FolkWorld #66 07/2018

CD & DVD Rezensionen

Galley Beggar "Heathen Hymns"
Rise Above Records, 2017

Artist Video

www.galleybeggar.com

Bei der Musik der englischen Folkband Galley Beggar fängt man sich unwillkürlich zu fragen an, wo man eigentlich seine ganzen selbstgebatikten Unterhemden gelassen hat. Der hypnotisierende Sound der sechs Musiker hat sich weitgehend dem progressiven Folk der späten sechziger und frühen siebziger Jahre verschrieben. Ein bisschen Flower-Power, ein bisschen Psychodelic. Auf dem Album “Heathen Hymns” tanzt man barfuß im Matsch zu klassischen Instrumenten der Folkszene, wie Fiddle und Sitar, fügt dem Ganzen aber den schwerfälligen Elektrogitarrensound der Generation Mythos und Werk hinzu. Das Album ist eine Reise in die musikalische Vergangenheit, vielleicht mit einer leicht nostalgischen Verklärung. Durchaus angenehm zu hören, aber auch ein wenig entrückt.
© Karsten Rube


Gem Andrews "North"
Market Square Records, 2018

www.gemandrews.co.uk

Visit England versucht sich angestrengt darin, den Nordosten Englands als Reiseparadies anzupreisen. Tatsächlich lässt sich landschaftlich und inzwischen auch kulturell einiges Sehenswertes finden, im einstigen Armenhaus Englands. Doch von der Schließung aller Bergbaubetriebe, der Schiffswerften und vieler dazugehörigen Industrien hat sich die Region nicht überall erholt. Liverpool und Newcastle stecken ihre Energie in Kultur. Dass dies vielen alten Arbeiterfamilien nicht wirklich hilft, darüber weiß die gebürtige Liverpoolerin Gem Anders auf ihrem Album “North” einiges zu singen. Die Sängerin, die mittlerweile in Berlin lebt, hat elf anrührende Songs geschrieben, in denen sich der Nordosten Englands wie ein roter Faden hindurch zieht. Wut findet sich in den Songs, aber auch Respekt und viel Sympathie für die Region, in der sie groß wurde. Gem Anders verlegt sich nicht auf Protestfolk, sondern pflegt eine ausgeprägte Liebe zu Americana und Countrymusic. Stellenweise macht nur ihre klare Aussprache deutlich, dass es sich um Musik aus England handelt.
© Karsten Rube


Holger Weber "Soul Jazz Lab"
Timezone, 2018

www.holgerweber.com

Ende der fünfziger Jahre entwickelte sich aus dem Rhythm & Blues allmählich der Soul. Legenden des Blues gelten heute als Pioniere des Soul, wie Ray Charles. Auch aus dem Jazz heraus setzte man Akzente, wie es Ella Fitzgerald tat. Soul und Jazz sind musikalische Geschwister mit unterschiedlichen Gesichtern, aber gleichen Wurzeln. Und beide harmonieren bestens. Man kann, wie es der Dortmunder Gitarrist Holger Weber auf seinem Album Soul Jazz Lab beweist, heute wunderbare Kombinationen aus den Genres bilden. Im Falle des vorliegenden Albums gibt man sich old fashioned. Das Trio um Holger Weber setzt auf verspielte E-Gitarren und rummelige Hammond-Orgeln, ergänzt durch ein Tenor-Saxophon. Es ist nicht verwunderlich, wenn die Musik des Albums den Hörer in die Kellerbar eines guten Hotels mit Livemusik versetzen möchte, irgendwann zu Beginn der Achtziger. Eine Stimmung, die etwas Zurückhaltendes, Unaufdringliches besitzt und wie in diesem Fall deutlich zu hören ist, nur von Meistern des Genres beherrscht wird. Den Musikern sind sieben wunderbare Interpretationen gelungen, die von Gloria Coleman, Jimmy van Heusen, Henry Nemo, Horace Silver, Carl Massey und Kurt Weill stammen. Das Album “Soul Jazz Lab” ist eine kurzweilige musikalische Zeitmaschine in die jüngere Vergangenheit von Jazz und Soul.
© Karsten Rube


Kata "Tívils Døtur"
Nordic Notes, 2016

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Polyphoner Gesang nordischer Nornen erwartet den Hörer, wenn er sich auf das Abenteuer einlässt, der Musik von Kata zu lauschen. Die fünf Damen von den Faröer-Inseln verbinden Themen nordischer Mystik mit mehrstimmigen Gesang, der der nordischen Tradition ebenso entspringt, wie er sich von der Klangfülle slawischer Frauenchöre inspirieren lässt. Herausgekommen ist ein magisches Album, das tief in die verwunschene Sagenwelt Skandinaviens blickt. Helden, Trolle, aber auch Familiendramen spielen in den Liedern eine Rolle. Der Gesang der fünf Frauen bildet hier natürlich das Zentrum der Produktion. Doch die dezenten Geräusche und perkussiven Elemente, die wie tropfendes Wasser oder das eingebildete Singen einer fallenden Sternschnuppe untermalen die märchenhafte Stimmung dieses zauberhaften Albums.
© Karsten Rube


La Bricole "Ne vous faites pas marin"
AEPEM, 2016

www.la-bricole.net

Mit dem Mythos der Seefahrermusik kann man schnell Klischees bedienen, die vor allem die Fantasie von Landratten bedient. Drei Musiker aus Boulogne-sur-mer mit dem Namen La Bricole versuchen sich mit dem Vortragen maritimer Lieder, die Seemannsgarn auf etwas feinere Weise spinnen, als bei Musikern der Fall ist, die sich mit kultureller Faschingspiraterie versuchen. Die harte Arbeit auf den Schiffen ist einerseits ihr Thema, aber auch Erinnerungen an die Zeit, als der Hafen des Ortes ein Kriegshafen war. Die Musik der drei Musiker, die sich mit Mandoline, diatonischem Akkordeon, Klarinette und Bouzouki zum Ziel gesetzt haben, das Meer hörbar zu machen, versprüht maritimen, salzigen Duft, ist so kantig wie ein Fischmarkt und so rau, wie ein Tag am Meer im Spätherbst. Keine billige Seefahrerromantik, sondern Salz, Wind und nach Schlick riechendes Wasser. Authentischer kann maritime Musik gar nicht sein.
© Karsten Rube


Lalo Zanelli "Immigrantes"
Buda Musique, 2017

www.lalozanelli.com

Aus argentinischem Tango, der Vielfalt der lateinamerikanischen Musik und dem Interpretationsspektrum des Jazz schöpft Lino Zanelli seine Inspiration. “Inmigrantes” ist seine Interpretation der Leidenschaft in Noten. Das Album bringt Bandoneon und Klavier auf eine Weise zusammen, die man getrost als eine heiße Liaison bezeichnen kann. Das Ensemble Ombu hat Zanelli geschickt um sich herum konstruiert. Gleich zwei Bandoneonkünstler tauchen auf dem Album auf. Die Besetzung von Ombu besteht aus Lalo Zanelli am Klavier, Bruno Bongarçon an der Gitarre, Pablo Gignoli und Lysandre Donoso am Bandoneon, Fabrizio Fenoglietto am Bass, und Javier Estrella am Schlagzeug. Ergänzend finden sich zudem Leandro Guffanti am Saxophon, Julie Gros am Cello und der faszinierende Gesang der Brasilianerin Catia Werneck. ”Inmigrantes” ist eine brillante Melange aus Jazz, südamerikanischer Folklore, Tango, sowie Rock und Pop.
© Karsten Rube


Laube "Sanfte Rebellen"
BSC-Music, 2017

www.laube-musik.de

Sich zu bremsen, zurückzudenken, sich aufs Wesentliche im Leben zu besinnen, das sind Momente der Stille, Momente der Reife, Momente persönlicher Art, die für seelische Selbstreinigung wichtig sind. Private Momente, die man nicht unbedingt mit der Welt teilen muss. 40 Jahre lang ging das gut. Drei junge Leute, die im Schatten der Schäftlarner Abtei am Ufer der Isar ihrem musikalischen Hobby frönten, Hausmusik und Gemeindeabende bestritten, Sozialstationen beschallten und ihr Liedgut als leisen Protest gegen allgemeine Wohlstandswehwehchen formulierten, sie reiften über die Jahre. Es bildeten sich Familien und Freundschaften, allmählich Fältchen, Bäuche und Beschwerden. Man folgte beruflichen Aussichten und inneren Einsichten. Man hatte guten Grund, mit Liedern in der Gemeinde über all diese Alltäglichkeiten mit Flöte, Gitarre, Mundharmonika und Gesang für allgemeine Freude und Nachdenklichkeit zu sorgen. Lieder über die Dinge des Lebens für Leute vor Ort. Fast jede kleine Gemeinde hat solche Heimatmusiker bei sich. Leute, die wissen, dass sie keine Kunst machen, sondern regionale sozial-musikalische Betreuung. Kaum einer denkt dabei daran, mit einer CD-Veröffentlichung zu kokettieren. Bestenfalls im kleinen privaten Kreis. Im Falle der drei Schäftlarner Musikusse scheint die Einflüsterung der Freundschaften aber auf einen kleinen eitlen Fruchtkern getropft zu sein. Das Ergebnis heißt Laube. Eine Kindergärtnerin, ein Hausmeister, ein Kaufmann vereint in der Mitteilsamkeit innerer Einsichten gereifter Personen. Allgemein verständlich, gefühlsbetont und friedensbewegt. Und musikalisch, wie dichterisch so spannend, wie ein Gemeindeabend mit Laienmusikern auf CD. Vierzig Jahre musikalisches Praktikum hat bei ihnen nicht zu der Erkenntnisreife geführt, dass man in eine zeitlich ausbalancierte Liedzeile keine zusätzlichen Silben hineinpressen sollte. Und dass es manchmal besser ist, mit seinen künstlerischen Ambitionen und der Kirche im Dorf zu bleiben. Nett gemeint, aber ermüdend.
© Karsten Rube


Lydie Auvrey "Madinina - Caribean Collection"
Westparkmusic, 2017

www.lydieauvray.de

Die in Deutschland lebende Französin Lydie Auvray bezaubert seit vierzig Jahren ihr Publikum mit immer wieder überraschend variantenreichem Akkordeonspiel. Tango, Musette, Walzer sind nur die gängigsten Stile, die sie spielt, interpretiert, neu entdeckt. Über die Jahre lebte sie immer wieder für einige Zeit auf dem französischen Überseedepartement Martinique. Das karibische Flair fand sich kantenlos in ihrem Spiel wieder. Mit der CD “Caribean Collection” bündelt sie nun erstmals einiger der Kompositionen, die unter karibischer Sonne entstanden sind, in einem Album. Wer sich von Lydie Auvray’s Musik über die Jahre begleiten lies, wird einige schöne alte Aufnahmen wiederfinden und andere entdecken, die bisher kaum bekannt wurden. Es ist eine Sommerkollektion, die über eine lang anhaltende europäische Wintersaison hinwegtröstet, Lust auf Fernweh macht und ohne Mühe beschwingt. Das beste Rezept gegen Winterblues
© Karsten Rube


Manuel Randi "Toscana"
Three Saints Records, 2017

Im Hause Pixner herrscht Geschäftigkeit. Der Musiker und Produzent hat mit dem eigenen Projekt bereits einige hochinteressante und hörenswerte musikalische Meilensteine gesetzt. Nun hat er einem Musiker aus seiner Band ein Soloprojekt ermöglicht. Manuel Randi ist ein hervorragender Gitarrenvirtuose, der kunstvoll mit musikalischen Stilistiken umgehen kann. Für sein Soloalbum hat er sich von der Sonne über der Toscana inspirieren lassen. Weshalb er es auch schlicht “Toscana” nennt. Das kann und will man allerdings nicht immer so verorten, wenn man ihn hört. Seine Lieder besitzen jene südliche Leichtigkeit, die sich im Flamenco ebenso widerspiegelt, wie im Stile des etwas schmierigen Texasblues, wie er im Song “Tarantino” zu hören ist. Hier kann dann auch von Solo keine Rede mehr sein, denn Herbert Pixner erhebt darin die Trompete, wie im Verlauf des Albums mehrfach. Mit “Lontano da te” huldigt er der unverwechselbaren Gitarre Mark Knopflers. Der Wechsel von lockerer Flamenco- zu Elektrogitarre variiert die Stimmung auf dem durchweg hörenswerten Album von Zeit zu Zeit und lässt es nie eintönig werden. Es sind Wechsel, die zwischen entspannter Tagesstimmung und schwülem Nachtleben pendeln. Die Melodien Randis besitzen die Magie ergreifender Erzählungen. Man kann sich in ihnen verlieren, man kann sich zu ihnen verlieben. Wie zu erhoffen war, ist auch dieses Album aus dem Hause Pixner ein sonniger Genuss, den man sich gern öfter gönnen kann.
© Karsten Rube


Maya Fadeeva "Chamëleon"
Glamjazz Records, 2018

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www.maya-fadeeva.com

Wer die Stimme von Maya Fadeeva hört, wird nicht müde mit Attributen zu jonglieren. Lasziv, soulig, rauchig, geheimnisvoll, variationsreich … . Da ist der Name ihres Debütalbums Programm. Wandlungsfähig wie ein Chameleon sind die Songs, die die Sängerin auf dem Album “Chamëleon” präsentiert. Eine stilistische Bandbreite von NuJazz über Soul zu Clubmusik und vintageorientiertem Swing, zeigt, dass sie sich auf vielen Ebenen zu Hause fühlt. Wunderbar sommerlaunige Songs tragen dabei genauso zu einem weit gefächerten Stimmungsbild bei, wie sentimentale, fast schon melancholische Töne, die aber nie in die Hoffnungslosigkeit abdriften. Ein bewährtes Künstlerteam stand der Sängerin zu Seite, wie Pat Anthony, Dirk Sengotta, Maxim Illion. Das Album sollte in jeder Mp3-Büchse stecken, die man mit zum Strand nimmt.
© Karsten Rube


Modus Quartet "Facing East"
CPL-Music, 2018

www.omrihason.ch

Vom Mittelmeer träumt es sich besonders gut in den den Bergen der Schweiz. Das Meer ist weit und für den aus Israel stammenden Perkussionisten Omri Hason ist es die Heimat ebenfalls. Aber Heimat ist immer da, wo man sich wohl fühlt und wo man unbehelligt seinen Träumen nachgehen kann. So kann der Musiker mit seinen künstlerisch ambitionierten Kollegen aus Armenien, Italien und der Schweiz den Klängen der Levante folgen. Eine oriental-mediterrane Atmosphäre erzeugt das Modus Quartet mit ihrem Album “Facing East”. Die Stimme der armenischen Sängerin Houry Dora Apartian rundet das Hörerlebnis mit einer kaukasischen Note ab. Der Einsatz des relativ neuen Musikinstrumentes Hang - einer Halbkugel aus Stahlblech - gibt der ganzen Stimmung einen meditativen Anstrich.
© Karsten Rube


Norman Swoboda "Free like a Bird"
Timezone, 2017

www.normanswoboda.de

Norman Swoboda veröffentlich mit “Free like a Bird under northern skies …” ein Album mit unaufdringlichem Akustikfolk. Viele Songs sind Inspirationen entsprungen, die ihn bei sommerlichen Aufenthalten in Skandinavien ereilten. Ein paar Coverversionen befinden sich unter den überwiegend von ihm selbst geschriebenen Songs. So “Free fallin” von Tom Petty und “Time after Time” von Cindy Lauper. Mit zurückhaltendem Gitarrenspiel, leiser Stimme und dezenter Begleitung an verschiedenen Harmonikas, kann man der Ruhe nachspüren, die in nördlichen Breiten die langen Tage bei nicht versinkender Sonne begleitet. Neben den skandinavischen Impressionen und den Songwritermomenten spielen auch keltische Traditionals im Verlauf des Albums eine bestimmende Rolle.
© Karsten Rube


Okra Playground "Ääneni Yli Vesien"
Nordic Notes, 2018

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www.okraplayground.fi

Okra Playground wird mit ihrem zweiten Album dem Ruf Finnlands aktuelle Supergroup des Nordic-Folk zu sein, mehr als gerecht. Mitreißend bügeln sie die finnische Folklore neu auf, singen butterweiche Weisen, kratzen mit den Stimmen wie Gabeln auf Porzellan, kreischen, und tauchen dann wieder mit beinahe himmlischen Momenten engelsgleich durch die tonalen Sphären. Akkordeon und Violine stehen häufig an der Seite der Frauengesänge, selbstverständlich auch die Kantele von Maija Kauhanen. Das Wechselspiel aus Pop, Folklore, experimentellem Gesang ist auf dem Album "Ääneni Yli Vesien" außergewöhnlich. Das Sextett ist weit davon entfernt sich stilistisch festlegen zu lassen. Und eins ist die geballte Frauenpower ganz sicher nicht: langweilig.
© Karsten Rube


Reto Burrell "Shampoo or Gasoline"
Turbomusic, 2018

www.retoburrell.ch

Wenn man an die etwas eigenwillige Mentalität der Schweizer denkt, kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass sich hinter der häufig recht biederen Fassade hin und wieder ein Amerikaner versteckt, der nur geradeaus will. Reto Burrell stammt aus dem Kanton Nidwalden, also aus der exakten Mitte der Schweiz. Das ist von Amerika ziemlich weit weg. Trotzdem besitzt Reto Burrell das Herz eines Songwriters, der Folk und Country, Blues und jede weitere Art der Americanamusic ein- und wieder ausatmet. Sein mittlerweile zehntes Studioalbum "Shampoo or Gasoline" ist eine frische Americana-Rock’n Roll CD, mit einem Hang zum Country. Wo andere nach 20 Jahren Musikerdasein in die Selbstverwaltung ihres Werkes abdriften, kommt Burrell so lebendig und aufgeweckt daher, als veröffentliche er sein Debüt. Er macht keine Zugeständnisse ans kulturelle Establishment, sondern präsentiert sich als purer und geradliniger Rockmusiker.
© Karsten Rube


Suden Aika "Sisaret"
LAIKA, 2017

Artist Video

www.sudenaika.com

Suden Aika, das sind starke Frauenstimmen aus einem Land, in dem starke Frauenstimme nicht gerade rar sind. Finnland beweist bereits seit vielen Jahren seine Vorreiterstellung bei emanzipierten Musikerinnen. Ich fange gar nicht erst an mit einer Aufzählung. Suden Aika sind bereits seit 15 Jahren mit mal lauten, mal leisen aber immer schönen Melodien zu hören. “Sisaret” heißt ihr aktuelles Album und auch auf diesem beweisen sie einmal mehr ihr Können, variations- und facettenreich finnische Folklore und moderne Melodien zu verbinden. Auch überbrücken sie gesanglich europäische Grenzen, lassen estnische, russische und bulgarische Frauenchorsequenzen anklingen. Auch wenn man die Texte nicht versteht, sofern man nicht des Finnischen mächtig ist, so spürt man doch den großen Einklang zwischen Natur und Mensch, der in den Liedern steckt. Liebe, Mystik, Heilung werden thematisiert und mit brillanten Stimmen und den traditionellen Instrumenten, wie Kantele, Moraharpa und verschiedenen Perkussionsinstrumenten wiedergegeben. Zauberhaft.
© Karsten Rube


SUFI - Jan Ibro Khelil “Lament for Syria”
Etnisk Musikklubb, 2016

Kriege zerstören nicht nur Lebensräume und Lebensträume. Sie sind auch darauf ausgerichtet kulturelle Identitäten zu zerstören, neben dem Vernichten von Leben die nachhaltigste Katastrophe, die ein Volk treffen kann. Syrien ist eins von vielen Ländern, die darunter leiden. Der Musiker Jan Ibro Khelil floh bereits 2010 aus seinem Heimatland Syrien. In Norwegen versucht er, seine Kultur zu schützen und zu bewahren. Das Album “Lament for Syria” beinhaltet Sufigesänge und Lieder der Kurden aus dem Norden Syriens, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Musik, die zum kulturellen Erbe einer Region gehört, in der heute kaum noch ein Leben unter Bedingungen möglich ist, die wir in der weitgehend sicheren Zivilisation des Nordens als lebenswert betrachten würden.
© Karsten Rube


Trailhead "Keep Walking"
Requa Records, 2018

Artist Video

www.trailheadmusic.com

Reisen kann Stille sein. Beobachten, sich beeindrucken, den Gedanken freien Lauf lassen. Doch irgendwann möchte man über das Erlebte reden, schreiben oder singen. Tobias Panwitz war als Musiker und als Wanderer schon auf so mancher Strecke unterwegs. Zu Fuß auf Spaniens Pilgerwegen, in den Anden, in Norwegen. Die Impressionen brechen sich auf dem aktuellen Album des Berliner Songwriters Bahn. Es sind allesamt Roadsongs, Walkingsongs, Lieder von Wegen und Strecken, die er mit seinen Füßen erkundet hat. Auch wenn sich ein Teil der Songs auf der CD mit spanischen Wegen beschäftigt, ist seine musikalische Erdverbundenheit die eines waschechten Folkmusikers im Americanastil. Zusammen mit Musikern, die im multimusikalischen Berlin ihr Auskommen finden, hat Panwitz sein Reisetagebuch in der Hauptstadt vertont. Trailhead nennt sich Tobias Panwitz passenderweise, wenn er sich musikalisch auf den Weg macht. Ein Weg, der ihn von zu Hause wegbringt, mit dem einen Ziel, wieder zu Hause anzukommen, reich bepackt mit neuen Eindrücken. Wie sehr sich das in seinen Liedern widerspiegelt, erfährt man in den zwölf wunderbar nachvollziehbaren Reisebeobachtungen, den Songs seines aktuellen Albums “Keep Walking”. Ein Album, mit dessen Klang im Ohr man sich sofort wieder auf den Weg machen will.
© Karsten Rube


Track Dogs "Kansas City Out Groove"
Monde Green Records, 2018

Www.trackdogsmusic.com

Track Dogs ist in diesem Fall nicht die Wartungscrew der New Yorker Undergroundbahn, sondern sind vier Musiker aus Irland, England und den USA, die in Madrid Leben und tempogeladene Americanamusic zum Besten geben. Rhythmisch verbindet sich auf ihrem vierten Album “Kansas City Out Groove” die Weite des amerikanischen Westens mit der sonnenverwöhnten Musik der iberischen Halbinsel. Die Songs, mit den zuweilen dunkel gefärbten Texten stehen dabei etwas im Kontrast mit der meist freundlich wirkenden musikalischen Sprache. Akustikgitarren bilden auf dem Album die Welle, auf der der harmonische Gesang der Band Mitglieder souverän surft.
© Karsten Rube


Christine Salem "Larg Pa Lo Kor"
Blue Fanal, 2015

www.christinesalem.com

Für die Musik, die Christine Salem auf dem Album “Larg pa lo kur” interpretiert, wäre die junge Frau auf ihrer Heimatinsel La Reunion noch vor wenigen Jahren verhaftet worden. Mayola nennt sich ihr Gesangsstil und es handelt sich dabei um die Musik der Zuckerrohr schlagenden Sklaven. Die katholische Kirche missbilligte diese Musik, denn das gleichmäßige Schlagen des Rhythmus der Mayola auf Trommeln, brachte die Musizierenden in einen tranceähnlichen Zustand. “Teufelsmusik” sagten sie. Für die französischen Behörden besaß diese Musik zu viel verschwörerisches Potenzial. Aus Angst vor Autonomiebestrebungen unterdrückten sie die Musik der kreolischen Nachfahren afrikanischer Sklaven. Seit 1981 darf man Mayola spielen. Christine Salem ist eine Sängerin der neuen Generation. Mayola wurde oft von Männer gesungen. Ihre tiefe Stimme passt sich der Tradition an. Die Lieder der CD haben zwar nicht mehr diesen in Trance versetzenden donnernden Schlag, sind aber eindringliche musikalische Glanzstücke afrikanischer Musik. Die traditionellen Melodien versteht die Künstlerin geschickt mit Elementen aus Soul und Reggae zu versetzen, ohne den afrikanischen Charakter der Musik zu einem kommerziellen Torso zu reduzieren.
© Karsten Rube


Die Strottern und Jazzwerkstatt Wien "Wo fangts an"
Jazzwerkstatt Records, 2015

www.diestrottern.at

Das Wiener Lied, wie man es kennt, mit Schmäh und Heurigen, wird man beim Wiener Duo Die Strottern nicht finden. Die beiden Musiker, die sich seit über fünfzehn Jahren mit Lied, Jazz und Lyrik beschäftigen haben das Wiener Lied genau genommen neu erfunden. Der Lyriker Peter Ahorner versteht es, den Wiener Dialekt, diesen häufig dreckig klingenden Singsang, wie selbst eingesessene Wiener sagen, zu einer poetischen Klangform zu modifizieren. Mit seinen Gedichten liefert er die textlichen Vorlagen für die Strottern. “Strottern” - der Begriff bezeichnet in etwa die Personen, die man außerhalb Wiens als Lumpensammler und Landstreicher beschreiben würde. Was verwertbar ist, sollte man nutzen. Und so finden sie in den Texten Ahorners genau das Gold, das unbeachtet auf der Straße liegt. “Wo fangts an” wird musikalisch bereichert durch die Jazzwerkstatt Wien, die mit ausgezeichneten Arrangements, die Platte zu einem kleinen musikalischen Theaterstück formt, mit leiser Begleitung und katzenmusikalischem Krach an den richtigen Stellen.
© Karsten Rube


Die Tüdelband "Live op Amrum"
Platt’n Teller, 2017

Artist Video

www.dietuedelband.de

2009 hatte Mire Buthmann in Hamburg die Idee: “Ich gründe jetzt mal ‘ne Band”. Ich hatte damals kurzzeitig Kontakt via MySpace mit der jungen Kapelle. Der Song “Uwe” klang damals vielversprechend. Frech und norddeutsch schnoddrig bedauerte die junge Sängerin in dem Lied, dass der Bursche, in den sie sich verguckt hatte, auf Jungs steht. Ich habe die Band dann etwas aus den Augen verloren. Irgendwann spielten sie mal in Berlin, wo ich sie knapp verpasste. Jetzt flatterte mir eine CD ins Haus: “Die Tüdelband - Live op Amrum”. Ein bisschen Recherche überraschte mich mit der Information, dass die Tüdelband mittlerweile einen ganzen Sack voll Alben produziert hat. Einen ausgezeichneten Querschnitt liefern die vier Musiker auf dieser Aufzeichnung des locker eingespielten und gekonnt abgemischten Livekonzertes, das sie 2017 in der “Blauen Maus” auf Amrum gaben. Immer noch rotzfrech, immer noch schnoddrig norddeutsch, professionell im musikalischen Handwerk, spielen sie Lieder, in denen die Lebenslust die Hauptrolle besetzt, ohne kurzsichtig nur auf Spaß ohne Rücksicht zu bestehen. “Ganz goot” stellt die Frage, ob man nicht manchmal auch mit dem Glück des Augenblicks zufrieden sein sollte, statt immer noch mehr zu wollen. “Heimweh” rührt ans Herz, mit seiner ehrlichen Gegenüberstellung von weiter Welt und einem Heimatgefühl, das vom Herz ausgeht. “Zu Haus ist dort wo mein Herz schlägt…” singt sie. Ganz ohne Nordseemelancholie geht es auch bei den Tüdels nicht. Das Schifferklavier von Mire Buthmann harmoniert dabei mit den Gedanken an Ebbe und Flut und dem eingebildeten Geruch nach Schlick und Fisch. “Live op Amrum” komplett in Friesisch herben Dialekt gesungen, ist für mich eine angenehme Wiederentdeckung eines regionalen Leckerbissens.
© Karsten Rube


Dorle und Band "Oktoberlicht"
Portabile Music, 2015

www.dorle-band.de

Dorle Schausbreitner ist Liedermacherin aus Leidenschaft. Das Album “Oktoberlicht”, das sie dem verstorbenen Trierer Barden Walter Liederschmitt gewidmet hat, wirkt etwas herbstlich mit seinen bluesorientierten Chansons. Vom Vergehen der Zeit singt sie und von den Leuten, die nicht modern sind, sondern ihre Zeit nutzen, ohne auf die Meinung der Anderen zu achten. Aber auch von Menschen, die ihre Fassade aufrecht zu erhalten versuchen, obwohl dahinter bereits Fäulnis alle innere Stabilität zerstört hat. Dorle Schausbreitner singt auf Deutsch und Französisch und spielt Gitarre. Stimmlich gefällt sie mir persönlich nicht. Manche Höhen sollte sie meiner Meinung nach nicht versuchen. Ihre Texte jedoch sind bissig, witzig, zuweilen melancholisch verträumt. “Oktoberlicht” versucht nicht, zu gefallen, aber es fordert auf zu zu Hören. Und das ist es wert.
© Karsten Rube


Markku Lepistö Trio "New Voices"
Rapusaari Records, 2016

Artist Video

www.markkulepisto.com

Markku Lepistö hat über das Instrument, das er spielt eine Doktorarbeit geschrieben. Das einreihige, recht schlicht gebaute diatonische Akkordeon lernte er in Quebec kennen und lieben. Mittlerweile gilt er als einer der besten Virtuosen auf diesem Instrument. Auf dem Album “New Voices” stellt er das Instrument in den Mittelpunkt, ergänzt es aber mit harmonischen Begleitungen. Die Musiker, die ihn unterstützen, sind ebenfalls bekannte Künstler in der skandinavischen Musikszene und bereits öfter mit Lepistö anzutreffen gewesen. Petri Hakala spielt Mandoline und Milla Viljamaa Klavier. Bei aller Kunstfertigkeit, mit der hier die Instrumente beherrscht werden, bringt das Album “New Voices” wundervolle Melodien zu Gehör. Dem Walzer, Tango, der Polska hört man ebenso gern zu, wie den Momenten, in denen sich die Musiker die musikalischen Themen wie bei einem Tennismatch zuspielen. Das Album ist ein akustischer Leckerbissen.
© Karsten Rube


Mariza "Mariza"
Parlophone, 2018

www.mariza.com

Auf Marizas neuem Album präsentiert sich die größte portugiesische Stimme der Gegenwart frei von allen oft bemühten Vergleichen. “Mariza” nennt sie selbst schlicht diese Sammlung zauberhafter, die Seele berührender Melodien, und Lieder. Eine Platte, die die Emotionalität der Künstlerin ebenso deutlich widerspiegelt, wie die kulturelle Vielfalt des lusophonen Sprachraums. Neben ihrer bevorzugten Disziplin, den Fado auf beeindruckende Weise zu interpretieren, lässt sie an einigen Stellen die Rhythmik Brasiliens einfließen und an anderer die Gelassenheit der kapverdischen Morna. Der Weltschmerz des Fados weicht deutlich der Lebensweisheit und der Sehnsucht nach Liebe. Die Lieder, die von Mariza sorgfältig ausgewählt und interpretiert werden, stammen von bekannten Komponisten, wie Arlindo de Carvalho, Custòdio Castelo und Mario Pacheco und mit Jaques Morelenbaum, Maria da Fé oder Ricardo Ribeiro stehen ihr ein paar außergewöhnliche Gastmusiker zu Seite. Jeder Song des Albums verzaubert auf eigene Weise. Das stimmungsvolle “Trigueirinha” ebenso, wie das getragene “Oi Nha Mãe” und das unbeschwert hoffnungsvolle “Amor Perfeito” - ein Lied, wie eine aufreißende Wolkendecke. Das aktuelle Album Marizas ist schlicht und ergreifend: ergreifend.
© Karsten Rube


Lily Dahab "Bajo un mismo cielo"
Herzog Records, 2018

www.lilydahab.com

Wer in lauen Sommernächten lieber träumt, als schwitzt, dem sei das neue Album der in Berlin lebenden Sängerin Lily Dahab ans Herz gelegt. Die Argentinierin stellt mit “Bajo un mismo cielo” bereits ihr drittes Soloprojekt vor. Während sie sich auf den CD’s “Nomade” und “Huellas” in den musikalischen Gefilden ihrer Heimat aufhielt und mit Tango, Folklore sowie lateinamerikanischem Jazz ebenso zu jonglieren wusste, wie mit spanischem Pop, versucht sie auf ihrem aktuellen Album, auch den Klangkosmos Brasiliens einfließen zu lassen. Mit ihrer zauberhaften Stimme überschreitet sie tänzelnd die stilistischen Grenzen zwischen Bossa, Jazz, Tango und Folklore, ohne je ihren sicheren Blick für Klangästhetik zu verlieren. Der Song “Hurry” ist eine Latinjazzinterpretation der exzellenten Art. Schmelzen möchte man bei “Dejame llorar” und wenn Bene Apendannier im Titelsong ““Bajo un mismo cielo” sein Klaviersolo zelebriert, wird dem aufmerksamen Hörer schwindelig. Umgeben hat sich die offensichtlich nur mit einem freundlichen Lächeln anzutreffende Sängerin wieder mit einem Stamm brillanter Musiker. Neben erwähntem Pianisten und Arrangeur Bene Apendannier wirken unter anderem der Bassist Andreas Henze sowie Topo Gioia mit seiner unverwechselbaren Perkussion mit. Was Musik an Gefühlen beherbergt und wie sie sich lösen können, wird beim Genießen dieser wunderbaren CD von Lily Dahab mehr als deutlich.
© Karsten Rube


Quadro Nuevo & Cairo Steps "Flying Carpet"
GLM Music, 2017

Artist Video

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www.quadronuevo.de

Kaum eine andere musikalische Formation der World-Jazz-Szene Deutschlands ist in der Lage solche hervorragenden Klangteppiche zu weben, wie die Musiker des Ensembles Quadro Nuevo. Ob Tango, Filmmusik, Weihnachtsmusik, jedem Genre gewinnen sie neue Facetten ab. Auf dem Album “Flying Carpet” nehmen sie das Klangteppichweben sogar noch wörtlicher als sonst. Zusammen mit dem orientalisch orientierten Jazzensemble Cairo Steps, spüren sie der Musik der ägyptischen Sufikultur nach. Gemeinsam surfen sie musikalisch auf dem Nil, schaukeln auf Kamelrücken durch den heißen Wüstensand, besuchen den Trubel der Basare. In einer beinahe orchestralen Formation verbinden die beiden Ensembles die Hörgewohnheiten von Morgen- und Abendland. Die gewohnt spielerische Leichtigkeit von Quadro Nuevo mit Saxophon, Harfe, Bass und Akkordeon wird in das klare Korsett der orientalischen Harmonielehre eingebunden. Das formt den Gesamteindruck. Die Jazzkomponente, der beide Ensembles gewogen sind, sorgt wiederum für den nötigen Freiraum. “Flying Carpet” ist geeignet, den Hörer für den Zeitraum von 74 Minuten gedanklich abheben zu lassen und ihn sich ein wenig der Schwerelosigkeit eines Fliegenden Teppichs hinzugeben.
© Karsten Rube


Ticket to Happiness "All Aboard"
Eigenverlag, 2018

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www.ticket2happiness.de

Freundliche Musik zum Mittanzen aus Münster hören wir von der Band “Ticket to Happiness”. Der Name ist Programm, denn die mitreißenden Songs aus einer Mischung von Folk, Celtic, Pop und Country begeistern schnell. Die Lieder haben einen rhythmischen Lauf, der sich mit dem temporeichen Rattern der Räder einer Eisenbahn vergleichen lassen. Thematisch wandern die vier jungen Musiker durch anglo-iro-amerikanische Gefilde und singen mal über Menschen in Mexico, in Tennessee oder in Dublin. In den Songs geht es ums Trinken, ums Arbeiten oder um die seelischen Abgründe eines Pfarrers. Ticket to Happiness nimmt man die Begeisterung für den Irish Folk gut ab und nur schwer lässt sich ihre deutsche Herkunft erkennen. Sehr stimmiges Debüt der Band.
© Karsten Rube


Tunto "Ilona"
Aani Records, 2018

www.tunto.net

Was Matti Wallenius und seine Kapelle Tunto mit dem neuesten Album “Ilona” vermitteln wollen, erschließt sich erst beim intensiveren Hören und Betrachten des kleinen Kunstwerkes. Mit zahlreichen Saiteninstrumenten und den erdigen Riffs seiner Gitarre bringt Wallenius den Hörer dazu, von entspannten Orten jenseits der eigenen vier Wände zu träumen. So, wie es vielleicht auch Ilona - die Hausfrau mit der Kittelschürze, die uns auf dem Cover den Rücken zuwendet, gerade tut. Sanft schwingen die Klänge mit weltmusikalischen Einflüssen durch den Raum. “Kakadu Music” entführt uns in den Regenwald. Selbst die Tropfen von den immerfeuchten Blättern scheint man hier auf der Haut zu spüren. Berber-Twist aus Marokko, mit perfekten Bläsersequenzen untermalt, lassen eine Fata Morgana aus orientaler Exotik und den Gerüchen eines Basars entstehen. Auch nach Moskau zieht es den Träumer und in eine Szenerie auf dem nächtlichen Pflaster der französischen Hauptstadt. “Ilona” spaziert nicht einfach in den Kopf. Es ist eher ein Ansatz von Träumen, die die Musik pflanzt und die sich dann zu eigenständigen Geschichten weiterentwickeln. Ein musikalisches Roadmovie für die Wege jenseits ausgetretener Pfade. Ein feines Werk.
© Karsten Rube


Sebastian Krämer und die gelegentlich auftretenden Schwierigkeiten
"Lieder Wider Besseres Wissen"
Popappeal, 2017

www.sebastiankraemer.de

Der Berliner Sebastian Krämer agiert auf seinem Album “Lieder wider besseres Wissen” als ausgekochter Indie-Chansonier. Er stellt die bekannten Strickmuster von Poesie und Musik nicht nur auf den Kopf, sondern schüttelt sie durch, wie ein Barkeeper einen Cocktail. Was er nach dem Öffnen der Dose hervorbringt, ist die vertonte Weltsicht eines Querdenkers. Seine Songs wirken wie besonders schräge Filme. “Alpo der Waldgeist” kommt musikalisch im stampfenden Rhythmus der “Men in Black” – Trilogie angerauscht, feinsinnig arrangiert und vom Lumos-Quartett begleitet. Das Thema verfolgt Krämer auch mit dem zweiten Titel “Idioten vom Uranus”. Kleine Tagessituationen beschreibt er ausführlich in “Schneemann aus Wolle” und “Meine Armbanduhr”. Und das Leben vor und nach dem ultimativen Abenteuer vertont er in “Hell Express”, einer Hymne an das Fahrgastgeschäft. Streicherarrangements wechseln mit Balladen und Popsongs. Dazwischen fallen immer wieder Zitate aus der Welt der Klassik auf. Krämers Lieder bestechen mit pointierte Lyrik, irrwitzigen Erzählungen, fantasievollen musikalischen Ideen und der Frechheit, dieses zu einem Programm zusammen zu stricken, das man kopfschüttelnd, aber mit staunend offen stehendem Mund genießen kann und muss.
© Karsten Rube


Köster/Hocker "A’s kla?"
GMO, 2017

Article: Köster/Hocker

www.gerd-koester.de

Wer der kölschen Mundart nicht mächtig ist, dem entgeht beim Album “A’s kla?” eine Menge sarkastischer Witz. Die beiden Kölner Musikpoeten blödeln sich mit virtuoser Spielfreude durch die Lebenslügen des deutschen Gemüts. Das tun sie mal in melancholischen Bluesharmonien, mal im Stile des Folkbarden, manchmal auch grotesk schlagerhaft und manchmal rotzig rockig. Zwischendrin erfreuen uns die beiden mit Coverversionen von Tom Waits und den Pogues. “A’s klar” ist eine gelungene musikalische Stilwanderung in kölschem Dialekt.
© Karsten Rube



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