FolkWorld #76 11/2021
© uta bretsch communications

Lydie Auvray mit Dezemberklängen

Seit 44 Jahren bereichert die „Grande Dame des Akkordeons“ mit ihren Konzerten und Alben die deutsche Musiklandschaft, häufig gemeinsam mit großen Namen der Szene – von Hannes Wader über Stefan Stoppok bis Reinhard Mey. Die neue CD Air de Décembre erscheint am 03.12.2021 und ist ein Konzeptalbum zum Thema Winter. Idee und Inspiration brachte der einsame Pandemie-Winter. In dieser Zeit sind alle Kompositionen entstanden, bis ihnen gemeinsam mit Lydies Band im Studio Leben eingehaucht werden konnte.

Lydie Auvray

Artist Video Lydie Auvray @ FROG

www.lydieauvray.de

„Air“ bedeutet im Französischen sowohl Luft wie auch Melodie. Im Titel der CD klingt beides an: Ein Hauch von Dezember und eine Dezembermelodie: „Der Winter kann besinnlich und melancholisch sein, aber der Anblick tanzender Schneeflocken macht uns fröhlich. Schneetage sind leise – aber bei Sturm faucht der Wind um die Häuserecken und durch die kahlen Wälder. Wir haben versucht all diese Facetten einzufangen und die verschiedenen Stimmungen dieser Jahreszeit wiederzugeben“, kommentiert Auvray.

Lydie Auvray

Lydie Auvray "Air de Décembre", Westpark Music, 2021

So sind die dreizehn Titel ganz unterschiedlich in ihren Stimmungen, den Tempi und Bildern, die sie beim Zuhören im Kopf entstehen lassen. Diese Vielseitigkeit zeichnet Lydie Auvray schon immer aus. In diesem Fall auch darüber, dass die CD mit Beteiligung unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler entstanden ist: „Ich freue mich besonders darüber, dass dieses Mal drei Musikerinnen mit dabei sind! Die Cellistin Ulrike Zavelberg, die bereits bei meiner CD 3 Couleurs gespielt hat, die Harfenistin Ulla van Daelen, mit der ich immer schon arbeiten wollte und meine Tochter Cannelle, die für ‚A la clairefontaine‘ die 2. und 3. Stimme singt und zu ‚Janvier à Paris‘ das Echo der Melodie pfeift, wie bei einem Spaziergang durch das winterliche Paris.“ Ebenfalls zum ersten Mal dabei ist der Kontrabassist Volker Heinze.

Das Stück „Elle s’en va“ ist zusammen mit Helmut Zerlett entstanden: „Im November 2020 habe ich für Helmuts Filmmusik zu Detlev Bucks großartiger Roman-Verfilmung Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull das Akkordeon eingespielt. Irgendwann schickte mir Helmut einen Basistrack mit der Frage, ob mir etwas dazu einfiele. Aber ja! Sofort summte ich eine passende Melodie vor mich hin und bald darauf stand auch schon der Text. Es ist ein Abschiedslied, auch wenn die Musik eher fröhlich klingt. Ich mag es sehr, und die Tatsache, dass ich es im November geschrieben habe, war für mich Grund genug, dem Lied auf dieser CD einen Platz zu geben.“

Auvrays langjährige Freunde und Bühnenkollegen Eckes Malz (Piano und Percussion) und Markus Tiedemann (Gitarren) sind wieder beteiligt. Letzterer hat das Album auch produziert. Beide haben wieder eigene Kompositionen mit eingebracht: Die Stücke „Schlittenfahrt“ und „Claude ging über den Bach“ von Malz sind sehr filmisch – von sinnlich und humorvoll zu überraschend dramatisch, wie immer stilsicher und besonders bilderreich. „Winter Solstice“ (Wintersonnenwende) von Tiedemann ist melancholisch und musikalisch voller Wendungen, mit plötzlich einsetzender Blues-Gitarre.

Der Pianist Jörg Fuhrländer ist wie beim letzten Album wieder mit von der Partie. Der Titel „Slawische Blumen“ ist seine Schöpfung. In ihm trifft Auvrays Akkordeon auf Fuhrländers Klavier wie ein gemeinsamer, neckender Tanz. „Blumen im Sturm“ haben Auvray und Fuhrländer gemeinsam geschrieben – jazzig, kraftvoll und dynamisch. Beim Tango „Sibirien Express“ imitiert Auvrays rhythmische, repetitive Akkordeonmelodie das Geräusch der Zug-Räder auf den Gleisen, während vor dem inneren Auge die ewige Tundra am Fenster vorbeizuziehen scheint. „Valse d’hiver“ lebt vom Zauber der drei Instrumente Akkordeon, Cello und Harfe, die zusammen eine schneebedeckte Märchenwinterlandschaft malen.

Air de Décembre ist ein komplexes Studio-Album, eingespielt im bewährten Topaz Tonstudio mit Tontechniker Reinhard Kobialka, das trotzdem des Winterthemas leicht und beseelt sowie wunderbar einfühlsam produziert ist.



Photo Credits: (1)-(2) Lydie Auvray (unknown/website).


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