FolkWorld #49 11/2012

CD & DVD Reviews

Bluesouthern "The Churchsession"
Eigenverlag, 2012

www.bluesouthern.de

Im nicht immer beschaulichen Berliner Ortsteil Oberschöneweide fanden sich Ende 2011 vier Musiker in einer Kirche zusammen, um gemeinsam ihrer Leidenschaft für Blues, Country und traditioneller amerikanischer Folkmusik nachzugehen. Eine Kirche als Aufnahmeort für eine CD bringt eine meist eigenwillige Akustik mit sich. Nicht jeder kann mit einem solchen Klang umgehen. Bluesouthern - so der Name der Band, die sich dort einfand - war diese akustische Herausforderung allerdings willkommen. Mit einigen Jahren Liveerfahrung im Gepäck nutzten sie den Klang der Kirche als fünftes Bandmitglied. Die Musik auf ihrer CD "The Churchsession" bewegt sich locker zwischen authentischem Country mit Hang zum Bluegrass und etwas Fernsehkrimistimmung, gespielt von einem Saxofon, das entfernt an Edgar Wallace Filme erinnert. "Ha ho, ich höre Detektivmusik" möchte ich rufen. Diese Mischung, die nicht zu sehr nach einer Kopie amerikanischer Hörgewohnheiten klingt, macht das Album zu einer sehr eigenen stilistischen Variante von bluesinspirierter Musik. Mir gefällts.
© Karsten Rube


Czeremszyna "Usmiechnij sie"
Eigenverlag, 2008

Article: Music from the Border

www.czeremszyna.pl

Bezug: www.serpent.pl

English CD Review

Im fernen Osten Polens, an der Grenze zu Weißrussland liegt das Städtchen Czeremcha. Dort in der Nähe des Bialowieza-Nationalparks, wo sich Bison und Sperlingskauz Gute Nacht sagen, denkt man, ist Europa beinahe zu Ende. Geografisch jedoch befindet sich dort im Osten Polens einer der vielen Orte, der für sich in Anspruch nimmt, Mittelpunkt Europas zu sein. Verschlafen geht es dort jedoch nicht zu, wie die CD "Usmiechnij sie" der aus dem oben erwähnten Städtchen stammenden Folkloregruppe Czeremszyna beweist. Diese von traditionellen Liedern geprägte Platte ist ein stimmungsvoller Hinweis auf die Lebenslust der Polen. Czeremszyna spielen moderne Folklore, die in ihrer fröhlichen, temporeichen Art und mit dem hauptsächlich weiblichen Gesang sehr an die frühen Jahre der karelischen Band Värttinä erinnern. "Usmiechnij sie" ist feinste Tanzmusik aus dem Herz der slawischen Kultur und heißt übersetzt soviel wie "Lächeln". Und das zaubert sie dem Hörer schnell ins Gesicht.
© Karsten Rube


Radio Zastava "The Funambolik Experiment"
Eigenverlag, 2010

www.myspace.com/radiozastava

English CD Review

Ganze zwanzig Minuten dauert der Spuk, den Radio Zastava mit "The Funambolik Experiment" auf den Hörer loslässt. Zwanzig Minuten, in denen Balkan Brass alles an Mauern niederreißt, was sich den Trompeten von, wenn schon nicht Jericho, so jedoch denen des Muuikprojektes Radio Zastava entgegenstellt. In dieser Band brodelt ein südosteuropäisches Süppchen, das scharf gewürzt ist. Musiker aus Italien, Österreich und dem ganzen Balkanraum verschaffen sich mit ihren Blasinstrumenten Luft und pusten alles durcheinander, was in der Region musikalisch ausgeheckt wird. Vom Balkan Brass, über Gipsymusik bis zu Klezmer lassen sie nichts aus, was in Hinterhöfen, Gassen, Dorfplätzen und auf den Straßen des halben Kontinents musikalisch an der Tagesordnung ist. Da steckt viel Energie in dem Kurzplättchen. Live sorgen sie mit Sicherheit für Flurschaden.
© Karsten Rube


Johannes Tonio Kreusch "Hommage à Heitor Villa-Lobos"
GLM Music GmbH, 2012

www.johannestoniokreusch.com

Heitor Villa-Lobos war der bedeutendste Komponist für klassische Musik in seiner Heimat Brasilien. Nicht nur seine zahlreichen Kompositionen machten ihn unsterblich, auch sein Engagement als Musikpädagoge wirkte sich nachhaltig auf die musikalische Entwicklung seines Landes aus, Er erarbeitete für die Regierung ein umfassendes Konzept für die Musikerziehung, von dem nicht nur die klassisch ausgebildeten Musiker profitierten. Wer weiß, ob ohne Heitor Villa-Lobos jemand wie Antonio Carlos Jobim jemals so berühmt geworden wäre. Die Kompositionen Villa-Lobos für Gitarre gehören heute zum Standardrepertoire für Musiker auf diesem Instrument. Doch muss man ihn nicht unbedingt so spielen, wie es die Schulversionen vorschreiben. Der Gitarrist Johannes Tonio Kreusch nähert sich Villa-Lobos von einer ganz eigenen Seite. Er hat ein paar unveröffentlichte Manuskriptversionen und ein paar neuentdeckte Werke des Komponisten vertont. Kreusch gehört zu den wenigen Gitarristen, die Villa-Lobos Werk mit einer eigenen Sicht interpretieren, ohne dessen Werk zu verfälschen. Er lebt für diese Musik und findet auf seiner CD "Hommage à Heitor Villa-Lobos" immer wieder Ansätze, die von den bisher veröffentlichten Versionen der Werke Villa-Lobos abweichen. Auch greift er auf die Interpretation des Kubaners Tulio Peramo Cabrera zurück, der ebenfalls eine ganz eigene Sicht auf die Musik Villa-Lobos besitzt. Diese CD wird sicher jedem Klassikfreund gefallen, dem CD-Sammelboxen mit den besten Stücken des Komponisten zuwider sind. Es ist eine besondere Einspielung eines Komponisten, der besondere Aufmerksamkeit verdient. Und dies gilt in gleichem Maße für den Interpreten Johannes Tonio Kreusch.
© Karsten Rube


Derby "Posters Fade"
Green Submarines Records, 2008

www.derbyrock.com

Der Name der Plattenfirma könnte ja schon Aufschluss geben, über das, was einem bei Derby erwartet. Green Submarine erinnert doch zu sehr an das gelbe Unterseeboot der Beatles und tatsächlich sind die Fab Four im Hintergrundrauschen der Musik von Derby ganz deutlich zu hören. Derby aus Portland Oregon kommen auf ihrer CD "Posters Fade" mit unaufdringlicher Popmusik daher, die gelegentlich danach lechzt, als Indiepop bezeichnet zu werden. Leicht lässt sich die CD "Posters Fade" hören. Sie geht gut ins Ohr, ist unanstrengend, bleibt aber nicht hängen, denn kaum ist sie zu Ende, hat man die Musik von Derby auch schon wieder vergessen. Da hilft auch ein gruseliges Comicmonstercover nicht darüber hinwegzutäuschen, dass Derbys Musik nur allzu gefällig wirken möchte.
© Karsten Rube


Dona Rosa "Sou Luz"
Jaro Medien, 2012

www.myspace.com/rosadona

Mit ihrem vierten Album beweist die portugiesische Sängerin einmal mehr, dass die einfache Kategorisierung "Fadosängerin" auf sie nicht zutrifft. Dona Rosa singt seit ihrer Kindheit die Volkslieder ihrer Heimat. Seit ihrem Erwachsenwerden tut sie das in den Straßen des Lissabonner Stadtteils Baixa. Auch heute noch, wo ein lukrativer Plattenvertrag ihre bescheidenen Ansprüche sichert, lässt sie es sich nicht nehmen, dort zu singen, wo sie sich zu Hause fühlt, auf den Straßen Lissabons. Die neue CD "Sou Luz" besitzt jm Vergleich zum Vorgängeralbum "Alma Livre" wesentlich fröhlicheren Charakter. Sentimental, doch kaum melancholisch singt sie mit ihrer ewig jugendlichen Stimme und lässt sich dabei von einem Ensemble ausgezeichneter Musiker begleiten. Akkordeon, Klavier, Violoncello und Portugiesische Gitarre rahmen die blinde Sängerin auf eine Weise ein, die ihre Stimme immer in den Vordergrund hebt. Mit "Sou Luz" zeigt Dona Rosa wie vielfältig portugiesische Musik jenseits des Fados sein kann.
© Karsten Rube


Sharon Shannon & the RTE Orchestra "Flying Circus"
RTE, 2012

www.sharonshannon.com

Wer sich als Solokünstler über Jahre in der Musikszene etabliert hat und über ein Profil verfügt, das in dieser Form einmalig ist, den verlangt es gern nach neuen Herausforderungen. Eine ist es, sein Können als Solist mit orchestraler Begleitung auszuprobieren. Die irische Akkordeonistin Sharon Shannon, die ich von Livekonzerten, wie von Bildern nur mit einem strahlenden und sofort für sich einnehmendes Lächeln kenne, hat sich mit dem RTE Concert Orchestra verbündet. Das RTE Concert Orchestra ist so etwas wie das professionelle Radio Symphonie Orchester Irlands. Diese Form eines großen Klangkörpers leisten sich ja leider nur noch wenige Sender und künstlerische Institutionen. Schön auf der CD "Flying Circus" von Sharon Shannon noch ein solches brillantes Relikt der musikalischen Livekultur zu erleben. Das Orchester besitzt auf dieser Produktion die Größe, sich ganz in den Dienst der Musikerin Sharon Shannon zu stellen und lässt diese im Vordergrund glänzen, während es selbst im Hintergrund unauffällig präsent ist. Die wunderbare Akkordeonistin Sharon Shannon beweist mit ihrem orchestralen Ausflug einmal mehr, welchen musikalischen Stellenwert sie in der Folkmusik ihres Landes und darüber hinaus besitzt. Sharon Shannon verfügt über die Magie, Fröhlichkeit und Sentimentalität in ihren Lieder auf eine Weise zu kombinieren, dass man sich sofort wohlig erwärmt fühlt. Ihre Musik wirkt gerade auch auf der CD „Flying Circus“ wie eine gemütliche Kuscheldecke von hoher Qualität. Man möchte damit träumen, sich damit zudecken. Beim Hören ihrer Musik fühle ich mich mental zu Hause. Sharon Shannons Musik ist, ob mit oder ohne Orchester meist verspielt, manchmal verträumt, nie beliebig, ganz bestimmt nie austauschbar und immer voll Herz.
© Karsten Rube


"Strom und Wasser featuring The Refugees"
Traumton Records, 2012

www.strom-wasser.de

Das Wort Tausendsassa wird in der deutschen Sprache kaum noch verwendet. Schade eigentlich, denn es bezeichnet einen Menschen, der Multitalent und Alleskönner ist. Zumindest ein Vielkönner. Um solch einen Tausendsassa handelt es sich bei Heinz Ratz. Er rock und reimt und liest und schreibt, er fördert die Abgründe der Gesellschaft ans Licht, mit starkem Protest aber ohne zu greinen. Ratz ist ein Anarchist, der mit deutlichen Hinweisen auf Missstände keine schlechte Laune verbreitet, sondern mitreißt. Besonders gut gelungen ist ihm dies mit seinem Projekt Strom und Wasser featuring "The Refugees". Ratz reiste durch die Flüchtlingslager der Bundesrepublik und wäre geschockt gewesen, wenn er nicht geahnt hätte, was ihn da erwartet. Vergessen und Bevormundung, hygienische Zustände, die einer zivilisierten Gesellschaft unwürdig sind. Verwaltete Verwahrlosung. Allein ein Protest gegen die unzumutbare Situation in den Flüchtlingslagern hätte kaum einen Menschen aufgerüttelt und bestenfalls als Aktennotiz in einer untergeordneten Dienststelle irgendeines zweitrangigen Ministerialrats geendet. Ratz suchte in den Lagern nach Musikern. Musiker, die kein Instrument mehr hatten und ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten, da sie in den Lagern auch mit vorläufigen Arbeitsverboten belegt wurden. Ein hartnäckiger und steiniger Kampf gegen Verwaltungsstrukturen und rigide Regelungen machte es schließlich möglich, dass Ratz mit einigen Musikern aus den Lagern auf Tour gehen, diese CD aufnehmen konnte und damit genug Aufmerksamkeit erwirkte, um selbst vom Bundesamt für Integration wahrgenommen zu werden. Strom und Wasser arbeitet mit Musikern aus Kenia, Gambia, Äthiopien, Somalia, Afghanistan und Russland zusammen, sowie mit einigen Vertretern der Roma. Da sie alle ein gemeinsames Schicksal verbindet und eine gemeinsame Passion, harmonieren die Musiker aufs Beste miteinander. Wer Strom und Wasser & Refugees live erleben konnte, wie beispielweise beim Tanz und Folkfest in Rudolstadt 2012, weiß auch, mit welcher Lebensfreude die Musiker auf der Bühne agieren. Strom und Wasser featuring The Refugees ist also nicht nur ein ein- und ausdrucksvolles Projekt, sondern vor allem ziemlich gute Musik.
© Karsten Rube


Le Vent du Nord "Tromper Le Temps"
Borealis, 2012

www.leventdunord.com

Aus dem französischsprachigen Teil Kanadas sind in den letzten Jahren einige interessante musikalische Entdeckungen über den Großen Teich herüber geschwappt. Doch selbst so erfolgreiche Bands, wie La Bottine Souriante blieben in Europa weitgehend Geheimtipps. Le Vent du Nord aus Quebec haben bereits auf einigen europäischen Festivals gespielt, wie bei der 2012er Ausgabe des Folkfestivals im dänischen Tønder. Zudem gehören sie zu den mehrmaligen Gewinnern des kanadischen Grammys, dem Juno. Die Musik die Le Vent du Nord spielt, ist typische traditionelle Musik aus Quebec, bestehend aus mehrstimmigem Gesang, dynamischen Foottapping, Fiddel- und Drehleiertunes. "Tromper le Temps" ist die bisher sechste CD seit Gründung der Band im Jahr 2012. "Tromper le Temps" ist eine Reise durch Zeit und Raum. Sie malen in temporeichen Momenten und in leisen Tönen Bilder von Drachen, Rittern, guten Mädchen und bösen Frauen. Die Geschichten klingen dabei romantisierend, doch nicht altertümlich, sondern so, als habe man sie eben erst ganz zuverlässig gehört. Das liegt wohl auch daran, dass die Musik von Le Vent du Nord so frisch und jung klingt, wie man es sich von junger Folkmusik nur wünschen kann. Wunderbar ist das abschließende instrumentale Stück "Souffle d'ange", in dem sich Klavier, Geige und Akkordeon ein schönes Zuspiel liefern. Ein sehr energisches Lied ist "Le Diable Et Le Fermier", das dank der intensiven Schrittgeräusche, wie ein Marsch protestierender Menschen wirkt. Dieses Lied entstand aus einer Zusammenarbeit mit der A-Capella-Gruppe Les Charbonniers de l'enfer. "Tromper le Temps" ist ein hervorragendes Album aus Quebec, einer Region, aus der ich bisher fast ausschließlich spannende Musik gehört habe.
© Karsten Rube


Silvério Pessoa & La Talvera "Forroccitània"
l'autre distribution, 2012

English CD Review

www.talvera.org
www.silveriopessoa.com.br

Der Brasilianer Silvério Pessoa hat vor einigen Jahren seine Liebe für Südfrankreich entdeckt. Dort besonders für die Musik mit occitanischem Hintergrund. Irgendwie konnte er eine Gemeinsamkeit zwischen den alten occitanischen Klängen und dem Forro des brasilianischen Nordostens erkennen. Nach seiner ersten Zusammenarbeit mit den Musikern der Gruppe Moussu T e Lei Jovents, hat er sich diesmal mit La Talvera zusammengetan und weitere musikalische Knoten zwischen Brasilien und Südfrankreich geknüpft. Dies ist den Musikern erneut hervorragend geglückt, denn man kann kaum ausmachen, wo das Akkordeon des Forro aufhört und die Folklore des Midi beginnt. Beide Kulturen, die des Occitanischen im Süden Frankreichs, wie auch die des Nordostens Brasiliens haben das gleiche Problem. Beide werden von der modernen Alltagskultur an den Rand des Vergessens getrieben und können nur überleben, wenn engagierte Menschen gegen dieses Vergessen antreten. Das lässt sich mit der Fusion der beiden Stile vielleicht leichter bewerkstelligen. Abgesehen, von dieser kulturpolitischen Botschaft, besitzt "ForrOccitanina" einen großen musikalischen Spaßfaktor.
© Karsten Rube


NDR Bigband "Süßer die Engel nie swingen"
Edel, 2012

FolkWorld Xmas

Eine große Bigband zu erhalten ist nicht nur eine logistische, sondern vor allem auch eine finanzielle Herausforderung. Weshalb im Zeitalter enger geschnallter Gürtel und umfangreicher Sparhaushalte, immer mehr große Klangkörper ihre Reduzierung vorantreiben oder sich kurzerhand selbst auflösen. Musical- und Showtheater verkleinern ihre Orchester auf Showbands oder setzen gleich ganz auf Playback. Klassische Opernhäuser leisten sich noch ihre Orchester, Städte ihre Philharmonien, aber im Bereich der Unterhaltung können sich nur noch sehr erfolgreiche private Unternehmen ein Orchester leisten, wie beispielsweise Max Raabe, Andrej Hermlin oder die Babelsberger Filmstudios. Ein anderer Weg, eine Big Band zu unterhalten, ist das Mittel der Rundfunkgebühren. Deshalb können Klangkörper, wie die WDR-, die SWR- und die NDR-Big Band seit Jahren gut arbeiten. Hier finden diese Gelder durchaus sinnvoll Anwendung..
Die ARD Big Bands werden zu einem guten Teil für Einspielungen im Fernsehunterhaltungsbereich eingesetzt, haben darüber hinaus aber eine Vielzahl an Einsätzen bei Konzerten und CD-Produktionen mit namhaften Musikern aus aller Welt. Paula Morelenbaum arbeitete mit der SWR Bigband, Al Jarreau schwärmt von der NDR Bigband.
Ein wichtiger musikalischer Einsatz einer Big Band des öffentlichen Rundfunks und Fernsehens ist die alljährliche Jahresendbeschallung des Fernsehzuschauers oder Radiohörers. Über die Jahre hinweg haben sich bei der NDR Big Band allerhand imposante Einspielungen klassischer und moderner Weihnachtslieder angesammelt. Elf jazzig arrangierte Weihnachtslieder oder zumindest in die Weihnachtszeit passende Songs präsentiert das EDEL-Label auf der pünktlich zur Adventszeit erscheinenden CD, die die NDR Big Band in mehr als dreißig Jahren eingespielt hat. Das beginnt gleich mit der Weihnachtshymne für Big Bands "Sleigh Ride" von Leroy Anderson. Dies ist wohl einer der populärsten Weihnachtshits der Swingära. Interpretiert in tausendfacher Variation von den Andrew Sistern, über Ray Conniff, bis zu Bela Fleck und natürlich den Muppets, ist „Sleigh Rideg beim Weihnachtsliedersingewettbewerb so notwendig wie "Stille Nacht". Mit letzterem Song verschont uns die NDR Big Band jedoch, dafür lassen sie es auf der CD ordentlich schneien. Und das nicht auf die gemütliche, sondern auf die jazzorientierte Weise. Gleich drei Titel tragen "Snow" im Namen. "First Snow", "Snow Samba" oder einfach nur "Snow". Hier ist der Schnee heiß und eine Schlittenfahrt groovt, wie sonst selten. Der "Blues in einer Winternacht" wirkt wie ein trauriger Spaziergang am Weihnachtsabend, durch Straßen, die unter Schneematsch verschwimmen. Und die Interpretation von "What a Wonderful World" erinnert mich zum ersten Mal seit Jahren, nicht an "Good Morning, Vietnam". Als Abschluss der CD gibt es noch eine Liveversion von "One Less Winter", die für meinen Geschmack ein paar zu viel Solodarstellungen aufweist. Insgesamt aber ist "Süßer die Engel nie Swingen" ein Beweis für die Qualität dieser Big Band und dafür, dass ein großer Klangkörper immer noch etwas Anderes ist als ein computergenerierter Soundtrack für die X-Box.
© Karsten Rube


Ulrika Bodén "Kôrksangern – Folk Hymns"
Westpark Music, 2012

www.ulrikaboden.se

Der Sommer ist vorüber. Die dunkle Jahreszeit ist nun im Anmarsch und beim ersten Hören dieser Musik fühle ich mich, als führe ich durch einen schwedischen Herbstwald, reiste in einer alten Bahn an Herbstbäumen vorbei, so gelb und rot als würden sie, ganz harmlos, brennen.
Ulrika Bodén hat mit ihrem dritten Solo Album „Kôrksangern – Folk Hymns“ die schönsten Psalmen ihrer Heimat vertont, wie sie im Booklet erwähnt. Ihre Heimat ist Helgum im Ångermanland, welches im mittleren Schweden gelegen ist. So sind auch alle Lieder im Dialekt dieses Landstriches vertont: Ångermanländisch. Diese Sprache ihrer Vorväter, die bewusst gewählten ruhigen Melodien und die lieblichen Laute der Sängerin, verleihen dem ganzen Album eine sehr entspannende Stimmung. Einzig ihre Version von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ wirkt etwas fehl am Platz. Hintergründig fast unmerklich wird sie begleitet von u. A. Gitarre, Flöte und Tramporgel (Janne Strömstedt) sowie der typisch schwedischen Nyckelharpa und einer Trompete, die noch etwas mehr zur jahresendzeitlichen Atmosphäre beiträgt. Es wird allerdings nicht langweilig, ihr zuzuhören. Entspannend? Ja. Zu ruhig? Nein. Mit Keksen, Tee und den Liebsten vor dem Kamin sitzend, kann man den kälter werdenden Herbst schon mal vor dem Fenster stattfinden lassen, während Ulrika Bodén die Weisen ihrer Heimat zum Besten gibt.
© Luise Rube


Ganes "Parores & Neores"
Blanko Musik, 2012

www.ganes-music.com

"Die Ladiner zählen zu den von der Europäischen Union anerkannten sprachlichen Minderheiten der EU und sollten deshalb in den Genuss des europäischen Minderheitenschutzes, insbesondere der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen von 1991 kommen, die insbesondere die „Förderung von Minderheitensprachen in Schulen, in der Verwaltung, vor Gericht und in den Medien vorsieht." So erklärt es Wikipedia, wenn man auf die Suche geht, um sich was über die Sprache der Ladiner erzählen zu lassen. Man muss aber als Bewohner einer Region, in der eine kleine, kaum bekannte Sprache gesprochen wird, nicht erst auf ein übergeordnetes Dekret aus Brüssel warten, bis man seine eigene Kultur sinnvoll zu schützen beginnt. Und so haben sich die drei Musikerinnen der Gruppe Ganes auf den Weg gemacht, ihre Regionalsprache nicht nur zu bewahren, sondern sie in die Welt zu tragen. Aus dem kleinen Dorf La Val in Südtirol, wo das Ladinische noch gesprochen wird, reisten sie zuletzt in ein Berliner Tonstudio, um ihr inzwischen drittes Album aufzunehmen. "Parores & Neores" heißt das Album und es erweist sich als ein Mikrokosmos ausgeklügelter Klänge und Kompositionen, der mit Witz und Einfallsreichtum in erster Linie die wunderschönen Stimmen der drei Sängerinnen Elisabeth Schuen, Marlene Schuen und Maria Moling in den Vordergrund stellt. Zwischen Jazz und Pop bewegt sich ihre Musik. Trotz ihrer alpinen Herkunft und der Pflege ihrer Sprache ist "Parores & Neores" ein urbanes Album. Junge Musik für die Generation Schlaflos. Die ungewöhnliche Sprache fördert das Gefühl des Traumwandelns und Umherirrens. Man versteht nicht, was sie singen und macht sich seinen eigenen Reim auf diese schöne und eigenwillige Musik. "Parores & Neores" ist sicher nichts für Freunde der alpenländischen Folklore, denn die jungen Frauen von Ganes aus den Dolomiten sind mit einer alten Sprache sehr selbstbewusst in einer neuen Welt angekommen.
© Karsten Rube


Ganes "Parores & Neores"
Blanko Musik / Capriola, 2012

www.ganes-music.com

"Worte und Wolken" heißt der bildhafte Titel des neuen Doppelalbums von Maria Molling, Elisabeth und Marlene Schuen. Die erste CD mit zwölf neuen Songs wurde in Berlin von Guy Sternberg, der auf einigen Songs den Synthesizer spielt, produziert. Die zweite CD ist ein abwechslungsreicher Mix von Live Aufnahmen, Remixes aber auch neuen Songs.
Der Hörer taucht mit dem jazzig poppig arrangierten "For Eva" in die musikalische Wolke ein, Piano, Rhodes, Gitarre, Bass und Drums erzeugen einen coolen Groove und die drei Stimmen der Autorinnen gleiten darüber hinweg, das passt Worte und Wolken. Marlene singt mit bluesigem Timbre die Eigenkomposition "Vita", Streicher, Baritongitarre, Hammondorgel, Flügelhorn und Piano begleiten sie. Gemeinsam mit Nick Flade schrieb sie die verträumt rhythmische Ballade "Paóm", hier erzeugen Moog, Wurlitzer, Rhodes und Hammondorgel eine wundervolle Klangwolke. Marias Ballade "Fortüna" besticht mit einem Kammermusik artigen Streicher Arrangement von Sternberg und cool jazzigem Flair, Maria singt die erste Stimme und spielt die Congas. "La la la" ist eine weitere Co-Komposition der drei Ladinerinnen, virtuoser dreistimmiger Gesang, ein tolles Trompetensolo und viel Spielfreude machen den Song zu meinem Favoriten. Auch Elisabeth hat zwei Songs geschrieben, mit ihrer warmen Stimme bezaubert sie bei "Giré l'cör", ein überwiegend akustisch begleiteter melancholischer Song.
Auf CD 2 gibt es drei Live Aufnahmen aus Kilan Reischls Studio in München, vier RadioEdits von Wolfgang "Stackmann" Stach, eine englische Version von Marias "Demassa" und ein Remix von DJ Alex Trebo zu hören. Der italienische Gassenhauer "Parole parole" wurde in jazzigem Adagio mit Kontrabass, Piano und akustischer Gitarre Live aufgenommen, Maria begeistert mit großartigem Gesang. "Nia l'dërt" vom ersten Album wurde ebenfalls im Studio in derselben Besetzung aufgenommen. Nach cool jazzigem Beginn mit Kontrabass, Piano und Gitarre steigern die drei langsam den Pace und mit Elisabeth und Marlene an den Violinen und Maria an der Perkussion kommt es zu einem atemberaubenden up-Beat Finale mit virtuosen Improvisationen und Gesängen. Stach hat "La la la" mit synthetischen Klängen und Reggae Rhythmus versehen und Marlenes "Imbranada" wurde zu "Dizzy", einem rockig jazzigen Dancehall Song und Alex Trebo hat "Bun chaka le" von ihrem zweiten Album neu gemischt und wieder kann man kaum still sitzen.
Quo Vadis, Ganes? Fragte ich nach ihrem zweiten Album "mai guai", diese Antwort bleibt sicherlich unbeantwortet, denn die drei brillanten Singer/Songwriterinnen haben sicherlich noch mehr auf Lager. Bravo ein Meisterwerk.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Lowlands and Friends "Better World Coming"
Gypsy Child Records, 2012

www.lowlandsband.com

Zum 100. Geburtstag von Woody Guthrie überschlägt man sich ja mit Lobhudeleien auf den amerikanischen Folkbarden. Gut, es ist kaum möglich Guthrie in seinem nachhaltigen Wirken auf die amerikanische Folkmusik, zu viel zu huldigen. Aber Ehrungen besitzen leider auch oft einen eitlen Charakter und diese Eitelkeit hat selten was mit dem Geehrten zu tun. Also lassen wir mal den guten Woody ein bisschen im Hintergrund und konzentrieren uns auf eine CD, die anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers von einer italienischen Folkroots- und Rockkapelle aus Padua eingespielt wurde. Lowlands and Friends nahmen ein paar wenige von den vielen Songs Guthries auf. Es gelingt ihnen recht gut, Guthrie nicht zu kopieren, sondern seine Lieder in einem rauen Ton von gegenwärtigem Protestlied zu singen. Sehr gut unterstreichen sie damit die Zeitlosigkeit Guthries Lieder. "This Machine kills Fascists" stand in großen Lettern auf Woody Guthries Gitarre. Ein Motto, das sich Lowlands and Friends auf die CD geschrieben haben. Man kann nur hoffen, dass diese Waffe auch in der Gegenwart, in der über elektronische Medien das Denken der Menschen noch wesentlich leichter manipuliert werden kann, als zu Woody Guthries Zeit, immer noch wirksam genug ist.
© Karsten Rube


Lowlands "Vol. 1" [EP]
Eigenverlag, 2009

www.lowlandsband.com

Nach ihrem Debütalbum[48] veröffentlichte die britisch-italienische Band Lowlands eine EP mit vier Originalsongs von Edward Abbiati (Gesang, Akustikgitarre, Harmonika) und dem Titelsong des Hamburgers Kevin Russell. Neu sind Philip Ariens Mercaldo an den Drums, Roberto Diana an Dobro, Slide, Lap Steel und Akustik Gitarre und Ste Brandinali an den Keyboards dabei und ersetzen Paolo Maggi und Simone Prunetti.
"Levee man" ist ein bluesiger Song mit tollem Gesang, virtuoser Begleitung von Violine und Piano und tollem Rhythmus. Es folgen der Titelsong, ein Bluesrock im schleppendem Rhythmus und großartigen Solis von Gitarre, Violine und Piano, und der melancholische Americana "My prison walls". Auch die beiden verbleibenden Songs bestechen mit perfekten Arrangements und ausgezeichnetem Zusammenspiel der hervorragenden Musiker.
Eine gelungene Sammlung von Songs, die neugierig macht. Unterdessen gibt's zwei weitere CDs von Lowlands.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Violet Tribe "Grand Hotel"
Équinoxe Records, 2011

www.myspace.com/violettribe

The Violet Tribe sind sechs Tänzerinnen und Musikerinnen, allen voran Komponistin und Multiinstrumentalistin Bianca Stücker aka Cinnamon Star (Gesang, Synthesizer, Cembalo, Dulcimer, Flöten, Schalmei, Perkussion), und dem Gitarrist Oliver Pietsch aka Dr. P. Miss Lily Qamar (Harfe, Gesang, Perkussion), Henneth Annun (Gesang, Konzertgitarre, Flöte, Perkussion), Svahara Aicanár (Gesang, Erdhu, Duduk, Perkussion), Arzo Renz (E-Bass) und Mariam Ala-Rashi ergänzen die siebenköpfige Showband.
Elf der 13 Stücke stammen aus der Feder von Bianca, sie vertont eigene, traditionelle und literarische Texte, die Musik ist ein interessantes Sammelsurium von Sounds. Da gibt es rein akustische Aufnahmen wie "Vive le noble Roy de France" (Loyset Compère), bei dem sich barocke Gesänge, Flöten und Perkussion mit Cembalo, Cello, Harfe, Konzertgitarre, Dulcimer und Schalmei zu einem lyrischen Stelldichein treffen. Aber auch Elektro-Pop wie "Spooky Spooky", das vom treibenden Rhythmus des Programming, Synthesizers, der Perkussion und der Gitarre angetrieben wird, und fetzigen Soul rock wie "I think no" gibt's zu hören. "Qual guerriero in campo armato" (Antonio Vivaldi) verbindet elektronischen Sound mit Cembalo, Cello, und klassischen Ariengesängen von Bianca und Svahara, das Cello spielt übrigens Christoph Kutzer. Gurbet Albayrak spielt das Saz bei "Act II, Scene II", einer dramatischen Vertonung eines Auszugs aus Macbeth; der Synthesizer erzeugt den monumentalen Sound, Gitarre, Djembe, Udu, Saz und Dulcimer spielen eine orientalisch angehauchte Melodie. "Starry night" ist eine epische Rockballade mit feinen Pianoklängen, Lars Kappeler am E-Bass und Biancas wunderschönem Gesang und "Schleifchen aus Stahl" rhythmischer Elektro-Pop mit tollen vierstimmigen Gesängen. "Zarani" ist die Vertonung eines Textes aus dem traditionellen Al Andalus, Saz, Darabouka, Djembe, Dulcimer und Biancas Gesang sorgen für orientalisches Flair, E-Bass und Synthesizer für modernen Groove.
Das zweite Album von TVT ist eine abwechslungsreiche Reise durch die musikalische Welt der Bianca Stücker, eine der innovativsten Köpfe der alternativen Szene, Weltmusik trifft auf Gothic, Rock, Pop und Klassik, ein Aufhorcher.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Celtic Chakra "An tÓr Ceal"
Bluebird Café Berlin Records, 2011

www.celtic-chakra.de

Das weiße Gold ist die Übersetzung des gälischen Titels des zweiten Albums der aus dem Rhein-Main Gebiet stammenden Band Celtic Chakra: Danny Kelly (Gesang, Gitarre, Bass), Heiko Rühmdorff (Fiddle, Cello, Whistle, Gesang), Manfred Noll (Gesang, Bouzouki, Mandoline, Banjo, Akkordeon) und Harry Sawatzski (Bodhràn, Bones, Snare, Waschbrett).
Heiko singt den traditionellen Song aus Schottland "Are you sleeping Maggie?", Danny das Irische "As I roved out" und Manfred den amerikanischen Song "Factory Girl". Angetrieben von Harrys mitreißendem Bodhràn Rhythmus überzeugen die Jungs mit virtuosem Spiel auf Fiddle, Rhythmusgitarre, Bouzouki und Mandoline sowie tollen Backing Vocals. Danny rezitiert sein Gedicht "Barefoot step" und Heiko und Manfred vertonen das Gedicht mit zwei Tunes, Heiko mit einer up-Beat Fiddle Tune, begleitet von Mandoline, Banjo, Gitarre, Bass und dem Bodhràn Pace und Manfred mit einer mystischen aber immer rasanter werdenden Tune in derselben Besetzung. "The hopping chicken" ist ein Set mit drei Melodien in moderatem Pace aus Frankreich und der Bretagne und Gastsänger Eamonn Bonner, Poet aus Donegal, singt Dougie MacLeans Liebeslied auf seine Heimat "Caledonia" mit viel Gefühl. Danny schrieb ein gälisches Gedicht für den zu früh verstorbenen Freund Tom McLaughlin und Manfred komponierte dazu den melancholischen "Tom's last walz", vorgetragen mit Fiddle, Gitarre, Akkordeon und Bodhràn. Der Titelsong ist eine der beiden Kompositionen, die Danny für eine Kelten Ausstellung in Hallstadt geschrieben hat. Dannys großartiger Gesang, atemberaubender Groove und hervorragendes Arrangement zeichnen "The white gold" aus.
Das neue Album von Celtic Chakra ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Songs und Tunes, von brillanten Musikern und erstklassigen Sängern originell arrangiert und perfekt vorgetragen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Various Artists "Antologie moravské
lidové hudby, CD 1 - Horňácko"
Indies Scope, 2011

Das tschechische Kulturministerium hat Projektleiterin Helena Bretfeldová beauftragt vier Sampler mit Mährischer Volksmusik aufzunehmen, das auf dem heimischen Indies Scope Label veröffentlicht wurde. Der Landstrich am östlichen Rand von Süd Mähren, am Fuße der Karpaten, hat den Hornácko, die typisch Mährische Liedform hervorgebracht, dem CD 1 gewidmet ist.
Ursprünglich wurden der Hornácko auf der Sackpfeife gespielt, heute wird er jedoch von Streicher Ensembles dominiert. Meist beginnen die Stücke mit einem frei gesungenen und musikalisch begleiteten Lied und ein Set von verschiedenen Tänzen folgt. Die 27 Stücke geben eine Gesamtdauer von 79 Minuten und wurden von anerkannten Hornácko Sängern und Musikern wie Anna Kománková, Lubomir und Dusan Holý, Frantisek Okénka, Martin Hrbác, Josef Kútný, der fünfköpfigen Hornácká cimbálová muzika und dem Ensemble Musica Folklorica vorgetragen.
Mähren liegt zwischen Prag und der Slowakei und so findet man sowohl tschechische wie auch slowakische Einflüsse, dennoch bleibt der Hornácko traditionelle Folk Musik aus Mähren. Das CD Booklet verrät einiges über die Kultur Mährens und hilft dem Hörer Zugang zu finden zu dieser komplexen, oft Kammermusik-artigen dann wieder fremdartig melancholischen Musikform.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Jäger & Hypius + Verstärkung "Zeitgeist"
Eigenverlag, 2011

www.jaeger.hypius.de

Christian Jäger (Gesang, Gitarre) und Stefan Hypius (Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Bass, Keyboards) haben sich für die Aufnahmen ihres Debütalbums in Osnabrück Verstärkung ins Studio geholt: Kay Schiffer (Keyboards, Akkordeon) und Thorsten Grzesiak (Schlagzeug).
Jäger schrieb sechs der elf Lieder und beginnt mit "Alter Harlekin", einem rhythmischen Song über das Altern und dessen Akzeptanz, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboards und Mundharmonika begleiten seinen leidenschaftlichen Gesang. Für eine Freundin, die leider viel zu früh gehen musste, singt er das melancholische "Bleib hier", ein wunderschönes Klagelied, und die schon beinahe latente Finanzkrise hat ihn zu "Der Sturm" inspiriert, nichts bleibt danach wie es einmal war singt er zum schleppenden Rhythmus und zu melancholischen Akkordeon Klängen. Hypius sinniert bei "Niemand" mit gefühlvoller Tenorstimme über das Leben als Außenseiter, rockt bei "Wer ist der König der Ehre" über das Schmierentheater Wahlkampf oder singt das romantische Liebeslied "Mondlicht", das er mit feinen Keyboard-Klängen hinterlegt.
Ein vielversprechender Erstling der beiden Liedermacher. Ihre Texte sind engagiert ebenso wie die musikalische Umsetzung.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Siri Nilsen "Alle snakker sant"
Grappa Musikkforlag, 2011

www.sirinilsen.no

Die aus Oslo stammende Singer/Songwriterin Siri Nilsen (Gesang, Ukulele, Gitarre, Piano, Rhodes, Perkussion) hat ihr zweites Album mit zehn Originalsongs aufgenommen. Als Gäste hat sie sechs erstklassige Musiker an Perkussion, Marimba, Cello, Piano, Keyboards, Bass, Harfe und Gitarren eingeladen.
Der Titelsong ist ein rhythmischer Popsong, der mit Siris engelhaftem Gesang, Cello und Rhodes verzaubert wird. Bei "kort evighet" begleiten Marimba, Keyboards, Gitarre, Bass, Cello und treibender Perkussionsrhythmus den betörenden Gesang und "hodet, hjertet eller magen" ist ein langsamer Gitarren Blues, der mit ansteigendem Pace der Perkussion und toll arrangierter Begleitmusik einen großartigen Groove entwickelt. Gemeinsam mit Gitarrist Jens Carelius und Multi-Instrumentalist O. R. Gundersen komponierte Siri "skjotet", ein wunderschöner Song zwischen poppigem, schrägem und orchestralem Sound. Bei "stille vann" endet die CD mit Engelsgesängen, bluesiger Hauptstimme und zarten Gitarrenklängen.
Siri Nilsen ist eine tolle Songwriterin mit einer wunderschönen Gesangsstimme und Dank der hervorragenden Musiker und der perfekten Arrangements kommen die zehn Songs erstklassig rüber.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Mc Montos "Fancy a foursome?"
Eigenverlag 2011

www.mcmontos.com

Die Baden-Württemberger Band Mc Montos besteht aus Joe (Gitarre, Gesang,), Georg (Fiddle), Gert (Bass, Gesang) und Chris (Whistles, Gesang). Für ihr drittes Album haben sie fünf traditionelle Lieder aus Irland und Schottland, zwei Sets und fünf Coverversionen aufgenommen.
Die vier starten mit einem meiner Favoriten, das traditionelle Schottische "Donald MacGillevry", vorgetragen als mitreißender up-Beat Song. Es folgen "Gorg Set", zwei Fiddle Tunes, ein Reel und ein Jig, der Bobby Sands Song "Back home in Derry", der mit tollen Gesängen und dramatischer musikalischer Begleitung besticht oder das hymnische "The Mary Ellen Carter" vom verstorbenen Kanadischen Songwriter Stan Rogers. Meine weiteren Favoriten sind das traditionelle Irische "The rocky road to Dublin", ein rockiger Slip Jig Gassenhauer, und das wunderschöne "Blackbird". Andy M. Stewart hat den Text des traditionellen Songs aus Schottland ergänzt und die Mc Montos überzeugen mit einer gefühlvollen mehrstimmigen Interpretation.
Die neue CD der Mc Montos ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Songs und Tunes von den britischen Inseln und aus Übersee. Die Musik verbreitet gute Laune und verführt zum Besuch des nächsten Pubs ...
© Adolf „gorhand“ Goriup


Bohatsch & Skrepek "Alles in Butter"
non food factory, 2011

www.helmutbohatsch.net

Helmut Bohatsch ist Sänger und Texter des Duos Bohatsch & Skrepek, Paul Skrepek Komponist, Multi-Instrumentalist, Sänger und Texter. Für die Aufnahmen zu ihrem zweiten gemeinsamen Album holten sie sich mit Thomas Berghammer an der Trompete, Martin Zrost am Saxophon, Wolfgang V. Wizlsperger an Kontrabass und Tuba, Michael Schober an der E-Gitarre und Hannes Enzlberger am Kontrabass hochkarätige Musiker ins Studio.
Bohatsch Text, Skrepek Musik sind die Autoren von neun der 13 Lieder, darunter mitreißende Gassenhauer wie "Oder oder" mit jazzigen Akzenten von Trompete und Saxophon, coolem Latino Rhythmus und rhythmischen Sprechgesang. Neben Bohatschs Gesang spielt die Kontragitarre von Skrepek die wichtigste Rolle, beim Wienerlied "Das kleine Ich" beschränkt sich das Duo darauf. Bei meinem Favoriten, dem sarkastischen Flamenco Wienerlied "Da Tod is tot", gesellen sich E-Gitarre und Perkussion dazu und dann heißt es doch "Irgendwaun hod ois a End", ein weiteres Latino getriebenes Wienerlied. Bohatschs Text "Hirnkino" wurde von Berghammer, Wizlsperger und Zrost mit atonalen Improvisationen vertont. Zwei Lieder stammen von Skrepek, "Pinzgau" überzeugt mit coolem Sprechgesang, poppigem Groove und tollen Solis von Schober und Wizlsperger. Ein weiterer Höhepunkt ist "Glickskinda", eine Komposition von Bohatsch, die Zrost als experimentell jazziges Stück mit Schlagzeug, Kontrabass, Trompete, Saxophon und Fender-Rhodes arrangiert hat.
"Alles in Butter" ist ein abwechslungsreiches Album voll von typisch Wiener Poesie und verschiedensten musikalischen Einflüssen, vorgetragen von hervorragenden Musikern.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Beni Feldmann "Ich schreibe einfach einen Song!"
Eigenverlag, 2011

www.benifeldmann.de

Beni Feldmann schreibt seit zehn Jahren Songs und spielte für die Heavy Metal Band Victima oder die Folk Band GoodNightFolks, nun hat der Münsteraner sein erstes Solo Projekt veröffentlicht. Gemeinsam mit Sophia Spöler (Geige, Gesang) und Falk Maneke (Bass) hat Feldmann (Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Bass) zehn eigene Songs und Lieder und eine Coverversion aufgenommen.
Das Titellied überzeugt mit mitreißendem Gitarren, Fiddle und Bass Groove, rhythmischem Gesang und Mundharmonika. "Mr. Averige" ist ein bluesiger Song mit schönem Geigenspiel und gefühlvollem Gesang und bei "Five miles out of town" verwischen die Grenzen zwischen Blues und Folk im treibenden Gitarrenrhythmus und dem großartigen Geigenspiel. Rockigen Liedermacher Sound gibt's auch zu hören, bei "Glad" mit 2 Gesangsstimmen, Gitarre, Bass, und Mundharmonika und bei "Sag' es!" löst die Geige die zweite Stimme und die Mundharmonika ab. Mit "Traum vom Frieden", einer deutschen Version des Bielefelder Liedermachers Hannes Wader von Ed McCurdys Friedenssong, endet die CD mit beschaulichen Liedermacherklängen.
Beni Feldmanns erstes Soloalbum ist eine abwechslungsreiche Sammlung von englischen und deutschen Songs, zum Großteil akustisch aufgenommen, dabei erweisen sich die drei als hervorragende Musiker.
© Adolf „gorhand“ Goriup


ALLDRA "DOMM"
Frisin Rekkords, 2011

www.alldra.com

ALLDRA sind Bernhard Breuer (Cajon, Perkussion, Gesang), Marcello Girardelli (Kontrabass, Gesang), Martin Hartmann (Akkordeon, Gitarre, Gesang) und Bernhard Widerin (Gitarre, Gesang). In einem alten Bauernhaus in Tschagguns haben die vier Vorarlberger ihr viertes Album mit zwölf Dialektliedern aufgenommen.
Das Album bietet mitreißend rockigen Country Sound beim nachdenklichen "Um was as goht", rasanten Sprechgesang zum coolen Latino Groove beim sarkastischen "Ma sött" und pulsierenden Bass Pace mit Akkordeon, Gitarre und Perkussion bei meinem Favoriten "Dr Teifl", die Vertonung eines Gedichts von Heinz Bitschnau, der es auch vorträgt. "Mir passt nüt" ist ein mehrstimmiger Blues mit Akkordeon, Bass, Gitarre, Trompete, Streicher und Perkussion und "Wianawald" ein echtes Wienerlied im ungewohnten Dialekt. Den Country Klassiker "Long black veil" (D. Dill/M. Wilkin) interpretieren sie als "Schwarzes Kload" mit tollen Chorgesängen auf ihre eigene Art. Ein weiterer Höhepunkt ist die melancholische Rock Ballade "Alles goht da Bach abe" aus den Anfängen, das nach 17 Jahren wieder neu aufgenommen wurde.
"DOMM" ist eine abwechslungsreiche musikalische Reise durch zehn Jahre ALLDRA, bis auf die Coverversion und die erwähnte Rock Ballade wurden die Songs zwischen 2002 und 2011 geschrieben. Sie machen akustische Weltmusik mit sehr innovativem Sound und schreiben dazu kluge Texte.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Iona "Another Realm"
Open Sky Records, 2011

www.iona.uk.com

Die britische Band Iona besteht aus den Gründungsmitgliedern Joanne Hogg (Gesang, Keyboards, Piano) aus Nordirland und dem Engländer Dave Bainbridge (Gitarren, Bouzouki, Piano, Keyboards) sowie dem Londoner Phil Barker (Bass), dem Holländer Frank van Essen (Drums, Perkussion, Geige, Bratsche, Keyboards) und dem Iren Martin Nolan (Uilleann Pipes, Whistles, Gesang). 1989 gegründet veröffentlichen sie bereits ihr 15. Album, eine Doppel-CD mit 15 Eigenkompositionen.
Das hymnische Opus beginnt mit dem stillen "As it was", verklärtem Engelsgesang und lautmalerischen Klängen, Hogg und Bainbridge interpretieren eine Prophezeiung von St. Columban, dem Schutzheiligen von Iona. Auch im rockigen Titelsong verarbeiten die beiden ein religiöses Thema, ebenso wie in Hoggs Rockballade "Clouds". Trotz ausgeklügelten Arrangements, dem wunderschönem Gesang von Hogg und musikalisch ansprechender Begleitung wirken die 45 Minuten der ersten CD etwas langatmig. CD 2 dauert 51 Minuten und bringt wenig Neues. Beim poppigen "And the angels dance" besticht Nolan mit einem traditionellen Pipes Reel, orchestral von der Band begleitet. Mystische Gesänge untermalen das rockige Instrumentalstück "Let the waters flow" und das weiße Pferd auf dem CD-Sleeve haben Iona im galoppierenden Rock Rhythmus von "White Horse" vertont. Mit einer weiteren Prophezeiung des heiligen Columban endet das Konzeptalbum.
In gewisser Weise erinnern mich Iona an die britische Rockband Yes in den 70ern, damals mochte ich so monumental rockige, episch lange Alben, allerdings waren Yes auch eine der besten.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Axel Nagel "Aussenansicht"
Spion Musik 2011

www.axelnagel.de

Der aus Schwäbisch Gmünd stammende Gitarrist und Liedermacher Axel Nagel hat über 20 Jahre englisch getextet und gesungen, auf seinem zweiten Soloalbum stellt er nun zwölf deutsche Songs aus eigener Feder und eine deutsche Version des James Taylor Songs "Golden moments" vor. Begleitet wird er von Steffen Köble (Schlagzeug, Perkussion) und Markus Braun (Kontrabass, E-Bass).
Cooler Gitarren Groove bestimmt "Navigation", ein poppiger Song mit philosophischem Text, Andreas Kemmer unterstützt am E-Piano das ausgeklügelte Arrangement. Das Titellied überzeugt mit jazzigem up-Beat Pace und tollem Gesang und "Die Agenten" ist ein rhythmisch melodiöser Rocksong mit Edmund Elsässer am E-Piano. Bei "Waldläufer" singt Axel den Blues, dazu spielt die E-Gitarre im Hintergrund und die akustische die Solis. Matthias Kehrle begleitet Nagel bei der stillen Gitarrenballade "Ein Begleiter" an der Pedal Steel und dem E-Bass und Taylors "Golden Moments" wurde zu "Das pure Glück", einer folkigen Gitarren Ballade. Mit "Kaffee im Freien" endet das Großteils Live aufgenommene Album mit einer einfachen Gitarrenmelodie, die eben bei genanntem Kaffee im Freien entstanden ist, Xylophon, Drums und Bass steigen ein und jammen mit.
Das neue Album von Axel Nagel begeistert mit klugen Texten, tollen Musikern und ausgereiften Arrangements, er ist ein hervorragender Liedermacher und Musiker.
© Adolf „gorhand“ Goriup


The Dolmen "Whispering winds"
Eigenverlag, 2011

www.thedolmen.com

Die Südenglische Folk Rock Band The Dolmen nennen ihre Musik Keltischen Folk mit einem Hauch Piraten Rock. Songwriterin Taloch Jameson (Gesang, Akustikgitarre), Keri Pinney (Gesang, Flutes, Whistles), Josh Elliot (Gesang, E-Gitarre, Harmonika), Kayleigh Marchant (Bass, Gesang) und Chris Jones (Drums) haben für "Whispering winds" zehn traditionelle und vier originale Songs aufgenommen.
Vom punkigen up-Beat Folkrock bei "Mairi's wedding" über die stillen Flötenklänge und wunderschönen mehrstimmigen Gesänge bei "Wild mountain thyme" bis hin zum mitreißenden Piraten Song "Drunken Pirate" überzeugen Jameson und Elliot mit großartigen Arrangements der Folk Klassiker. Daneben gibt es auch lyrische Gitarren-Balladen gefühlvoll gesungen von Josh wie "Danny boy". oder "Suo Gan" von Taloch. Spätestens bei "The gaoler" von Jameson hat man Mühe still zu sitzen: Akustikgitarre und Bluesgesang von Josh, dann setzt die Band ein zu einem atemberaubenden epischen Folkrock Song mit virtuosem Zusammenspiel von E-Gitarre und Flöte und treibendem Pace. Nach dem Kerkermeister kommt der "Gallows tree", ein weiterer Folk Klassiker. Akustikgitarre, Flöte und Gesang stimmen ein und wieder erzeugt die Band einen unwiderstehlichen Groove. Dann singt Jameson ihre romantische Ballade "Eternally" mit verführerischer Blues Stimme. Nach 54 Minuten hervorragendem Folkrock endet die CD mit einer tollen Version von "Rocky road".
Ich hatte die Band trotz unterdessen mehr als ein Dutzend CDs in ihrem 20 jährigem Bestehen nicht gekannt, da hatte ich etwas versäumt. Wenn's dir auch so geht, hör mal rein!
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tanzwut "Morus et Diabolus"
T.Fell Records, 2011

Tanzwut "Weiße Nächte"
T.Fell Records, 2011

www.tanzwut.com

Die neu formierte Berliner Band Tanzwut veröffentlichte innert zwei Monaten zwei vollkommen unterschiedliche Alben, einerseits die akustische Instrumental CD "Morus et Diabolus" (Narr und Teufel) und andererseits die Mittelalter Rock CD "Weiße Nächte".
Vier Dudelsack / Schalmei Bläser, zwei Trommler und ein Cister / Davul Spieler erzeugen mittelalterliche Klänge, die an die Epilepsia saltatoria (Tanzwut), die nach dem Ausbruch der Pest im 14. und 15. Jhdt. in der Bevölkerung ausgebrochen ist, erinnern. In elf Stücken ertönen klangvolle Melodien auf abwechselnd Dudelsack oder Schalmei gespielt und begleitet von stampfenden Trommeln. Vom low-Pace "Teufelsstampf" zum up-Beat "Heiduckentanz" hören wir verschiedene Rhythmen. Bei "La filha dau ladre" ertönen sonore Gesänge, die vom traurigen Schicksal des aussätzigen Mädchens erzählen, eine melancholische Melodie im schleppendem Rhythmus und bei "Como poden" bestimmt für einmal die Cister den Rhythmus. Ansonsten klingen die 40 Minuten ziemlich eintönig.
Der Titelsong des zweiten Albums zeigt eine ganz andere Seite des Septetts, markige E-Gitarrenriffs, Synthesizer, Drums und Bass treiben die beiden Dudelsäcke und den Sänger Teufel an. Elf Eigenkompositionen und eine Rockversion des provenzalischen Lieds "La filha dau ladre" wurden für das Mittelalter Rock Album aufgenommen. Neben treibenden Rocksongs gibt es auch die Rockballade "Bei dir" zu hören. Von den Highland Games der Clan der Ebronen ließen sich die Spielmänner zu "Rückgratreißer", einem rasantem Heavy Metal Song, inspirieren und obwohl mir sonst die rockigen Songs besser gefallen, bevorzuge ich die akustische Version von "La filha dau ladre".
Manchmal erinnert die Musik von Tanzwut an In Extremo, Schandmaul oder Rammstein, irgendwie hat man das Gefühl das schon gehört zu haben. Zwar sind die Songs einwandfrei eingespielt, aber mir fehlen innovative eigene Elemente.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ruth Angell & Sid Peacock "Love forgiven"
Peacock Angell Records, 2011

www.peacockangell.com

Ruth Angell (Gesang, Violine, E-Gitarre, Harmonium, Piano) aus dem Derbyshire und Sid Peacock (Gesang, Akustikgitarren) aus Nordirland haben nach langjähriger Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten als Duo ihr Debütalbum mit fünf Eigenkompositionen, zwei Coverversionen und fünf traditionellen Songs und Tunes aufgenommen.
Peacock singt das traditionelle "Carrickfergus", begleitet von cool jazzigem Gitarrenspiel, Ruth spielt dazu die Violine und singt die zweite Stimme, ein großartiges Arrangement. Es folgt eine wunderschöne melancholisch rhythmische Tune, "Malahide" (Peacock/Angell), das Zusammenspiel von Violine und Gitarren ist atemberaubend. Angell überzeugt mit verführerischem Gesang bei den Balladen. Peacock brilliert mit gefühlvoll virtuoser Gitarrenbegleitung bei der traditionellen Ballade "Tiny sparrow" und Angells Originalsong "The birdman" wird von ihrem glasklaren Gesang getragen. Der Titelsong ist ein trauriger Song von Alan Ginsberg als Duett vorgetragen. Mein Favorit ist die up-Beat Tune "The humours of Lissadel", bei der Violine und Gitarre einen unglaublichen Pace erzeugen und dann wieder in harmonisches Zusammenspiel versinken. Mit Peacocks nachdenklicher Pianoballade "Hope for the young" endet der Erstling der beiden als Duo.
Am besten gefallen mir die beeindruckend gespielten Instrumentalstücke, bei denen Ruth und Sid ihr virtuoses Spiel zeigen können, aber auch die Songs sind hörenswert, ein gelungenes Album.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Metusa "Piratenseele"
Eigenverlag 2011

Metusa "Piratenseele Rock"
Eigenverlag 2011

www.metusa.de

Die Baden-Württemberger Band Metusa stellt sich gerade mit zwei Alben vor, einerseits mit folkigem und andererseits mit rockigem Mittelalter Sound. Dominik (Gesang, Nyckelharpa, Geige, Gitarren, Elchlyra, Geierleier, Drehleier), Anja (Gesang, Sackpfeifen, Schalmei, Flöten), Katja (Gitarren-Cister, Gitarren, Mandoline, Gesang), Chris (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) und Odin (Bässe, Gesang) tragen 18 Lieder und Instrumentalstücke vor, vier davon in zwei Versionen.
Die erste CD, zum Großteil akustisch aufgenommen, beginnt mit dem rhythmischen "Metusalied", einem tollen mittelalterlichen Trinklied. Das Titellied ist ein rockiges Piratenlied, Nyckelharpa, Sackpfeife, Perkussion und großartige Gesänge dominieren die akustische Version. Anja und Dominik singen abwechselnd das episch balladenhafte "Weltenwanderer", das auch für die Rock CD ausgewählt wurde. Ein weiterer Höhepunkt ist der Folk Klassiker "Jacobites", Geige, Flöte und Chorgesänge werden vom mitreißenden Perkussionsrhythmus getragen. Anja singt die romantische Ballade "Unerreichbar" und mit der Metusa Version eines Zwiefachen, "Verrückter Walzer", endet das abwechslungsreiche akustische Album.
Die Rock CD beginnt mit dem verführerischen Klang der Flöte, der bald von markigen Gitarrenriffs, hämmerndem Schlagzeug Rhythmus und Sackpfeife übertönt wird, das Instrumentalstück "Ballade de merci". Heavy Metal Sound begleitet Dominiks Rockgesang bei "Nachtschwarzer Engel" und "In der Taverne" ist ein up-Beat Mittelalter Rocksong, der auch akustisch aufgenommen wurde. "Tanz" klingt vor allem in der Rockversion ein wenig nach Schandmaul und die "Rabenballade" kommt im schleppendem Rhythmus daher.
Metusa beeindrucken mit der breiten Bandbreite von Sounds, Mittelalter, Heavy Metal, Folk und Rock treffen aufeinander. Die Live-Auftritte werden dabei jeweils dem Anlass, Ort und Publikum angepasst, ein interessantes Konzept.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Cùl na Mara "As we went out"
Eigenverlag, 2012

www.culnamara.com

Winkel am Meer heißt der gälische Titel der vierköpfigen Band aus Baden-Württemberg: Sonja Bumiller (Bass, Akkordeon), Sylvia Häufle (Drums), Martin J. Waibel (Bouzouki, Gitarren, Mandoline) und Eckard Lehmann (Whistles, Uilleann Pipes, Highland Pipes, Bass). Für ihr Debütalbum haben sie zehn Songs und Tunes, aus eigener Hand, gecovert oder traditionell aufgenommen.
Waibel schrieb den rockigen Pipe Song "Occupy" und gibt damit ein klares politisches Statement, sein beschwörender Gesang wird von der Whistle begleitet, der Pace wird gesteigert und markige Gitarrenriffs und pulsierender Rockrhythmus treiben die Uilleann Pipes an. Whistle und Bouzouki dominieren das virtuos vorgetragene Set "Goodbye Miss Goodavich/Punch in the dark" (D. Hennessy/G. O'Connor). Die beiden traditionellen Jigs "Kittie lie over/Munster buttermilk" bringen in Tanzlaune und "From Kirsehir to Kilmain" nimmt uns mit auf eine Reise von der Türkei mit einem betörendem 7/8 Takt und dem Spiel von Flöte und Pipes über eine rhythmische Mandolinen Melodie aus Mazedonien mit Bouzouki und Akkordeon bis nach Irland mit dem "Sporting Paddy Reel". Eine up-Beat Version des traditionellen schottischen Lieds "Twa corbies" begeistert mit rhythmischem Gesang und tollem Chor. Eine Air (May morning dew) und zwei Reels (Merry Blacksmith/The wind that shakes the barley) bieten eine perfekte Plattform für Lehmanns großartiges Piping, E-Gitarre, Bass und Drums treiben ihn an.
Cùl na Mara spielen ausgezeichneten Folk Rock, mir persönlich gefallen die akustischen Stücke besser, aber die vier erstklassigen Musiker können eben beides.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Tony O´Leary "The Mysteries of Life"
Eigenverlag, 2012

English CD Review

www.tonyolearymusic.ca

Singer/Songwriter Tony O'Leary (Gesang, Akkordeon, Gitarre, Mandola) lebt in Neufundland und verbindet Irish Folk mit der Musik seiner Heimat. Für sein drittes Album hat er gemeinsam mit einer Reihe von hervorragenden Gastmusikern an Violine, Cello, Piano, Gitarren, Bass, Drums und Perkussion 14 Songs und Tunes aufgenommen.
Sieben Originalsongs, eine Coverversion, drei traditionelle Songs stehen drei Instrumentalstücken gegenüber. O'Leary schreibt Folksongs, Balladen, Aber auch Rock'n'Roll und Blues Songs. Am besten gefällt mir das folkige "The long range mountains beckon me", bei dem Heather Kao virtuos die Fiddle erklingen lässt und O'Learys Gesang von einem tollen Pace angetrieben wird. "I got a lot a girl friends" ist ein Blues mit rockigen Gitarrensolis von Glen Collins und "This old town" eine orchestral arrangierte Piano Ballade. Traditionelles aus Irland gibt's bei einer etwas farblosen Version von "The lark in the morning" zu hören und Tommy Sands' "The boy come rolling home" besticht mit tollem Zusammenspiel von Fiddle und Akkordeon. Meine absoluten Favoriten sind der "Drunken Sailor Hornpipe", mitreißende Rhythmusgitarre und großartiges Spiel am Akkordeon, ein einfaches aber wirksames Arrangement, und das up-Beat Set "The orphan/Cuttin boughs" (Trad./O'Leary).
Für meinen Geschmack wurde hier zu viel reingepackt, die Arrangements lassen meist keinen Freiraum für kreatives Spiel und so klingt das ganze ziemlich Mainstream. Die drei Instrumentalstücke bilden die Ausnahme.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Ann Doka "Never Ending Road"
NASH DASH Records, 2012

www.anndoka.com

Die Frankfurter Singer/Songwriterin Ann Doka (Gesang, Akustikgitarre) reist auf der "Never ending road" Richtung Nashville, acht Americana Songs hat sie für ihr Debütalbum geschrieben, 33 Minuten voller Country Klänge mit entsprechendem Line-up: Banjo, Slide, Bass, Violine, Drums, Keyboards und E-Gitarre begleiten ihren Gesang.
Mit einem flotten Country, "Where my heart beats", geht's los, Ann hat eine wunderschöne Stimme und die musikalische Begleitung ist hervorragend. Es folgt die rockige Piano Ballade "Hidden paradise", bei der Ann mit kräftiger Gesangsstimme begeistert. Beim melancholischen Americana "Nobody there" begleitet die Slide den klagenden Gesang und "Lea" ist ein schöner Bluegrass mit Banjo und Fiddle. Markige E-Gitarrenriffs und toller Rockrhythmus dominieren "Between me and Mexico" und "There you fly" ist eine schöne Rockballade.
Zwar ist die Musik von Ann Deka ziemlich Mainstream und voller Klischees, aber durch ihre atemberaubende Gesangsstimme und die hervorragenden Musiker ist das ganze durchaus hörenswert, lockere Americana Musik, perfekt vorgetragen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Cassie Taylor "Blue"
Eigenverlag, 2011

English CD Review

www.myspace.com/daughterofabluesman

Nachdem Cassie Taylor sieben Jahre in der Band ihres Vaters den Bass gespielt hat, hat sie nun ihr erstes Soloalbum mit zehn Originalsongs aufgenommen. Cassie singt und spielt Bass und wird von hervorragenden Studiomusikern an Gitarre, Drums und Keyboards begleitet.
Die Songs sind zwar vom Blues inspiriert, reichen aber von Country Rock bei "Memphis" über Slow Blues mit Mundharmonika bei "Spoken for" bis zu poppig rockigen Balladen bei "Black coffee". Die Beilagen sind Blues Gitarre, rockige Rhythmen, Keyboards und pulsierender Bass und der Sound ist dementsprechend ziemlich Mainstream. Einer der Höhepunkte ist "Haunted", bei dem Cassie ihre großartige Stimme in den Vordergrund bringt, von Flüstergesang bis leidenschaftlichen Bluesgesang beherrscht sie alle Nuancen. "Disappointment" ist ein melancholisch rockiger Song und "Waste of time" eine Piano Ballade.
Das aktuelle Album von Cassie Taylor dauert nur 33 Minuten und bietet außer der tollen Stimme von Cassie bluesigen Mainstream Rock Pop.
© Adolf „gorhand“ Goriup



FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Search FolkWorld Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld