Auch im 25. Jahr seines Bestehens und unter neuer Leitung bietet das Internationale Akkordeon Festival 2024 (24. 2. – 17. 3. 2024) einen Monat lang in zahlreichen renommierten Wiener Spielstätten genussfreudigen FreundInnen von Musik und Kultur Gelegenheit, sich mit dem Instrument Akkordeon und dessen zahlreichen künstlerischen Facetten auseinanderzusetzen.
Die im Jahr 2000 von Friedl Preisl begonnene Kultur- und Festivalarbeit im Zeichen des vielfältigen Instruments mit seinen so großen künstlerischen Möglichkeiten, von „echter“ bis imaginärer Volksmusik, von (neuer) Wiener Musik bis zur Musik verschiedenster Welten, von Jazz bis Klassik, von seiner Tauglichkeit als Solo-Instrument bis zu Akkordeon-Orchestern, wird dabei bei der zusätzlich signifikanten 25. Auflage des Musikfestivals erstmals federführend von Franziska Hatz und Lisa Reimitz gestaltet, sowohl kuratorisch als auch strukturell.
Die augenfälligste Neuerung ist dabei die Straffung des Programms, von der Eröffnung am 24. Februar mit Milos Todorovskis TANGO 5 im Ehrbarsaal bis zum Abschlusskonzert mit CAAMAñO&AMEIXERAS (ES) und MAXJOSEPH (DE) im Metropol sind es im Jubiläumsjahr drei Wochen, in denen Robin Gillard weiterhin als technischer Leiter des Festivals unterschiedlichste Musik in den bestmöglichen Klang setzt, und auch die verstärkte Präsenz des Akkordeonfestivals im digitalen Raum gestaltet.
Die Kontinuität des Festivals ist dabei durch Franziska Hatz gewahrt, die an der Seite von Friedl Preisl schon seit vielen Jahren parallel zu ihrer Arbeit als Künstlerin als Co-Kuratorin tätig war, Lisa Reimitz wiederum hat als Festivalgestalterin, Kultur- und Produktionsmanagerin den Blick von außen und große Neugier für das Festival-Innerste mitgebracht.
So bietet das verdichtete Programm 2024 Bewährtes, setzt aber verstärkt eben nicht nur auf dieses, sondern wird auch wieder eine Kernambition des Akkordeonfestivals spürbar machen. „Eine Plattform zu sein, die sich etwas traut“, wie es Hatz formuliert, und dabei das große Herz der Programmacherinnen für neue, junge Künstler_innen anspricht, die dem Publikum eben noch nicht so vertraut sind, deren künstlerische Qualität aber außer Zweifel steht. So wie neue „Formate“ etabliert werden sollen, wie etwa die niederschwellige „Carte Blanche“ im Frau Mayer.
Und wie seit dem Jahr 2000 gilt, dass das Festival in seiner Gesamtheit das Statement ist, die Vielfalt, die Diversität des Gebotenen, der Ansätze, der Inhalte und der Formensprachen, die vielen unterschiedlichen musikalischen Dialekte, die aber dennoch eines gemeinsam betonen: Das Miteinander und den Austausch, von Künstler_innen und Publikum, von Ideen und Reflexion, von Klang und Resonanz.
Le vent nous Piazolla: LOUISE JALLU (FR/DE)
Die junge Französin Louise Jallu bringt frischen Wind in ein bislang als Domäne der Männer geltendes Genre und erobert die Bühnen derzeit mit ihrem Quartett und einem außergewöhnlichen Piazzolla-Programm. Mit dem Bandoneon - ja untrennbar mit dem Tango verbunden, der folgerichtig auch Jallu als musikalische Basis dient - widmet sie sich hier kritisch und ohne Berührungsängste den Kompositionen von Astor Piazzolla. So wird des Tangos´ Königs´ Tempo verlangsamt, Räume für Improvisationen geöffnet, das thematische Material neu strukturiert und nie da gewesene harmonische Wege freigesetzt. Ihre Herangehensweise beschreibt sie selber so: „Je tiefer man in Piazzollas Musik eintaucht, desto bewusster wird einem, dass man das Offensichtliche aufgeben und in der ‚geheimen Mechanik‘ seiner Artikulationen, seiner rhythmischen Brüche, seiner ständig gespannten und sich ausdehnenden Melodien - neue Räume und andere mögliche Projektionen suchen muss.“
Tango, Tango, … Tango nuevo!: BANDOUBA (AT/SI/AR)
Das junge Grazer Ensemble unter der Leitung von Akkordeonist Tobias Kochseder schließt an die lange Tradition des argentinischen „orquesta tipica“ an, die in den 30er und 40er Jahren die Tanzhäuser von Buenos Aires füllten. Mit Stücken aus der frühen „Goldenen Zeit des Tango“, Werken von Astor Piazzolla, Horacio Salgan und anderen Tangolegenden, bis zu Kompositionen des 21. Jahrhunderts bildet sich ein Repertoire, das sich durch nahezu 100 Jahre der Tangogeschichte zieht. Die Besetzung, eine erweiterte Form des schon gängigem Tangoquintetts, kombiniert die besten Aspekte der kleinen Kammermusik und des großen Orchesters in kompaktem Format.
Folk aus Lwiw: YAGODY (UKR)
Zu jedem Moment im Leben eines Menschen passt ein Song – sagt Zoryana Dybovska, die YAGODY im Jahr 2016 im westukrainischen Lwiw gegründet hat. Was andere sagen: YAGODY zweifellos eine der charismatischsten ukrainischen Folk-Bands. Die vier Musikerinnen reisten durch mehrere Oblaste der Ukraine, um dort die musikalischen Überlieferungen der Menschen aufzuspüren. Aus dieser unerschöpflichen Anzahl an Melodien, Rhythmen und Themen kreieren sie ihren eigenen, spannenden und unverwechselbaren Sound. Was sonst noch gesagt werden muss: Ein Konzert mit YAGODY ist ein Ritual. Es ist das Hineinhören in das innere Ich. Da ist das Atmen des Windes im Felde, ein Klang wie die Stimme unserer Vorfahren. Das Publikum wird umhüllt von lebendiger Energie und musikalischer Trance - lassen Sie sich ein auf einen Tanz der Stimmen im Puls des Menschseins!
Drum haben sie drum gemacht: ATTWENGER (AT)
Es stand keine Sekunde zur Debatte, ob der legendäre Attwenger-Funk-Rock-Steirische-Tanz-Abend bei der 25. Akkordeonfestival Ausgabe stattfinden soll oder nicht, weil, legendär. Schon alleine weil manche ja der Meinung sind, Attwenger sei die unnachahmlichste aller Bands zwischen Linz und Übersee, andere wiederum haben noch nie von ihnen gehört, beziehungsweise schon wieder auf sie vergessen. Drum haben sie „drum“ gemacht. Das neunte Studioalbum, eine überfällige Boomer-Produktion, fünfzehn neue Songs mit allem Drum und Dran. Trap-Slang und Country-Fiction, Kraut- und Rübenmusik, Mentalitätskritik, Dialektgroove, Electronica und Polkapunk. Eventuell und möglicherweise gibt es noch einen Gast oder eine Gästin oder beides, da lassen wir uns gern überraschen, auf jeden Fall aber wird der Abend in der Wiener-Attwenger-Akkordeonfestival-Bastion Schutzhaus Zukunft wild und heiß und läutet den Abschluss der Festival-Jubiläumsausgabe ein.
25 Jahre Akkordeonfestival: PAIER LECHNER DOBREK (AT)
Krzysztof Dobrek, Otto Lechner, Klaus Paier / Akkordeon Christoph Petschina / Kontrabass; Roman Werni /Schlagzeug
Geschichten zu, aus und von “25 Jahren Akkordeonfestival” können diese drei Akkordeonisten wohl am Besten erzählen: War doch Otto Lechner mit einem mittlerweile legendären Zitat final ausschlaggebend für die Gründung des Akkordeonfestival, hat doch Klaus Paier das erste Festival im Jahr 2000 eröffnet, spielte doch Kyrzstof Dobrek in verschiedenen Formationen bei wirklich jedem einzelnen Akkordeonfestival… Wenn diese drei Musiker nun begleitet von Bass und Schlagzeug einen gemeinsamen Abend anlässlich der 25. Ausgabe gestalten, dann lässt es sich im Stadtsaal vorzüglich schwelgen, im Moment sein, in die Zukunft blicken. Soll mit diesem Abend das beständigste Akkordeonfestival-Happy Birthday erklingen!
Photo Credits:
(1) Internationales Akkordeon Festival Wien,
(2) Louise Jallu,
(3) Bandouba,
(4) Yagody<
(5) Otto Lechner,
(6) Attwenger,
(7) Kyrzstof Dobrek,
(8) Klaus Paier
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