FolkWorld Ausgabe 40 11/2009; Kindermusik-Rezensionen von Michael Moll (mit Hilfe von Yasmine, 1.25 Jahre alt)


Folk für Kinder
Ratz Fatz und viele Zahlen

Dieses Mal stelle ich zwei CDs vor, die so hervorragend sind, dass sie sicherlich später mal regelmässig aus dem Kinderzimmer verschwinden werden, weil Daddy sie sich mal wieder geliehen hat. Hier sind meine zwei momentanen Lieblings-CDs (und Yasmine mag sie auch, sollte ich hinzufügen!), die ich für jeden Folkie - jung und alt - als ideales Weihnachtsgeschenk empfehlen würde (also ... ich würde mich auf jeden Fall über solch tolle Geschenke freuen - und Yasmine auch!).

Medienpreis LEOPOLD

Der Münsteraner Ökotopia-Verlag ist vom Verband deutscher Musikschulen (VdM) und dem Bundesjugend-Ministerium für die Produktion "Luftmusik & Feuerfarbe" mit einer Empfehlung ausgezeichnet worden. Zudem prämierte die Kinderjury die CD mit dem Sonderpreis "Poldi". Die feurigen Lieder, plätschernden Wasserklänge und luftig-leichten Töne haben überzeugt: Stimmungsvolle Lieder regen zum Mitsingen, Klatschen und Tanzen an, aber es gibt auch leise Töne. Bereits zum siebten Mal hat der VdM seinen Medienpreis vergeben. Der LEOPOLD zeichnet besonders empfehlenswerte Musik für Kinder aus, bewertet werden künstlerische Aspekte und technische Qualität, Fantasie und Originalität. Aus über 160 Beiträgen wurden 7 mit dem LEOPOLD ausgezeichnet, weitere 12 Produktionen erhielten das Prädikat "Empfohlen vom Verband deutscher Musikschulen".

www.oekotopia-verlag.de
www.medienpreis-leopold.de

Ratz Fatz

Icon Sound @ www.ratzfatz.at

Als erstes geht es nach Österreich, wo Ratzfatz herkommen. Ratz (Frajo Köhle) und Fatz (Hermann Riffeser) gehen auf ihrer CD "Schwarze Katz" quer durch den musikalischen Garten - von Folk über World, Mittelalter, Jazz und Boogie bis zu Rock'n'Roll - oder in diesem Falle korrekterweise "Sock'n'Roll". Die Instrumentierung ist hauptsächlich akustisch, und wird dem offenen Folkie sehr gut gefallen - mit unter vielen anderen Akkordeon, Gitarre, Mandoline, Geige, Perkussion, "Klarimotte" und diversen Blechblasinstrumenten.

Einige der Texte sind genial, und viele der Lieder sind wahre Ohrwürmer, die einem tagelang noch im Kopf herumschwirren. Ein paar Beispiele? Wie wär's mit der Sockenfresserwaschmachine (im Sock'n'Roll Stil) mit dem genialen Refrain:

Das ist die Sockenfresser-Waschmachine (die alle Socken frisst)
Die Sockenfresser-Waschmachine (die man danach vermisst)
Sie frisst die Socken nass und trocken doch mit Hinterlist
denn sie frisst niemals alle beide
und so fehlen mir jetzt leider viele Socken.

Das Lied "Dulap (Zehenklavier)" hat auch einen Refrain, der im Ohr hängenbleibt, und grossartig ist zum Mitsingen - und das Lied regt zum Mitmachen an (wo junge und alte Hörer angeregt werden, das "Nasophon" oder Tarzan oder Schlagzeug mit dem Mund zu spielen). Und natürlich ist da noch das Titellied "Ratz Fatz", mit dem die CD anfängt, und, nach einigen Minuten Stille, auch wieder aufhört - um auch ganz sicher zu gehen, dass auch dieser Ohrwurm den Hörer noch lange begleitet!

Die meisten der Texte sind in Hochdeutsch, bis auf drei Lieder, die im östereichischen Dialekt sind. Insgesamt regen die Lieder zum Zuhören und Mitmachen an. Eine CD, die auch nach wiederholtem Hören im Auto noch immer von den Eltern begeistert gehört wird.

Robert Metcalf

Icon Sound @ www.robert-metcalf.de

Kann es nach so einer hervorragenden CD noch besser werden? Durchaus - oder zumindest auf dem selben Niveau kann es bleiben, mit Robert Metcalf und CD und Buch Zahlen, bitte (Eine musikalische Reise in die Welt der Zahlen). Robert dürfte regelmässigen Kika-Zuschauern gut bekannt sein - kommt er doch regelmässig in der Sendung mit dem Elefanten vor, oft mit Liedern, die er erst auf Englisch, dann auf Deutsch singt.

Robert ist ein in Berlin lebender Engländer, der hauptsächlich deutschsprachiger Kinder-Liedermacher ist (er schreibt durchaus auch ein paar englische Lieder). Und es mag wohl an der Wärme, die sein kaum merkbarer englischer Dialekt in die deutsche Sprache bringt, und seinem englischen Humor liegen, die Roberts Lieder und Musik so unglaublich ansprechend machen. Hinzu kommt, dass er mit hervorragenden und talentierten Musikern zumsammespielt - auf dieser CD sind dabei: Valentin Gregor (Bratsche, Geige), Michael Henkel (Flügel, Keyboard, Akkordeon), Stephan Rölke (Schlagzeug, Perkussion) und Dieter Sajok (E-Bass, Kontrabss, Gitarre, Mandoline).

In Zahlen, bitte geht es - Überraschung - um Zahlen. Robert hat je ein Lied geschrieben über die Zahlen 1 bis 12. Die Zahlen-Themen sind alle hoch relevant für den jungen Hörer - da geht es um die magische 3, 4 Musiker die im Quartett spielen, 5 Finger, eine 6 würfeln in "Mensch Ärgere Dich Nicht", 7 Tage, 9 Leben, den 10. Geburtstag, und die Fussball-Elf. Und die Texte sind allesamt erstklassig - kinderfreundlich und clever genug, um auch von Erwachsenen geliebt werden zu können. Ein paar Beispiele:

In "Neun Leben" erzählt Robert in seinem Lied:
Einmal war ich eine Spinne ... hing herunter von der Rinne
Später war ich eine Krähe ... keiner wollt in meine Nähe
Dann war ich ein dickes Schwein ... machte grosse Schweinerei'n ...

Oder in "Sechs gewürfelt":
Ich hab' eine Sechs gewürfelt. Jetzt komm ich doch endlich raus!
Ich hab' eine Sechs gewürfelt! Ich freu mich riesig - ihr nicht!
(...) Aber vorher die Stunden, die zehntausend Runden
die ich da sass - das machte kein' Spass. (...)

Geraldino

Icon Sound @ www.geraldino.de

Diese CD ist in einem Papp-Behälter in dem dazugehörigen Liederbuch zu finden. Das Buch ist auch sehr liebevoll aufgemacht, und bietet alle Texte der Lieder mit bunten Illustrationen und ein paar extra Bemerkungen zu den Zahlen, die noch weitere Referenzen zu Dingen, die sich auf die jeweilige Zahl beziehen, gibt. Noten gibt es keine, also ist es nur zum Mitsingen und/oder Lesen und Bilder angucken gedacht.

Auf dieser CD sind auch jede Menge Ohrwürmer zu finden, und die Musik ist immer extrem eingängig, sympathisch und ansprechend. Und ausserdem bietet sie unseren Kleinen jede Menge pädagogischen Einfluss - sie hilft ihnen, Zählen zu lernen, und ausserdem Zahlen mit Sprichwörtern und Alltags-Dingen zu verbinden. Für mich ist diese CD eine der besten deutschsprachigen CDs, die ich in meiner FolkWorld-"Karriere" gehört habe - und es musste wohl gerade ein Engländer sich an deutsche Musik machen, um mir so gut zu gefallen! Höchst empfehlenswert!

Nebenbei bemerkt sehe ich auf Roberts Webseite, dass er auch eine englische Version der CD "Zahlen, bitte" herausgebracht hat...

GERALDINO Kindermusikfestival

Das Geraldino Kindermusikfestival 2009 inkl. Vergabe des Kinderliederpreises 2009 der Nürnberger Nachrichten ist vorbei. Der 1. Preis ging an Mai Cocopelli (Österreich), der 2. Preis ging an Randale (Bielefeld) und der 3. Preis an Matthias und seine Zappelbande (Kiel).

www.kindermusikfestival.de

Zu guterletzt noch eine Mini-Rezension zu einem Kinder-Liederbuch: Geraldinos "Grosses Liederbuch". Ich muss sagen, dass ich noch nie Geraldinos Musik gehört habe - auch wenn der Nürnberger Liedermacher schon seit 3 Jahrzehnten aktiv ist. Insofern ist es schwer zu sagen, ob dieses Buch seine Musik reflektiert. Auf jeden Fall gibt es in diesem Liederbuch ganze 126 Seiten mit Geraldino-Liedern, die anscheinend etliche seiner Lieblings-Eigenkompositionen enthält. Die Texte sind zusammen mit Begleitakkorden abgedruckt. Einige seiner Hits die in diesem Buch vertreten sind, sind "Bumm Bumm Bär", "Pfannkuchen" und "Zotteltrottelloga". Die Texte erscheinen intelligent und kinderfreundlich. Das Buch hat die Lieder auch nach Themen sortiert - so gibt es etwas über "Alltag und Hobbies", "Witziges und Gruseliges", "Tierisches", "Ferien, Schule & Familie", "Mampf Mampf" und "Traumereien". Für Geraldino-Fans, die die Lieder nachsingen und nachspielen möchten, scheint dieses Buch ein "Muss" zu sein. Mich würde nun doch interessieren, wie Geraldinos CDs klingen mögen...

Ganze drei hervorragende Weihnachtsgeschenk-Empfehlungen - pädagogisch wertvoll, aber doch voller Spass für die Kinder!

Details:

Kinder (FW#39)
Englische Titel


Photo Credits: (1) Ratz Fatz, (2) Robert Metcalf, (3) Geraldino (from website).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2009

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