FolkWorldLive Review März 2003 von Walkin' T:-)M:

Keltischer Balsam für germanische Seele

Thomas Loefkes Norland Wind live in Münster

,In einer Zeit, in der Bürostress, Naturzerstörung und strapazierte Partnerbeziehungen zur Alltagserfahrung werden, scheint man sich nach wohliger Ruhe zu sehnen. Da will man wohl nicht auch noch am Feierabend seine gebeutelten Nerven musikalisch aufgekratzt bearbeitet wissen. Kein Wunder also, dass der Folkloretreff ausgezeichneten Besuch vermelden konnte. Denn hier gab's den erhofften Balsam für die Seele.'

Das stammt nicht von mir, sondern so schrieb die Lokalpresse, als Harfenist Thomas Loefke anno 1986 in Münster gastierte. Auch 2003 im Konzertsaal der Freien Waldorfschule in Münster-Gievenbeck immer noch passend. Thomas Loefkes All-Star-Band www.thomasloefke.de Norland Wind (-> FW#2, FW#3, FW#7, FW#22) frönt nicht einem bierseeligen und lauten Hau-Ruck-Stil, wie ihn manche Keltenband pflegt, sondern spielt sensibel, entspannend und detailliert (so der Info-Text des Thomas Loefke Trios zum Münsteraner Konzert 1991).

Hier tritt also kein Unbekannter auf. Vor 17 Jahren hieß es weiter: Das andächtig lauschende, zum größten Teil junge Publikum dankte dem Künstler nicht nur seine bewundernswerte Fingerfertigkeit und seine faszinierende Musik, sondern auch seinen locker-freundschaftlichen Umgangston, mit dem er immer wieder geschickt die langen Stimm-Pausen überbrückte. Denn einer schien es in Münster nicht zu behagen: der Harfe. Der war es anscheinend zu feucht. Das Publikum ist unterdessen etwas (mit)gealtert, der Harfe jedoch erging es diesmal besser. Die Sonne schien den ganzen Tag. Das Klima war so trocken, dass der Bespannung der Bodhran mit Mineralwasser nachgeholfen werden musste.

Wie gesagt, die Musik hat sich nicht besonders geändert, inspiriert vom keltischen Nordwesten, sprich dem County Donegal mit seiner irischen Sprache, Folklore, Musik und kargen Landschaft. Die Besetzung hat Thomas Loefke aber stetig erweitert und ein beeindruckendes Ensemble um sich versammelt:

Kerstin Blodig (Gitarre, Bouzouki -> FW#21, FW#2, FW#15) singt nicht nur auf Gälisch, sondern trägt auch eine skandinavische Ballade über den grauseligen Brudermörder Sven vor. Die irische Geigerin Maire Breatnach (Fiddle, Viola -> FW#25) begeistert nicht nur mit ihrem meisterhaften Gefiedel, sondern ebenfalls mit gälischem Gesang, wie auf ihrem aktuellen Album "Aislingi Ceoil". www.thomasloefke.de Der in Berlin lebende Schotte Ian Melrose (Gitarre, Low Whistle -> FW#22) beeindruckt vor allem durch sein Gitarrenarbeit, Marke Celtic Finger Picking Style, und spielt solo eine extravagante Hornpipe. Ian Melroses Album "A Scottish Legacy" liegt im übrigen jetzt auch in Notenform vor.

Jeder bekommt sein Solo. Nur Matthias Kießling, Gründungsmitglied von Wacholder, hat sich hinter den Keyboards verschanzt. Fast den geringsten Beitrag leisten die beiden großen Namen des Ensembles, die Zwillingsbrüder Noel and Padraig Duggan von Clannad (-> FW#20, FW#6) aus - eben - Donegal. Vom Perkussionisten und Mandolinspieler Padraig gibt es zum Schluss noch eine Steptanzeinlage; Gitarrist Noel singt einige Balladen ("Foggy Dew" ist allerdings nicht von Padraic Pearse geschrieben worden - Pearse hätte wohl kaum seinen eigenen Tod besungen -, sondern einem Kanonikus namens Charles O'Neill; sorry!).

Wie dem auch sei. 2003 schreibt die Zeitung: zauberhafte Musik zum Träumen, Mitklatschen und einfach glücklich sein. Für ihre Darbietungen ernteten sie donnernden Applaus, stetig mitwippende Füße sowie einen restlos ausverkauften CD-Tisch. Für alle Beteiligten also ein rundum gelungener Abend.



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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 10/03

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