FolkWorld #45 07/2011

CD & DVD Reviews

Nikola Materne & Bossanoire "Wunderbar Allein"
ideedeluxe records, 2011

www.bossanoire.de

Wenn man sich bemüht, die Größen des Deutschen Jazz- Schlagers zusammenzuzählen, so genügen die Finger an der Hand eines unaufmerksamen Tischlers. Catharina Valente, Manfred Krug, Götz Alsmann. Punkt. Sich in diese Liga der Ehrwürdigkeiten hineinzusingen, dazu bedarf es nicht nur Mut und Können, sondern vor allem eine Form der Ungezwungenheit, wie es sie in der Unterhaltungsbranche eigentlich nicht gibt. Nikola Materne besitzt diese unbekümmerte Leichtigkeit Songs zu interpretieren, die einem glatt und weich durch die Gehörgänge gleiten, wie ein handgemachtes Eis an einem Sommertag über den Gaumen rutscht. Bossanoire heißt das musikalische Projekt, das sie zusammen mit dem Komponisten Jost Ziegner und einer Handvoll erlesener Musiker auf die Beine gestellt hat. Die CD "Wunderbar allein" ist von der ersten Sekunde eine die Seele streichelnde Erholung von jeder Qual, die einem das Radioprogramm bereitet. Nikola Maternes Umgang mit der Sprache des Alltags ist erfrischend. Ihre Texte verbiegen sich nicht in gewollt origineller Reimakrobatik. Im Gegenteil. Es ist die Alltagssprache, die sie mühelos von Alltagsstaub befreit. Wunderbar hört sich es an, wenn sie aus den kleinen, fast zu übersehenden Augenblicken romantische Poesie macht. "Glücksgefühl" beispielsweise ist so ein Lied, bei dem der Titel bereits verrät, was das Lied mit einem anstellt. "Wunderbar allein" der Titelsong, erzählt von den herrlichen Augenblicken, in denen man mal nichts und niemanden um sich hat und sich ganz auf seine eigenen Angelegenheiten besinnen kann. Das Thema „Allein sein“ betrachtet sie auch von der anderen Seite. "Wie konnte das passieren", "Weg von mir" und "Allein in der Fremde" sind einfühlsame Lieder vom Einsamsein, die sie mit leichtfüßiger daherkommender Schwermut interpretiert. Das Chanson "Les Jours D'été" spielt ebenfalls mit diesem Gefühl und bringt dabei ganz lässig jenen Zusammenhang zwischen Leichtfertigkeit und Einsicht zur Geltung. Neben "Glücksmoment" gehört "Fernbeziehung" zu den Liedern, die einem jeden Anflug von schlechter Laune vertreiben. So flirtet sie mit klarer Sprache und stilsicherer Unbekümmertheit mit Bossa Nova, wie sie in dieser Eleganz bestenfalls von Sergio Mendes zu hören ist, wechselt zum Tango und zum Chanson. So charmant wie Götz Alsmann und so liebenswert wie Catharina Valente wirkt Nikola Materne. Ihre Stimme, weich, zärtlich und doch so deutlich um nicht nur mit ihrem Gesang, sondern gerade mit der Klarheit ihrer Worte zu faszinieren. Wer den Mangel an Sinnlichkeit und Romantik im Alltag bemängelt, findet all das in der Musik und den Texten von Nikola Materne und Bossanoire.
© Karsten Rube


Artaica "Nits Cosides"
Galileo, 2011

www.artaica.com

Eine außergewöhnliche Stimme meldet sich mit einer außergewöhnlichen CD zurück. Die spanische Sängerin Mara Arande ist in Deutschland mit Bands bekannt geworden, wie L'Ham de Foc und dem Zeitreise-Album "Al-Maraya" des Al Andaluz Projects. "Nits Cosides" ist anderes, als die bisher von ihr bekannten Töne. Mara Arande kommt hier mit spärlicher Begleitung beinahe kammermusikalisch daher. Immer wieder gerät man beim Hören in eine traumseelige Stimmung, denn die Lieder, auf "Nits Cosides" spielen mit dem Gefühl, die Dunkelheit der Nacht hörbar zu machen. Es sind Balladen voller Schwermut, dezent begleitet von Klavier und einer Geige, deren Klang man mit nichts anderem, als weinend bezeichnen kann. "Nits Cosides" fächert sich auf zwischen traditionellem Lied mit sephardischen Einflüssen und populären mediterranen Melodien, die sie zeitgemäß interpretiert. Dabei profitieren die Lieder von der minimalistischen Besetzung und von der Frontstellung, die die Stimme der Sängerin einnimmt. Sanfte Wehmut verbreitet sie mit der Habanera "Havanera dels Peixets", einer der neun durchweg gelungenen Songs der CD. Die folgende Ballade "La dama d'Arago" gibt sich schon stärkerer Schwermut hin. Mit "Flors per Demá" gelingt ihr ein an Spannung gewinnender Bolero". Aber auch fröhlichere Töne sind auf der CD zu hören, wie bei der populären chassidischen Melodie "Lustige Hasidim", in der die Klarinette die Hauptstimme führt. "Nits Cosidis" ist besondere Musik, die tief aus der Seele singt und auch tief in die Seele dringen möchte. Man sollte sich die Zeit nehmen, die diese Musik benötigt. Dann belohnt "Nits Cosides" mit einem einzigartigen befriedigenden Gefühl.
© Karsten Rube


Makis Ablianitis "Bahar - Live under the Sky"
Libra Music, 2004

www.makisablianitis.com
www.greekmusicshop.gr

Makis Ablianitis gehört in seiner griechischen Heimat zu den populärsten Gitarristen. Seine experimentelle Mischung aus Jazz und traditioneller griechischer Musik trifft im Jahr 2000 mit der Veröffentlichung der CD "Bahar" den Zeitgeist. 2004 lässt er dieses Projekt noch einmal aufleben, doch wagt er sich diesmal aus dem Studio hinaus und spielt "Bahar" live ein. "Bahar - Live under the Sky" heißt das Album folgerichtig und was im Studio gut funktionierte, ist live eine Offenbarung. Neben seinem meisterhaften Gitarrenspiel, das oftmals an John McLaughlin erinnert, finden sich zahlreiche multikulturelle Komponenten in seiner Musik. Die armenische Duduk, die indische Bansuri-Flöte, Dudelsack, aber auch Keybord und Percussion stehen ebenfalls zu Auswahl. So gelingt es Ablianitis einen Bogen zu spannen vom Balkan, über den Nahen Osten bis hin nach Indien. Die polyrhythmischen Kompositionen lassen schnell bekannte Hörgewohnheiten schmelzen. Man kann sich entweder dem traurigen Klang der Duduk hingeben oder zum ausgelassen Tanz aufstehen, sobald Ablianitis seine Akustikgitarre in Bewegung bringt. "Bahar - Live Under the Sky" ist in musikalischer Hinsicht eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber wie das bei Achterbahnfahrten häufig vorkommt, ruft man hinterher oft: "Noch mal!"
© Karsten Rube


Blick Bassy "Hongo Calling"
World Connection, 2011

www.myspace.com/blickbassy2

Der in Paris lebende Musiker Blick Bassy hat bereits 2009 mit seinem Debüt-Album "Leman" für Verzückung gesorgt. Jetzt legt er mit "Hongo Calling" nach und liefert doch keine einfache Folge-CD ab. "Hongo Calling" ist so etwas, wie ein Konzeptalbum. Blick Bassy stöbert einem Phänomen nach, das er an unterschiedlichen Orten bemerkte. Musikalische Ausdrücke entwickeln sich an verschiedenen Plätzen der Welt auf ähnliche Weise. Rhythmen und Tänze ähneln sich häufig. Aber warum? Hongo ist ein Rhythmus, den Bassy aus seiner Heimat Kamerun kennt. Doch einen solchen Rhythmus fand er auch im Senegal, auf den Kapverden und sogar in Brasilien. Blick Bassy's CD "Hongo Calling" ist ein Versuch, diese Musikform, die sich an so unterschiedlichen Orten findet, zu bündeln und in seiner eigenen Interpretationsform wieder zu geben. So kommen ganz unterschiedliche Lieder zustande, die mal nach westafrikanischem Pop klingen, mal nach brasilianischer Musik, mal nach kapverdischer Strandschnulze. Aber alle sind von einer betörenden Freundlichkeit, der man sich nicht entziehen möchte. Blick Bassy beweist bereits mit dem zweiten Album, dass er auf dem Weg ist, Afrikas musikalischer Vielfalt eine nicht unwesentliche Facette hinzuzufügen.
© Karsten Rube


BaBa ZuLa "Gecekondu"
Essay Recordings, 2011

English CD Review

www.babazula.com

Die Musik der türkischen Band BaBa ZuLa zu beschreiben ist so schwierig, wie das multikulturelle Leben der Metropole Istanbul umfassend beschreiben zu wollen. Wenn man gerade glaubt, eine Ahnung von der Vielschichtigkeit zu haben, ändert sich der Blickwinkel und alles zeigt sich in einem anderen Licht, einer anderen Perspektive. BaBa ZuLa sind mal als türkische Undergroundmusiker zu verstehen, mal als Psychedelic-Band, mal als kulturelles Gesamtereignis. Bekannt wurden sie außerhalb der Türkei vor allem durch Faith Akins Dokumentarfilm "Crossing the Bridge", einem der wenigen Filme, die es schaffen einen ungefähren Eindruck vom Leben in der Millionenstadt am Bosporus zu zeichnen. "Gecekondu" blickt nun in ein anderes Istanbul, das der illegalen Wohnviertel, das der Slums am Rande des offiziellen Blickfelds. Dabei verwenden BaBa ZuLa verschiedene Stilmittel, um von diesem wild wachsenden Gemisch aus unterschiedlichen sozialen Gruppen und Ethnien ein akustisches Bild zu zeichnen. Die elektrische Saz beispielsweise ist eines der wichtigsten Instrumente, die benutzt werden. Die Saz ist ein traditionelles Instrument in der türkischen Musik. Die elektrische Verstärkung zeigt ihren Einzug in die moderne Musik. Computerprogrammierte Soundelemente treffen hier auf das Geklapper von Holzlöffeln als Percussionsinstrumente. Diese ganze spannende Mischung kann man als Orientel-Dub bezeichnen. "Gecekondu" ist ein trancefördernder, elektronischer Bauchtanz, eine psychedelische Soundreise in eine Stadt die schon deshalb fasziniert, weil man keine Chance hat, sie auch nur ansatzweise zu begreifen.
© Karsten Rube


Blind Boys Of Alabama "Take The High Road"
Proper Records, 2011

www.blindboys.com

Die Karriere der Blind Boys of Alabama währt bereits so lange, dass man die eigentliche Zeitangabe kaum fassen kann. 70 Jahre sollen sie bereits aktiv sein, glaubt man ihrer Pressestelle. Unvorstellbar ist das nicht. "Take the High Road" ist ein Album, das sich nicht nur auf traditionelle Country- und Gospelsongs spezialisiert, sondern zudem auf eine prominente Schar von Gastmusikern zurückgreifen kann. Countrystars, wie Vince Gill, Willie Nelson und Hank Williams jr. unterstützen die alten Haudegen des Gospelgesangs nach Kräften. Die 13 Songs sind nach bewährter Blind Boys Manier voller Seele und mit großer Hingabe interpretiert worden. Großartige Momente besitzt die CD vor allem dann, wenn die Blind Boys zum gemeinschaftlichen Chorgesang ansetzen. Ein besonderes Beispiel dafür sind "Jesus Built A Bridge to heaven" und "Lead me home". Willie Nelson bringt mit dem Song "Family Bible" etwas schläfrige Familienstimmung in Spiel, aber der volle Gesang der Blind Boys hilft gegen die müde Stimme des altersschwach wirkenden Countrystars, und lässt die wesentlich älteren Gospellegenden um einiges frischer wirken. "Take the High Road" ist ein weiteres Beispiel für die Kontinuität der Blind Boys of Alabama.
© Karsten Rube


Farm County Jubilee "Bluegrass Tribute"
Farm County Records, 2011

www.farmcounty.com

RCA Records in Nashville gehört zum Urgestein der Country-Platten-Labels. Dort fingen viele Countrymusiker an, ihre Lieder aufzunehmen, bevor der große Zirkus der Country- und Westernshows begann. RCA Records in Nashville, das ist so etwas wie die Geburtsklinik der kommerziellen amerikanischen Country- und Westernmusik. Farm County Jubilee gründete sich einzig im Gedanken, den alten Songs des Genres, die jeder Countrystar im Programm hat, eine weitere Bühne zu geben. "Gentle on my mind" zum Beispiel ist so ein totgesungener Song von Glen Campell. Hier wird er ganz nett mit Banjo zurechtgestutzt. Auch die alte Elvis-Schnulze "I'm Counting on you" wird exhumiert, nicht ohne den Versuch Elvis' unverwechselbares Knödeln zu covern. Dolly Partons "I wish I felt this way at home" darf nicht fehlen, wobei sich die Sängerin Stacy Scruggs, so adrett man sie auf dem CD-Cover auch fotografisch zugerichtet hat, stimmlich deutlich überhebt. Diese CD macht, so ehrbar der Gedanke ist, an die Anfänge des kommerziellen Countryzirkus zu erinnern, deutlich, wie wenig sich dieser groß aufgemotzte "Stars der Grand Ole Opry"- Zirkus doch vom heimischen Musikantenstadl unterscheidet. Die Ursprünge sind ähnlich. Unterhaltungs- und Tanzmusik zu spielen gehört zu den wichtigen erholsamen Erbauungen der schwer ihr Tagewerk vollbringenden Landbevölkerung. Doch hier wie dort, ist es inzwischen ein Geschäft mit Schwerverdienern, auf deren teure, mit handgestickten Applizierungen versehene Bühnenkleidung, die Designerlederhosen hier und die albernen Rodeoanzüge drüben, weitaus größere Aufmerksamkeit gelegt wird, als auf die Qualität des eigentlichen Auftritts. Farm County Jubilee "Bluegrass Tribute" mag dabei musikalisch noch ganz dezent mit den alten Songs umgehen, aber wer bei der CD bis an den Schluss gelangt und sich die Interpretation von "Bye Bye Love" anhört, sollte dann spätestens begriffen haben, wohin die Waage zwischen musikalischer Qualität und kommerziellem Ausverkauf ausschlägt.
© Karsten Rube


Mino Carvallo "Sertao"
Materiali Sonori, 2010

Der italienische Gitarrist versetzt uns mit seiner CD "Sertao" in ein angenehmes mediterranes Klima. Jazzige Töne zwischen Flamenco, Tango, und brasilianischer Bossa bringt er zu Gehör. Dazwischen stört ein nur aus Percussions und Trillerpfeifen bestehender Marsch aus dem Karneval in Rio. Dieser Teil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der gesamte Rest der CD jedoch ist gefälliger gitarrenbetonter Unterhaltungsjazz. Mino Carvallo lässt sich dabei von einer ganzen Menge hervorragender Instrumentalisten begleiten, wie beispielsweise von der Akkordeonistin Franca Pamploni oder dem Violinisten Ruben Chaviano. Im Vordergrund steht allerdings das virtuose Gitarrenspiel Carvallos, der ohne Mühe in der Lage ist, Sonnenschein in Klänge zu verwandeln.
© Karsten Rube


Sedaa "Letter from Mongolia"
Broken Silence, 2011

www.sedaamusic.com

Auf die Spuren der Seidenstraße führt uns die CD "Letter von Mongolia" vom Ensemble Sedaa. Außergewöhnliche Klänge, fremde Gesänge aus Obertönen, Untertönen und Kehlgesang verzaubern den Zuhörer erstaunlich schnell. Traditionelle Instrumente, wie die Pferdekopfgeige und das Hackbrett tun ein weiteres dazu, sich in dieses fremde Land entführt zu sehen. Zusammen mit dem iranischen Multiinstrumentalisten Omid Bahadorii erschaffen sie eine musikalische Stimmung, in der man die Weite des Himmels über der Steppe zu erahnen beginnt. Es ist eine Musik, die den Hörer weit von zuhause weg bringt, ohne sich in der Fremde zu fühlen. Hypnotisch möchte ich die Wirkung dieser Musik nennen, denn man kann sich diesem einmaligen Kosmos aus Fremdartigkeit und Faszination nicht entziehen. Seedas Musik ist ein berauschender Sinnestaumel und ein faszinierendes Beispiel dafür, wie nah einem die Fremde sein kann.
© Karsten Rube


Sidiki Camara Band "Tolerance"
Parallell-Records, 2011

www.sidikicamaraband.com

Sidiki Camara stammt aus Mali, einem Land, dass in musikalischer Hinsicht seit einiger Zeit Akzente setzt. Nach zahlreichen Zusammenarbeiten mit Ali Farka Touré, Toumani Diabate und dem Jazzmusiker Bill Frisell legt er mit "Tolerance" eine CD unter eigenem Namen auf. Die neun Kompositionen trägt er alle in seiner Heimatsprache Malinke vor. Die Songs selbst sind geprägt von der traditionellen Musik Malis, allerdings sind sie stark vom Jazz durchzogen. Da Sidiki Camara seit einiger Zeit in Oslo lebt und arbeitet, hört man auch deutlich europäische Elemente heraus. Ein kulturverbindendes Projekt also, dass Sidiki Camara da mit einer ganzen Reihe gestandener norwegischer Jazzmusiker eingespielt hat und das den Namen "Tolerance" als Hauptanliegen im Titel trägt.
© Karsten Rube


Mo' Horizons "Mo' Horizons & the Banana Soundsystem"
Agogo Records, 2011

www.myspace.com/mohorizons

Das Bananasoundsystem sorgt für heiße Partystimmung. Das bereits seit über zehn Jahren. Das Erfolgsrezept von Mo'Horizons bassiert auf klassischem Plattenauflegen mit Livebegleitung. Die aktuelle CD orientiert sich dabei vor allem an kräftigen Funkyrhythmen sowie Bossa-, Rumba- und Flamencoinspirationen. Gastmusikerinnen, wie Marga Munguambe und Nené Vasquez sowie das Fandangoduo Fuel Fandango bereichern die ausgesucht hippen Beats ungemein. Wer diese CD zur Party mitbringt, tut weit mehr, als einfach eine Platte aufzulegen. Er holt sich ein musikalisches Vergnügen ins Haus, das wie ein Liveerlebnis wirkt. Schnell fühlt man sich wie unter Palmen. Zitatenfreudig lässt Mo' Horizons Wiedererkennungsmomente aufkeimen, wie in dem putzigen Instrumental "Jungle Affair", in dem man sich in einen Agentenfilm aus den Sechziger Jahren versetzt fühlt, mit heißen Bräuten, kalten Getränken und noch cooleren Sprüchen an exotischen Orten. Aber auch der "Banana Boogie" kommt nicht ohne musikalischen Seitenblick auf eine Fünfziger Jahre Tanzsession aus. Mit "Cowboy Bossa" fliegt die CD dann für einen Moment in den brasilianischen Süden ab, bevor sie mit "Free and Easy" im Easylistingstil entspannt ausklingt. Die Musik von Mo' Horizons gehört auf jede Sommerparty, wie ein Tequilabier zum sommerlichen Strandbad am Fluss einer Großstadt.
© Karsten Rube


Flor d'Luna "Caminhos do vento"
Eigenverlag, 2010

www.flordeluna.nl

Carla Koehorst und Marcel Verheugd fühlen sich ganz zum portugiesischen Lied hingezogen. Als Duo Flor d'Luna haben sie nun ihre zweite CD "Caminhos do vento" aufgenommen. Zwölf weitgehend vom Gitarristen Marcel Verheugd komponierte Lieder enthält die CD und man kann sich ganz entspannt zurücklehnen, während man den melancholischen Träumereien lauscht. Die Stimme Carla Koehorst gehört zwar nicht zu den aufregendsten, die ich bisher portugiesische bzw. spanische Lieder habe singen hören (was mir besonders bei "Alfonsina y el mar" auffällt), doch gelingt es ihr die Stimmung, die bei Fado und portugiesischem Lied häufig eine sentimentale ist, recht gut zu transportieren. Es ist eine CD für die Stunde nach der Abenddämmerung. Recht gelungen und angenehm anzuhören.
© Karsten Rube


Anabel Santiago "Agora"
Santo Grial Records, 2010

www.anabelsantiago.com

Moderne Folklore aus Asturien hört man hierzulande nicht oft. Anabel Santiago bringt gekonnt populäre Melodien und eigene Kompositionen auf ihrer CD "Agora" unter. Da hört man mal einen Männerchor, der den fast schlagerähnlichen Gesang Anabel Santiagos begleitet, kurz bevor das Lied mit Fiddleklängen in eine schmissige Folktanznummer kippt. Auch den Pandereiteragesang lässt sie nicht komplett traditionell erklingen, sondern sorgt erneut mit Geigen und Schlagzeug für peppigen, tanzbaren Folk. "La lletra a un adios" kommt als getragener Tango daher, mit hart angeschlagener Klavierbegleitung. Und was als traditionelle Komposition angepriesen wird, wie "Mucho quixera tener" wird zu einer elegischen Ballade mit jazzigem Einschlag. Es gelingt Anabel Santiago in fast allen Songs eine ganz besondere Dynamik zu erzeugen, die die traditionelle Musik Asturiens mit Jazzanklängen veredelt. Eine wie ich finde sehr gelungene Mischung, die lediglich im Titel "Portuguesa" für meinen Geschmack zu viel E-Orgel aufweist.
© Karsten Rube


Canzoniere Grecanico Salentino "Focu d'amore"
Ponderosamusic&art, 2010

English CD Review

www.canzonieregrecanicosalentino.net

Die Tarantella hat im Süden Italiens einen hohen Stellenwert. Sieht man von den Diskotheken in den sich modern gebenden Städten Süditaliens ab (und das sind nicht allzu viele), so ist der am meisten gespielte Tanz auf den Veranstaltungen in dieser Region die Tarantella. Die Canzoniere Grecanico Salentino gehören dabei zu den langlebigsten Bands, die die Musik zu diesem Tanz zu spielen wissen. Seit 35 Jahren agieren sie in wechselnder Besetzung. Mauro Durante ist der derzeitige Kopf der Band. Damit sind die Durantes bereits in zweiter Generation in der Band tonangebend. Sein Vater Daniele war einst der Gründer von Canzoniere Grecanico Salentino. Auf 16 Alben haben sie es bereits gebracht. "Focu d'amore“ ist ihre jüngste Einspielung. Voller Feuer und Rasanz sorgen die Musiker um Mauro Durante dafür, dass man sich selbst bei Hören der CD von der Tarentel gebissen fühlt und ein stilles bewegungsloses Zuhören zum Scheitern verurteilt wird. Dabei beschränken sie sich nicht auf die schnelle, aber sich häufig stark ähnelnde Tanzmusik der Tarantella. Neben dem etwas verhaltenen, beinahe wehmütig klingenden Song "Nenia Grika", der durch seine Streichereinsätze besticht und der ebenfalls schwermütigen Weise "Il Mito", in der die Gitarre die Hauptrolle spielt, ziehen sie auch mal mit dem ausgelassenen Jahrmarktsschlager "Tuppe Tuppe" durch die Gassen. "Coglia Rosa" ist eine düster anmutender Mittelalterweise, bei der Satzgesang und die Trompete auf Drehleier und Dudelsack stoßen. Der größte Teil der CD bleibt aber der Tarantella vorbehalten und gerade bei diesen klingt die manchmal schrille, aber immer beeindruckende Stimme der Sängerin Maria Mazotta durch. Für Freunde der ausgelassenen süditalienischen Musik ist diese CD ein unbedingtes Muss.
© Karsten Rube


Russkaja "Russian Voodoo"
Hoanzl, 2010

www.russkaja.com

Russischer Trash-Metal-Speed-Folk kommt mit der Gruppe Russkaja daher. Die Musiker, die aus Russland, der Ukraine, Ungarn und Bulgarien stammen und alles beherrschen, was zünftigen Ostblockrock so ausmacht, spielen auf der CD "Russian Voodoo" ihre Instrumente kaputt, als gelte es, die Weltmeisterschaft im Schnellspielen zu gewinnen. Das ist laut, das ist heftig und in jedem Fall extrem tanzbar. Zwar unterscheidet sich die Musik von Russkaja nicht unbedingt deutlich, von der ähnlicher Bandprojekte, die seit einem guten Jahrzehnt nach Westen strömen, aber das Hauptanliegen verwirklichen Russkaja genauso gut, wie den meisten anderen Bands auch, nämlich gute Laune zu verbreiten und musikalisch gesehen, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Hier werden traditionelle, wie konventionelle Grenzen nicht nur niedergerissen, sondern kurzerhand einfach wegignoriert. Mit "Russian Voodoo" gibt es gehörig was auf die Ohren.
© Karsten Rube


Jim Stubblefield "Inspiratión"
Natural Elements Records, 2010

www.jimstubblefield.com

Kalifornien ist seit Langem ein Ort für musikalische Inspiration. Von den Beach Boys, über die Eagles bis zu Jack Johnson hat es immer wieder Musiker gegeben, die von einem für den Sonnenstaat typischen Gefühl geleitet wurden. Das Kalifornien im Süden deutlich von Mexiko und von lateinamerikanischen Einflüssen geprägt wird, wissen nicht nur die, die den Ursprung des Namens Los Angeles kennen. Jim Stubblefield hat mit seiner CD "Inspiratión" sein musikalisches Augenmerk ganz auf die lateinamerikanischen Einflüsse gelegt. Mit Flamencogitarre und klassischer Gitarre erkundet er Südkaliforniens kulturelle Prägung vom Pistolero und dem Conquistador, über die Piraten von Tortuga bis hin zum fernen peruanischen Machu Pichu. Diese vor allem aus den spanischen Einflüssen bestehenden Inspirationen lassen die Musik Jim Stubblefields trotz lateinamerikanischen Einschlags sehr mediterran wirken. "Inspiratión" ist eine unterhaltsame, temporeiche CD, die sich deutlich am Nuevo-Flamenco orientiert.
© Karsten Rube


Joana Amadoeira "Sétimo Fado"
Nosso Fado Unipessoal Lda., 2010

www.joanaamendoeira.pt

Der portugiesische Fado hat sich in den letzten Jahren in verschiedene Richtungen entwickelt. Die großen Diven Misia und Mariza experimentieren mit Chanson und Tradition, haben ein internationales Publikum und können so ziemlich alles ausprobieren. Den fast ausschließlich in ihrer Heimat agierenden Künstlern wird da schon genauer auf die Stilistik geschaut. Joana Amadoeira bleibt mit ihrer CD "Sétimo Fado" dicht an der traditionellen Interpretationsform, aber auch nicht zu dicht, um als reine Fadista gelten zu können. Kompositionen von zahlreichen Fadokünstlern hat sie im Repertoire, aber auch einige eigene. Die musikalische Begleitung legt sie mit portugiesischer Gitarre und der Viola da Fado einerseits auf die klassische Begleitung fest, andererseits wagt sie auf der CD mit Cello, Klavier und Kontrabass sowie einigen percussiven Elemente den Schritt aus der festgelegten Spielform. Songs, wie "As quatros operaçoes" zeigen die Sängerin auch als hervorragende Interpretin des stimmungsvollen Tanzliedes. Insgesamt entspricht die CD dem Bild der überwiegend melancholischen portugiesischen Musik. Eine besondere Ohrenweide ist dabei der Songs "O Pão das Palavras", ein zu Herzen gehendes trauriges Liebeslied mit hohem Schluchzfaktor. So etwas können die Portugiesen besonders gut.
© Karsten Rube


Cyminology "Saburi"
ECM Records, 2011

www.cyminology.de

Der Berliner Band um die deutsch-iranische Sängerin Cymin Samawatie ist mit "Saburi" ein Album gelungen, das sich mit einiger Mühe, dann aber um so deutlicher in mein Hörempfinden einfädelte. Beim ersten Hören empfand ich es als sperrig. Ich brauchte noch einen weiteren Anlauf, und dann einen Dritten, um mich an die jazzig-improvisatorischen Klänge zu gewöhnen, die gepaart mit persischer Poesie eine recht ungewöhnliche Symbiose ergeben. Doch je mehr ich mich auf die klare Stimme der Sängerin und das einfühlsame Spiel des Klaviers einließ, um so mehr wurde ich in die Atmosphäre dieser Produktion hineingezogen. Die Stimmung, die die Musik des Albums verbreitet, führte mich im kopfeigenen Kino in ein Labyrinth aus Verstörung und Verzückung. Die Texte, die das Booklet als Begleitung liefert, bestehen aus kurzen und einfachen Liebesgedichten. Die Musik, die Cyminology um diese Texte herumwebt, zeigen, dass von Einfachheit keine Rede sein kann. So entsteht im Kopf des Hörers genau das, was man unter Verwirrung der Gefühle versteht. Ein Hin und Her eines eigentlich einfachen Anliegens. "Saburi" ist kein Album, das es leicht hat und auch keines, das es sich leicht macht. Es ist im Gegenteil ein Album mit kunstvollen musikalischen Verzierungen, das bei mir einen starken Eindruck hinterließ.
© Karsten Rube


Banda Inaudita "Canciones inauditas"
Vela Records, 2007

English CD Review

www.bandainaudita.com

Die Musik der spanischen Band Banda Inaudita basiert auf Flamencorhythmen. Auf diese setzen sie mit viel Spielwitz und für den Flamenco eher ungewöhnlichen Instrumenten verschieden musikalische Stile auf. Immer wieder setzt die Klarinette fröhliche, sonnige Akzente. Gesungen wird ebenfalls nicht im vor Leidenschaft berstenden Flamencostil, sondern mit Leichtigkeit und großer Heiterkeit. Die Lieder wirken wie Geschichten aus dem spanischen Kleinkunstmillieu, sind spielerisch, wie textlich sehr detailverliebt. Manchmal kommen Bossaklänge zum Tragen, an anderer Stelle schwingt eine kleine Klezmernote mit. Der klare Gesang, die gewitzt eingesetzte Klarinette und die stilsicher gespielte Gitarre verzaubern einem schnell und elegant die Ohren. Banda Inaudita pendeln locker zwischen Nuevo Flamenco und unterhaltsamen Pop mit kammermusikalischen Nuancen. Auf ihrer CD "Canciones inauditas" ist keine Sekunde eine verlorene. Wunderbare Unterhaltung mit musikalischem Anspruch vom ersten bis zum letzten Ton.
© Karsten Rube


Aulaga Folk "A Menos Cuarto"
Armando Records, 2011

English CD Review

www.aulagafolk.es

Ein sehr umfangreiches Paket legen die Spanier der Gruppe Aulaga Folk mit ihrem aktuellen Album "A menos Cuarto" vor. Gleich drei Scheiben befinden sich in der einfach, aber effektvoll gestalteten CD-Box, 2 CDs und eine DVD. Die erste CD beinhaltet zehn neue Songs der Folkmusiker aus der Extremadura. Aulaga Folk folgen mit ihrem Album "A Menos Cuarto" dem Trend, Arrangements mit folkloristischen und rocklastigen Elementen zu verbinden. Dabei klingen die Songs alle unverwechselbar spanisch. Die Gitarre gibt sich immer als Flamencogitarre erkennen, Pandereita und Gaita spielen ebenso eine wichtige Rolle, wie die Flöte. Gleichberechtigt erscheinen daneben Schlagzeug und E-Gitarre. Man kann das Album zu Recht als ein stimmungsvolles Folkrockereignis feiern, das Live sicher großen Anklang findet, wovon man sich sich auf der beiliegenden DVD in kurzen Ausschnitten auch überzeugen kann. Die zweite CD kommt deutlich verhaltener daher und wirkt mit den vier langen Einzelstücken eher wie eine Suite. Insgesamt ist das Album "A Menos Cuarto" bodenständiger, tanzbarer Folkrock aus Spanien, wie er zuletzt bei Biela Nui oder Amparanoia zu finden war.
© Karsten Rube


Bollywood Brass Band "Chaiyya Chaiyya"
Felmay, 2011

www.bollywoodbrassband.co.uk

Die Bollywood Brass Band gehört zu Englands bekanntesten musikalischen Attraktionen mit indischen Wurzeln. Dass der Anteil der Bandmitglieder, die tatsächlich indischer Nationalität sind, nicht einmal die Hälfte aller Beteiligten ausmacht, ist dabei nebensächlich. Hier zählt allein die Hingabe. Neben der Dhol Foundation, Transglobal Underground und einer Reihe anderer namhafter Musiker, spielen sie in der Gruppe indischer und pakistanischer Einwohner Großbritanniens schon deshalb eine übergeordnete Rolle, weil ihre Musik hauptsächlich aus Bollywoodproduktionen stammt. Bollywood, das indische Filmstudio, hat den größten Jahresausstoß an Kinofilmen auf der Welt und gehört zum Leben der Menschen des indischen Subkontinents dazu, wie der Sari, der Turban und Curry. "Chaiyya, Chaiyya" hat die lautstarke Truppe zusammen mit dem pakistanischen Sänger Rafaqat Ali Khan aufgenommen. Zudem holte sich Bollywood Brass das Oslo String Quartett ins Boot. Auf der CD wird ordentlich ins Horn geblasen, Zitate von Mariachi Musik sind dabei genauso wenig zu überhören, wie Balkanbrass. Dazu kommt die seidenweiche Stimme Rafaqat Ali Khans, die den ausgesprochen peppigen Filmsongs das herrlich kitschige Zuckersüß einer bonbonbunten Bollywoodproduktion geben. Bollywoodbrass ist Unterhaltungstrash auf höchstem Niveau.
© Karsten Rube


Laway "Brood un Rosen"
ARTyChoke, 2009

www.laway.de

Die Gruppe Laway ist ein echtes Folkurgestein. Seit 1979 spielt diese auf Plattdeutsch agierende Formation in regelmäßig wechselnder Besetzung und heimsen dabei auch schon mal Preise ein, wie den der Deutschen Schallplattenkritik. "Laway" bedeutet Krach oder Aufstand. Allerdings ist die CD "Brood un Rosen" keine laute Platte und auch keine besonders aufwieglerische. Es ist gediegene unverfälschte Pflege norddeutschen Liedgutes. Ausgegraben haben die Musiker von Laway dabei einige alte Couplets und Handwerkerlieder. "Dat Paddelboot" schippert einen in die Anfangsjahre des letzten Jahrhunderts zurück, ein Lied des einst sehr bekannten Komödiantenduos Gebrüder Wolf, die es von der Waterkant aus zu einiger Berühmtheit brachten. Couplets der Gebrüder Wolf finden sich auf "Brood und Rosen" gleich mehrere. Etwas skeptisch lauschte mein Ohr, dem Vortrag des Otto Reutter Klassikers "Nehm'n Se 'n Alten". Das ist ja ganz nett geworden, aber irgendwie fehlt dieser Interpretation die perfekt gesetzte Pointierung, die dieses Couplet benötigt. Das Laway zu Recht zu den Größen der Folkmusik zählen, zeigen ihre frischen und beigeisternden Tänze, die sich auf der CD an verschiedenen Stellen finden. "De Wilgenboom" sei hier als Beispiel angeführt, ein Tanz aus England, sowie die fröhliche "Polka Jenny Lind" und der friesischen Tanz "Galop". Einen wunderbaren sentimentalen Abschluss bildet "Over de Kolken weiht der Wind", ein Lied des ostfriesischen Liedermachers "Hannes Flessner". "Brood un Rosen" ist eine CD voller schöner, einfacher und bodenständiger Lieder ohne Schnörkel und mit großer Liebe zur friesischen Heimat.
© Karsten Rube


Antwerp Gipsy-Ska Orkestra "I Lumia Mo Kher"
Excelsior, 2011

English CD Review

www.gipsyska.com

In der Hafenstadt Antwerpen landen und stranden seit Jahrhunderten Menschen und Kulturen aus aller Herren Länder. So ist es nicht verwunderlich, dass sich dort Musiker mit unterschiedlichem Background zusammenfinden. Ein Beispiel ist das Antwerp Gipsy-Ska Orkestra. Romamusik mischt sich bei denen mit Elektrobeats und Reggae trifft auf Oriental. Das Orkestra hat sich für ihre neueste CD "I Lumia Mo Kher" einige bekannte Roma- und Balkangrößen ins Studio eingeladen. So beginnt bereits der Eröffnungssong "Basalaja" mit dem bekannten serbischen Trompeter Marko Markovic und für den Song "Roma Project" fand sich gar das gesamte Kocani Orchester ein. Auch vor dem Einsatz von Rap scheuen die Antwerpener nicht zurück. So ist "A La Truko" durchzogen von Sprechgesang und das gleich in mehreren Sprachen. Mit der CD "I Lumia Mo Kher" hat das Antwerp Gipsy-Ska Orkestra einen musikalischen Eintopf zusammengerührt, der heiß und gut gewürzt ist.
© Karsten Rube


José Manuel Budiño "Volta" [CD + DVD]
Contratación, 2010

www.xosemanualbudino.com

Unter den zahlreichen Musikern der überaus lebendigen Musikszene Galiziens zählt José Manuel Budiño seit einigen Jahren zu den bekanntesten. Neben Carlos Nuñez ist er vielleicht der virtuoseste Gaitaspieler dieses grünen Landstrichs im Norden Spaniens. Nach vier abwechslungsreichen Studio-CDs legt er mit "Volta" nun einen Zusammenschnitt seiner Tournee vor, die ihn von 2009 bis 2010 einmal quer über den ganzen Planeten führte. Von Santiago de Compostella, über Buenos Aires und Mexiko führte ihn die Tournee auch nach Marokko, die Türkei sowie in zahlreiche Länder Europas - leider wieder Mal nicht nach Deutschland. Live trug er einen großen Teil seines Repertoires vor. Von "Arredor" bis "Zume de Terra", von jedem seiner hervorragenden Alben hatte er Songs im Gepäck. Die Dynamik, die seine Songs bereits während der Studioaufnahmen besaßen, wird dank der großartigen Live-Band noch um einiges verstärkt. Man möchte dabei gewesen sein, wenn er zum Beispiel Lieder, wie "Galo Galan" mit intensivem Trommelschlag verstärken lässt, die an indische Dhols erinnern. "Fume de Lume" versetzt er gekonnt mit Elektrobeats und "Rapas Bestas" bekommt einen coolen Hip-Hop-Part verpasst. Doch bei allen Showeinlagen und musikalisch-technischen Spielereien bleibt Budiños Gaitaspiel im Vordergrund. Über die gesamte Spielzeit kann man sein virtuoses Beherrschen des galizischen Dudelsackes und der Flauta nur kopfschüttelnd bewundern. Wem der Hörgenuss nicht genügt, der darf sich seine Liveperformance auf der beiliegenden DVD anschauen. Budiño wirkt auf der Bühne zurückhaltend und schüchtern, lässt aber in dem Moment, wenn er mit der Gaita im Vordergrund steht, keine Zweifel aufkommen, wer der Star des Abends ist. Zwischen den einzelnen Liveaufnahmen sieht man immer wieder kurze Reisevideos, die während der Tournee entstanden sind. Das sind erfrischend normale Videoschnipsel, wie sie sich auf jeder normalen Kamera eines Reisenden finden. Sie zeigen aber die Wertigkeit, die Budiño seinen Reiseaufnahmen zuwies. Auf fast allen Aufnahmen finden sich Straßenmusiker. Auch Freunde und Gastmusiker kommen zu Wort, wie Karen Matherson von Capercailie, der baskische Akkordeonvirtuose Kepa Junkera und seine langjährige musikalische Wegbegleiterin Mercedes Peon. Auf "Volta" präsentiert sich einer der besten Künstler Galiziens. Das alles ohne großen Rummel und ohne übertriebenes Marketing. Hier ist es die Kraft der Musik, die deutlich und ohne Umweg überzeugt. Es ist mehr als dringend geraten. José Manuel Budiño auf eines der großen Folk-Festivals in Deutschland einzuladen. Dem Publikum des Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt sollte man ihn jedenfalls nicht länger vorenthalten.
© Karsten Rube


Downloads, Sampler, EPs & Demo-CDs

English CD Review Klapa Maslina "Vilars Mora" (Scardona, 2010). In der südkroatischen Region Dalmatien gibt es eine historisch gewachsene Musiktradition, die sich Klapa nennt: unbegleitete Volksmusik, meist dargeboten von Männerchören. Verirrt sich der Pauschaltourist nach Dalmatien, hört er etwas, das als Klapa bezeichnet wird, und beginnt sich wie beim sommersonntäglichen ZDF-Fernsehgarten mit betreutem Schunkeln zu fühlen.

www.myspace.com/vinorossoband

Vino Rosso (Demo). Umtriebiges Oktett aus Meran (Südtirol), das Reggae und Ska verfallen ist, aber auch vor einem Jodler nicht zurückschreckt. Die Mission heisst: Tanzt! Puristen jedwelcher Art müssen sich woanders umsehen.

www.myspace.com/vinorossoband

Various Artists "Tango An Anthology" (CD-Box, Sony, 2011). Die 15 CDs aus den Archiven von RCA Victor, CBS und Microfón laden zu einer Reise durch die 100jährige Geschichte des Tangos ein: von den vielköpfigen Orchestern der 20er- bis 40er-Jahre über die Erneuerung durch Künstler wie Astor Piazzolla[42] bis zu den Ensembles und Solisten von heute.



FolkWorld Homepage German Content English Content Editorial & Commentary News & Gossip Letters to the Editors CD & DVD Reviews Book Reviews Folk for Children Folk & Roots Online Guide - Archives & External Links Info & Contact


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Homepage
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld