Ausgabe 5 7/98

FolkWorld Live Review

"Irish Night" einmal anders: Andy Irvine in Kiel

Am 1. April 1998

Von Susanne Kalweit

"Selbst ist der Irlandfan", dachte sich die drei von 'Black Bush', als kein Veranstalter bereit war, ihren Folk-Helden Andy Irvine einzuladen, und organisierten auf eigenes Risiko ein Doppelkonzert. Ihr Mut zahlte sich aus - gut 200 Leute füllten am 1. April die Kieler 'Räucherei'.

Andy Irvine; photo by The Mollis 'Black Bush' eröffneten den Abend. Sie haben sich in Kiel und Umgebung durch ihre mitreißende, dabei sehr sensibel gespielte Musik über mehr als zehn Jahre einen Namen gemacht haben, Die Vielfalt der Instrumente, auf denen Andreas Köpke und Michael Lempelius zu Hause sind, und Detlef Wittenburgs ruhige Balladen aus dem irisch-schottisches Repertoire bildeten einen schönen Einstieg in den Hauptteil des Abends.

Die Folkgeschichte hat um den Namen Andy Irvine eine solche Legende gesponnen, daß man kaum zu glauben wagte, er sei wirklich da. Ganz still kam er auf die Bühne, ohne Allüren, nahm fast schüchtern den Begrüßungsapplaus entgegen. Erfreulich zu sagen, daß das Publikum seiner würdig war - solche Stille kennt man in der 'Räucherei' sonst selten.

Ich erlebte ihn zum erstenmal live. Vorher hatte ich gehört, Andy Irvine sei schwierig, versponnen, nehme auf sein Publikum keine Rücksicht und 'spiele so vor sich hin'. Vielleicht ist das gelegentlich so. An diesem Abend war er offen für das Publikum, hatte zu jedem seiner Songs eine Geschichte oder ein paar erläuternde Sätze zu sagen. Auf lautes Gelächter war er nicht aus, erntete aber oft stilles, verständnisinniges Schmunzeln.

Das Programm mischte Traditionelles, Privates und einige sehr politische Songs von seiner letzten CD wie 'Lest We Forget' oder 'Forgotten Hero'. Immer wieder griff er, zur Freude der Zuhörer, zu altbekannten Liedern. Wenn er singt 'Never tire of the road', so glaubt man es diesem alterslosen Barden mit den dunklen Locken, der heute noch aussieht wie ein letzter Vertreter der Hippie-Generation. Zu 'The Blacksmith' erinnerte er sich an seine Zeit mit Planxty: "We played the song so often, when we split up I never wanted to hear it again. To my surprise I find I actually like doing it again after twenty years."

Aufgelockert wurde der Set durch instrumentale Kabinettstücke auf Gitarre, Mandoline oder Mandola, die an Virtuosität ihresgleichen suchten. Nach viel zu kurzen zwei Stunden verabschiedete sich Andy Irvine mit einem sehr privaten eigenen Lied, 'Time will cure me', und entließ sein begeistertes Publikum mit einer kurzen Zugabe.

Einen gemeinsamen Abschlußset gab es nicht. 'Black Bush' - ganz gewiß keine musikalischen Wickelkinder - gestanden später, sie hätten sich einfach nicht getraut, ihre musikalischen Fähigkeiten neben die von Andy Irvine zu stellen. Nächstes Mal, Jungs!

Photo Credit: Photo by The Mollis


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 7/98

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