Ausgabe 22 06/2002

FolkWorld CD-BesprechungenDog

Violet "Omnis Mundi"
Label: Costbar; CLCD-6314; 2002; Spielzeit: 45.19 min
In alten deutschen Sagen ist das Veilchen die wunderbare Frühlingsblume, die verborgene Schätze anzeigt. Hieß es auf Violets Erstlingswerk "September" (1999) noch Folk Band with Rock Attitudes, wird man nun deutlicher: Romantic Neo-Folk/Dark Wave. Verglichen mit dem Debüt werden Geige und Westfälische (!) Sackpfeife dezenter eingesetzt. "Breathless" wurde recycled, mit einer weiteren Strophe versehen und Dudelsackintro und -outro verschwinden lassen. Der Gitarrist ist zum Schweigen verdammt worden, es gibt keine deutschen Texte mehr, ausschließlich englischsprachige Eigenkompositionen von "Front"-Sängerin und Hackbrettartistin Bianca Stücker, sowie Vertonungen eines Textes des mittelalterlichen Theologen Alanus de Lille (1128-1203), des spanischen Dichters Miguel Hernández (1910-42, verstorben in Francos Kerker) und ein hebräischer Auszug aus Salomons "Cantica canticorum". Musikalisch lässt sich das 8-Personen-Orchester aus Hamm irgendwo zwischen Loreena McKennit, Kate Bush und einem kräftigen Schuss mystischen, zuweilen wehmütigen Mittelalters verorten. Insbesondere das Hackbrett (siehe auch FW#22) schafft einen unverwechselbaren und einzigartigen Klang, der Violet von der Konkurrenz abhebt. (Bianca gastiert auch auf dem aktuellen Album der Schnitter, siehe unten.)
Costbar/Autogram Records
Walkin' T:-)M


Corvus Corax "In Electronica - Zona Extrema Remixe"
Label: Corvus Corax/EFA; JS CD 0102/01342-2; 2001; Spielzeit: 75.11 min
Der Skeptizismus macht sich breit, als ich die CD einlege. Obwohl Corvus Corax (siehe auch FW#18) schon immer eine Art Dancefloor-Musik gemacht haben, wenn auch mit akustischem Instrumentarium. Wie der Titel bereits deutlicht macht, handelt es sich um Remixe von Titeln der beiden letzten Alben "Viator" und "Mille Anni Passi Sunt", teils von eigenen Bandmitgliedern, teils DJs verschiedener Electronic-, Techno-, Gothic-Szenen (Aeox, Blind Passengers, Dance or Die, Gabi Delgado (DAF), K.d.A., Tanzwut, Umbra et Imago, Wokain u.a.). Besser als im Info kann ich es auch nicht sagen: Vorlieben für melodiöse Schalmei-Sequenzen, akustische Akzente, für fette Gitarrenriffs und noisige Sounds. Vermeintliche Gegensätze zwischen elektronisch-sanften Dudelsackharmonien und knallharten Gitarren. Treibend dynamische Drums und spacig-atmosphärische Sounds. Das ist nichts für das Sofa zuhause, sondern moderner Veitstanz. Einige interessante Momente bleiben gut im Ohr. Es wird wohl eine der wenigen Dancefloor-Scheiben in meiner Sammlung sein und bleiben. Beides ist gut so.
Corvus Corax
Walkin' T:-)M


Yiddish Blues "Yiddish Blues"
Label: Eigenverlag; 2001; Spielzeit: 69.17 min
Leutnant Joseph Frankel - er bestand auf den Titel, war er doch Offizier sowohl in der russischen als auch der US-amerikanischen Armee - komponierte den "Yidishe Blues" kurz nach dem 1. Weltkrieg, eines der ersten Ragtime- und Jazz-beeinflussten Stücke mit einer typischen Klezmermelodie. Die Dresdner Klezmerband Yiddish Blues spielt mit Fiedel, Gitarre und Kontrabass Hits wie den "Hejser Bulgar" oder "Gasn nigun" (sozusagen einmal Sapozniks "Compleat Klezmer" hindurch). Nach dem eigenen Selbstverständnis, da die Musik nicht aufgeschrieben, sondern durch Hören und Mitspielen oder Nachspielen weitergegeben wurde, veränderte sie sich schnell und nahm auch Einflüsse anderer musikalischer Stile auf, fühlt man sich einmal in den Orientexpress, ein andermal ins Wiener Caféhaus versetzt. Dazu gibt es einige jazzige Improvisationen. Aber keinen Blues.
Yiddish Blues
Walkin' T:-)M


Konstantin Wecker "Vaterland"
Label: Globeart Musicon/BMG; 74321 871082; 2001; Spielzeit: 73.52 min
Der Markt ist sehr eng geworden und darum haben wir uns aus ökonomischen Gründen entschieden, uns zu lieben, meinte Konstantin Wecker noch bei seinen gemeinsamen Auftritten mit Hannes Wader (siehe FW#18). "Vaterland" beweist, dass er das wirklich nicht nötig hat und auch solo seinen Mann stehen kann. Diesmal beruft Konstantin sich auf Schopenhauer. Wirklich wahr. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen. Es wird also trotz des Titels keine Leitkultur verkauft. Hätte nicht ein Mutterland ein lieberes Gesicht? - doch in der türkischen Sprache, und ist in der Praxis auch nicht besser - mir genügt mein Vater zur Genüge, ein ganzes Land als Vater war schon immer eine Lüge. Genausowenig gibt es immer nur die gleichen Lieder, denn Songs vom Gutgehn gehen nun mal gut. Konstantin schwärmt von Amerika: Endlich regiert dich Dabbelju, der wäre uns erspart geblieben, hätt' man Texas abgetrieben. Zudem gibt es eine Vertonung von Goethes "An den Mond", eine Neufassung des "Fachmanns" und eine Live-Fassung von "Willy", der noch mal ausgegraben (und erschlagen) wird. Im selbigen Orginal denken sie schon mit 17 an die Rente, Konstantin stellt hingegen fest I werd oid ... was solls. Und während selbstgefällige Staats-Chefs im Globalisierungsfieber darüber diskutieren, wie sie die Armen dieser Welt noch effektiver ausbeuten können, verabschieden sich junge Leute von ihren Designer-Klamotten und ihren Marken-Schuhen und melden sich lautstark zu Wort. Verzicht auf Versace, nein zu Nike - ja zu Fairness und Gerechtigkeit. Wer diesen historischen Umschwung von der Spaßgesellschaft hin zu einem neuen politischen Selbstverständnis nicht bemerkt, hat Scheuklappen auf den Augen. Dein Wort, Konstantin, in Gottes Ohr.
P.S.: Zum Redaktionsschluss erreicht mich die Meldung, dass "Vaterland - live" gerade auf den Markt, den engen, geworfen wurde.
Globeart Musicon/BMG
Walkin' T:-)M


Fiddler's Green "Folk Raider"
Label: Deaf Shepherd; EFA CD 01338-2; 2002; Spielzeit: 62.57 min
Seit nunmehr 11 Jahren feiert die Band Fiddler's Green ihre nie enden wollende Power-Party aus irisch-schottischem Celtic-Rock, feucht-fröhlicher Ausgelassenheit und schweißtreibendem Up-Tempo-Ska (siehe auch FW#12). Deutschlands wahrscheinlich kommerziell erfolgreichste Celtic-Folk-Rock-Formation (das berühmte Schunkelstück "Fiddler's Green" ist im übrigen eine Komposition des englischen (sic!) Akkordeonspielers John Connoly aus der 60er-Jahren) ist im Laufe der Jahre immer elektrifizierter geworden und setzt auch bei "Folk Raider" ("Folk-Räuber", wer klaut da was?) diesen Trend fort. Der Rückgriff auf traditionelles Material ist seltener geworden ("Bonnie Ship The Diamond", "Girls Along the Road"), eigenes steht im Vordergrund. Dazu zwei Instrumentalsets im Fairport-Stil. Irischer "lonesome touch" war das noch nie, sondern deutsche Party-Gute-Laune-Musik. Mal mit leichten Britpop-Einflüssen, die letzten Nummern sind für Fiddlers-Verhältnisse relativ düster. Insgesamt: Keine besonderen Überraschungen, aber auch keine Ermüdungserscheinungen.
Deaf Shepherd / Fiddler's Green
Walkin' T:-)M


Trio Kali Gari "Ayzige Zun"
Label: Unicornio; UR 34015; 2001; Spielzeit: 61.25 min
Klezmer, Jiddisches, Kalabyrinthisches nennt das Trio Kali Gari, bestehend aus Karin Christoph (Geige), Thomas Denker (Akkordeon) und Jens Piezunka (Kontrabass), ihr Programm, das die Musik Osteuropas und des Balkans mit Klezmer und Mediteranem vereint. Die drei gehen mit ihrem Material genauso unkomplizert um wie ihre jiddischen Vorgänger, die als Wandermusiker umherzogen, wobei sie die unterschiedlichen Melodien und Rhythmen der vielzähligen dort beheimateten Kulturen aufnahmen, auf ihre eigene Art und Weise wiedergaben und sie so zu einem eigenständigen vielfarbigen Musikstil verschmolzen. "Lomir zikh iberbetn". d.h. "Lass uns gut miteinander sein", heisst es gleich zu Beginn von "Ayzige Zun" ("vereiste Sonne", eine jiddische Eigenkomposition übrigens). Mit Georg Kreislers "Ich fühl mich nicht zuhause" wird die Frage an Ignaz Bubis beantwortet, warum er nicht nach "Hause" (gemeint ist Israel) ginge. Und ein traditioneller Hochzeitstanz ist nach der Anarchistin Emma Goldmann benannt (wer hat sich bloß diesen Titel ausgedacht?). Trio Kali Gari ist Beweis, dass auch in Deutschland Klezmermusik von internationalem Format gemacht wird.
Unicornio
Walkin' T:-)M


Die Schnitter "Fegefeuer"
Label: Costbar; CLCD-6315; 2002; Spielzeit: 45.13 min
Die Dampfwalze rollt weiter: Die Schnitter (siehe auch FW#18) erscheinen mir zwar etwas eingängiger als in früheren Werken (erinnert teilweise fast an die Hosen, was jetzt keine Beleidigung darstellen soll), sind aber weiterhin genausowenig ausgewogen. Einfach ist sie, die musikalische und textliche Sprache des Vierers. Ein treibender Bass, eine wild riffende Gitarre, das wuchtige Schlagzeug, die jagende Geige. Durch diesen musikalischen Fleischwolf werden Volksliedklassiker wie "Die Gedanken sind frei" gedreht, "Schlaf, mein Kind, dein Vater muss zu den Soldaten" (wir haben einige Zeilen geändert und schicken auch Frauen als Soldaten an die Front, genau wie unsere Bundesregierung; endlich wahre Gleichberechtigung) oder "Heinrich" (die deutsche Version des italienischen L'avvelenato und des schottisch-englischen Lord Randal, das Bobby Dylan zu "A Hard Rain's" verwurstet hat), genauso wie Vertonungen von Erich Mühsams "Mein Gefängnis", Adalbert von Chamissos "Bettler", Georg Herweghs "Ich bin ein freier Mann", Ulrich von Huttens "Er hat's gewagt" und Christian-Friedrich Schubarts "Aderlass". "Tanzt den Widerstand" ist die Devise und die Schnitter gießen Öl ins Fegefeuer der sogenannten Neuen Mitte. Ich freue mich jetzt schon, sollten uns verstoiberte Zeiten bevorstehen.
Costbar
Walkin' T:-)M


Moin "Live in Kreuzthal"
Label: Eigenverlag; 2001; Spielzeit: 49.55 + 47.20 min
Moin, moin! Das ist nicht nur ein überschwenglicher, norddeutscher Gruß, sondern war in den 70ern auch eine damals sehr bekannte Folk-Revival-Band aus Schleswig-Holstein, bestehend aus Manfred Jaspers (Geige, Konzertina, Dulcimer, Gitarre, Bodhran, Mandola, Gesang), Jutta Mensing (Geige, Blockflote, Whistle, Akkordeon, Harmonium, Gesang) und Mense Schwitters (Waldzither, Banjo, Gitarre, Bandoneum, Bodhran, Harmonium, Gesang). Das Repertoire bestand aus traditionellen Balladen wie "Wir haben im Felde gestanden", "Ich verkauf mein Gut und Häusschen", "Störtebeker" (Kommentar: ein ostfriesischer Nationalheld, in Hamburg hingerichtet ... ein erstes Opfer der Hamburger Szene), Tanzliedern wie "Wenn die Bettelleute tanzen", "Pott mit Bohnen" (Szenen einer Ehe auf Plattdeutsch), Texten des niederdeutschen Dichters Klaus Groth (1819-99, z.B. "Orgeldreier") und Tänzen wie "De blaue Flag" (das Zeichen, wenn die am Mast hochgezogen wurde, dann mussten alle Seeleute rasch ihr Bier austrinken und an Bord eilen). Der Mitschnitt vom 8.12.1978 aus dem bayrischen Kreuzthal offenbart nicht nur Zeitgeschichte und Nostalgie, sondern auch ein hohes spielerisches und gesangliches Niveau. Traditionelle Lieder und Tänze wiederzubeleben war schon damals das Ziel des Trios; 25 Jahre später scheint eine Wiederbelebung nötiger denn je. In diesem Sinne: Moin, moin! Ein Gruß, der ganztägig anwendbar ist.
Jutta Mensing, Bergstr. 19, 53604 Bad Honnef, Tel. 02224/75011, mensing.fif@t-online.de
Walkin' T:-)M


Nunu! "Ocean"
Label: Tiptoe/Enja; TIP-8888372; 1999; Spielzeit: 69.59 min
Nunu! ist ein Ausdruck des Erstaunens und der Überraschung. Es gibt viel Überraschendes zu entdecken. Wir wollen nicht reproduzieren, sondern variieren, sagen sich Perkussionistin Marika Falk, Bass-Posaunist und -tubaist Leopold Gmelch, Gitarrist Ulrich Graner, Sänger und Saxophonist Willie Jakob, Geiger und Akkordeonist Mic Oechsner und Bassist Uwe Schwidewski. Nunu! hat wenig mit dem amerikanischen Klezmer-Revival zu tun und betreibt genausowenig eine Wiederbelebung irgendwelcher Shtetl-Klischees. "Ocean" klingt sehr südosteuropäisch, wenn auch mit Ska, Rumba, Salsa, Swing und Gypsy Jazz aufgepeppt. Dabei wird ein breites Spektrum abwechslungsreich gestaltet und instrumentiert und das traditionelle ungarische "Mondom" kann schon mal nach Steeleye Span klingen. Für Nunu! ist der Ozean ein Symbol für den kulturellen Autausch zwischen den Kontinenten. Oder in den Worten Béla Bartóks, Komponist des "Bolgár Ritmus": Meine eigentlich Idee aber ist die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader. Dieser Idee versuche ich in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einflüsse, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen. Nu?
Enja Records
Walkin' T:-)M


Solas "The Edge of Silence"
Label: Shanachie/Koch; 78046; 2002; Spielzeit: 52.36 min
Alles neu macht der Mai. Das haben sich offenbar auch Solas gesagt (siehe auch FW#17). Deirdre Scanlan singt poppige Coversongs von Bob Dylan ("Dignity"), Tom Waits ("Georgia Lee"), Nick Drake ("Clothes of Sand"), Jessie Colin Young ("Darkness, Darkness") und der Exil-Deutschen Antje Duvekot ("Black Annis", "The Poisonjester's Mask"; vielleicht die eigentliche Entdeckung des Albums, von Antje würde ich gern mehr hören). Die Instrumentalstücke stammen ausschließlich von Flöt- und Banjoist Seamus Egan, Fiddlerin Winifred Horan und Akkordeonist Mick MacAuley. Klanglich sind Solas auf ihrem neuen Werk eher auf dem Basar zuhause, als einem irischen Dorfmarkt. Auch wird mehr Wert auf Rhythmus angelegt, denn auf wiedererkennbare Melodien. Das Ganze ist modern arrangiert - Produzent ist Neil Dorfsmann (Sting, Knopfler, Hornsby, McCartney) -, inklusive Schlagzeug und Bass. Seamus Egan spielt sogar Stromgitarre. Man spürt, dass Solas aus ausgetretenen Pfaden ausbrechen will. Das ist nicht schlecht, im Gegenteil, aber eine völlig andere Band. Die alten Solas-Fans sollten deshalb vorher lieber einmal probehören.
So weit, so gut. Nur beim deutschen Pressetext hätte man sich schon etwas mehr Mühe geben können. So hat sich Winifred Horan meines Wissens keiner Geschlechtsumwandlung unterzogen und ihre alte Band heisst nicht "Cherisch The Ladys". An der Gitarre klampft auch nicht Liam Clancy, sondern dessen Sohn Donal. Und über den Vergleich - wer Clannad oder Enya liebt, darf an dieser CD nicht verüber gehen, kann ich mich nur wundern. Das beschreibt weder die neuen, noch die alten Solas. (Oder ist das eine Drohung?) Also, bisserl mehr Sorgfalt, Leute!
Shanachie, Deutscher Vertrieb: Koch
Walkin' T:-)M


Anne Sands "The Day is Well Spent"
Label: Spring Records; SCD 1047; 2001; Spielzeit: 47.27 min
Die Sands Family (siehe auch FW#9) war die erste Band, die regelmäßig die DDR heimsuchte, und konnte ihre Lieder in den frühen 70ern sogar in den Musikboxen hören (siehe auch FW#22). Der Kreis schloss sich 1999, als das Live-Album "Hope is in the Morning" in Deutschland aufgenommen wurde. Die Familienbande sind weiterhin intakt, Anne Sands betätigt sich aber auch solo. Die Kompilation "The Day is Well Spent" beinhaltet zwölf ihre Favoriten, aufgenommen zwischen 1975 und 2001 und großteils nicht auf CD erhältlich. Traditionelle Lieder wie "Streets of Derry", "Johnny My Man", "Donal Og", aber auch "I Come and Stand" (ein Gedicht Nazim Hikmets, übersetzt von Pete Seeger) und "Sadako" (geschrieben von Bruder Tommy über ein kleines Mädchen, das die Hiroshimabombe überlebt, nur um an Leukämie zu erkranken). Verschiedene Titel stammen aus der Zusammenarbeit mit Kathleen McPeake ("Take Our Part", 1991), wie Robin Williamsons "October Song", Shay Healys "Mothers, Daughters, Wives" und dem Belfaster Mühlenlied "The Doffin" Mistress". Das Album schließt mit "The Water is Wide", einem der populärsten Lieder Annes, und live aufgenommen im Februar 2001 - wo wohl - in Deutschland. Damit kann man nicht nur einen Tag gut verbringen.
Sands Family
Walkin' T:-)M


Dikanda "Muzyka czterech stron wschodu" (Music from all over the east)
Label: Eigenverlag; Spielzeit: 62:16 min; 17 Tracks; mit wenig Infos
Eigentlich eine Bewerbung zum Leipziger Straßenmusikfestival - was auf der CD hören ist klingt nach einer ansprechenden Bühnenpräsenz. Eine Band aus Polen, 6 Musiker: Baß, Fiddel, Drums, Gitarre, Akkordeon, ... Musik irgendwo zwischen Värttinä, Balkan, Norwegen & jüdischem Städtl: Mazedonisch, Jüdisch, Roma, Weißrussisch, Ukrainisch, Polnisch, Bulgarisch.
Für mich nicht erst seit dem Erleben diverser polnischer Bands: Das Land hinter Oder und Neiße ist uns kulturell näher, als ich lange glaubte. Schade nur, dass ich die Sprache nicht verstehe: "Saluto" - ein polnischer Text zu der bei uns als Totentanz bekannten Melodie. Insgesamt viel Energie und Charme aus Osteuropa.
Auf dem Cover: Menschen auf weitem Feld vor einem noch verschleierten, strahlendem Sonnenaufgang. In diesem Bild und in der Musik eingefangen - ein Lebensgefühl.
Dikanda, PL-74-100 Gryfino str. Poczt. 74, Tel. +48/9 14 15 04 50, dikanda@poczta.onet.pl
Frank Jagusch


Duivelspack - Die Spielleut zu Theotmalli "In 3 Teufels Namen"
Label: Eigenverlag; 2001; Spielzeit: 47:09 min; 13 Tracks; mit Infos
Eine CD mit Rahmen - im ersten und letzten Stück wird die Frage nach der Existenz des Teufels gestellt. So geht es frech und munter bis eindrucksvoll und besinnlich zu. Texte zumeist in deutsch mit lateinischen Einsprengseln und Musik ab dem 14. Jahrhundert aus Zentraleuropa ist zu hören. Der Tourdion mit französischen und deutschen Worten gelingt zum feierlichen Loblied des Weines. Der Herr von Falkenberg - altbekannt, durch interessantes fasst szenisches Arrangement neu und gar nicht langweilig...
Zuständig sind die drei Teufel: Arnulf der Puster (Arnulf Heger), Musicus Varus (Daniel Wahren), Marquard vom Lindenbaum (Marcus Linnemann). Dazu sind auf der CD noch einige Gäste vertreten. Es wird mit einem reichhaltigen Instrumentarium geblasen, gestrichen, gezupft und gesungen.
Für Mitte 2002 ist eine zweite CD mit mehr Eigenanteilen geplant. Die vorliegende CD ist eher eine Werbung für Live-Auftritte: "Wir bringen Euch und Euren Gästen ein längst vergessenes Lebensgefühl zurück!"
Duivelspack, Arne Heger, Lange Straße 11, D-32756 Detmold, Tel. +49/1 71/5 46 17 80, Fax +49/52 31/70 99 70, kontakt@duivelspack.de
Frank Jagusch


Hora Colora "Balcancan"
Label: Unicornio Records; 2002; Spielzeit: 59:37 min; 12 Tracks; mit Infos und Texten
Der Untertitel zum Bandnamen sagt eigentlich alles: Balkan meets Jazz - Musik aus Ungarn und vom Balkan. Es findet keine "Verjazzung" statt, die traditionelle Spielart wird behutsam ergänzt und dem heutigen Ohr etwas komplexer angeboten. Der Respekt vor der Tradition äußert sich überzeugend in der Tanzbarkeit vieler Stücke. Die CD klingt nach Vitalität und dem Atem von Tanzböden...
Die in Kroatien aufgewachsene Anti von Klewitz dominiert die Stücke mit ihrem herben Gesang. Daneben stehen Violine, Viola, Bass, Gitarre und behutsame Perkussion in gelungener Kombination.
Lobenswert auch das gelungene Cover mit Texten in Originalsprache, deutscher Übertragung und zusätzlichen Anmerkungen.
Unicornio Records, Parkstr. 14, D-01465 Liegau-Augustusbad, Tel. +49/35 28/41 31 90, Fax +49/35 28/41 31 80, info@unicornio.de
Frank Jagusch


Le Goût "Experience of the moment"
Label: Eigenverlag; 2001; Spielzeit: 61:02 min; 5 Tracks; mit Infos
Meditative, esoterische Musik über der eine Stimme ohne Worte schwebt. Ein Versuch, Instrumente der (Ur-)Bevölkerung aus verschiedenen Weltecken und deren Spiel- und Erlebenspraktiken zusammenzuführen: Didgeridoo, diverse (indianische) Trommeln, Monochord und Piano.
Fünf Akteure haben sich zu dieser rein improvisierten Musik zusammengefunden. Wenn sie nicht gemeinsam spielen, bauen sie Instrumente oder lehren und therapieren über und mit Musik. Diese Erfahrungen ermöglichen es ihnen, sich ohne Absprachen in der Musik gegenseitig zu inspirieren. So entsteht in den Stücken ein unaufdringlicher, stetiger Fluss von Veränderung und Entwicklung.
Lebendige Stimme, Regina Lindinger, Landwehrstr. 52, D-80336 München, Tel. +49/89/5 38 02 01, Fax +49/89/5 38 02 01, regina.lindinger@t-online.de
Frank Jagusch


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Zum Inhalt der FolkWorld Nr. 22

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 06/2002

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