FolkWorld #45 07/2011
© Morten Alfred Høirup

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Habadekuk

Traditionelle dänische Musik Volldampf voraus!

Habadekuk

Habadekuk @ FolkWorld: FW#45

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www.habadekuk.dk

Stell dir ein typisches Sommerfestival vor, irgendwo in Europa. Es ist spät abends, die Sonne ist untergegangen und das Publikum versammelt sich vor der großen, hell beleuchteten Bühne. Keiner weiss genau, was jetzt zu erwarten ist ... aber alle sind neugierig. Endlich kündet die Ansagerin die nächste Band an. Eine Band aus Dänemark, und auf die Bühne strömen jetzt neun junge Musiker mit Saxophon, Posaune, Trompete, Gitarre, Klavier, Kontrabass, Schlagzeug, Akkordeon und Geige. “Wie viele von euch haben vorher noch nie traditionelle dänische Musik erlebt?“, fragt der Geiger das Publikum. Fast alle Hände heben sich: "So viele? Das müssen wir ändern! Meine Damen und Herren, es ist Partytime!“ Dann wird schweisstreibende traditionelle Tanzmusik aus Dänemark gespielt. Polkas, trekanter (Jigs), firtur (Reels) und Hopsa. Die Stimmung explodiert, Leute tanzen Paartänze und selbst erfundene Tänze, andere hüpfen vor Freude rauf und runter, während sich Bläserriffs, Gitarrensolos und Salsaklavier sich mit den mehr traditionell klingenden Töne von Geige und Akkordeon vermischen.

Die Band Habadekuk hat ihr Ursprung im Umweld von die Musikhochschule in Odense (The Academy of Music and Dramatic Arts Southern Denmark), wo sich die einzige Folkmusikausbildung befindet. Hier ließ sich eine Handvoll von Studenten aus der Jazz- und Folkszene von der kanadischen Gruppe La Bottine Souriante inspiriren, um eine dänische Folk-Big-Band zu gründen. Damit war Habadekuk geboren.

"Wir haben vor ein paar Jahren Habadekuk gegründet, weil wir einfach gerne eine neue Party-Big-Band in Dänemark entwickeln wollten. Die Idee war von vornherein, geile Folksmusik auf die Bühne zu bringen...“, erzählt Kristian Bugge, Geiger von Habadekuk, und sein Kollege Theis Langeland, Klavierspieler der Gruppe, ergänzt: „Eine grundlegende Idee mit dieser Band war von Anfang an, ein breites Publikum anzusprechen, das normalerweise nicht traditionelle dänische Folksmusik anhört. Wir wollten ihnen eine andere Art von Folkmusik mit „Power“ anbieten. Musik, an die sie nicht gewöhnt sind“. „Wir spielten neulich auf einem mehr rock-orientierten Festival, es war so um Mitternacht, und sehr viele junge Leute sind herbei geströmt, als sie unsere Musik hörten. Z erst haben sie Kristians Geige angeglotzt, als wäre es ein merkwürdiges Instrument, aber dann hat sich alles zu einem geilen Fest entwickelt. Es war fast wie ein Amoklauf, eine geile Party, wo alle getanzt haben, Unterwäsche auf die Bühne geschmissen haben usw. Richtig amüsant!“

Habadekuk

Die musikalische Grundlage für Habadekuk ist traditionelle dänische Musik, und die Band findet ihre Melodien bei alten dänischen Spielleute, in staubigen Notenbüchern und alten Feldaufnahmen. Die meisten Melodien sind zwischen 150 und 200 Jahren alt und stammen aus einer Zeit, wo sie auf Erntedankfesten, Hochzeiten, Weihnachtsfesten und Tanzfesten gespielt wurden. Kristian Bugge hat sich auf traditionelle dänische Musik spezialisiert und mit einer Reihe von älteren dänischen Spielleuten gespielt und von ihnen gelernt, u.a. dem 84jährigen Akkordeonspieler Karl Skaarup aus der Region Thy, mit wem er gelegentlich immer noch spielt.

Es gibt glücklicherweise immer noch Leute, die die traditionelle Musik zum Tanz verwenden, sowie junge und alte, die die Musik spielen. Aber vielleicht nicht so viele wie in unseren nordischen Nachbarländern. In Norwegen und Schweden gibt es zum Beispiel eine Tradition, wo man sich als Riksspielman bewirbt, wo nationale und regionale Wettbewerbe und Meisterschaften abgehalten werden, und wo Meister in verschiedene, Kategorien gekührt werden. So etwas gab es bis vor kurzem nicht in Dänemark.

2009 gewann Habadekuk die Nordischen Meisterschaften der Folksmusik in Sälen in Schweden in der Kategorie „Folk-Gruppen“. Der Preis, der in harter Konkurrenz mit Gruppen aus Schweden, Norwegen und Finnland gewonnen wurde, war mit 15.000 schwedischen Kronen dotiert. Als Folge des Sieges befand sich die Musik von Habakuk mit einem Schlag auf allen Rundfunkstationen - ausser beim dänischen Rundfunk (Danmarks Radio), der konsequent die eigene Folkmusik ignoriert. Seitdem hat Habadekuk sich bemüht, „neue“ traditionelle Musik aufzustöbern und sie neu zu gestalten und zu arrangieren. Sie haben viele Konzerte gespielt und sind dabei, ihre erste CD zu produzieren.

Habadekuk

Habadekuk sind: Peter Eget (Akkordeon), Kristian Bugge (Geige), Theis Juul Langlands (Klavier), Rasmus Henriksen (Posaune), Jakob Holdensen (Trompete), Rasmus Fribo (Saxofon), Rasmus Brylle (Schlagzeug), Jens Krøgholt (Kontrabass), Morten Nordal (Gitarre)

„Wir sammeln neues Material aus alten Quellen, verwenden, was am Spannendsten erscheint, und machen neue Arrangements unter Einbeziehung ganz anderer musikalischer Genres. Wir bemühen uns auf der Bühne, Partystimmung hervorzurufen...“, erzählt Kristian, und Theis ergänzt: „Als Erklärung für die, die traditionelle dänische Musik nicht kennen, können wir sagen, dass sie der keltischen Tradition ähnlich ist. Die Melodien sind ein bisschen anders, aber Feeling und Sound liegen sehr nahe an keltischer Folkmusik, insbesonders unterscheidet sie sich von schwedischer und norwegischer Musik“. Kristian: „Diese Musik ist ursprünglich zum Tanzen konzipiert worden, und diese Energie möchten wir gerne bewahren, aber wir tun es auf eine Weise, dass die Musik sich auch nur zum Anhören eignet. Im Zukunft werden wir auf Festivals in Dänemark und im Ausland spielen, aber wir möchten auch andere Arten von Festivals besuchen, wo wir unser Publikum mit Musik überraschen können, von der sie bisher keine Ahnung hatten. So, wir sehen uns irgendwo da draussen!“

Auf einem Sommerfestival irgendwo in Europa ist es spät geworden, die Party ist voll im Gange. Die dänische Folk-Big-Band Habadekuk nähert sich vor einer Menge heiterer und tanzender Menschen dem Programmschluss. Über die Anfangstöne der Zugabe, ein treibender dänischer Hopsa, ruft ein verschwitzter Kristian: „ Na Leute, wie findet ihr jetzt traditionelle Musik aus Dänemark?“

Der Rest ist Geschichte – oder sagen wir lieber – Zukunft?

Deutsche Übersetzung: John Høyer Nielsen

Photo Credits: (1)-(3) Habadekuk (from website).


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