FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Live-Bericht von Karsten Rube


FIFA 2010 Music of South Africa
Cup of Cultures
Freshlyground @ Berliner Haus d.
Kulturen der Welt - 18. Juni 2010

Das wohl meist ausgesprochene Wort des Jahres 2010 ist Fußball. Zumindest bis in den Sommer hinein. Die einen finden das toll, andere hassen diesen in regelmäßigen Abständen aufwallenden globalen Karneval. Aber eines muss man der Fußball-WM lassen, ob man sie nun mag oder nicht: Trotzdem sie auf ein Spiel aufbaut, dass nur Sieger und Unterlegene kennt, bewirkt sie in kurzer Zeit mehr Positives für die Völkerverständigung, als die meisten politischen Absichtserklärungen es je vermögen. Da Fußball bei dieser WM zwar die Hauptsache, aber nicht alles ist, lassen sich um dieses Sportfest zahlreiche kulturelle Veranstaltungen zimmern.

Freshlyground

Freshlyground @ FolkWorld: FW#42, #42

Icon Sound @ www.myspace.com/freshlygroundsa

Icon Movie @ www.youtube.com

www.freshlyground.com
www.freshlyground.de
Das Berliner Haus der Kulturen der Welt hat bereits 2006 zur WM den Cup of Cultures ins Leben gerufen. Damals stand Brasilien im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe. In diesem Jahr ist es konsequenterweise Südafrika. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen finden in den vier Wochen WM im Haus der Kulturen der Welt statt: Expertenrunden, Streetfußball, Public Viewing und Konzerte.

Kaum publik gemacht und trotzdem als Highlight der Veranstaltungsreihe zu sehen ist das Konzert der südafrikanischen Band Freshlyground. Die Band, die sich aus Musikern aus Südafrika, Mozambique und Simbabwe zusammensetzt, galt in den letzten sechs Jahren als musikalischer Geheimtipp. Spätestens seit ihrer Zusammenarbeit mit Shakira beim WM-Song "Waka-Waka" dürfte sich die Frage "Freshlyground, wer soll das denn sein?" erledigt haben. Oder sollten die Fans der Band vielleicht doch Glück haben und auch weiterhin Konzerte in überschaubarer Größe erleben dürfen?

Das Konzert der Band auf der Terrasse des Hauses der Kulturen der Welt unterstrich diese Hoffnung. Freshlyground sind eine Band für weltmusikalisch interessierte Tanzhäsinnen und - hasen. Wer bei der Musik still stehen bleibt, hat mindestens Probleme mit den Füßen. Davon habe ich an diesem Abend nur eine Person gesehen. Für Mainstream besitzen sie zu viel südafrikanische Einflüsse. Das ist gut so. Das bewahrt sie zumindest außerhalb ihrer Heimat vor unpersönlichen Riesenhallen wie der O2-World.

Freshlyground ist keine Gruppe, die ein langes Vorspiel braucht. Die Besucher auf der sonnigen Terrasse wussten ohnehin, was sie erwartete. Deshalb war das Vorprogramm nur fürs Protokoll. Der Chor der Kulturen versuchte, Howard Carpendale-Songs zu covern. Doch mit dem Erscheinen von Freshlyground auf der Bühne war das schnell entschuldigt. Die Band heizte von der ersten Minute ein. Zolani Mahola, die quirlige kleine Sängerin ist eine Frontfrau ohne Berührungsängste. Hopsend, quietschend, grinsend spielte sie mit dem Publikum und mehr als einmal hatte man Angst, sie würde von der Bühne fallen. Zu ihrer rechten fungierte Simon Attwell als Ruhepol. Der Multiinstrumentalist spielte Saxofon, Kalimba, Flöte und diverse Perkussionsinstrumente. Neben ihm zauberte Julio Siguaque allerhand schöne Töne aus der Gitarre. Der Mosambikaner ist ein virtuoser Meister des afrikanischen Gitarrensounds, jenem unverwechselbaren perlenden Klang. Ein schüchterner freundlicher Mann mit Hut war da zu sehen, der nur gelegentlich nach vorn trat, lächelte und zu sagen schien, "guckt mal, was ich kann".

Freshlyground Die zweite Frau in der Band, Kyla-Rose Smith war krankheitsbedingt nicht ganz so gut drauf. Trotzdem kämpfte sie sich tapfer durchs Konzert, tanzte mit Zolani die stampfenden und dennoch eleganten Zulubewegungen, sang und spielte ihre Geige, auch wenn ihr manch lauter Ton deutlich wehtat. Die Fans dankten es ihr, wie der ganzen Band, denn das Konzert war wirklich hinreißend, freundlich und voller harmonischer Töne. Daran konnte selbst die einzelne Vuvuzela nichts ändern, die einmal verschämt trötete und dann schnell wieder verschwand.

Freshlygrounds Programm bestand zum größtenteils aus den Songs ihres gerade fertiggestellten Albums "Radio Africa". Die Songs tragen wieder deutlich afrikanischere Züge als beim Vorgänger "Ma' Cherie". Bläsersätze wechselten mit Satzgesängen und regelmäßig spendierten Kyla, Zolani, Simon und Julio ein paar Tanzeinlagen, die keine übertriebene Choreografie aufwiesen, aber eine gewisse Sportlichkeit voraussetzten. Das geht bei Freshlyground nicht so weit, wie bei den Kampftänzen, die Johnny Clegg gern zeigt, aber es wirkt gekonnt und besitzt die Ausstrahlung, die sich nur zeigt, wenn der Spaß dabei die wesentliche Rolle spielt. Auch Klassiker aus ihrem Repertoire fehlten nicht, wie "Ma' Cherie","Pot Belly" und natürlich ihr bekanntester Song "Doo Bee Doo". Mitgesungen wurde viel. Dafür sorgte Zolani, die das Publikum animierte, auch noch die schwierigsten Zulureime nachzusingen.

Es war ein rundum gelungenes Konzert auf der Terrasse des Hauses der Kulturen der Welt. Hoffentlich bleiben Freshlyground trotz gesteigerter Popularität eine Gruppe freundlicher, publikumsnaher Musiker aus Südafrika.

Photo Credits: (1) FIFA 2010 logo (by Wikipedia); Freshlyground (2) Berlin (by Karsten Rube), (3) Wolfsburg (unknown).


Zurück zum FolkWorld-Inhalt
Zur englischen FolkWorld

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010

All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission. Although any external links from FolkWorld are chosen with greatest care, FolkWorld and its editors do not take any responsibility for the content of the linked external websites.


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Home
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld