FolkWorld #76 11/2021
© Uta Bretsch_Communications

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Ein Portrait der Nacht

Pissourin ist das vierte Album des Trios Monsieur Doumani aus Zypern und wird am 10.09.2021 veröffentlicht. Es führt seine mediterranen Klänge in eine neue, psychedelische Avant-Folk-Richtung, einen tanzbaren Fiebersturm aus Saiteninstrumenten, mehrstimmigem Gesang und von der Posaune bestimmtem Low End.

Monsieur Doumani

Antonis Antoniou – Tsouras, Synthesizer, Elektronik, Stompbox, Vocals; Andys Skordis – Gitarren, Percussion. Loops, Vocals; Demetris Yiasemides: Posaune, Vocals

Monsieur Doumani Monsieur Doumani
"Pissourin", Glitterbeat
Records
, 2021


Artist Video Monsieur
Doumani
@ FROG


www.monsieurdoumani.com

In der Nacht passieren die merkwürdigsten Dinge. Wenn sich die Formen im schwindenden Licht verändern und ineinander verschwimmen, kann man nur noch schwer zwischen Realität und Illusion unterscheiden und die Zeit der Phantasie bricht an. Diese Stunden der Dunkelheit haben das Trio Monsieur Doumani in eine neue musikalische Richtung gelockt: „Our idea was a concept, an album that was a portrait of the night“, sagt Antonis Antoniou, Gründer und Bandleader, „Something that began in the place between sleep and dream and waking. It gave us the concept, a quest through the night for the meaning of life, to feel things we did when we were kids: innocent, true, honest. A chance to leave behind what keeps our mind and soul down and to be able to fly towards freedom and love”.

„Pissourin” ist griechisch-zyprischer Dialekt für die komplette Dunkelheit und sie brachte dem Trio, so Antoniou, „the different elements – the moon, stars, planets, rivers – and the creatures that appear in the songs are actors in this quest.” Seit Gründung im Jahr 2011 werden die drei für ihre innovativen akustischen Neuerfindungen der musikalischen Traditionen Zyperns gefeiert und haben dafür schon viele Preise gewonnen. Nach drei Alben suchten sie einen frischen, für sie bislang ungewohnten Klang, der zu den Menschen passen sollte, zu denen sie geworden waren. Zu dieser Zeit stieg Gründungsmitglied Angelos Ionas aus der Band aus und ihr früherer Tourgitarrist Andys Skordis kam als Vollzeitmitglied mit seinen eigenen musikalischen Ideen dazu.

Ihre Idee führte das Trio über die Traditionen Zyperns weit hinaus. Auch wenn die Musiker ihren Wurzeln weiter verbunden waren, gab sie ihnen die nötige Freiheit, Inspirationen aus der rauen Kraft des Rock, den wilden Farben der türkischen Psychedelia oder der hypnotischen Anziehungskraft westafrikanischer Musik zu beziehen. Letztere webt sich zum Beispiel um die Melodie des Stücks „Alavrostishiótis“.


Monsieur Doumani


Auch Antonious Herangehensweise an seine Kompositionen änderte sich, wie er ausführt: „In the past I was always searching for a magic melody. But this time, the main elements were the interplay and what we were saying with the song. We developed a distinctive approach, which was unlike anything we’d done before.”

Die dritte große Veränderung bestand in der Art und Weise, wie die drei Musik machen – weg vom Akustischen, hin zum Elektrischen: „We already knew we wanted to explore sonic territories and we spent a lot of time experimenting to make the instrumental textures intertwine in a very dynamic way,” so Antoniou, „some surreal. Some psychedelic.”


Antonis Antoniou


Eine breitere Palette an Sounds eröffnete sich durch den Einsatz von Technik wie z.B. Pedalen, mit denen sie ihre Instrumente auf völlig neue Weise nutzen konnten. Die Gitarre wurde zu mehr als einem Rhythmus- oder Harmonie-Instrument. Sie brachte Basslinien hervor, die mit der Posaune arbeiten. Der Looper erlaubte ihnen, sie in ein Schlagzeug zu verwandeln.

Plötzlich hatte das Trio einen fetten, den Hörer wie ein elektrischer Schock überwältigenden Sound, der wie ein Tsunami mit dem ersten Ton des Albums beginnt und bis zum Ende nicht nachlässt. „With only three instruments, people don’t expect that kind of thing,” gibt Antoniou zu und fragt sich, „How did this happen? It’s dense. Sometimes it surprises me, too.”


Antonis Antoniou


Ein Schlüssel dazu lag laut Antoniou in der gründlichen Vorbereitung auf das Album. Der komplexe neue Sound mit seiner ineinander verschränkten Vielschichtigkeit und den filigran gespielten Instrumenten musste vorab präzise geplant werden, um die volle Wirkung entfalten zu können: „We all worked together on the arrangements. You need a powerful melody for a good song, but without the right structure and arrangement, it’s boring. We wanted to make sure each song was spicy, that it had something to excite both us and audiences. That took time, and plenty of thought and experimentation.”

Das Konzept des Albums findet auch in den Texten Ausdruck. “Pissourin” steht nicht nur für die Dunkelheit, sondern auch für die sie bevölkernden Kreaturen. Jene, die ihre Freiheit in der Nacht und dem oft damit verbundenen Wahnsinn finden. Wesen wie Kobolde, die „Kalikándjari“ und ihr hypnotischer, an Intensität immer weiter zunehmender Tanz. Der Text für das gleichnamige Stück stammt von Marios Epaminondas, so Antoniou und erzählt, dass die Worte „came out of a night we’d been together, drinking. I told him that only our craziness will save us, that you have to be crazy in a good way in this life. He made it into a poem and I wrote the tune. I think it’s the most revolutionary song here, a way of saying we’ll provoke the system by refusing to be normal.”



In der Dunkelheit sind die Verrückten und die Träumer zuhause und teilen sie sich mit den Elfen, dem Sternenhimmel und der über alles wachenden und genau beobachtenden Eule („Koukkoufkiáos“): „It’s a creature that’s awake all night” so Antoniou und „More than that, it’s a symbol of knowledge. The wise owl.” All diese Kreaturen kann man auf Pissourin mit seiner mutigen elektrischen und eklektischen Musik hören, die in der Tiefe der Nacht zum Leben erweckt wird.



Photo Credits: (1ff) Monsieur Doumani (unknown/website).


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