Iontach "The Season of Mirth and of Glee"
Siúnta Music, 2023
Ray Cooper "Even for a Shadow"
Ray Cooper[51]
lebt in Schweden, seitdem er 2013 die Oysterband verlassen hat, um als Solo-Künstler sein Glück zu suchen.
Das grandiose Debüt-Album "Tales Of Love War & Death By Hanging"[42]
hat die hohe Messlatte gesetzt, an der er sich seit gut einem Jahrzehnt abmüht. Die reinen Folk-Pfade hat er dabei verlassen und
setzt auf Folk-Pop und Americana. (Ich nenne gleich mal die Ausnahmen von der Regel: die Child-Ballade "Sir Patrick Spens" und das Instrumental "Bonaparte’s Retreat".)
Zum neuen Album "Even for a Shadow" sagt er selbst:
"Eine Reise, und zwar eine lange, vierzig Solo-Touren in den letzten zwölf Jahren und viel Zeit zum Nachdenken.
Viele meiner Song-Ideen kommen mir beim Autofahren. Es ist auch die einzige Zeit, in der ich Musik höre.
Diese Lieder sind meine Erinnerungen, imaginären Gespräche und Gedanken.
Dieses Album ist wie eine Autofahrt und das Radio, das ich gerne hören würde, aber selten finde."
Ray hat den Großteil der Instrumente selbst aufgenommen (Gitarre, Cello, Bass, Klavier, auch Mundharmonika, Harmonium, Mandoline, Kantele),
aber sich mit illustren Mitstreitern umgeben, z.B. Geiger Ben Paley (in letzter Zeit bei McDermott's 2 Hours tätig)[68]
und Nyckelharpa-Spieler Anders Peev. Außerdem inszenierte er drei Duette mit den Sängerinnen Emma Härdelin (Garmarna, Triakel),[62]
Sunniva Bondesson (Baskery) und Kathryn Roberts (Equation).[66]
Die Texte sind nicht so entspannt wie der gemütliche Trip hinter dem Steuer, man höre nur das stürmisch-zornige
"Falling Like Thunder"
oder siehe sich das zugehörige Video an.
Er sagt: "Ich bin mit Wahnvorstellungen aufgewachsen: Fortschrittswahn; Geschichtswahn; Wahnvorstellungen westlicher Überlegenheit; kaum verhüllter Rassismus.
Aus den Ideen dieses Liedes hätte man mehrere Lieder machen können, aber ich musste alles rauslassen,
während ich auf einer Kiste auf dem Marktplatz stand und wie ein Verrückter schrie."
Im Mai 2024 tourt Ray durch Deutschland und im Herbst begleitet er in Großbritannien noch einmal die Oysterband, wenn diese sich von der Bühne verabschieden will
(www.alonglonggoodbye.live).
Dàimh "Sula"
"Sula" ist der alte skandinavische Name für den Basstölpel, den größten Seevogel Nordeuropas, ein eleganter Segler durch die Lüfte, ein waghalsiger Taucher in die eisige See auf der Jagd nach Beute.
Der Vogel verkörpert nahezu in Perfektion Dàimhs[42] Beziehung zu der schottischen Inselgruppe der Hebriden und deren traditioneller Musik.
Anno 2018 feierte die Gruppe ihr 20jähriges Bestehen nach 5jähriger Schaffenspause mit dem Album "The Rough Bounds".[66] Dann kam eine weitere 5jährige Unterbrechung dank Corona. "Sula" wurde nun im Black Bay Studio auf der kleinen Insel Bernera eingespielt, the recording studio at the edge of the world, und
während eines dunklen und stürmigen Dezembers wurden die Stärken der Band ausgespielt: traditionelle Tunes und eigene Kompositionen von und mit Kraft und Stärke.
Der Kern der Truppe besteht aus Geiger Gabe McVarish, Piper Angus Mackenzie, Akkordeonist Murdo Cameron sowie Gitarrist Ross Martin.
Alasdair White (Battlefield Band) spielt nun die zweite Geige. Bodhránist Martin O’Neill und Kontrabassist James Lindsay (Breabach)[42]
sind eine begrüßenswerte Ergänzung.
Sängerin Ellen MacDonald (Niteworks, Sian),[72]
die auch mal Unterstützung beim ehemaligen Dàimh-Sänger Calum Alex MacMillan sowie Ewen Henderson (Mànran)[68]
und Megan Henderson (ebenfalls Breabach) findet, veredelt traditionelle gälische Lieder, ein jedes mit einem Bezug zur Inselwelt der Hebriden.
Gälische Poesie: Wiegenlieder und Klagegesänge, einschließlich ein Hymnus für die Gefallenen des 1. Weltkriegs.
Lieder über die See: Unmut über ungüstige Winde, ein prächtiges Schiff namens An Dubh Ghleannach (dt. Die dunkle Dame des Bergtals).
Alles in allem führen Dàimh die Volkskultur der Hebriden ins 21. Jahrhundert ohne ihre Eigenart oder ihre Beschaffenheit in irgendeiner Form zu beeinträchtigen.
Phoebe Rees "Bring In The Light: Si Kahn's Songs of Courage and Resistance"
Phoebe Rees ist eine Musikerin aus dem Städtchen Oswestry nahe der walisischen Grenze. Sie studierte klassische Viola in Edinburgh and London. Als
Singer-Songwriterin kombiniert sie Elemente englischer, irischer und nordamerikanischer Folk-Traditionen,
wobei sie sich selbst auf Geige, Viola, Gitarre und Klavier begleitet. Dazu hat sie viel Empathie und Leidenschaft für soziale Themen.
Vor einer guten Weile spielte sie Si Kahns Protestsong "Mississippi Summer". Die Aufnahme beeindruckte den amerikanischen Songwriter so sehr, dass er sich zu seinem 80. Geburtstag ein ganzes Album seiner Lieder wünschte.
Zu Si Kahn sind an dieser Stelle nicht allzuviele Worte notwendig:[69][70]
Er war und ist nicht nur ein geschäftiger Songwriter, sondern seit beinahe 60 Jahren ein engagierter Bürgerrechtler und Polit-Aktivist
im US-amerikanischen Süden. Seine Lieder, ganz prominent "What You Do With What You've Got", wurden von Peggy Seeger, June Tabor und Dick Gaughan gecovert
und damit in Europa bekannt gemacht. Das oben genannte Lied "Mississippi Summer", das alles in Gang gesetzt hatte, definiert mit einer düsteren Appalachen-Fiddle die Atmosphäre
und die Geschichte einer ergrauten Afro-Amerikanerin, die sich weigert, Baumwolle zu pflücken. Die Geige wird zu einem ganzen Sägewerk beim fünfminütigen
"When The War Is Done", eine schleppende Klage über die Traumatisierten und Invaliden, die aus dem Krieg zurückkehren. "In Afghanistan" ehrt
die 2021 von den Taliban ermordete Folk-Sängerin Fawad Andarabi, gemeinsam verfasst mit der ukrainisch-amerikanischen Musikerin Daria Marmaluk-Hajioannou.
Die bedächtige Klaviernummer "Peace Will Rise" ist ein Aufruf zur Gewaltlosigkeit aus nordirischer Perspektive im Anschluss an das Karfreitagsabkommen von 1988.
"The Didin Didin" ist noch nie auf einem von Si Kahns eigenen Alben erschienen; es ist die Geschichte von drei jungen Damen, die durch die Dubliner Pubs ziehen
(man ist unwillkürlich an die "Three Drunken Maidens" erinnert)
und dabei "Kathleen Mavourneen" und "Star Of The County Down" singen; Phoebe Rees fiedelt zwischen den Strophen Michael Coleman's und Winnie Hayes' Jig.
Eine andere Melodie, nämlich "The Dark-Eyed Sailor" (bekannt von Steeleye Span oder June Tabor zusammen mit der Oysterband), findet sich in "Coxey’s Army",
ein Lied über den Arbeitslosenmarsch 1894 nach Washington. Phoebe ist ausgebildete Musiktherapeutin und diese CD hat therapeutische Wirkung. Die Songs
propagieren Würde und Menschlichkeit. Phoebes Interpretationen sorgen für Abwechslung. Damit wird "Bring In The Light" gleichermaßen zu einer
Ehrenbezeugung für Si Kahn und seinem Lebenswerk als auch zum Debüt einer vielversprechenden Künstlerin, von der wir uns noch Einiges erhoffen können.
Molden & Seiler Feat. Das Frauenorchester "De Zwidan Zwa"
Der Wiener Singer-Songwriter Ernst Molden[40][74]
hat gemeinsam mit dem populären Christopher Seiler das Album "De Zwidan Zwa" veröffentlicht. Der Komiker und Schauspieler spielt
seit einem Jahrzehnt mit dem Filmemacher Bernhard Speer zusammen und begeistert mit Alltagskomik.
Seit vergangenem Jahr wirkt er außerdem in AUT of ORDA mit und bietet Dialekt-Pop für den Dancefloor.
Ernst Molden sieht mit Wohlgefallen, dass nach dem Ableben von Willi Resetarits[78]
"es jetzt jemanden gibt, der ebenso viel Soul in die Stimme legen kann."
Seiler gibt das Kompliment zurück: "Für mich ist der Ernst einer der komplettesten Musiker unserer Zeit."
Molden & Seiler sind also nach eigenem Bekenntnis ihres Albumtitels zwei Griesgrame,
haben aber einen Gaudi, wenn sie traurige Songs mit Wiener Schmäh zu ihren eigenen machen.
Die Schmankerl sind: Udo Lindenbergs "Ich lieb dich überhaupt nicht mehr" ("I steh ibahaubt ned mea auf Di"), Nick Caves "The Weeping Song" ("Numma zum Waanan").
"I sauf" ist eine Übertragung von Mary Gauthiers "I Drink"; "In The Jailhouse Now" wird zu "En Hefn drin".
Ein vortreffliches weibliches Ensemble begleitet das Männer-Duo: Sibylle Kefer an Gitarre und Altflöte,
Marlene Lacherstorfer am Bass (Alma), Maria Petrova an Schlagzeug (Wiener Tschuschenkapelle, Madame Baheux).
Sie weben einen lässigen Musik-Teppich, auf dem sich die Herren Molden & Seiler breit und gemütlich machen.
Und dann klingt es nach dem tiefsten Süden. Und zwar nicht Favoriten und Simmering, sondern Alabama und Louisiana.
Korrontzi "20"
Die baskische Folkformation Korrontzi wurde im Jahr 2004 von Agus Barandiaran
gegründet.[44][45][53][56]
Er spielt Trikitixa (wie z.B. auch Xabi Aburruzaga),[71] das um 1800 aus Italien ins Baskenland eingeführte diatonische Akkordeon.
Es wird traditionell mit vielen Verzierungen und schnellen Zug-Druck-Wechseln im Zusammenspiel mit Stimme und Tamburin eingesetzt.
Barandiarans Ziel war und ist, der traditionellen Musik des Baskenlandes einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Aber er wollte
gleichzeitig nicht seinen ersten Trikitixa-Lehrer, den legendären Rufino Arrola (1909–1996), verraten. Und natürlich kommen auch
andere baskische Instrumente wie Txalaparta (eine Art Xylophon) und Alboka (eine zweiröhrige Hornpfeife) zum Einsatz.
Seitdem hat Korrontzi Kultur, Sprache, Tanz und Musik des Baskenlandes in die ganze Welt getragen.
Das 12. Album heißt einfach "20" und feiert Korrontzis 20-jähriges Jubiläum.
Zwei CDs mit insgesamt 23 Titeln und dazu 23 Mitstreitern,
um nur die uns Geläufigeren zu nennen: Hevia[17]
(siehe auch folgendes Youtube-Video),
Susana Seivane,[16]
Eliseo Parra,[58]
Ana Alcaide,[61]
Riccardo Tesi,[61]
Mike McGoldrick,[14]
Phil Cunningham,[71] u.v.m.
"20" wurde von den World Music Charts Europe zu einem der 10 besten Alben des Jahres gewählt. Das ist recht so, denn
Korrontzi ist ein Botschafter ihrer Kultur mit einer Mission als auch ein musikalisches Fest mit einer Vision.
Zum Gesamtpaket gehört außerdem ein Büchlein, dass jedes einzelne Konzert der Gruppe dokumentiert plus Poster und Fotots.
Wildes Holz "25 Jahre auf dem Holzweg" Um ihr Vierteljahrhundert zu feiern, haben die Musiker vom „Wilden Holz“ versucht, die 25 besten Stücke von ihren bisherigen 12 Album auszuwählen. Ob es nun die Besten sind, ist sich die Band nun doch nicht sicher - haben doch fast alle Lieder auf der Longlist des Trios gestanden! Letzendich wurden zwei CDs zusammengestellt- eine mit 12 Folk/Instrumental-Interpretationen von bekannten Pop/Rocksongs, die andere ausschließlich mit Eigenkompositionen.
Westpark Music, 2024
Goat Island Music, 2023
Strictly Country Records, 2024
Bader Molden Recordings, 2023
elkar, 2023
Eigenverlag, 2023
Bei allen Stücken ist die sehr distinktive Kombination von Blockflöte und oft jazziger Gitarre und Kontrabass zu hören. Gerade in Deutschland hat die Blockflöte ja den Ruf eines (oft schrillem) Kinderinstrument - drum ist es schön, wie Wildes Holz dem mit ihrer spannenden Musik entgegensetzen können. Die Musik macht Spaß - sei es bei instrumentalen Interpretationen von z.B. „Born to be Wild“, „Rock me Amadeus“, Grönemeyer‘s „Mensch“ oder „Pippi Langstrumpf“, oder swinging, jazzigen, folkigen Eigenkompositionen. Zugegebenermaßen ist es eine Hommage an die Ton-Art D-Moll, aber das Stück „Dear Moll“ nehme ich auch gerne als persönliche Widmung an :-)