FolkWorld-Artikel von Hermann von Pückler-Muskau (zusammengestellt von Walkin' T:-)M)

Briefe eines Verstorbenen

Musikalische Impressionen aus England und Irland (1826-28)


In den Jahren 1826 bis 1829 reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871), Reiseschriftsteller und Landschaftsgärtner, schillernder Lebemann von Hochadel, gleichzeitig aber Republikaner und Saint-Simonist, durch England, Wales und Irland. Er hat sich gerade im gegenseitigen Einverständnis von seiner Frau Lucie von Hardenberg (1796-1854) scheiden lassen, um eine reiche Erbin zur Deckung seiner Schulden zu suchen. Hermann von Pückler-MuskauEine Hochzeit bahnt sich allerdings nicht an: "Man öffnet mir die Häuser und Parks, aber ihre Töchter verschließen sie vor mir." Dafür wird sein Briefwechsel, anonym als Briefe eines Verstorbenen veröffentlicht, einer der meistgelesenen Reiseberichte seiner Zeit.
Die Briten ärgern sich über den halben Strick, der wohl mehr schlecht als recht Englisch spricht. Charles Dickens (1812-70) persifliert den Count Smorltork. Charles Sealsfield (1793-1864) muss sich 1832 von einem Gutsbesitzer in Tipperary vorhalten lassen: "Wer in aller Welt mag der Mensch gewesen seyn, welcher vor einiger Zeit hier im Lande herumreiste und sich für einen deutschen Prinzen ausgab. Es wurde viel Lebens von ihm gemacht und jedermann bemühte sich, ihm Artigkeiten und Gastfreundschaften zu erzeigen, aber hinterher [...] hat er [...] ein Buch über uns geschrieben, worin er sich unter uns alle weidlich lustig macht, und so viele Unwahrheiten zusammendrechselt, wie ein Pferdeverkäufer [...] Hätten wir es doch gleich denken können, daß er ein reisender Schriftsteller sey: denn wer hat je von einem Prinzen pickel and mustard gehört?"

London, 1826. Den heutigen Abend brachte ich, meinem Vorsatze getreu, in Drury Lane zu [...] Was den Fremden in den hiesigen Theatern gewiß am meisten auffallen muß, ist die unerhörte Rohheit und Ungezogenheit des Publikums [...] Es ist nichts Seltenes, mitten in der ergreifendsten Stelle einer Tragödie, oder während dem reizendsten Cadence der Sängerin, mit Stentorstimme eine Zote ausrufen zu hören, der, nach Stimmung der Umstehenden, in der Galerie und obern Logen, entweder Gelächter und Beifallsgeschrei, oder eine Prügelei und Herauswerfen des Beleidigers folgt. In jedem der beiden Fälle hört man aber lange nichts mehr vom Theater, wo Schauspieler und Sänger sich jedoch aus alter Gewohnheit von dergleichen keineswegs unterbrechen lassen, sondern comme si de rien n'était [als ob nichts vorgefallen wäre] ruhig fortdeklamieren, oder mit der Stimme wirbeln. Und solches fällt nicht einmal, nein zwanzigmal während einer Vorstellung vor, und belustigt manche mehr als diese. Es ist auch nichts Seltenes, daß jemand die Reste seines Goutés, welches nicht immer aus Orangenschalen besteht, ohne weiteres auf die Köpfe der Zuschauer ins Parterre wirft, oder kunstvoll in eine Loge abschießt [...] Ein zweiter Grund, der anständige Familien abhalten muß, sich hier sehen zu lassen, ist die Konkurrenz mehrerer hundert Freudenmädchen, welche, von der unterhaltenen Dame an, die sechstausend Pfund Sterling jährlich verzehrt und ihre eigne Loge hat, bis zu denen, die auf der Straße unter freiem Himmel biwakieren, in allen Gradationen erscheinen, und in den Zwischenakten die großen und ziemlich reich verzierten Foyers anfüllen, wo sie alle ihre Effronterie schrankenlos zur Schau tragen. Es ist sonderbar, daß diese Verhältnisse in keinem Lande der Erde schamloser öffentlich affichiert werden, als in dem religiösen und dezenten England. [...] Und so etwas geht, ich wiederhole es, in dem Nationaltheater der Engländer vor [...] Ist das nicht im höchsten Grade unwürdig, und alles zusammen ein neuer schlagender Beweis, daß Napoleon nicht Unrecht hatte, wenn er die Engländer eine Nation prosaischer Shopkeepers nannte? [...]

Amüsanter ist dagegen ein anderes hiesiges Straßenspiel, eine echte Nationalkomödie, die eine etwas genauere Beleuchtung verdient, und mir auch heute von unter meinen Fenstern heitere Zerstreuung heraufgeschickt hat. Es ist dies Punch, der englische, ganz vom italienischen verschiedene Pulcinella [...] Er ist der gottloseste Komiker, der mir noch vorgekommen ist, und so komplett ohne Gewissen, wie das Holz, aus dem er gemacht ist, und ein wenig auch die Klasse der Nation, welche er repräsentiert. Punch hat, wie sein Namensvetter, auch etwas von Arrak Zitronen und Zucker in sich, stark, sauer und süß, und dabei von einem Charakter, der dem Rausche, welchen jener herbeiführt, ziemlich gleich ist. Er ist überdies der vollendetste Egoist, den die Erde trägt, et ne doute jamais de rien [und zweifelt nie an etwas]. Mit dieser unbezwingbaren Lustigkeit und Laune besiegt er auch alles, lacht der Gesetze, der Menschen, und selbst des Teufels, und zeigt in diesem Bilde zum Teil, was der Engländer ist, zum Teil, was er sein möchte, nämlich Eigennutz, Ausdauer, Mut [...]

Sowie der Vorhang aufrollt, hört man hinter der Szene Punch das französische Liedchen Marlborough s'en va-t-en guerre trällern [Melodie in England: For He's a Jolly Good Fellow o. We Won't Go Home Until Morning], worauf er selbst tanzend und guter Dinge erscheint, und in drolligen Versen die Zuschauer benachrichtigt, wes Geistes Kind er sei. Er nennt sich einen muntern, lustigen Kerl, der gern Spaß mache, aber nicht viel von andern verstehe, und wenn er ja sanft werde, ihm dies nur vis-à-vis des schönen Geschlechts arriviere. Sein Geld vertue er frank und frei, und seine Absicht sei überhaupt, das ganze Leben hindurch zu lachen, und dabei so fett als möglich zu werden. Mit den Mädchen sei er allerdings ein Versucher und Verführer, auch, so lange er es habe, ein Freund der bonne chère, wenn er nichts habe, aber auch bereit, von Baumrinde zu leben, und stürbe er einmal - nun so sei's eben weiter nichts, als daß es aus sei, und damit habe denn die Komödie von Punch ein Ende. [...]
Der Hausfreund Scaramutz tritt noch während diesem Lärmen mit einem großen Prügel ein, und setzt sogleich Punch zur Rede, warum er Judy's Lieblingshund geschlagen, der nie jemanden beiße? www.punchandjudy.com"Auch ich schlage nie einen Hund", erwiderte Punch, "aber", fährt er fort, "was habt ihr selbst denn da in der Hand, lieber Scaramutz?" - "O nichts, als eine Geige, wollt ihr vielleicht ihren Ton probieren? Kommt nur einmal her, und vernehmt das herrliche Instrument." - "Danke, danke, lieber Scaramutz", erwidert Punch bescheiden, "ich unterscheide die Töne schon vortrefflich von weitem." Scaramutz läßt sich jedoch nicht abweisen, und indem er, sich mit Gesang akkompagnierend, herumtanzt und seinen Prügel schwingt, gibt er, bei Punch vorbeikommend, diesem wie von ungefähr einen derben Schlag auf den Kopf. Punch tut als merke er gar nichts davon, fängt aber auch zu tanzen an, und, seinen Vorteil wahrnehmend, reißt er plötzlich Scaramutz den Stock aus der Hand, und gibt ihm gleich zum Anfang einen solchen Schlag damit, daß dem armen Scaramutz der Kopf vor die Füße rollt - denn wo Punch hinschlägt, da wächst kein Gras. "Ha ha", ruft er lachend, "hast Du die Geige vernommen, mein guter Scaramutz, und was für einen schönen Ton sie hat! So lange du lebst, mein Junge, wirst du keinen schönern mehr vernehmen." [...]
Nach mehreren Avanturen, die fast alle einen solchen tragischen Ausgang nehmen, wird endlich die Gerechtigkeit wach, und dem Punch ein Constabler zugesendet, um ihn zu arretieren. Dieser findet ihn, wie immer, in der besten Laune, und eben beschäftigt, sich mit Hilfe einer großen Rindviehglocke, wie er sagt, Musik zu machen (eigentlich ein sehr naives Geständnis der Musikkapazität der Nation). [...] "Mr. Punch, laßt einmal Musik und Singen ein wenig beiseite, denn ich komme Euch aus dem letzten Loche singen zu lassen." [...] Punch ergreift die bisher hinter sich gehaltene Glocke, und schlägt dem Constabler damit dermaßen auf das Occiput, daß er wie seine Vorgänger leblos umsinkt, worauf Punch mit einer Kapriole davonspringt, indem man ihn noch hinter der Szene jodeln hört:
Der Krug geht zu Wasser
So lang bis er bricht,
Ein lustiger Prasser
Bekümmert sich nicht. [...]
Ich überlasse Dir alle philosophischen Betrachtungen, deren sich nicht wenige an Punchs Lebenslauf anknüpfen lassen; interessant möchte besonders die Untersuchung sein, wie dieses sich täglich wiederholende, beliebte Volksschauspiel seit so vielen Jahren auf die Moralität des gemeinen Mannes hier eingewirkt haben mag? [...]

Ich fand Mozarts "Figaro" im Drury Lane angekündigt, und freute mich, die süßen, vaterländischen Töne wieder zu hören, ward aber nicht wenig von der unerhörten Behandlung überrascht, die des unsterblichen Komponisten meisterhaftes Werk hier erfahren mußte. Du wirst es mir gewiß kaum glauben wollen, daß weder der Graf, noch die Gräfin, noch Figaro sangen, sondern diese Rollen von bloßen Schauspielern gegeben, und die Hauptarien derselben, mit einiger Veränderung der Worte, von den übrigen Sängern vorgetragen wurden, wozu der Gärtner noch eingelegte englische Volkslieder zum besten gab, die sich zu Mozarts Musik ohngefähr wie ein Pechpflaster auf dem Gesichte der Venus ausnahmen. Drury Lane Theatre, 1890s, www.andreas-praefcke.deDie ganze Oper war überdies von einem Herrn Bischoff (was ich auch auf der Affiche bemerkt sah, und zuerst gar nicht verstand) "arrangiert", d.h. englischen Ohren durch die abgeschmackten Abänderungen gerechter gemacht. Die englische Nationalmusik, deren plumpe Melodien man keinen Augenblick verkennen kann, hat, für mich wenigstens, etwas ganz ausnehmend Widriges - einen Ausdruck brutaler Gefühle in Schmerz und Lust, der sich von Roastbeef, Plumpudding und Porter ressentiert. [...]

Brighton, 1827. Öffentliche Reunions-Säle, Badelisten etc. gibt es hier gar nicht. Brighton heißt nur ein Badeort in unserm Sinne, und dient hauptsächlich den Einwohnern Londons, die Zerstreuung und gesundere Luft suchen, und keinen eigenen Landsitz haben, oder das Haushalten dort zu kostspielig finden, zum Winteraufenthalt [...] Ball! [...] Eine enge Treppe führte zum Lokale hinauf, und ohne Vorzimmer, kam man unmittelbar in einen schlecht erleuchteten, und höchst ärmlich meublierten Saal, um welchen rund umher eine Galerie von wollenen Stricken gezogen war, die Tanzenden von den Zuschauern zu trennen. Eine Tribüne für die Musik war so ungeschickt mit schlecht gewaschenem Weißzeuge drapiert, daß es aussah, als wenn man Bettücher zum Trocknen aufgehangen hätte. Dazu denke Dir noch einen zweiten Saal daneben mit fortlaufenden Bänken an den Wänden und einem großen Teetisch in der Mitte, in beiden aber die zahlreiche Gesellschaft ganz rabenschwarz von Kopf zu Fuß, inklusive Handschuh, wegen der Trauer, und dabei ein so melancholisches Tanzen mit keiner Spur von Lebhaftigkeit oder Freude, daß man die Leute wegen der unnützen Fatigue bedauert, so wirst Du eine sehr treue Idee von Brightons Almacks (so werden diese sehr fashionablen Bälle genannt) haben. [...]

Die Marquise erzählte mir hierauf von einem ihrer anwesenden Verwandten, dem Chef eines Highlander Clans mit einem Namen, so lang als ein spanischer Nachkommen der Könige der Inseln, und stolz wie Holofernes auf tausendjährigen Adel, der meine Bekanntschaft zu machen wünsche. [...] Die Hauptsache, auf die der liebe Mann, der gut seine 50 Jahre und darüber zählte, immerwährend zurückkam, war seine schottische Tracht, die er mir sehr ausführlich beschrieb, und daher mit Wohlgefallen seines Aufenthalts in Berlin erwähnte, wo er Anno 1800 gewesen und, wie er berichtete, seine Tracht bei der Revue allen so aufgefallen sei, daß der König ihn, ohne daß er Seiner Majestät noch präsentiert gewesen sei, schon in Potsdam zur Tafel eingeladen, eine Ehre, die, seiner Versicherung nach, nur den Pairs des Landes und den ausgezeichnetsten Fremden zuteil würde. [...] Ich war natürlich ganz Bewunderung und Aufmerksamkeit gewesen, und sagte nun: es wäre sonderbar, gerade 1800 hätte ich mich als Kind mit meinem Vater in der Berliner Oper neben der königlichen Loge befunden, und erinnere mich noch heute, daß ich darin zum erstenmal in meinem Leben einen Schotten ohne Hosen gesehen, und wie ein Wunder von Pracht und Schönheit angestaunt habe. "Than I was the man, I was the man!" schrie mein alter Schotte ganz außer sich, und von diesem Augenblick hatte ich sein Herz gänzlich erobert [...]

Auch in neuerer Zeit hatten wir in Berlin das Glück, einen jungen Schotten, und sogar den Sohn Walter Scotts, in seiner Nationaltracht zu bewundern. Er erschien auf einem Feste mit noch einem andern Landsmanne, der in gewöhnlich schwarzer Kleidung, höchst mager und blaß, dem Vampyr, Lord Ruthven, nicht unähnlich sah. Eine mordante Chanson, die am andern Morgen die Fete beschrieb, endigte mit folgenden Worten:
... enfin parut
Lord Ruthven et jeune Scott,
L'un sans cul, et l'autre sans culottes.

[... schließlich erschien
Lord Ruthven und der junge Scott,
Der eine ohne Arsch, der andere ohne Hosen.]

Es gibt jetzt täglich hier mehrere Privatbälle, und das in so kleinen Quartieren, daß ein ehrlicher deutscher Bürger nicht wagen wurde, zwölf Personen dahin einzuladen, wo man hier einige hundert, wie Negersklaven, zusammendrängt. Es ist noch ärger wie in London, und der Raum für die Contredanse gewährt nur eben die mathematische Möglichkeit, tanzähnliche Demonstrationen anzudeuten. Ein Ball ohne dieses Gedränge würde indes ganz gering geschätzt werden, und ein Gast, der die Treppe leer fände, wahrscheinlich wieder wegfahren. [...] Ist man aber nun einmal herein, so muß man gestehen, daß man nirgends eine größere Menge hübscher Mädchen sieht und mal gré bon gré [wohl oder übel] an sie gedrückt wird als hier. [...] www.splittree.org/vienwalz.htm Die Musik bei allen diesen Bällen besteht bloß aus einem Piano und einem Blasinstrument. Die Musiker wissen beiden aber einen solchen Lärm abzulocken, daß man in der Nähe aller Konversation entsagen muß. [...]

Ehe ich Brighton verließ, mußte ich noch einer musikalischen Soiree beiwohnen, eine der härtesten Prüfungen, denen Fremde in England ausgesetzt sind. Jede Mutter, die eine erwachsene Tochter besitzt, für welche sie schweres Geld an den Musikmeister hat zahlen müssen, will auch die Satisfaktion genießen, dies junge Talent bewundern zu lassen. Das quäkt und trommelt nun rechts und links, daß einem weh und weichlich zumute wird, und, selbst wenn eine Engländerin singen kann, so hat sie doch fast nie weder Methode noch Stimme. Die Herren sind weit angenehmere Dilettanten, denn bei ihrem Gesang hat man wenigstens das Vergnügen einer possierlichen Farce. Der Matador unter allen solchen hiesigen Gesellschaftssängern ist ein gewisser Kapitän H... Dieser Mann hat keine andere Stimme als die eines heisern Bullenbeißers, keine andere Idee vom Singen als ein Bauer in der Kirche, und nicht mehr Gehör als ein Maulwurf. So ausgestattet, schien er doch keinen größern Genuß zu kennen, als sich hören zu lassen, und der berühmte David tritt timider auf als er. Das Originellste war jedoch die Art seines Vortrags. Sobald er sich ans Klavier gesetzt hatte, schlug er mit dem Zeigefinger nur einen Ton auf dem Instrumente an, mit welchem, seiner Meinung nach, die Arie anfangen sollte, und intonierte dann wie ein Gewitter, jedesmal aber ein oder zwei Töne tiefer als der angeschlagene Ton, worauf er ohne Rast noch Pause, und ohne alles weitere Accompagnement, die ganze Arie mit den seltsamsten Gesichtsverdrehungen durcharbeitete. Man muß so etwas selbst gesehen haben, um es für möglich zu halten, und das in einer Gesellschaft von wenigstens 50 Personen. Dabei wählte er gewöhnlich italienische Texte, obwohl ihm die Kenntnis dieser Sprache gänzlich abging, und brüllte daher oft mit seiner Stentorstimme Worte heraus, welche alle Damen zum Weglaufen gezwungen haben müßten, wenn sie ihre Bedeutung verstanden hätten. [...]

London. Nirgends begegnet der Liebhaber des "Mittelalters" mehr konservierten Frauen "fat, fair and forty" als in der englischen Gesellschaft. Auch noch reifere Jahre machen sich geltend. [...] Den ersten Rang darunter behauptet eine gewisse Gräfin, früher der Kaufmannswelt entsprossen, und eine große pazza per la musica [verrückt nach Musik], die sich jedesmal regelmäßig in die zuletzt angekommene große Sängerin verliebt, und ihr dann, gleich einer Busenfreundin, alle Vergnügungen der Hauptstadt verschafft. In einem sehr guten englischen Roman ward sie neulich unter dem deutschen Namen Geigenklang aufgeführt, und äußerst treu geschildert. [...] Warum ihr übrigens der englische Satiriker den Namen Geigenklang gegeben, begreife ich nicht recht, da sie von allen Instrumenten, die sie so sehr anbetet, vermöge der Beschaffenheit ihres Teints, ihrer Taille und ihres Organs unbezweifelt nur mit der Trommel einige Ähnlichkeit hat. [...]

Der Trouble dieser Tage war sehr einförmig, nur ein Diner beim spanischen Gesandten bietet mir eine angenehme Erinnerung, wo eine feurige und schöne Spanierin nach Tisch Boleros auf eine Art sang, die einen ganz neuen Musiksinn in mir erweckte. Wenn ich darnach, und einem Fandango, urteile, den ich einmal tanzen sah, muß die spanische Gesellschaft etwas sehr verschiedenes von der unsrigen, und bei weitem pikanter sein. [...] Währenddem geriet ich auf die Ausstellung des Gewerbfleißes, wo man gar manches Interessantes sieht, als z.B. [...] ein Fortepiano, das, außer zu dem gewöhnlichen Gebrauche zu dienen, auch noch hundert Stücke extra allein spielt, so daß man diese mit eignen Phantasien auf den Tasten begleiten kann [...] Originell waren auch die Tiroler Sänger, die hier sehr Mode geworden sind, alle, selbst den König, der mit ihnen deutsch spricht, du nennen, und keine falsche Menschenfurcht kennen. [...] Sie versicherten enthusiastisch, daß ihr Heiliger sie hierher geführt haben müsse, denn wenige Monate hatten ihnen nun schon siebentausend Pfund Sterling eingebracht, die sie sich bar mit ihren zwölf Liedern ersungen. Der Fürst Esterházy hat dies Gejodle hier Mode gemacht, und Mode ist hier alles. [...]

Fortsetzung folgt.

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Briefe eines Verstorbenen (Auszüge)
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/2002.

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