werden mit hypnotischem Gesang und psychedelischen Gitarren und Keyboards Klängen verbunden. Die Songs erinnern an Pink Floyd, Alan Parson, die Beatles aber auch an den Heavy Rock von Black Sabbath. Melbye hat eine schöne Stimme, kreischt oder schreit nie und rundet so die Ecken und Kanten des Hardrock ab und die musikalische Begleitung erzeugt dazu einen faszinierenden Sound.
Mich hat das Album mit seiner kreativen und innovativen Musik begeistert. Ohne zu kopieren verarbeitet das Duo Einflüsse aus 40 Jahren Rockmusik zu ihrem individuellen und bahnbrechenden Stil.
www.heavywaterexperiments.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Jackie Tice "Second Skin"
Label: SajaMaka Music; 2005
Die in Pennsylvania beheimatete Singer/Songwriterin Jackie Tice hat Cherokee und Osteuropäische Wurzeln. Auf ihrem Album "Second Skin" findet man daher auch starke Einflüsse von Native American Musik.
Die zehn Eigenkompositionen hat Tice gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Musiker aufgenommen. Der Titelsong ist ein rhythmisch poppiger Rock Song mit gefühlvollem Gesang und treibendem Bass von Tony Dominic. Mein Lieblingssong ist "Trail of Tears", ein mitreißender Antikriegssong. Markige Gitarrenriffs und großartige Solis von Produzent Bill Miller, Tices rockiger Gesang und der Native Chant der Pocono Buffalo Singers werden zu einem atemberaubenden Mix vereint. Eine weitere Stärke von Tice sind ihre stillen Songs, sei die Rockballade "The Window", bei der sie von Joshua Yudkin mit wunderschönem Pianospiel begleitet wird, der stille Americana "Coming home" mit Gary Rissmillers gefühlvollem Schlagzeug oder die bezaubernde Ballade "Thunder Moon" mit Miller an der Native Flute.
Das Album ist eine schöne Sammlung rockiger und poppiger Songs, sowie schöner Balladen, gesanglich und musikalisch erstklassig vorgetragen. Vielleicht ein wenig kommerziell könnte die Musik für mich etwas traditioneller sein.
www.jackietice.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Joshua Singleton "Joshua Singleton"
Label: Eigenverlag; 2009
Der in Asheville, North Carolina ansässige Singer/Songwriter Joshua Singleton (Gesang, Gitarren, Harmonika) hat sein Debütalbum mit zwölf Originalsongs gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Musiker aufgenommen.
Das Line-up wird von Drums, Bass, Gitarren, Keyboards und nicht zuletzt von Singletons Gesang dominiert. Es beginnt mit dem rockigen "take me to the water" (nicht zu verwechseln mit Nina Simones take me to the river). Jake Wolfs pulsierender Bass und Joey Ks toller Rhythmus treiben den Song an, dazu gibt's Orgelklänge von Justin Dudley und reichlich Gitarrensound von Joshua und Jonathan Singleton. Duane Simpson besticht mit markigen Gitarrenriffs und Brian Turner kontrastiert mit feinem Piano Spiel bei "to swing infinity". Es gibt aber auch stillere Songs zu hören wie der schöne Americana "falling down", bei dem Chuck McGill an der Steel Gitarre beeindruckt oder der slow Blues "a crow and a dove", bei dem ausschließlich Dobro (Jonathan), Steel und akustische Gitarre den gefühlvollen Gesang begleiten. Ein dreiköpfiger Frauenchor von Organist Dudley produziert und der mitreißend bluesige Groove machen "stepping stones" zu meinem Favoriten. Zum Abschluss spielt die Band den rasanten Bluesrock "meteorite".
Mit diesem Album wird Joshua Singleton sich in die Herzen der Americana Fans spielen. Er hat eine tolle Stimme, schreibt gute Songs und besticht mit einer großartigen Begleitband.
joshuasingleton.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Mark Cryle "House of Cards"
Label: Eigenverlag; 2008
Der aus Brisbane, Queensland, stammende Singer/Songwriter Mark Cryle hat für sein neues Album "House of Cards" 13 originale Songs aufgenommen. Er singt und spielt Gitarre und wird von einer sechsköpfigen Begleitband und zwei Sängerinnen begleitet. Das Line-up besteht aus Gitarren, Bass, Mandoline, Banjo, Pedal Steel, Dobro, Violine, Keyboards, Melodica, Harmonika und Schlagzeug.
Es beginnt mit dem melancholischen "Someday", das sowohl schöne Harmonien wie auch einen tollen Rhythmus bietet. Cryle hat eine etwas näselnde sanfte Stimme, mit der er vor allem romantische und stille Songs vorträgt. "Bad Timing" sticht mit langsamem Reggae Rhythmus und Melodica Klängen von Silas Palmer hervor und das traurige "The Granville Train" ist ein rhythmischer Bluegrass und auch mein Favorit. Palmer brilliert an der Violine und dazu kommen neben treibenden Bass und Schlagzeug Gitarren, Banjo, Mandoline, Dobro und Pedal Steel. Der stille Blues "Nadine" mit schönem Zusammenspiel von Gitarre und Pedal Steel und ein weiterer Americana, "Blow me away" sind weitere Höhepunkte der sonst manchmal etwas langatmigen CD. Gesanglich gefällt mir das Duett von Cryle mit Helen McGreevy, deren wunderschöne Stimme das sonst etwas farblose "Kerobokan" verzaubert.
Mark Cryle schreibt meist stille Songs mit romantischen bis melancholischen Texten. Für meinen Geschmack ist seine Musik zu emotionell und es fehlen echte musikalische Höhepunkte.
www.markcryle.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Brian Dale "Sticks and Stones"
Label: Eigenverlag; 2007
Der aus Milwaukee, Wisconsin, stammende Singer/Songwriter und Drummer Brian Dale hat gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Musiker für sein Album "Sticks and Stones" neun Originalsongs und eine Coverversion aufgenommen.
Es beginnt mit dem schönem Soft Jazz "Free and renewed", bei dem Brian Lynch mit großartigem Trompetenspiel brilliert. Co-Produzent Jo Puerta komponierte das poppige "The Voice" und Dale schrieb den Text zu einem stillen Pianostück von Phil Stiemke, "The setting Sun". Eine der beiden Solokompositionen Dales ist das traurige "The closing Scene", das er seiner verstorbenen Mutter widmete und mit einer Coverversion von Jimi Hendrix, "Ezy Rider", beschließt Dale sein Debütalbum. Peter Mac übernimmt den Part des Gitarrenmeisters, Ethan Bender am Bass und Dale sorgen für den Rhythmus und Puerta unterstützt den leidenschaftlichen Gesang; neben dem tollen Eröffnungssong mein zweiter Favorit.
Dale ist ein toller Drummer und ein erstklassiger Sänger, seine Songs sind mir aber teilweise zu kommerziell und Mainstream. Die Stärke des Albums liegt bei den Musikern und beim Gesang.
www.myspace.com/briandalemusic
Adolf 'gorhand' Goriup


Punch'n'Judy "Punch on!"
Label: Greenwood Records; 2007
Die Ruhrstädter Crossover Band Punch'n'Judy hat für ihr zweites Album "punch on!" neun Eigenkompositionen aufgenommen. Die Texte stammen von Ute Bogoslaw (Akkordeon, Gesang) und Florian Kuhn (Schlagzeug) und die Musik ist eine Co-Produktion der Band, zu der noch Sänger Sascha Käufer, Bassist Stefan Kugelmann und Gitarrist Chris Arndt gehören.
Brutale Heavy Metal Gitarrenriffs, pulsierender Bass, dröhnendes Schlagzeug und klagendes Akkordeon begleiten den Rockgesang bei "the eye of the snake". Im schleppendem Folkrock Rhythmus wird die Geschichte des Rattenfängers von Hameln (the pied piper) erzählt, die in großartigem mehrstimmigen A Capella Gesang gipfelt, und eine hypnotische Hexenformel leitet den Heavy Metal Song "the witch" ein. Der rasante Heavy Punk von "flibberty gibbet", die traurige Metal Ballade "the old man" und der Mittelalter Rock von "koboldkönig" ergänzen das abwechslungsreiche Programm.
Punch'n'Judy bieten Rockmusik von internationalem Standard, sie sind talentierte Musiker und haben tolle Gesangsstimmen und die Songs erzählen gute Geschichten, eingepackt in mitreißende Musik.
punch-net.punch-n-judy.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Suzanne Doucet "Wo sind all die schönen Jahre"
Label:
Sireena Records; 2010
Suzanne Doucet wurde in Tübingen geboren und lebt nun schon seit Anfang der 80 er Jahre in Los Angeles. Seit dem beschäftigt sie sich mit New Age Musik und ist eine viel beschäftigte Managerin in der Musikbranche. Nun hat sie eine Sammlung von 17 Liedern mit dem Untertitel "Die Liedermacherin, Aufnahmen von 1966 - 1981" herausgegeben.
Chronologisch beginnt es mit Schlagern aus ihrem Debütalbum "Rot wie Rubin" wie "Mein erster Weg", für den Udo Jürgens die Musik schrieb. Das Titellied ist eine Chanson artige Single Produktion aus dem Jahr 1973 und die Ballade "Musik ist Liebe" ein Ausschnitt aus ihrem 1974er Album "In Essig und Öl". Auf ihrem Album "Reisefieber" sang sie eine Coverversion von Leonard Cohens "Suzanne" mit deutschem Text. Als Zugabe gibt es vier bisher unveröffentlichte Lieder, die 1981 als Demoversion für ein neues Album aufgenommen jedoch nie veröffentlicht wurden. Darunter auch den Chanson "Ich liebe die Großstadt", der mir von den 17 Liedern am besten gefällt.
Die CD ist eine Zeitreise, die mich an meine Kindheit erinnert. Diese Art von Musik hörte ich in den 60er Jahren, bevor mich englische Popgruppen vom Musikgeschmack meiner Eltern emanzipierten.
www.suzannedoucet.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Die Aeronauten "Hallo Leidenschaft!"
Label: Rookie Records; 2010
Die Schweizer Band Die Aeronauten sind Bandleader, Sänger und Gitarrist Olifr M. Guz, Gitarrist Samuel, Schlagzeuger Daniel D'aujourd'hui, Roger (Saxophon, Gesang), Hipp (Bass, Orgel) und Roman an der Trompete. Für ihr neuestes Album "Hallo Leidenschaft!" haben die sechs 13 Songs aufgenommen darunter zwei Coverversionen.
Das Repertoire ist abwechslungsreich und reicht von Punk über Rock, Pop und New Wave bis hin zu Blues und Chanson. "Ha Ha Ha" ist Punk, der so klingt, als ob Udo Lindenberg eine neue Scheibe aufgenommen hat; Guz hat dieselbe rauchige Stimme und zufälligerweise auch denselben Akzent. Ganz anders klingt es wenn Roger "Wo mun i dure" (wo muss ich lang) in reinstem Schweizerdeutsch singt, das ist CH-Pop in Reinkultur und Dank tollem Latino Rhythmus und des wesentlich reineren Gesangs mein Lieblingssong. Mitreißender Rock und tolle Bläsereinsätze kennzeichnen "Maximum Future Investment" und Roger überrascht mit französischem Sprechgesang bei "Ambiance Scandale", einer Mischung aus Chanson und treibendem New Wave Rhythmus. Mit dem langsamen Blues "Ende der Nacht" und der instrumentalen Psy-Melodie "Marvin" endet die CD.
Das neue Album der Aeronauten bietet für jeden Geschmack etwas. Die Stücke sind musikalisch einwandfrei aufgenommen, aber ich mochte schon Lindenberg wegen seiner Stimme nicht besonders, aber sein Gesang war doch um einiges sauberer.
www.aeronauten.ch
Adolf 'gorhand' Goriup


Martin Schmitt "Schmitt"
Label: Hot Rock Records; 2010
Der Münchner Liedermacher Martin Schmitt hat für sein zehntes Album 14 neue Eigenkompositionen aufgenommen. Er singt und spielt Klavier und wird von einer vierköpfigen Begleitband mit Gitarrist Titus Vollmer, Bassist Raoul Walton, Saxophonist Tom Reinbrecht und Schlagzeuger Andreas Keller begleitet.
Schmitt macht klassischen Liedermacher Sound mit verschiedensten Rhythmen von Blues, Rock und Boogie Woogie über Soul und Jazz bis hin zu Balladen. Die Texte unterhalten mit sarkastischer Selbstkritik wie beim rockigen "Midlife Crises", fordern ungeduldig auf "Hör doch endlich auf zu jammern" oder träumen im souligen Groove davon "Was wär' die Welt ganz ohne Geld". Im Boogie Rhythmus stellt er Verbote in Frage und in der jazzigen Piano Ballade "In uns begann es zu regnen" bedauert er das Vergehen der Liebe. Kritisch beäugt er den selbst ernannten "Weinkenner" in coolem Rhythmus und beim Titellied im mitreißenden Blues Takt beweihräuchert er sich ein wenig selbst.
Schmitt schreibt gute Lieder mit klugen Texten und seine Begleitband ist vom Feinsten. Die Professionalität erinnert an Udo Jürgens Aufnahmen, doch fehlt der kitschig kommerzielle Beigeschmack des Altmeisters.
www.martinschmitt.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Zipfelhaum-Bande "Gschmacksach"
Label: MundArtAgeh; 2010
Seit fünf Jahren unterhält die bayrische Mundart Band Zipfelhaum-Bande das Publikum mit lüpfigen Liedern und den dazu passenden humorvollen Texten. Auf ihrer zweiten CD "Gschmacksach" hat das Quartett 13 neue Liadln von Gitarrist, Banjospieler, Sänger und Liederschreiber Martin Liegl aufgenommen. Sepp Blaha (Akkordeon, Steirische, Alt-Sax, Klarinette, Gesang), Erwin Hierstetter (Gitarre, Bass, Mandoline, Gesang) und Anton Nachreiner (Schlagzeug, Kontrabass, Bass, Tuba, Tenor-Sax, Trompete) vervollständigen das vierköpfige Line-up.
Die Lieder wurden in den verschiedensten Rhythmen aufgenommen, den bayrisch volkstümlichen Touch können die vier jedoch auch musikalisch nicht verleugnen. Egal ob sie eine rassige Beguine wie beim Titelsong, einen rasanten Rock'n'Roll wie bei "Dings" oder den coolen Swing "Fun Fun Fun" spielen. Dabei machen sie sich über das Publikum oder den Schlager Schönling Hansi Hinterseer ebenso lustig wie über sich selbst und den eigenen Schwächen. Sarkastisch spotten sie über den Wahnsinn der Fun Gesellschaft und die Verblödung durch das TV. Aber auch ernste Themen kommen aufs Parkett, wie bei der wunderschönen Liebeserklärung an den eigenen Sohn "Süchtig" oder beim sozialkritischen Ländler "Foud Teifl". Hier hört man echte Volksmusik mit Tuba, Steirische und lüpfigen Chorgesang. Mein Favorit ist der "Soudbrenna Blues", bei dem Bluesgitarre, treibender Bass und rockiges Schlagzeug, aber auch Saxophone und Trompete einen tollen Groove erzeugen.
Mir hat das Album gut gefallen, es ist unterhaltsam, gut eingespielt und abwechslungsreich. Als Steirer habe ich auch kein Problem den bayrischen Dialekt zu verstehen.
www.zipfelhaum-bande.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Umnachter Project "Schall und Rauch"
Label: Eigenverlag; 2009
Tausende von Jahren Musikgeschichte und die heute zu einem Koloss angewachsene Musikindustrie machen es jungen Künstlern nicht einfach etwas Neues noch nie dagewesenes zu präsentieren. Einigen wenigen gelingt es dennoch auch einen erfahrenen und offenen Musikliebhaber zu überraschen und ihm Vergleiche mit Bekanntem zu verunmöglichen. Dazu gehört in meinem Falle der Wiener Vokalkünstler Robert Polsterer.
Gib Deine Hand - wird der "Kleingeist" mit dramatisch ansteigendem Rhythmus und hypnotischer Vokalartistik aufgefordert, wir gehen auf eine Reise "Von Hinnen", begleitet von klassischen Gitarrenklängen und alpenländischem Jodel. Gemeinsam durchschreiten wir das Tor zu ungeahnten Welten den "Mooswald", in dem die sechs Saiten mit experimentalem Spiel erschallen und der "Wurzelwicht" weit ab von ausgetretenen Pfaden fröhlich vor sich hin trällert und vom rhythmischen Schlag der Maultrommel angetrieben die Klangvielfalt seiner Stimme erkundet. "Con Fuoco" spielt die Gitarre ihr Lied während es durch dichte Wälder geht bis wir, von unheimlichen mehrstimmigen Gesängen verwirrt, auf unwegsamen Felsen "Verloren im Sturm" rasten. "Am anderen Tage" gelangen wir zu längst vergessenen Gefilden, wo stille Gitarrenklänge ertönen und die "Elegie der Irrwische" in traurigen A Capella Vokalexperimenten erklingt. Dorthin soll uns die Reise führen ... ins "Nebeltal" in dem der Widerhall der gezupften Gitarrensaiten ertönt, ... ins Verborgene, wo der Odem wie "Harzblut" zwischen den Lippen herausgepresst wird und gespenstische Stimmen den Geist betören. "Nach Dannen", wo jede Antwort auf ihre Frage wartet. Antworten, die im Klangkörper der Gitarre widerhallen und mangels Fragen mit dem Echo des gezupften Metallfingers kommunizieren. Am Ende der Reise ertönt ein vielstimmiges "Da Capo" all der Reisenden, die diesen Ort entdeckt haben und weitere Antworten auf unzählige Fragen suchen.
Polsterer hat ein faszinierendes Projektalbum geschaffen, das ich in dieser Intensität nur von den großen Klassikern her kenne und mich mit seiner poetischen Lautmalerei echt inspiriert hat. Seid auch ihr bereit den Weg zu gehen? Habt ihr die passenden Fragen? Findet es heraus!
Text in Kursiv von Robert Polsterer (Western-Gitarre, Maultrommel, Didgeridoo, Human Beatbox, Oberton-, Kehlkopf- und sonstiger Gesang).
www.umnachter.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Shari Ulrich "Find Our Way"
Label: Doremus Music; 2010
Shari Ulrich wurde in Kalifornien geboren wanderte dann aber 1970 aus Protest gegen den Vietnamkrieg nach Vancouver aus. Seit dem hat die Singer/Songwriterin 17 Albums aufgenommen, entweder solo oder mit verschiedenen Bands. Für ihr aktuelles Album hat Ulrich (Gesang, Gitarre, Piano, Violine, Mandoline, Cello, Akkordeon) neun eigene Songs und einen von Bruce Miller aufgenommen. Begleitet wird sie von Jazzmusiker Bill Runge (Piano, Bass, Akkordeon, Sopran Saxophon), ihrer Tochter Julia Graff (Violine), Schlagzeuger Phil Robertson und einigen tollen Gastmusikern.
So trumpft David Celia beim Titelsong, einem Slow Blues, mit gefühlvollem Spiel auf der Slide Gitarre auf, Karen Savoca sorgt für den betörenden Perkussionsrhythmus und Bass und Akustikgitarre ergänzen das Line-up. Melancholisch singt Ulrich vom Vergehen der Liebe mit den Jahren. Mein Favorit ist der sozialkritische Blues "Why can't we get along". Robbie Steiniger an der elektrischen Slide und dem Banjo sowie Robertsons großartiger Rhythmus begleiten Ulrich, die nicht nur mit leidenschaftlichem Gesang sondern auch mit gekonntem Fiddling brilliert. Graff verzaubert mit ihrem wunderschönen Violinen Spiel die sehr persönliche Piano Ballade "By the Grace of Goodbye". Es folgen weitere stille Balladen, die von Verlust, Vergebung und dem Kampf gegen Krankheit und Tod erzählen. Barney Bentall an der Harmonika, Runges Bass und Robertson treiben den rhythmischen Americana "now you're gone" an und Ulrich und Celia überzeugen mit Mandoline, Gitarre und zweistimmigen Gesang. Die CD endet mit Millers Ballade "You will always be my Friend", bei der Ulrichs virtuoser Gesang nur von Miller an der Gitarre und Robertson an der Perkussion begleitet wird.
Ulrich hat eine schöne Gesangsstimme und ist eine tolle Musikerin, ihre Songs sind mir persönlich etwas zu Balladen-lastig. Dennoch hat mir das Album gut gefallen.
www.shariulrich.com
Adolf 'gorhand' Goriup


K.C. Clifford "Orchid"
Label: Free Skipper Records; 2010
Die aus Oklahoma City stammende Singer/Songwriterin K.C. Clifford (Akustikgitarre, Piano, Dulcimer) hat für ihr viertes Studioalbum "Orchid" zehn eigene Songs aufgenommen. Das Line-up besteht aus zwei weiteren Gitarren, Dobro, Bass, Drums, Piano, Keyboards und einem Streichquartett.
Clifford hat eine klare volle Sopranstimme, mit der sie Balladen wie die Single Auskoppelung "Broken Things", rhythmische Country Songs wie "Loud and Clear" und rührselige Blues Balladen wie "Voice of an Angel" vorträgt. Die vor allem von stillen Songs dominierte CD bietet aber dennoch einige Höhepunkte. "Redman" ist ein rasanter Bluegrass mit tollem Finger-Picking und beeindruckendem Spiel am Dobro (Jared Evans). Das epische mit schönen Streicher Arrangements von Produzent und Drummer Will Hunt begleitete "Story of our own" schrieb Clifford für eine Dokumentation über Rwanda. Und last but not least brilliert Clifford beim rockigen "Generous Friends" mit kräftigem und wunderschönem Gesang.
K. C. Cliffords aktuelles Album bietet hörenswerte Songs und beeindruckt vor allem mit der großartigen Gesangsstimme und perfekten Arrangements. Liebhaber von Americana werden ihre Freude daran haben.
www.kcclifford.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Tibetréa "Mimirmeidr"
Label: Prudence; 2010
Die 2006 gegründete bayrische Mittelalter Band Tibetréa hat mit "Mimirmeidr" ein beachtliches Debütalbum mit zwölf traditionellen wie auch eigenen Stücken aufgenommen. Die beiden Sängerinnen Elisabeth von den Schafen (keltische Harfe, Perkussion, Cornemuse, Blockflöten, Rauschpfeife und andere Blasinstrumente) und Mirán der Poet (Blockflöte, Low Whistle, Didgeridoo, Irish Bouzouki, Gitarre) werden von Martinus Magnus (Trompete, Cornemuse, Maultrommel, Perkussion) gesanglich unterstützt. Der Leiermann (Hurdy Gurdy, Fidel) und Donnerkeil (Davul, Darabuka, Congas, Cajón) ergänzen das Fantasy Folk Quintett.
Die Reise um die Welt beginnt mit der mystischen Vertonung eines Textes aus der Edda bei "Cantus Gentis". Engelsstimmen, hinterlegt mit dem monotonen Klang der Drehleier, werden vom Schlage des Davul zu dramatischen Sprechgesang erweckt und Bouzouki und Cornemuse stimmen in den rhythmischen Reigen ein. "Die Kinder des Lir" ist ein balladenhaftes Märchen aus eigener Feder, gefolgt von der traditionellen ostfriesischen Ballade "Twee Königeskinner". Betty Baindl schrieb einen Text zum irischen "Brian Boru's March", bei dem der betörende zweistimmige Gesang von Harfe, Blockflöte und Trompete begleitet wird. Bei "Avrix mi Galanica" wurden ein traditionelles sephardisches (portugiesisch und spanische Juden) mit einem italienischen Lied zu einem mitreißenden Tanzlied, angetrieben vom Rhythmus der Darabuka, gemischt und das englische "Call to Battle" wurde mit türkischen Rhythmen, Rauschpfeife, Flöten und Trompete zu einem außergewöhnlichen instrumentalen Set verarbeitet. In der Stunde des Wolfes, "Vargtimmen", geht es nach Schweden, wo hypnotischer Gesang rhythmisch untermalt wird. Der Native American "Circle Fire Dance" beschließt den musikalischen Reigen mit dem Klang der Saiten (Fidel, Harfe, Bouzouki sowie Gast Gitarrist E Nacho), der Blockflöte und dem Davul.
Die Musik von Tibetréa hebt sich von der Masse mittelalterlicher Bands mit der kreativen Vermischung verschiedener kultureller Traditionen ab. Auch die Instrumentierung besteht aus Altem wie auch aus mit Neuem. Mich hat das Album beeindruckt.
www.tibetrea.de
Adolf 'gorhand' Goriup


"10 Years Le Cairde – Live im Jagdhofkeller"
Label: Tartan Records; 2010
"10 Years Le Cairde – Live im Jagdhofkeller" Mit dem neuen Album feiern Lothar Häger (Gesang, Gitarren), Edgar Illert (Gesang, Whistles, Mandoline, Bodhràn), Hans-Willi Ohl (Gesang, Gitarren) und Klaus Rohmig (Gesang, Cithern, Bodhràn, Spoons) 10 Years Le Cairde.
Die 15 traditionellen Songs und die beiden Irish Airs wurden am 20.09.2008 im Jagdhofkeller Live aufgenommen. Das Quartett spielt guten alten Folk, bekannte Lieder, bei denen man mitsingen möchte. "Inisheer/Derry Air" ist ein Set aus zwei schönen irischen Melodien, das mit Gitarren und Whistle vorgetragen wird. Es folgt eine etwas langgezogene Ansage zum wohl besten Stück der CD, dem rhythmischen irischen Folksong "The cruel Sister". Eine tolle Leadstimme erzeugt dramatische Stimmung und die musikalische Begleitung mit Gitarren, Mandoline und Bodhràn ist bemerkenswert. Aus Schottland hören wir die Ode an eine Whisky Brennerei auf der Isle of Islay, "Bruichladdich", die vor allem gesanglich mit schönen Leistungen hervorsticht, sowie den Arbeiter Protestsong "We're no gonnae leave here", das mit kraftvollen A Capella Gesängen brilliert.
Sonst bietet das Album eher unspektakuläre Aufnahmen von Folk-Gassenhauern, die man bereits in verschiedensten Variationen gehört hat. Die Musik von Le Cairde eignet sich gut für irische Folk Abende für die Schunkel- und Mitsinggeneration.
www.lecairde.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Zur Wachauerin "In meina Wöd"
Label: ORF/Ö1; 2010
Der Musiker und Poet Wolfgang Kühn hat gemeinsam mit den beiden Gitarristen Michael Bruckner-Weinhuber und Fabian Pollack elf Mundart Texte vertont. Die Texte stammen ausnahmslos von Kühn außer bei einem traditionellen Lied, die Musik stammt in erster Linie von Bruckner-Weinhuber.
Die Lieder stammen oder handeln von Geschichten aus der Wachau, jenem Paradies für Weintrinker. So beginnt Kühn mit mystischem Sprechgesang und erzählt von der Legende "´s Donauweiberl", das manchem Fischer das Leben gekostet hat. Musikalisch einwandfrei begleitet lässt der Dichter die Legende leben. Der Albumtitel stammt von einem Gedicht, in dem Kühn von seinem persönlichen Paradies träumt. Überhaupt sind die Aufnahmen auf dieser CD vertonte Lyrik, die Musik dient nur mehr dazu das Gesagte zu unterstreichen. Manchmal jedoch blitzt das Talent der Musiker auf. Zum Beispiel wenn Kühns wütender Text, der vom Syndikus von Langenlois, einem raffgierigen Steuereintreiber im 19. Jahrhundert, handelt, von mitreißendem Gitarrenblues begleitet wird. Ein besonderer Leckerbissen ist auch die Umdichtung von Falcos Superhit "Jeanny" zu "Simandl", der Geschichte eines Mannes, der im 16. Jahrhundert unter Misshandlungen seiner Frau litt, berechtigt oder nicht... Mit dem traditionellen Volkslied "Gstaundene Waldviertler" bringt das Trio auch ein humorvolles Niederösterreicher Gstanzl.
Für Liebhaber von moderner Mundart Lyrik ist das Album ein Leckerbissen. Dabei werden volkstümliche Geschichten und Legenden auf eine außergewöhnliche Weise aufgearbeitet.
www.zurwachauerin.at
Adolf 'gorhand' Goriup


Gisbert zu Knyphausen "Hurra! Hurra! So nicht"
Label:
PIAS; 2010
Der Hamburger Liedermacher Gisbert zu Knyphausen hat mit seiner Band das zweite Album "Hurra! Hurra! So nicht." aufgenommen. Er singt und spielt die Gitarre und wird von Frenzy Suhr (Bass), Sebastian Deufel (Schlagzeug), Gunnar Ennen (Keyboards, Gitarre) und Jens Fricke (Gitarre) begleitet.
Gisbert hat eine schöne und angenehme Stimme und er hat etwas zu sagen. Ob er in der wunderschönen Ballade "Seltsames Licht" vom Tod eines geliebten Menschen erzählt, begleitet vom rhythmischen Zusammenspiel von Bass, Gitarre und Schlagzeug, oder ob er bei "Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten" mit den Worten die Welt ist grässlich und wunderschön das Dilemma des Lebens trefflich beschreibt. Hier treiben Gitarren und Bass mit coolem rhythmischen Drive Gisberts Gesang an. Dann erzählt er in einer mitreißenden Rock Ballade von seiner Sehnsucht nach der Ferne und dem Wasser und beschreibt "Kräne" im Hamburger Hafen als gewaltige Tiere mit metallenen Klauen und Neonlicht Augen. Eine der musikalischen Höhepunkte ist sicher das melancholische "Morsches Holz", das still bluesig mit Gesang und Gitarre beginnt und sich dann dramatisch zu einem tollen rockigen Song steigert. Viel Resignation klingt hier heraus, aber auch der Mut und die Kraft der "Melancholie" zu widerstehen, wie es Gisbert mit klaren Worten beschreibt. Das Titellied ist ein toller Rocksong mit atemberaubendem Finale über die Eifersucht und zum Abschluss gibt's einen großartigen Bluesrock zu hören, "Nichts als Gespenster".
Gisbert zu Knyphausen ist ein ausgezeichneter Liedermacher, aber auch eine musikalisch erstklassige Band, die ein breites Spektrum von brillanten Sounds erzeugt. Er wurde mal mit Reinhard Mey verglichen, mich erinnert er an die Anfänge von Herbert Grönemeyer, als dieser noch wirklich was zu sagen hatte.
www.gisbertzuknyphausen.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Crazy Chris Kramer "Chicago Blues"
Label: Blow till Midnight; 2010
Der Blues Crack aus dem Ruhrgebiet ist nach Amerika gegangen um mit zwei ehemaligen Musikern von Muddy Waters, Willie Big Eye Smith am Schlagzeug und Pinetop Perkins am Klavier, dem Bassisten Bob Stroger und dem Gitarristen Frank Karkowski zwölf eigene Blues Stücke aufzunehmen.
Kramer spielt den rasanten "Harp Boogie" meisterlich, ein perfekter Einsteiger um sein Können auf der Blues Harp zu demonstrieren. Die erfahrenen Blues Musiker (Perkins ist 95!) begleiten ihn mit authentischem "Chicago Blues" - obwohl Kramer auf Deutsch singt - in verschiedenen Rhythmen. "Jedesmal" ist ein gefühlvoller Slow Blues, das instrumentale "Darf ich bitten" ein cooler Mambo Blues und "Es gibt gut, besser und es gibt mich" ein etwas größenwahnsinniger Swing. Für diesen tollen Song ist Kramer nach London geflogen um mit dem ehemaligen Rolling Stones Gitarristen Mick Taylor ein rockiges Solo aufzunehmen. Blues in verschiedensten Stimmungen, von humorvoll wie beim "Froschkönig Blues" bis kämpferisch wie bei "Was geschehen ist, ist geschehen" wird geboten und zum Abschluss singt Kramer mit sanfter Stimme den melancholischen Blue Chanson "Viel zu lang gewartet".
Crazy Chris Kramer hat eine traditionelle Blues-CD produziert und gemeinsam mit großartigen Musikern den " Chicago Blues" gespielt. Ein ausgezeichnetes Album für Blues-Liebhaber.
www.chris-kramer.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Ganes "Rai de Sorëdl"
Label:
Lawine; 2010
Siehe auch den Live-
Bericht in dieser Ausgabe
Die Geschwister Marlene und Elisabeth Schuen (beide Gesang und Strings) und ihre Kusine Maria Moling (Gesang, Gitarre, Perkussion) wuchsen gemeinsam im Dorf La Val im Ladinischen Teil Südtirols auf und sangen und musizierten schon immer gemeinsam. Nach ihren Musikstudien, die sie an verschiedene Universitäten in Österreich und Deutschland führten, trafen sie sich auf Hubert von Goiserns Schiff, das die Donau flussaufwärts und -abwärts von Linz aus ganz Europa bereiste, als Gastmusikerinnen wieder. Dort entstand auch die Idee gemeinsam mit der Band ein eigenes Album zu produzieren.
Die 14 Songs stammen alle aus der Hand der drei attraktiven Damen, teilweise unter Mitwirkung von Produzent und Multiinstrumentalist Gunnar Graewert. Der Titel des Albums (Sonnenstrahl) stammt aus einer Textzeile von "motivaziun", ein hypnotisch bluesiger Song, der mit den drei feenhaften Stimmen Lebensfreude ausdrückt. Geister wie Nixen und Feen (ganes) sind in ihrer Ladinischen Heimat Teil der Tradition und diese ist den drei wichtig. "ci morvöia" (wie wunderschön) schwärmen sie von ihrer ländlichen Heimat zu mitreißenden Weltmusikrhythmen und dem Klang von Harfe, Ukulele und Mandoline. Saudade kann Fernweh aber auch Heimweh sein oder beides. Der Slow Blues "barcaurela" entstand während der Donau Schiffstour und ist vermischt mit Weltmusikklängen, die diese Reise bestimmt haben. Auf einigen Liedern übernehmen die drei hervorragenden Sängerinnen abwechselnd die Hauptstimme.
Maria Moling singt mit engelhaft warmer Stimme die wunderschöne konzertante Ballade "bel'indo" (schon wieder), aber auch meinen Lieblingssong "bel müs" (schönes Gesicht). Dazu spielt sie Akustikgitarre und Perkussion und Hubert von Goisern an der E-Gitarre, Helmut Schartlmüller am Bass, Burkhardt Frauenlob an den Keyboards und Alex Pohn am Schlagzeug erzeugen einen bluesig jazzigen Groove mit rockig-poppigem Sound, atemberaubend.
Marlene Schuen überzeugt beim jazzigen Brasil Sound von "tristëza é" (Traurigkeit ist..) mit kräftig klarem und rhythmischen Gesang oder auch beim bluesigen "lüna" (Mond/Stimmung), das mit tollen Rhythmuswechseln und ethnischen Jodelklängen brilliert.
Elisabeth Schuen singt gemeinsam mit Hubert von Goisern ein zauberhaftes Duett beim romantischen Liebeslied "olâ est pa?" (wo bist du) und brilliert mit klarer Engelsstimme bei der Piano Ballade "dorm sauri" (schlaf gut).Chris Costa spielt den Bösendorfer und die drei Frauen locken mit verführerischen Sirenenstimmen.
Das ausschließlich in Ladinisch gesungene Album ist ein gelungener Einstieg für das Projekt ganes, das uns hoffentlich noch lange mit traumhaft schönen Gesängen, rhythmischen Weltmusik Klängen und musikalisch erstklassiger Begleitung erfreuen wird.
www.ganes-music.com
Adolf 'gorhand' Goriup


STOPPOK plus WORTHY "Grundblues 2.1"
Label: La-La-Land; 2010
Stefan Stoppok (Gesang, Gitarren, Banjo, Waldzither, Bass Cajon, Fußperkussion) und Reggie Worthy (Gesang, Bässe, Harmonika, Fußperkussion) verbindet die Liebe zum Blues, kurzerhand haben sie ein Duo gegründet, das beinahe wie eine ganze Band klingt - Gitarre, Bass, Harmonika und Schlagwerk.
Und es geht gleich richtig los mit Stoppoks "Besser mal geh'n", das er in rasantem Sprechgesang vorträgt; dazu gibt's mitreißenden Gitarrenblues 100% akustisch. Es folgen cooler Rock'n'Roll (Hey Maria), schwermütiger Slow Blues (Die Antwort), fetziger Bluesrock (Ich arbeitete) aber auch der gerappte "Spezialisten Blues". Die Songs von Stoppok sind vor allem vom weißen Blues beeinflusst und haben mit den klugen Texten auch etwas von einem Liedermacher. Am besten gefällt mir "Ausgebrannt", ein melancholischer Americana mit Banjo und Bassbegleitung.
Worthy, der früher mit Ike Turner gespielt hatte, kommt eher vom schwarzen Mississippi-Blues her. "Time will tell" besticht mit souligem Bass und Cajon Groove, rhythmischer Gitarre und tollem Banjospiel. Worthy hat eine gefühlvolle rauchige Stimme, mit der er auch durchaus romantische Love Songs wie "I'll be there" singen kann. Wenn die beiden aber den Mississippi Blues spielen wie bei "I turned it on" geht die Post richtig ab, mein absoluter Favorit des Albums. Am Ende gibt's noch zwei Live-Aufnahmen aus dem Savoy Theater in Düsseldorf, von denen mir vor allem der großartige Bluegrass "Schön schön" imponiert hat.
Das Duo STOPPOK plus WORTHY hat mit seiner zweiten CD bewiesen, dass man ohne technische Hilfsmittel zu zweit erstklassigen Blues spielen kann. So ist er ja auch entstanden, der Blues.
www.stoppok.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Flogging Molly "Live at the Greek Theatre"
Label: 26F.Inc.; 2010
Die Kalifornische Celtic Folk-Punk Band Flogging Molly hat ihr Konzert im Celtic Theatre in Los Angeles Live aufgenommen, gefilmt und als Dreierpack veröffentlicht. 100 Minuten Live Musik, verteilt auf zwei Audio CDs und eine DVD, welche noch reichlich Bonus Features enthält.
Die siebenköpfige Band besteht aus Dave King (Hauptstimme, Akustik Gitarre), Bridget Regan (Fiddle, Tin Whistle, Gesang), Dennis Casey (E-Gitarre, 12-saitige Gitarre, Gesang), Robert Schmidt (Banjo, Mandoline, Gesang), Nathen Maxwell (Bass, Gesang), Matthew Hensley (Akkordeon, Gesang) und George Schwindt (Drums).
Die Band spielte vor einem begeisterten Publikum 22 ihrer kraftvollen Songs, angefangen mit Songs aus ihrem Gründungsjahr 1997 bis zu neuen Produktionen aus dem Jahr 2008. Von ihrem Debütalbum hören wir zum Beispiel das ungestüme "Every Dog has its Day", rasanter Punk Folk der das Publikum anheizt. Aus dem Jahr 2000 stammt der balladenhafte Song "These exiled Years", bei dem Manager Gary Schwindt ein tolles Gastspiel auf seiner Trompete gibt. Vom 2002er Album hören wir den schwungvollen Titelsong "Drunken Lullabys" aber auch die rockige Americana Ballade "The Son never shines (on closed Doors)". "Seven deadly Sins" aus dem Jahr 2004 ist ein mitreißender Country Punk, der zum Tanzen einlädt. Die meisten Songs stammen jedoch von ihrem letzten Studioalbum "Float". Da gibt's punkigen Folkrock wie bei "Man with no Country", die akustische Folk Hymne "Us of lesser Gods" oder den Titelsong, der mit dramatischem Gesang und virtuoser Begleitung mit Akkordeon, Gitarre, Fiddle und Mandoline sowie großartigem Rhythmus hervorsticht, mein Favorit. Als Zugabe singt King als Einleitung zum melancholischen Rückblick "The Story so far" den Drinking Song "The wrong Company" a Capella.
Flogging Molly sind hervorragende Musiker, die ihre starken Songs mit einer erstklassigen Bühnenshow und viel Publikumsnähe vorstellt. Ich hatte sie ja bereits bei einem verregneten Sommerfestival auf der Bühne erlebt und bereits damals hatten sie mich begeistert.
www.floggingmolly.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Tiree "Over the Moon"
Label: Eigenverlag; 2009
Der in Delmenhorst lebende Musiker und Liedermacher Burkhard Schöning (Gesang, Gitarre, Dudelsack, Drehleier) hat gemeinsam mit Michaela Keil-Schmelz (Geige, Keyboard, Gesang), Heidi Furche (Akkordeon, Perkussion, Gesang), Ulrich Meyer (E-Bass, Gitarre, Flöte, Perkussion, Gesang) und Jörg Guhn als Gastmusiker an der Snare Drum und Perkussion unter dem Bandnamen Tiree ein außergewöhnliches Debütalbum aufgenommen.
Es beginnt mit dem instrumentalen Set "Borders in the Rain/The fair Maids of February", einer sanften Melodie, die in einem beinahe konzertanten Finale endet. Dabei übernehmen Geige, Akkordeon und Dudelsack abwechselnd das Thema und die Gitarre spielt den tollen Rhythmus, unterstützt vom großartigen Bassisten. Es folgen der rhythmische Cajun/Country Song "I'm a bad Wolf", das relaxed jazzige Instrumentalstück "Take a Zizz" oder der im Schottischen Stil geschriebene Folksong "No Farewell and no Adieu", bei dem Schöning Textpassagen aus schottischen Songs in seine persönliche Geschichte eingebaut hat. "The golden Line" ist ein Kammermusik artiges Instrumentalstück im 3/4 Takt und der Titelsong erzählt in humorvoller Weise von einer Reise zur Hebriden Insel Tiree, die der Band den Namen gab. Mein Lieblingsstück ist "Not Sky but Heaven", das romantisch still beginnt, lebhafter wird und dann wieder verträumt ausklingt. Hier beeindrucken die Musiker mit virtuosem Spiel ebenso wie beim mitreißenden Balkan Groove von "Bully's Death". Nach meinem Lieblingssong, dem folkigen "Frost's no over", nimmt die Band das Borders Thema in einer neuen Version wieder auf.
Mir gefallen vor allem die acht instrumentalen Stücke. Sie sind abwechslungsreich, musikalisch erstklassig vorgetragen und überzeugen mit einem ganz eigenen Stil. Die fünf Songs sind irgendwo zwischen Folk, Songwriter und Americana einzuordnen und stechen in erster Linie durch Schönings kräftige Bassstimme hervor.
www.tiree-music.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Urban Trad "The Best of"
Label: Universal Music; 2010
Ich habe Urban Trad vor einiger Zeit Live gesehen. Damals musste Bandleader Yves Barbieux (Programming, Dudelsäcke, Whistles, Blockflöten, Gesang) seine Band wegen Nasenblutens im Stich lassen. Die Band bewies damals, dass sie durchaus auch ohne ihn das Publikum begeistern kann. Auf ihrem Sampler ist die Truppe jedoch vollzählig und hat noch die Unterstützung einiger hervorragender Gastmusiker und -sänger.
Neben Barbieux gehören die beiden Sängerinnen Verónica Codesal und Soetkin Collier, Schlagzeuger Michel Morvan, Geiger Dirk Naessens, Gitarrist Philip Masure und Sophie Cavez (diatonisches Akkordeon) dazu.
Rockige Gitarrenriffs, rhythmisches Programming, Violine und fetziger Bass von Cédric Waterschoot leiten den "Mecanix Remix" ein, die beiden Gesangsstimmen, Whistle, Rhythmusgitarre, Schlagzeug sowie die damaligen Mitglieder Didier Laloy (Akkordeon) und Marie-Sophie Talbot (Piano, Gesang) stoßen dazu und kreieren einen unglaublich rockig folkigen Groove. In diesem Stil geht es weiter mit traditionell beeinflussten Kompositionen von Barbieux, die aber im Sound des 21. Jahrhunderts interpretiert werden. Beim rasanten "Bourrée d'Erasme" spielt dann Cavez auf dem Akkordeon groß auf und wechselt sich mit Violine und Whistles bei den Solis ab; Waterschoot, Masure und Morvan erzeugen einen halsbrecherischen Pace und zum Finale übernimmt Gastmusiker N. Eaton das Thema am Hurdy Gurdy. Produzent N. Vandooren spielt bei "Vodka Time" die Maultrommel, Barbieux zaubert auf der Whistle und Laloy heizt mit seinem Akkordeon die der russischen Folklore angenäherten Rhythmen an. Bei "Sans Garde-Fou" entführt uns die Band gemeinsam mit Programmer Mass, Geiger Mohammed Al Mokhlis und Sängerin Ghalia Benali in die gleißende Hitze Nordafrikas. Die wunderschöne melancholische Ballade "Zout" wird in der wallonischen Sprache vorgetragen, Barbieux spielt die Blockflöte und Whistle, Masure Akustikgitarre und Naessens Violine. Ein weiterer Höhepunkt ist "Diama Den", bei dem N´Faly Kouyaté an der Kora gastiert und die beiden Sängerinnen mit seinem rhythmischen Sprechgesang begleitet. Das Chanson artige "Oh la belle" schließlich ist eine perfekte Plattform für die atemberaubend schönen Gesangsstimmen von Codesal und Collier.
Für den Sampler haben Urban Trad 16 Songs ausgewählt, die die große Bandbreite ihrer Musik widerspiegeln. Ausgehend von keltischer Musik umfasst das Programm der Trads mittlerweile musikalische Einflüsse aus aller Welt wie afrikanische Rhythmen, Balkan Groove, keltische oder französische Tänze und noch viel mehr.
www.urbantrad.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Der Odenwälder Shanty Chor "Per B.E.M.B.E.L. durch die Galaxis"
Label: WOLKENstein; 2009
Seit 20 Jahren erfreut der Odenwälder Shanty Chor unter der musikalischen Leitung von Matz Scheid das Publikum mit ihren vielstimmigen Gesängen. Die 20 Sänger und Sängerinnen, die auch Flöten, Gitarren, Kontrabass, Bass, Bodhràn, Perkussion, Ukulele, Mandoline, Banjo und Harfe spielen, haben eine CD mit 17 Shanties aus aller Welt aufgenommen und Texter Manfred Maser hat dazu eine humorvolles Hörspiel mit Musik geschrieben, das auf einer zweiten CD vorgestellt wird.
Die Geschichte handelt vom legendären Odenwälder Seefahrer Schann Scheid und standesgemäß singt der Chor mit Ludger Krammes als Hauptstimme das Seefahrerlied "Haul on the Anchor Chain". Durch eine unerklärliche Fügung landet Scheid, der im 19.Jahrhundert gelebt hatte, auf dem Segelraumschiff Muschelknautz, das die Galaxis in ferner Zukunft mit B.E.M.B.E.L. Antrieb (kurz: Äbbelwoi) durchkreuzte. Zur Begrüßung an Bord singen Sabine Hillenbrand und Steffi Rettig mit dem Chor die finnische "Ievan Polkka".
Neben traditionellen Liedern singt der Chor auch Eigenkompositionen wie "B.E.M.B.E.L. Speed", bei dem Maser die Hauptstimme übernimmt. Meine Favoriten sind "Nannedu Meu", wunderschöne afrikanische Chorgesänge werden von Thomas Thünker als Solostimme beantwortet, und der Robert Burns Song "Is there for honest poverty", bei dem Matz Scheid und Walter Knapp den Chor anführen.
Von der Großmutter aller Konzerne Granny Smith wurden alle Äpfel Sorten aufgekauft um den Äbbelwoi, den Treibstoff der Raumflotte herzustellen. Dies führt zu Problemen, denn Scheid versteht sofort die Antriebsprobleme: Der Äbbelwoi ist zu süß. So geht's auf die Suche nach dem "Speierling", eine weitere Eigenkomposition mit Werner Schneider als Solist. Natürlich wird die Expedition unter Schann Scheid fündig und die Raumflotte ist gerettet. Doch der Zufall will es, dass Scheid zurückkehrt in seine Zeit und zwischen Wehmut und Zufriedenheit immer wieder an seine Zeit als "Wand'rin' Star" zurückdenkt. Bei diesem Americana Klassiker singt Gabi Walther die Hauptstimme.
Das neue Album des Odenwälder Shanty Chors ist ein unterhaltsamer Ausflug in eine Odenwälder Galaxis, in der Shanties aus aller Welt gesungen werden.
shantychor.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Volker Vorberg "Koffein im Blut"
Label: Rainy Day Music; 2009
Der Chemnitzer Liedermacher Volker Vorberg hat für sein Erstlingswerk "Koffein im Blut" elf eigene Lieder und zwei Instrumentalstücke, die er in den vergangenen 20 Jahren geschrieben hat, aufgenommen.
Er beginnt mit der rockigen Ballade "Du bist zum Greifen Nah", das mit Kammermusik artigen Streicher Einlagen verziert ist. Weiter geht's mit Liedern in cool jazzigem Rhythmus wie "Ein gebranntes Kind", melancholischen Liebesliedern wie "Du gehst weg" oder mit dem beinahe schon schnulzigen "Wie lange noch?". Vorberg hat eine warme einschmeichelnde Stimme, mit der er von Liebe und Verlust singt. Die Musik ist hervorragend arrangiert und die zum großen Teil Mainstream Songs unterhalten mit schönen Melodien zu gefälligen Rhythmen. Am besten gefallen mir die instrumentalen Stücke wie "Mädchen für alles" oder "Chemnitz am Sonntag", die mit tollem Gitarrenspiel hervorstechen.
Von "Koffein im Blut" habe ich da nicht viel gemerkt, auch nicht beim Titellied; die Lieder plätschern so dahin und lassen eher an eine Tasse heiße Schokolade denken. Musikalisch und gesanglich einwandfrei eingespielt fehlen mir persönlich die Höhepunkte, die den Zuhörer im Kopf bleiben.
www.roseundvorberg.de/volker.html
Adolf 'gorhand' Goriup


Erik Sumo Band "The Trouble Soup"
Label: Le Pop Musik; 2010
Bandleader, Sänger und Keyboarder Ambrus Tövisházi aus Budapest, wie sich Erik Sumo bürgerlich nennt, hat seit seinem Debüt vor vier Jahren die Band zu einem Septett anwachsen lassen und nun sein zweites Album "The Trouble Soup" mit 13 Eigenkompositionen aufgenommen. Neu dazugekommen sind vor allem die wunderschönen Gesangsstimmen von Erzsi Kiss und Veronika Harcsa. Für den Rhythmus sorgen Zoltán Farkas (Drums), István Pápai (Perkussion) und Gergely Drapos (Bass) und den Kontrapunkt zur außergewöhnlichen Vintage Orgel setzt Ádám Mészáros mit seiner E-Gitarre.
Nach dem hypnotischen Intro "Loose Parts" mit Sumo als Hauptstimme geht es übergangslos weiter mit dem rasanten "Secon", einem furiosen Popsong in einer gefakten französischen Sprache. Hier überzeugt Erszi mit rhythmischem Gesang und kraftvoller Stimme. Reggae Rhythmus, gefühlvoller Gesang, aber auch das etwas schräge Zusammenspiel von Gitarre und Keyboard zum brutalen Rock Rhythmus kennzeichnen "Show me the Light". So abwechslungsreich geht es auch weiter, jeder Song ist wie ein eigenes Universum und überrascht mit neuen Ideen, Sounds und Rhythmuswechseln. Rockiger Sprechgesang von Sumo (License Plate Rock) wird abgelöst vom episch experimentellen "Little Worm from Hungary". Veronika singt mit klarer Stimme die 60er Jahre Rockballade "Your Flame" bevor der treibende Rhythmus des Titelsongs Punk Rock, Rockabilly und Popmusik zu einem fulminanten Mix vereint. "Ezsri robs a Casino" ist der wohl wildeste Song des Albums. Mit kreischender Punk Stimme singt, jauchzt und grölt Eszri zum stampfenden Rhythmus. Sumo beruhigt zum Abschluss mit der an Peter Gabriel erinnernden Ballade "Sleep well Octopus".
Die Erik Sumo Band hat hier ein Album produziert, mit dem sie den Erfolg in ihrer Heimat sicherlich auch international bestätigen können. Die CD präsentiert sich innovativ, fetzig, dann wieder wunderschön melodiös und vor allem vielseitig. Hört da mal rein!
www.myspace.com/eriksumo
Adolf 'gorhand' Goriup


Fremitus "KulTourSchok"
Label: Takt Records; 2009
Fremitus ist eine Mittelalter Band aus dem Ruhrgebiet, deren Sound vor allem von Sackpfeifen und Trommeln bestimmt ist. Die sechs Spielleute nennen sich Mara (Djembe, Davul, Tamburin), Iver (Schlagwerk), Rasmus (Sackpfeifen, Schalmaien, Rauschpfeifen, Flöten, Whistles, Gitarre), Severus (Sackpfeife, Schalmei, Rauschpfeife, Flöten, Feuer), Bran (Gitarre, Bastardlaute, Bouzouki, Whistles, Davul) und Brennus (Sackpfeifen, Schalmaien, Rauschpfeifen, Bouzouki, Darabuka, Rahmentrommel, Didgeridoo).
Auf ihrem Erstlingswerk gibt es ein rhythmisches Feuerwerk mit Trommeln und Pfeifen zu hören. Die großteils instrumentalen Stücke sind traditionellen Ursprungs oder stammen aus der Feder der Band. Treibende Rhythmen werden vom Zusammenspiel der Pfeifen begleitet und entführen uns auf eine Reise durch die Vergangenheit. Dabei spielen sie Tänze aus verschiedenen Teilen der Welt: Das rasante "Douce Dame Jolie" stammt aus Frankreich, von wo aus es über Deutschland (Die schwarze Witwe) mit der Eigenkomposition "La Gitanilla" nach Norditalien geht. Die epische Ballade "Rabenzauber" setzt einen Kontrapunkt und entführt uns in die mystische Welt Islands, gesprochen wird deutsch gesungen aber in der Landessprache. Dann reisen wir nach Russland (Korobuschka), tanzen den "Albanischen Hirtentanz" und ziehen weiter über den nahen Osten (Shisha) nach Nordafrika, wo dem Tänzer ein "Tückischer Tanz" alles abverlangt. Schließlich endet die KulTour mit "Cooley's Reggae" in Irland.
Die Musik von Fremitus eignet sich hervorragend für Mittelalter-Märkte, wo der archaische Klang der Sackpfeifen, Schalmaien und Trommeln gemeinsam mit dem geschäftigen Treiben der Händler, Mundschenke und Besucher ein authentisches Ambiente erzeugen. Zu Hause neben dem CD-Player ist mir das Ganze aber etwas zu eintönig.
www.fremitus.de
Adolf 'gorhand' Goriup


The Biblecode Sundays "Boots or No Boots"
Label: Scarletrecords; 2010
Bei den Aufnahmen zu "boots or no boots " waren The Biblecode Sundays noch ein Septett mit Joe Moran an den Flöten; unterdessen hat er die aus West London stammende Band verlassen. Übrig blieben Ronan MacManus (Gesang, Gitarre, Mandoline), Andy Nolan (Akkordeon, Gesang), Enda Mulloy (Bass, Gesang), Patrick Franklin (Fiddle, Gesang), Carlton Hunt (Drums) und Kian Chanter (Gitarren). Bei den Aufnahmen der 15 Originalsongs wurden die Boys außerdem von einer Reihe guter Gastmusiker an Gitarren, Banjo, Uilleann Pipes, Trompeten, Saxophon, Piano und Cello unterstützt.
Die aus Engländern und Iren bestehende Band beginnt mit dem flotten Folkrock "maybe it's because i'm an irish londoner". Die Musik ist tanzbar und macht Stimmung; vom poppig rockigem "clew bay pirates" über den rasanten Punk Rock von "lash in the usa" bis hin zum dynamischen Folkrock von "paddy devil", meinem Favoriten. Hier überzeugt Hunt mit tollem Rhythmus, Mac Manus mit ausdrucksvollem Gesang und die Band mit virtuosem Spiel. Zwischendurch wird es auch stiller wie bei der folkigen Ballade "mayo moon" oder beim melancholischen "home", bei dem der gefühlvolle Gesang von MacManus überzeugt, der nur von Gitarre und Fiddle begleitet wird. Die Band verabschiedet sich standesgemäß mit einem Drinking Song, "drinking all day".
The Biblecode Sundays ist eine Folkrock Band mit starken Einflüssen aus dem Punk. Liebhaber des Genres werden mit den abwechslungsreichen Songs und den gesanglich und musikalisch hervorragenden Aufnahmen ihre Freude haben.
www.biblecodesundays.co.uk
Adolf 'gorhand' Goriup


Boggin Leprechaun "As we set the Sails"
Label: Broken Silence; 2010
Die Nürnberger Folk Rock Band Boggin Leprechaun hat für ihr neues Album „As we set the Sails“ zehn Eigenkompositionen und drei traditionelle Stücke aufgenommen. Die Band hat einige personelle Veränderungen hinter sich. Neben Rusty Spoon (Gesang, Mandoline) gehören Moe D. McInch (E-Gitarre, Gesang), Moe Mahon (Akustikgitarre), Sam Finnegan (Bass), Roach O’Riley (Akkordeon), Murphy Def de Valera (Schlagzeug) und Peter McTaggert (Geige) dazu.
Rasanter Punk Rhythmus, markige Gitarrenriffs und wütender Gesang stehen dem Klang des Akkordeons und der Geige bei "Brothers in Arms" gegenüber. Meist dominieren die punkigen Elemente. Ausnahmen sind der mitreißende Folk Rock von "Wicked Days" oder das traditionelle "Step it out", das mit einem tollen Mandolinen Solo und schönem Gesang hervorsticht. "Foggy Dew" wird als rasanter Punk Folk interpretiert und "Star of the County Down" in rasantem Sprechgesang. Von den Eigenkompositionen gefallen mir das dramatisch instrumentale Zwischenspiel "Night and Dawn" und der epische Titelsong, der mit großartigen Tempowechsel überzeugt, am besten.
Punk Fans werden mit dem Album ihre Freude haben, für mich ist es jedoch zu punkig. Die schon beinahe hektisch wirkenden Punk Rhythmen, das immer dominierende Schlagzeug und der aggressive Gesang übertönen meist Akkordeon, Mandoline und Geige und machen die Songs für mich etwas eintönig.
www.boggin.eu
Adolf 'gorhand' Goriup


Various Artists "Native America Calling"
Label:
Trikont; 2010
Der Titel des Samplers ist identisch mit einer national ausgestrahlten und in Alaska produzierten Radiosendung. Claus Biegert, der für Idee, Konzept, Musikauswahl und den Text des Booklets verantwortlich zeichnet, stellt 22 abwechslungsreiche Titel von 20 verschiedenen Interpreten vor, von Folk über Country, Blues und Rock bis hin zu Jazz, Reggae oder HipHop. Die ausschließlich Native American Interpreten und ihre Stücke werden im Booklet kurz vorgestellt.
Die CD beginnt mit Robert Mirabals epischem Sprechgesang über "Indians Indians", begleitet von modernen Beats und Synthesizer Klängen. Wayquay (Frau ohne Furcht) besticht bei "Sunbow" mit psychedelischem 70er Jahre Sound und Joy Harjo spielt mit ihrer Band Poetic Justice das jazzige "Creation Story", das von traditionellen Gesängen und Rhythmen begleitet wird. Aus Poetic Justice formierte sich die Reggae Band Native Roots, die mit dem hypnotischen Dub "Natives say" überzeugen. Vom verstorbenen Jazzmusiker Jim Pepper hören wir "Going down to Muskogee", bei dem traditionelle A Capella Gesänge auf den Blues treffen. Pura Fé präsentiert ein Set aus schwarzem Blues und traditioneller Tanzmusik, "Going home/Stomp Dance", und Joanne Shenandoah singt mit ihrer atemberaubend schönen Stimme die Ballade "I may want a Man", die auf einem traditionellen Tanz basiert. Es folgt der ebenfalls verstorbene Songwriter Morley Loon mit dem rhythmischen "Dohinoo" (der Jäger). Traditionelle Gesänge des weiblichen A Capella Trios Ulali, lyrischer Americana von Mitch Walking Elk und rasant gefiedelter Country von Willie Dunn stehen dem Heavy Metal von Backfire, dem mitreißenden HipHop von Julien B. und dem souligen Groove von Buffy Sainte-Marie gegenüber.
Biegert hat hier einen abwechslungsreichen Sampler zusammengestellt. Die Songs stammen aus dem Zeitraum von 1965 bis 2009, eines haben aber alle gemeinsam: man hört die traditionellen Wurzeln heraus und die Interpreten haben etwas zu sagen.
www.trikont.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Edelschwarz "Briten, Bauern und Barone"
Label:
Lawine; 2009
Die aus München stammende Band Edelschwarz hat mit "Briten, Bauern und Barone" ihr drittes Album mit bayrischer Folksmusik aufgenommen. Sänger, Akkordeonspieler und Liedermacher Siegfried Haglmo wurde dabei von Philip Risettio und Alhard von Nordenskjöld am Schlagzeug, Christian Hohenester, Tom Weber und Michael Kadach an den Gitarren sowie Ortholf v. Crailsheim am Synthesizer begleitet.
Es geht los mit dem selbst komponierten Hard Rock Ländler "Do hots brennt"; Haglmo brilliert mit seiner großartigen Stimme zum Rhythmus von E-Gitarre und Schlagzeug. Ähnlich geht's weiter bei der traditionellen Rock Ballade "Sonntagsruah". Hier begleiten Synthesizer Klänge, die rockigen Gitarrenriffs und das tolle Akkordeonspiel den Gesang. Der traditionelle Text wird bei "Siegstas Maderl" von Crailsheim und Haglmo zu einem bayrischen Heavy Metal Jodel verarbeitet und der volkstümliche "Jodler" wird von Akkordeon und Synthesizer begleitet. Weitere Höhepunkte sind die Eigenkompositionen "I & mei Voda", bei dem der kräftige Sprechgesang von groovigem Dance Hall Sound angetrieben wird, und "Da Lindner vo Kasing", ein epischer Elektro Rocksong.
Edelschwarz verbinden moderne Musik mit bayrischer Folkmusik und volkstümlichen Liedern. Die wunderschöne Gesangsstimme von Haglmo, das Akkordeon, die rockigen Gitarrenriffs und das Rhythmen aber auch der Synthesizer verschmelzen zu einem hörenswerten Sound, sehr empfehlenswert.
www.edelschwarz.de
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010

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