Ausgabe 13 03/2000

FolkWorld CD-Besprechungen

Dog

Calima Flamenca "Al calor de la noche"
Label:
Aviva Records/Magnetic Music Ltd. 1999; Spielzeit: 33:58 min; 9 Tracks; mit Texten cds2.html
Spanische Musik bestehend aus Flamenco Nuevo und Rumba Flamenca. Der Gruppenname (Glut des Flamenco) hält nicht ganz was er verspricht: Virtuos leidenschaftlich und dennoch irgendwie poppig glatt – wie für’s Radio. Ich glaube, die Musiker können’s eigentlich besser. Die Zusammensetzung der Band läßt dies vermuten: Juan Lopez aus Spanien ist mit traditionellem Flamenco-Gesang aufgewachsen, Oliver Oppermann aus Deutschland ist einer der wenigen blonden Flamenco-Gitarristen, Nelson Arruagada aus Chile bringt den Rumba ein und Sandra Parra von Malaga sorgt für den passenden Tanz und mit Juan für leidenschaftliche Gesangsduelle.
Es ist die erste Scheibe eines Ablegers der Magnetic Music. Aviva wendet sich der Musik des spanischen Sprachraumes zu.
Aviva Records/Magnetic Music Ltd., Planie 22, 72764 Reutlingen, Tel. +49/71 21/47 86 05, Fax +49/71 21/47 86 06; magmusic@magnetic-music.com
Frank Jagusch


Cian "Three shouts from a hill" und "Paddy’s green Shamrock Shore"
Label: Cian Music Ltd.
CIAN 001; 1998; Spielzeit: 42:59 min; 12 Tracks
CIAN 002; 1999; Spielzeit: 11:15 min; 3 Tracks
Vier Jungens von der Insel mit ihrer 1998-er Debüt-CD: Brian Duke (Flöte), Padraig Rynne (Concertina), Tim Murray (Gitarre und Gesang) und Damien Quinn (Bodhrán/Perc.). „Klassisch Irisch", technisch perfekt, ohne Hatz und mit Ausdruck gespielt. Jigs, Reels, Hornpipes, Slow Reels, Songs, Airs und eigene Stücke, die kaum vom überlieferten zu unterscheiden sind.
Auf der 1999-er Demo-CD findet sich eine schöne Interpretation von Paddy’s green Shamrock Shore und zwei Mitschnitte in Club-Atmosphere. Noch etwas melodiöser und ausdrucksstärker.
Tim Murray, Cian Music Ltd., 11 Bromley Way, Ardkeen Village, Waterford, Ireland, Tel./Fax +3 53/51/84 31 27, Tel. +3 53/87/2 29 15 13; timmurray@tinet.ie, cianmusic@eircom.ie
Frank Jagusch


Das Blaue Einhorn "Gesänge aus verlorenen Gärten"
Label: Unicornio Records; UR 34012; 1999; Spielzeit: 56:35 min; 14 Tracks; mit Texten und Infos
Obwohl beim Folkförderpreis ’99 der Zufall (das Abspringen einer anderen Band) die Hand im Spiel hatte, ist der Preis wohl verdient. Ein Applausmeßgerät hätte beim Endausscheid in Rudolstadt dem Einhorn sicher den ersten Preis gebracht... Meine erste Vermutung, die CD sei "schnell mal aufgenommen", um den Popularitätschub zu nutzen, zerstreute sich beim ersten Hören und Betrachten in Wohlgefallen. Beim Blauen Einhorn schon selbstverständlich und dennoch eine Bemerkung wert – das dicke, "handgemachte" CD-Begleitheft – ein kleines Kunstwerk für sich.
Live und ohne Nachbearbeitung und dennoch aus einem Guß. Eine Musik, ein Lebensgefühl in dem vieles zusammenfließt: Jiddisch, Roma, Sinti, viel Osteuropa ... Die andere Seite unseres Selbst, die in unserer rationalen Welt so oft unterdrückt wird. Arm und Reich, Glück und Unglück, Liebe – alles miteinander verquickt und doch nicht voneinander abhängig. Was ist Glück? Was ist Reichtum? Die Welt des Einhorns beschränkt sich nicht auf romantische Fernen – einige Texte, wie auch die "anderen Programme" stehen sehr Nahe am Heute und Jetzt.
Es ist schwer über die Musik des Einhorns zu schreiben. Ihre Eigenart, Schönheit und Faszination entzieht sich den Worten. Worte sind zu armselig, es müßten ihrer viele angehäuft werden und sie würden doch nicht reichen. Da hilft nur erleben, erhören, erfühlen ...
Unicornio Records, Parkstr. 14, 01465 Liegau-Augustusbad, Tel./Fax +49/35 28/44 08 81; unicornio-records@t-online.de
Frank Jagusch


Helmut Eisel "Clarinet Stories"
Label: Westpark music; 87068; 1999; Spielzeit: 63:21 min; 14 Tracks; mit Infos
Ein folkiger Auftakt – aber kein Folk im engeren Sinne. Eher die Suche nach dem "Was noch?" der Klarinette nach Klassik und jiddischer/jüdischer Tradition. Gefunden werden Geschichten, die mit der Klarinette auf dem Hintergrund von Tonmalereien aus natürlichen Geräuschen (auf neudeutsch: Soundscapes) anschaulich und die Phantasie anregend erzählt werden. Dazwischen altbekanntes (jiddisches) in interessanter eigener Interpretation und "richtige" Klassik (Debussy). Helmut Eisel sucht sich ab und zu passende Unterstützung und findet sie in Klavier, Cello und den Soundscapes. So kommen dann auch zwei Stücke ganz ohne Klarinette aus...
An der technischen und musikalischen Qualität gibt es keinen Zweifel – Helmut Eisel ist einer der besten deutschen Klarinettisten.
Westpark music, Rathenauplatz 4, 50674 Köln, Tel. +49/2 21/24 76 44, Fax +49/2 21/23 18 19 Westpark music, Rathenauplatz 4, 50674 Köln, Tel. +49/2 21/24 76 44, Fax +49/2 21/23 18 19; westparc@aol.com
Frank Jagusch


kennemark simonson källman "bäsk"
Label: Xource Records; XOUCD 124; 1999; Spielzeit: 54:13 min; 16 Tracks; mit Infos in schwedisch
Ein Trio aus gestandenen Musikern: Jonas Simonson entlockte schon bei Groupa, Den Fule u.a. verschiedensten Flöten seine Töne, Hans Kennemark fiedelte schon bei Tritonus und Forsmark Tre, Sten Källman trommelte und blies schon bei Filarfolket, Simbi und Den Fule. Als Saxophonist und Liebhaber fremder (Perkussions-) Einflüsse bringt letzterer die besondere Note ins Album. Entstanden ist zutiefst schwedisch-nordische Musik. In den Label-Infos zur CD steht „stellenweise schmerzhaft schön" – ich kann’s nur bestätigen. Polsken, Valsen, Schottischs, Brudmarschen ... – zum Großteil tanzbar. Musik, schön wie ein leichter schwungvoller Gedanke im Sommer – faßt wie nicht von dieser Welt.
Xource Records, Tel. +46/8/6 30 36 44 xource@mnw.se, xource@headq.mnw.se
Frank Jagusch


Xtc "Homespun (The apple venus volume one home demos)"
Label: Idea Recors/Cooking Vinyl; COOK CD188; 1999; Spielzeit: 48:20 min; 11 Tracks; mit infos (und Texten) in Englisch
Bei Leibe kein Folk. Etwas (und im Cover zugegeben) wie frühe (unplugged-) Beatles. Ziemlich Englisch. Aus Augenblicksideen oder erlebten Situationen geborene Songs, mehr oder weniger unfertige Demos – dies macht den Reiz der oft etwas schrägen Stücke aus. Allsamt Vorläufer und "Abfallprodukte" der Alben "Nonsuch" und "Apple Venus" von Andy Partridge und Colin Moulding. Der Context/die Geschichten der Stücke stehen im CD-Begleitheft.
Idea Recors/Cooking Vinyl, PO Box 1745, GB – London W3 OZA
Frank Jagusch


Chris Armstrong "Quantum Leap"
Label:
KRL/Lochshore; CDLDL 1295; 1999; Spielzeit: 52.51 min
In Deutschland ist Chris Armstrong mehr als Dudelsackspieler der Gruppe Canterach bekannt, die mit ihrem schottischen Folkrock schon zwei Mal auf der Celtic Halloween Tour zu sehen war. Und das Album "Quantum Leap" wurde auch zum großen Teile gemeinsam mit Chis' Canterach-Kollegen eingespielt.
Mit seinen gerade erst 19 Jahren hat Chris Armstrong schon unzählige hervorragende Dudelsacktunes geschrieben, die tief verwurzelt in den Traditionen dennoch der Dudelsackmusik eine neue moderne Dimension verleihen. Nebenher hat der junge Mann auch schon etliche erste Preise bei Dudelsackwettbewerbe einkassiert.
"Quantum Leap" ist das zweite Album von Chris (das erste war "Notes in ma Heid"), und schließt in Qualität nahtlos an den Erstling an. Dabei präsentiert "Quantum Leap" Beispiele dreier verschiedener Arrangements: Solo-Piping (2 Stücke), "traditionelles" Pipes & Drums (snare & tenor drums, 2 Stücke) und schliesslich jede Menge modernen innovativen Folkrock, meist mit seinen Canterach-Kollegen Ross Kennedy (g), Steve Lawrence (perc, eg), Marc Duff (whistle, wind synth, bouz.), Angus Lyon (keys, programming). Die Tunes stammen ohne Ausnahme allesamt aus Chris' Feder - schon beeindruckend; an dem Titel der ersten CD, "Notes in ma Heid", scheint bei Chris was dran zu sein...
KRL/Lochshore
Michael Moll


Jennifer & Hazel Wrigley "Mither o' the sea"
Label:
Greentrax; CDTRAX 183 ; 1999; Playing time: 44.21 min
Die Wrigley Zwillinge von den Orkney Inseln haben auch in Deutschland schon einen gewissen Bekanntheitsgrat erreicht. Jenny spielt die Fiddle (und auch die Norwegische Hardanger Fele), Hazel Gitarre und Piano. Ihr Zusammenspiel ist fantastisch - wie sollte es auch anders sein bei Zwilinngen, die ihr ganzes Leben zusammen musiziert haben... Begleitet werden die beiden auf diesem Album von Aaron Jones (ex-Seelyhoo, Craobh Rua) auf der Bass Gitarre, Eamonn Coyne (Russels House) spielt Banjo und Mandoline, Kevin MacRae Cello, Rick Bamford Percussion und Simon Thoumire Concertina und Whistle. All diese Gäste stehlen Jenny und Hazel nicht die Show - sie halten sich dezent im Hintergrund und unterstüten die frische traditionelle Musik des Duos nur.
Die Tunes sind etwa zur Hälfte von einer der Wrigley Schwestern selbst komponiert worden (der etwas größere Teil von Jenny), der Rest zum Größten Teil von zeitgenössoschen Musikern. Die Schöheit der Stücke spiegelt die tiefe Verwurzelung in den Traditionen wieder.
Ein sehr schönes Album, das für Freunde der Fiddletraditionen Orkneys - oder auch Shetlands oder Schottlands - ein Muss ist.
Greentrax
Christian Moll


Poeta Magica "Ferox"
Verlag der Spielleute ;CD 9901;1999;51:28 min Mail: poetamagic@aol.com
"Expressive medieval music" labelt Poeta Magica auf dem Cover des CD-Booklet die Musik auf ihrem neuen Album "Ferox". Gradlinig schließt Poeta Magica an frühere Alben an und bieten ingesamt 51 Minuten traditionelle mittelalterliche Spielmannsmusik. Die meisten der ingesamt 12 Titel auf "Ferox" stammen aus historischen Quellen wie dem "codex princeps" oder aus "cantigas de santa maria".
Musikalisch dürfte "Ferox" eher Liebhaber von Mittelaltermusik ansprechen, die sich eng an historischen Vorbildern anlegt. Die Band verzichtet gradlinig auf allzu freie Interpretationen bei der Instrumentierung ebenso wie bei der Interpretation der Stücke. Neben Nickelharpa, Drehleier, historischen Pfeifen und Percussion greift das Quintett auch einmal zum E-Bass oder zur e-Nickelharpa, hörbarer Maßstab aller Dinge bleibt jedoch immer die historische Vorlage.
Verlag der Spielleute
Dorthe Lübbert


Billy Bragg "Reaching to the Converted"
Cooking-Vinyl; COOKCD 186;1999; Mail: info@cookingvinyl.com
Als charts-erfahrener Folk-Rocker hat der Brite Billy Bragg auch in Deutschland seine feste Fangemeinde. Diese wird das Erscheinen von "Reaching to the Converted" mit Interesse zur Kenntnis nehmen: Als Reminiszenz auf die letzten 10 Jahre Billy Bragg finden sich auf der CD frühe Singles, unbekannte Compilations und Bonustracks früherer CDs.
Billy Braggs Werbeagentur schreibt zur CD: "So präsentiert ´Reaching to the Converting´ tatsächlich keinen alten Wein in neuen Schläuchen, sondern hilft als Special Price Angebot essentielle Lücken in der Sammlung des umfangreichen Werks von Billy Bragg zu schließen. Ob dem so ist, kann wohl nur der eingefleischte Fan entscheiden, alle Anfänger in Sachen Billy Bragg können sich auf die Schnelle einen Eindruck vom Repertoire des Folkrockers machen.
Cooking-Vinyl
Dorthe Lübbert


Robin Laing "Imaginary Lines"
Greentrax;CD-Trax 185;1999;61:20 min Mail: greentrax@aol.com
Gewohnt gleichermaßen unaufdringlich wie intensiv präsentiert sich Robin Laing auf seiner vierten CD "Imaginary Lines". Nach seiner erfolgreichen "One-Man-Scottish-Whisky-Show" hat sich der gebürtige Edingburgher auf seinem neuen Album wieder seinen eigenen Kompositionen verschrieben. Zwölf der ingesamt vierzehn Titel stammen aus der Feder von Robin Laing. Produziert wurde die CD von "The Pearlfishers" Davie Scott, der mitunter selbst zu Keyboard, Gitarre und Bass greift.
"Imaginary Lines" überzeugt durch ein stimmiges, abwechslungsreiches musikalisches und inhaltliches Konzept. So greift Robin Laing aktuelle Themen wie das erste schottische Parlament auf, besingt die Clydedalesschen Pferde oder erzählt einfach schöne Geschichten aus dem Alltag.
Track 12 "Venezuela" (Robin Laing im Duett mit Ursula Ryan), hat es übrigens auf Anhieb auf Platz 1 meiner persönlichen Bürocharts geschafft und läuft mitunter so oft hintereinander, bis sich die Kollegen beschweren.
Greentrax
Dorthe Lübbert


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 03/2000

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